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1963 wurde mit dem Frankfurter Auschwitz-Prozeß (in 20 Monaten bis 1965) gegen 20 SS-Verbrecher in Frankfurt am Main der bis dahin größte Schwurgerichtsprozeß der bundesdeutschen Justizgeschichte eröffnet. Niemals zuvor haben so viele Überlebende (211 Personen) des zentralen Vernichtungslagers eingehender die Wahrheit und Wirklichkeit von Auschwitz bezeugen können, wurde ein so authentisches Bild der nationalsozialistischen Judenverfolgung der Welt vor Augen geführt. Das perfide Terrorsystem der SS, die Methodik und Systematik totaler Herrschaft, macht kaum ein anderes historisches Beispiel…mehr

Produktbeschreibung
1963 wurde mit dem Frankfurter Auschwitz-Prozeß (in 20 Monaten bis 1965) gegen 20 SS-Verbrecher in Frankfurt am Main der bis dahin größte Schwurgerichtsprozeß der bundesdeutschen Justizgeschichte eröffnet. Niemals zuvor haben so viele Überlebende (211 Personen) des zentralen Vernichtungslagers eingehender die Wahrheit und Wirklichkeit von Auschwitz bezeugen können, wurde ein so authentisches Bild der nationalsozialistischen Judenverfolgung der Welt vor Augen geführt. Das perfide Terrorsystem der SS, die Methodik und Systematik totaler Herrschaft, macht kaum ein anderes historisches Beispiel klarer.
Dieses zeitgeschichtliche Ereignis nimmt das Fritz Bauer Institut an der Johann Wolfgang Goethe Universität, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, zum Anlaß für eine Gedenkausstellung, in der sowohl der wirkungsgeschichtliche Hintergrund des Verfahrens, seine historische Einordnung, sein Echo als auch juristische, politische und kulturelle Folgen dargestellt werden.
Die Ausstellung und der zudem für wissenschaftliche Zwecke gedachte Katalog behandeln alle Kapitel des Holocaust: angefangen von einer Chronik der "Endlösung", über eine historische Einordnung der Prozesse von Nürnberg, Warschau (gegen den Auschwitz-Kommandanten Höß) und Jerusalem (gegen den Organisator der Deportationen Eichmann), bis hin zur Frage der Täter- und Gehilfenschaft sowie der Rekonstruktion des Auschwitz-Prozesses am Beispiel von sechs Angeklagten. Dabei rückt nach jahrelanger Transkription der Tonbandmitschnitt des Prozesses das Zeugnis der Überlebenden in den Mittelpunkt.
Die Vorstellung Hanah Arendts, den Holocaust nicht nur wisenschaftlich, sondern künstlerisch zu fassen, um so "das Nacherzählen in Gang (...) zu bringen", folgen zudem die Interventionen einer Reihe eigens eingeladener Künstlerinnen und Künstler: Tamy Ben-Tor, Tania Bruguera, Loris Cecchini, Els Dietvorst, Claus Föttinger, Robert Kusmirowski, Hermann Maier Neustadt, Bojan Sarcevic, Wilhelm Sasnal, Silvia Schreiber, Joachim Seinfeld und Gitte Villesen.
Autorenporträt
Irmtrud Wojak, Dr. phil., ist stellvertretende Leiterin des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust in Frankfurt/Main. Zuletzt gab sie bei Campus gemeinsam mit Peter Hayes für das Fritz Bauer Institut "Arisierung" im Nationalsozialismus. Volksgemeinschaft, Raub und Gedächtnis" (2000) heraus.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Karl Otmar Freiherr von Aretin lobt diesen Band, der die Ausstellung zum 40. Jahrestag des Auschwitz-Prozesses des Frankfurter Fritz-Bauer-Institut begleitet, als "vorbildlich". Er versammelt wissenschaftliche Beiträge neben einer "breiten historischen Dokumentation" der Prozessgeschichte sowie die Rezeption und den Widerhall, den der Auschwitz-Prozess in "Literatur, Philosophie und in der Publizistik" fand, erläutert der Rezensent. Er empfiehlt, die Lektüre bei dem Beitrag über die juristische Aufarbeitung des Nationalsozialismus von Wolfgang Benz zu beginnen, weil er deutlich mache, mit welchen Schwierigkeiten die Gerichte zu kämpfen hatten. Dann geht Aretin auf die Einleitung von Irmtrud Wojak ein, die über das Vorgehen des Frankfurter Generalstabsanwalts Fritz Bauer berichtet, dem es gelang, trotz der relativ langen Zeitspanne zwischen den Verbrechen in Auschwitz und dem Prozess 212 Zeugen in Polen ausfindig zu machen, womit überhaupt erst die "Voraussetzung für den Prozess" geschaffen werden konnten. Dann nennt der Rezensent noch den Beitrag von Hans Mommsen über die Planung des Massenmords, in dem dieser "überzeugend" nachweist, dass die "Endlösung" nicht von Anfang an geplant war und den Aufsatz von Joachim Perels, der die erschreckende Tatsache belegt, wie die "deutsche Justiz den Tätern entgegenkam". Von Aretin empfiehlt diesen Band ohne jede Einschränkung zur Lektüre, nicht zuletzt deshalb, weil es die unfassbaren, die Vorstellungen übersteigenden Verbrechen ein Stück weit näher bringt. Dabei lasse einen "die Kaltschnäuzigkeit", die die Täter vor Gericht bei ihrer Verteidigung an den Tag legten, "erschauern", so der Rezensent erschüttert, der das Buch als in seiner "Dichte vorbildlich" preist.

© Perlentaucher Medien GmbH
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