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Im letzten Teil der skandinavischen Misanthropie vollendet Matias Faldbakken das Bild einer Gesellschaft, in der Realität und Illusion, Sex und Liebe, Individualität und Massenkonsum nicht mehr zu unterscheiden sind. Im Mittelpunkt von Unfun stehen Lucy, afrikanisch-skandinavische Anarchistin, und ihr Ex-Mann Slaktus, Fitnessfanatiker und Gewaltintellektueller. Zusammen mit ihren hyperaktiven Zwillingssöhnen deren ätzendes Lachen jede Moral untergräbt , ist die einstige Familie in ein neues Projekt von Slaktus eingebunden: der Entwickung des Online-Slasher- Games Deathbox. Dieses ist nicht nur…mehr

Produktbeschreibung
Im letzten Teil der skandinavischen Misanthropie vollendet Matias Faldbakken das Bild einer Gesellschaft, in der Realität und Illusion, Sex und Liebe, Individualität und Massenkonsum nicht mehr zu unterscheiden sind. Im Mittelpunkt von Unfun stehen Lucy, afrikanisch-skandinavische Anarchistin, und ihr Ex-Mann Slaktus, Fitnessfanatiker und Gewaltintellektueller. Zusammen mit ihren hyperaktiven Zwillingssöhnen deren ätzendes Lachen jede Moral untergräbt , ist die einstige Familie in ein neues Projekt von Slaktus eingebunden: der Entwickung des Online-Slasher- Games Deathbox. Dieses ist nicht nur von Horrorfilmen aus den 70er Jahren inspiriert, sondern auch von Joseph Conrads Klassiker Herz der Finsternis. Das Spiel bildet den Hintergrund für ein groteskes Familiendrama. Lucy ist Opfer und Heldin zugleich, und sie hat nichts mehr zu verlieren. Der dritte Teil des großen Gesellschaftspornos Mit den aufsehenerregenden Konzeptromanen The Cocka Hola Company und Macht und Rebel avancierte Matias Faldbakken zum Kultautor, der allein in Deutschland bislang über 50.000 Leser erreicht hat. Jetzt folgt der Showdown: Unfun erzählt aus der Sicht der anarchischen Frau Lucy von den letzten Tagen einer Gruppe von Menschen, die man früher einmal Familie genannt hat. »Das alles liest sich grässlich, schauerlich, ekelhaft, grandios und unterhaltsam. « Volker Weidermann , FAS , über Cocka Hola »Faldbakken ist der säuisch genial den Zeitgeist sezierende Gangstarapper der Popliteratur.« Sly & The Family Tunes
Autorenporträt
Matias Faldbakken, geboren 1973, lebt als Schriftsteller und bildender Künstler in Oslo. 2001 erschien sein umstrittener und viel diskutierter Debütroman The Cocka Hola Company, 2007 vertrat er Norwegen bei der Biennale in Venedig. Faldbakken gilt als einer der wichtigsten literarischen Stimmen einer neuen Generation. Seine Romane wurden in Deutschland auch für das Theater inszeniert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2009

Das dunkle Herz Europas
Matias Faldbakken vollendet mit "Unfun" seine Trilogie

David Foster Wallace nannte die Materialschlacht eines Films wie "Terminator 2" "Special Effects Porn", während der sogenannte "Torture Porn", die freimütige Inszenierung teuflischer Folterphantasien, in den letzten Jahren mit Filmen wie "Hostel" oder "Saw" auch hierzulande erfolgreich im Kino lief. Matias Faldbakkens neuer Roman "Unfun" wiederum wird als literarische Gesellschaftspornographie klassifiziert. Der norwegische Autor und Künstler, Jahrgang 1973, schließt damit seine Trilogie der skandinavischen Misanthropie ab, die mit "The Cocka Hola Company" und "Macht und Rebel" ihren durchaus umstrittenen Anfang nahm.

Im Vordergrund des Romans stehen zunächst deutliche Bezüge auf die genannte Unterabteilung des Horrorgenres, auf Slasher- und Splatterfilme. Man muss allerdings kein Kenner dieser abseitigen Kulturprodukte sein, um Matias Faldbakkens brutaler Satire folgen zu können. Schließlich geht es ihm um Konzepte, und es wird schon auf den ersten Seiten erklärt, was es etwa filmwissenschaftlich mit der Theorie des "Final Girl" auf sich hat, jenes sittsamen Mädchens, das in der Fiktion jeden psychopathischen Messerstecher am Ende zur Strecke bringt.

Matias Faldbakken dreht den Spieß hier ebenso geschickt um wie einer seiner Protagonisten: Slaktus, laut seiner von ihm mehrfach misshandelten früheren Freundin Lucy ein neuer Typ Mann, ein "Gewaltintellektueller", will mit "Deathbox" ein Internetspiel kreieren, das Joseph Conrads Roman "Herz der Finsternis" umkehrt. Darin soll der Spieler in die Rolle eines Schwarzen schlüpfen, der mit einer Steinsäge mordend durch Paris zieht, um das dunkle Herz Europas in Stücke zu schneiden.

Um sein blutrünstiges Szenario auf die Spitze zu treiben, erklärt Faldbakken zudem einige Romanfiguren zu Abkömmlingen des afrikanischen Ik-Stammes, wobei er den fragwürdigen Anthropologen Colin Turnbull beim Wort nimmt. Dieser hatte dem berüchtigten "Volk ohne Liebe" attestiert, unbarmherzig und egoistisch zu sein und selbst über Grausamkeiten im engsten Familienkreis zu lachen. Die hier zu erwartende, abgenutzte Phrase, dass jemandem das Lachen im Halse steckenbleiben werde, pervertiert Faldbakken allerdings hier selbst konsequent.

Im Kern geht es in "Unfun" um Penetration, im sexuellen wie gewalttätigen Sinne; es geht um Rassismus, um das Geschlechterverhältnis und um popkulturelle Phänomene, die Rückschlüsse auf ein soziales Gefüge zulassen, das sich an sadistischen Auswüchsen virtuell wie real delektiert. Dem Leser wird dabei viel abverlangt, weil Faldbakken vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschreckt. Er schreibt gelegentlich abstoßend und obszön, versteht es jedoch zugleich, Essayistisches und Albernes in seinen durch konzeptkünstlerische Ideen rasenden Roman zu integrieren. "Unfun" ist der furioseste, vielleicht sogar der schlüssigste Teil einer Trilogie, die ganz sicher nicht nur Verächter der Menschheit zur Hand nehmen sollten.

ALEXANDER MÜLLER.

Matias Faldbakken: "Unfun". Roman. Aus dem Norwegischen von Max Stadler. Blumenbar Verlag, München 2009. 270 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.07.2009

Es kommt der Tag, da will die Säge sägen
Ein ziemlich durchgedrehter Splatter-Slapstick: Matias Faldbakkens Roman „Unfun. Skandinavische Misanthropie III”
Frauen machen die seltsamsten Dinge, um Männern einen Gefallen zu tun, da bildet die ansonsten recht unkonventionelle Heldin dieses Romans keine Ausnahme. 14 Kilo schwer ist die Steinsäge, die Lucy, eine skandinavische Anarchistin mit afrikanischem Vater, für ihren Ex-Mann von Paris nach Oslo transportiert. Nun sitzt sie mit „Tuck, der Steinsäge”, auf der Fähre von Kiel nach Oslo und vertreibt sich die Zeit, indem sie eine Frau aufreißt, auf die alle Männer scharf sind. Dabei führt der Autor den Leser erst einmal in die Irre. Denn der weiß am Anfang noch nicht, dass das Ich, das da erzählt, vögelt und sich über weibliche Sexualität auslässt, kein Mann ist. Im Gegensatz zum trostlosen männlichen Durchschnitt, der sich auf der Fähre tummelt, weiß Lucy, wie man eine Frau verführt.
Sie war gerade mal fünfzehn, als sie in einer abgelegenen Waldhütte Drillinge bekam. Ein Sohn musste der Symmetrie wegen dran glauben. Die beiden überlebenden Söhne ließ sie nicht ins Geburtenregister eintragen. Es sollte ein Geschenk sein: das Angebot, draußen bleiben zu dürfen, niemals Teil der Gesellschaft zu sein. Doch Atal und Wataman waren zu blöd, das Angebot anzunehmen. Mittlerweile sind sie zwanzig, zwei hyperaktive Nichtsnutze, die außer fernsehen und Computer spielen nicht viel im Sinn haben. Gemeinsam leben sie in einer total vermüllten Wohnung. Ihr Geld drucken sie selbst, gelegentlich assistieren sie ihrem Vater, der ursprünglich einen Film drehen wollte und seit mehreren Jahren an der Entwicklung eines Online-Slasher-Games namens „Deathbox” arbeitet.
Der Spiel-Plot ist eine Art umgedrehte Version von Joseph Conrads Novelle „Herz der Finsternis”. Ein französischer Straßenarbeiter aus dem Kongo lässt dem „Zorn Afrikas” freien Lauf und beginnt mitten in Paris mit einer Steinsäge ein großes Gemetzel. Das Spiel, für dessen realistische Darstellung eigens ein schwarzer Schauspieler engagiert wurde, steht kurz vor dem Abschluss. Doch die Betaversion ist voller Programmierfehler, die Lucys Ex-Mann Slaktus, einen fitnessgestählten „Gewaltintellektuellen”, zur Verzweiflung treiben. Er beginnt wieder zu trinken und zu prügeln. Irgendwann hat Lucy genug und macht dem Drama das genretypische Ende.
„Unfun” ist, nach „The Cocka Hola Company” und „Macht und Rebel” der Abschluss der Trilogie „Skandinavischen Misanthropie” des 1973 geborenen Norwegers Matias Faldbakken. Der Roman liest sich mit seiner lockeren Sprache und vielen englischen Dialogen ausgesprochen unterhaltsam. Und das, obwohl er bis zum Bersten angefüllt ist mit Theoriefragmenten. Alles was hip war in den letzten Jahrzehnten spukt durch diesen Roman, der Gender-Diskurs, Anarcho-Debatten, die Frage, wo der Nullpunkt der Bedeutung ist und ob dort etwa die Freiheit wohnt. Zur Versuchsanordnung gehört, dass Splatter-Elemente den Roman durchziehen. Matias Faldbakken, der auch als bildender Künstler arbeitet, navigiert geschickt durch jene Hyperrealität, die für viele längst Alltag ist und vor allem auf Bildschirmen stattfindet. Dass Gewalt dort selbstverständlich ist, mag befremdlich sein, ist aber Teil einer Realität, der man mit Moral nicht beikommt.
Gerade die für aufgeklärte Geister so perfide Mixtur von Gewalt- und Befreiungsdiskurs, wie sie typisch ist für die Gamer- und Hip-Hop-Szene, setzt Faldbakken gekonnt um. „Unfun” ist der Slapstick eines hysterisch übersteigerten Familienromans, der Tendenzen der Gegenwart cool und trivial hochrechnet. Eigentlich ist er eher ein Brückenschlag als eine Provokation: zwischen zwei Welten, die selten miteinander in Berührung kommen.MEIKE FESSMANN
MATIAS FALDBAKKEN: Unfun. Skandinavische Misanthropie III. Roman. Aus dem Norwegischen von Max Stadler. Blumenbar Verlag, München 2009. 270 Seiten, 19,90 Euro.
Wenn du von Paris nach Oslo reist, vergiss die Säge nicht! Du wirst sie brauchen. Foto: picture-alliance/dpa / dpaweb
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erst im letzten Satz seiner kurzen Rezension lässt sich Alexander Müller dazu hinreißen, "Unfun" mit dem Matias Faldbakken seine "skandinavische Misanthrophie"-Trilogie abschließt, zu empfehlen. Zuvor spricht er ausschließlich von nahezu unerträglichen Gewaltbildern und Perversionen, die schlichtweg scham- und geschmacklos seien. Rassismus, sexuelle Gewalt und popkultureller Sadismus sind zentrale Themen, die der Rezensent aber schlussendlich doch in den "konzeptkünstlerisch" anspruchsvollen Roman schlüssig eingeflochten sieht. Außerdem sei der dritte Teil der Trilogie der "furioseste", versichert Müller.

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