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Einstmals war Carla Zimmermädchen auf Langeoog. Wie jedes Zimmermädchen musste Carla tagein, tagaus Betten beziehen und aufschütteln, Flure saugen, Treppen wischen und Fenster putzen. In ihrer Freizeit lag sie in den Dünen und ereiferte sich mit anderen Zimmermädchen über den Mangel an attraktiven Männern. Doch eines Tages reisten die Teilnehmer des Ärztekongresses an, plötzlich bevölkerten lauter gut aussehende Doktoren die Friesenpension "Zum Deichgrafen". Die Autorin ist eine Meisterin der literarischen Gratwanderung zwischen Komik und Tristesse, zwischen Banalität und Raffinesse - in diesem Buch stellt sie dieses Können erneut unter Beweis.…mehr

Produktbeschreibung
Einstmals war Carla Zimmermädchen auf Langeoog. Wie jedes Zimmermädchen musste Carla tagein, tagaus Betten beziehen und aufschütteln, Flure saugen, Treppen wischen und Fenster putzen. In ihrer Freizeit lag sie in den Dünen und ereiferte sich mit anderen Zimmermädchen
über den Mangel an attraktiven Männern. Doch eines Tages reisten die Teilnehmer des Ärztekongresses an, plötzlich bevölkerten lauter gut aussehende Doktoren die Friesenpension "Zum Deichgrafen".
Die Autorin ist eine Meisterin der literarischen Gratwanderung zwischen Komik und Tristesse, zwischen Banalität und Raffinesse - in diesem Buch stellt sie dieses Können erneut unter Beweis.
Autorenporträt
Annegret Held, geb. 1962 in Pottum im Westerwald, besuchte die Polizeischule in Wiesbaden. Darauf folgten drei Jahre Streifendienst in Darmstadt. Sie studierte Ethnologie und Kunstgeschichte in Heidelberg. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrer Tochter in Frankfurt.
Rezensionen
"Carla ist Zimmermädchen auf Langeoog. Kleine Insel, kleine, aber feine Pension "Zum Deichgraf", kleine, aber gemeine Prosa von Annegret Held, die wieder einmal zeigt, wie ungewöhnlich unterhaltsam sie zu formulieren versteht. Diesmal also Carla, Langeoog, Pension. Putzen, wischen, Betten beziehen, über Männermangel klagen. Bis eines Tages ein ganzer Ärztekongress aufschlägt, lauter attraktive Doktoren. Mit denen es aber, bei Lichte betrachtet, auch nicht so weit her ist... Ironische Mädchengeschichte mit zartbitteren Untertönen." (Hörzu)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2003

Friesische Feudelfreuden
Aber Annegret Helds „Zimmermädchen” schrubbt vergebens
Zuerst mal vor der eigenen Haustür zu kehren, möchte man dem Zimmermädchen zurufen, wenn es wieder über „die verschnarchten Jahrgänge” seiner „gähnenden Generation” mault. Carla ist neunzehn, arbeitet einen Achtziger-Jahre-Sommer in der Pension „Zum Deichgrafen” auf Langeoog und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass etwas passiert. Annegret Helds Versuch, sieben Wochen Langeweile in eine „Novelle” zu verwandeln, erleidet Schiffbruch, und das ist schade. Denn die Macken der Hauptfigur und das Frieseninselkabinett aus Fräuleins und Doktoren bieten eigentlich genug Stoff für unerhörte Begebenheiten.
Anstatt das Putzen als profane Angelegenheit abzuwickeln, schrubbt Carla nämlich mit der religiösen Inbrunst einer mittelalterlichen Mystikerin. Meister Eckhart ist ihr Reinigungsfluidum, mit dessen Hilfe sie den Geist über das Fleisch siegen lassen will. Ganz unten, im Schmutz, will sie sich die Eintrittskarte für das Leben verdienen, und deshalb würde sie am liebsten noch den vergilbtesten Schorf von den Sammelklos abkratzen. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich floss über vor Liebe zu den Fenstern.” Mit der Einfältigkeit der Provinzlerin freut sie sich über die Welten, die ihr der Generalschlüssel der Pension eröffnet: Schaumrückstände nächtlicher Auschweifungen in Zimmer Neunzehn, Miss-Fenjala-Offenbarungen im Zimmer eines alten Mädchens.
Doch die Angst, genauso wie eine der sitzengelassenen „Strandkrähen” zu enden, lässt das Zimmermädchen auf die männlichen Teilnehmer eines Gynäkologenkongresses hoffen. Dass sich selbst der Passabelste unter ihnen immer noch als proletiger Charakterschwächling „mit dem Charme eines taubstummen Bodyguards” herausstellt, schreckt Carla nicht wirklich: Sie redet sich ihren Doktor immer aufs Neue schön.
Diese Techniken freiwilliger Selbsterniedrigung, die mit ironischer Distanz und flottem Stil durchexerziert werden, können nicht verhindern, dass die Ausgangslage – Warten, Putzen, Gähnen – übermächtig bleibt. Annegret Held, Jahrgang 1962 und mit dem Roman „Die Baumfresserin” bekannt geworden, scheint eher die verschrobenen fünfziger Jahre als die achtziger porträtiert zu haben, auch wenn Vanilletee und erste CD-Player dezente Markierungen setzen. Carla wundert sich, dass man als Zimmermädchen tatsächlich schlecht behandelt wird, und singt bis zum Schluss „Ein Schiff wird kommen”. Bevor es den einen bringt, hat man die Hoffnung schon aufgegeben.
JUTTA PERSON
ANNEGRET HELD: Das Zimmermädchen. Novelle. Marebuchverlag, Hamburg 2003. 250 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2003

Denken fürs Tagebuch
Versenkt vor Langeoog: Annegret Helds Zimmermädchenreport

Wohin beim ersten Sonnenschein? Wir fahren ans Meer. Mit der marebibliothek, die uns Geschichten vom Meer verspricht. Dort sind wir nicht allein. Wir treffen dort Carla. Die ist neunzehn Jahre alt und ein rechter Dussel. Carla möchte das Leben kennenlernen. Sie nimmt dazu einen Job als Zimmermädchen in der Ferienpension "Zum Deichgrafen" auf der Insel Langeoog an. Das kann heiter werden. Carla putzt alle Fenster und auch die Toiletten, denn: "wenn man ins Leben hinausgeht, soll man ganz unten anfangen . . . wer nicht fähig ist, ein schmutziges Klo mit Hingabe, Sorgfalt und Akribie auf das schönste zu reinigen und zu polieren, der darf auch später nicht irgendwas Höheres darstellen".

Was sind das für antizyklische Aussichten von der Klobrille herunter! Am Feierabend liest das junge Zimmermädchen mit dem Klotick im Sand Thomas Manns "Tod in Venedig". Christa Wolfs dicken Roman "Kindheitsmuster" hat sie noch ungelesen im Gepäck stecken. Das bringt sie aber auch nicht weiter. Sie möchte gerne Journalistin werden, schreiben: "Schreiben bestimmt" nennt sie das Gefühl. Das probt sie in ihrem Tagebuch. Zu dem rennt sie hin, wenn ihr "wieder wichtige Gedanken gekommen" sind. Über diese Gedanken verliert sie dankenswerterweise kein Wort. Das Zimmermädchendasein ist öde. Bei der Arbeit singt Carla "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt'". Das hilft ihr über die Runden, uns nicht.

Dann endlich: Die Ärzte reisen an! Allesamt sind es Gynäkologen, die eine Tagung besuchen. Jetzt wird es richtig spannend. Das Herz klopft, der Kopf schwirrt. Carla, was wirst du tun? Prompt verguckt sie sich in einen Frauenarzt. Der wohnt in Nummer elf. Dem Elfer schüttet sie beim Bedienen rote Bete über die Hose und rubbelt dann am Mann in der Hose so lange herum, bis sie feststellen muß, "daß sich im Doktor eine gewisse Begeisterung regte". Carla, Carla! rufen wir. Und mit uns ruft die alte Chefin Frau Silke Sörensen: Carla, Carla! Der Doktorschlingel aber möchte auch an den kommenden Tagen nur das eine. Und das ganz schnell und ohne ein einziges romantisches Wörtchen. Der Doktor verliert den Zweikampf der Geschlechter, obwohl Carlas Blut auch heftig wallt. Aber so direkt, so ohne Umschweife möchte sie die Liebe nun auch wieder nicht haben. Dann eben nicht. Auf Wiedersehen, Gynäkologie. Damit ist die Dreigroschenheftgeschichte von dem Zimmermädchen auf Langeoog aus. Die marebibliothek hat ihr Versprechen nicht gehalten und ein Buch im Meer versenkt. Das Meer rauscht, als wäre nichts gewesen. Und wir stehen am Strand und trauen dem Meer nicht mehr, das solche seichten Bücher anschwemmt.

EBERHARD RATHGEB.

Annegret Held: "Das Zimmermädchen". Novelle. Herausgegeben von Denis Scheck. Band 7. marebuchverlag, Hamburg 2003. 250 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Das ist ja mal eine originelle Hauptfigur, eine Putzfrau mit Putzzwang, den sie aber einfach fröhlich akzeptiert und durch das Naheliegendste bewältigt: putzend. Andreas Wirthensohn ist von dieser Erfindung Orths' zunächst geradezu bezaubert und folgt dem jungen Autor, der beim Bachmann-Wettbewerb auffiel auch bei weiteren Eigentümlichkeiten seiner Hauptperson: Sie legt sich unter die Hotelbetten der Gäste, belauscht sie, aber ohne Voyeurismus, mehr um sich ein Bbild von der Welt zu machen. Bis dahin hätte es Wirthensohn gereicht - aber die Geschichte geht weiter, wird zum kleinen Roman gedehnt und hier scheint sich der Autor dann doch etwas zu verheddern. Weniger wäre mehr gewesen. Aber man merkt, dass Wirthensohn dem Autor mehr zutraut und hofft, dass dem Erstling ein Zweitling folgt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Überaus vergnüglich zu lesen, wie sich ein 19-jähriges Mädchen das Leben und die Liebe vorstellt und gleichzeitig den täglichen Wahnsinn in einer deutschen Pension beobachtet."

Elke Heidenreich