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Produktdetails
  • Verlag: pro Message
  • Seitenzahl: 384
  • Deutsch
  • Abmessung: 185mm
  • Gewicht: 445g
  • ISBN-13: 9783934845077
  • ISBN-10: 393484507X
  • Artikelnr.: 10487792
Autorenporträt
James Fenimore Cooper, geb. 1789 in Burlington/New Jersey, verfaßte politische Schriften, Reisebücher, sozialkritische Romane, Satiren und Seeromane, mit denen er Wegbereiter für Herman Melville und Joseph Conrad war. Der Autor verstarb 1851 in Cooperstown/New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2005

Amerikaner sind gern in Alteuropa
Bushs Vorgänger: James Fenimore Cooper, Dichter des "Lederstrumpfs", suchte Maßstäbe für uns / Von Tilman Spreckelsen

Der Gast von jenseits des Ozeans ist höflich, interessiert, aufgeschlossen für lokale Überlieferungen; seine Zeit in Europa - Mitte 1826 bis Herbst 1833 - führt ihn von Paris aus durch Deutschland, die Schweiz und Italien (mit einem Abstecher nach England), und der Ertrag besteht nicht nur in einem voluminösen Reisebericht, sondern auch in einer Reihe von Romanen, die in der Alten Welt spielen: James Fenimore Cooper nutzte seine ausgedehnte Europa-Reise ungewöhnlich effizient. Wie hurtig sich da die Erlebnisse in Literatur verwandeln können, schickt er einem Roman als Vorwort voraus: Er beschreibt, wie er im Spätsommer 1831 auf der Durchreise in Dürkheim Station machen muß - seine Frau ist unterwegs erkrankt -, wie er die Zwangspause zu einem Ausflug in die Umgebung nutzt und die mächtigen Ruinen des alten Klosters Limburg, die Hardenburg, die "Heidenmauer" getaufte Wallanlage und schließlich den Felsbrocken "Teufelsstein" besucht. Schon im nächsten Jahr liegt der stattliche Roman "Die Heidenmauer oder Die Benediktiner" vor, angesiedelt im sechzehnten Jahrhundert, der beschreibt, wie das Kloster zerstört wurde und welche Rolle der in der nahe gelegenen Hardenburg residierende Graf dabei spielte. Bedeutend ist das Buch sicher nicht, die Fabel ist schlicht, die Charaktere sind einfach gestrickt, das Ganze nicht frei von Anachronismen (so verlegt Cooper die eigentlich 1504 verübte Zerstörung des Klosters in die Reformationszeit und läßt Luthers Lehre gehörig Unruhe stiften), so daß man es damit sein Bewenden haben lassen könnte. Um damit das merkwürdige Bild, daß dieser reisende Amerikaner vom ganz alten Europa zeichnet, gründlich zu verfehlen. Wer etwas vom Fährtenlesen versteht, weiß auch, wie man falsche Spuren legt - und wenn einer die Kunst, Fährten zu deuten, in die große Literatur eingebracht hat, dann der Autor des "Lederstrumpf"-Zyklus. So dient das lange Vorwort der "Heidenmauer" mit seiner anschaulichen topographischen Schilderung (auf die dann der Roman gern zurückgreift) vor allem dazu, ein stoffliches Interesse zu wecken, das dann die farbige Handlung um den Streit zwischen geistlicher und weltlicher Macht, um junge Liebe und alte Riten, um Trinkgelage, Zerstörungswut und tätige Reue tragen soll, auch wenn man es gute 380 Seiten lang mit Protagonisten von der plastischen Konsistenz von Spielfiguren zu tun hat.

Eine falsche Fährte. Worum es Cooper eigentlich geht, deutet das Vorwort nur an. Der Autor, der nach einem strammen Marsch durch das Gelände an der alten Heidenmauer verschnauft, sieht seinem Sohn zu, wie der gemeinsam mit dem einheimischen Führer den Teufelsstein erkundet: "Einen besseren Vertreter unseres Landes als dieser Knabe konnte nicht gefunden werden. Ein Weltreisender von Kindesbeinen an, kommentierte er seine eben gemachte Entdeckung in einem Mischmasch verschiedener Sprachen. Es war ganz natürlich, daß sein Anblick diese Flut von Gedanken bei mir ausgelöst hatte. Ich dachte an die lange Zeit, während der ein so großer Teil der Erde wie Amerika vor den zivilisierten Menschen verborgen gewesen war, an seine Entdeckung und Besiedlung, wie Gewalttätigkeit und Verfolgung, Bürgerkriege, Unterdrückung und Unrecht Menschen aller Nationen an seine Küste geworfen hatten, an den Zusammenprall unterschiedlicher Sitten und Meinungen, an die religiöse und bürgerliche Freiheit, die dann folgte, an die neuen aber unwiderlegbaren Prinzipien, die dem amerikanischen Regierungssystem zu Grunde lagen, die stille Arbeit, die sein Vorbild in beiden Hemisphären leistete, von denen die eine seine Institutionen schon nachahmte und die andere noch darum kämpfte, dies zu erreichen."

Für diese "unwiderleglichen Prinzipien" wirbt der Roman allerdings nur vermittelt, richtet er sich doch an diejenigen, die bereits in den Genuß einer demokratischen Regierungsform gekommen sind, an Coo-pers amerikanische Landsleute - alle Erklärungen zielen auf deren Horizont ab, alle Vergleiche haben amerikanische Verhältnisse zum Maßstab: Da erinnert der Rhein an den Hudson River, die Provinz um Bad Dürkheim "hat etwa zwei Drittel der Größe Connecticuts", und selbst der positiv gezeichnete Ochsenwirt aus der Weinstadt erinnert mit seinem "ganzen Benehmen, natürlich, gewinnend, ungekünstelt und freundlich", ebenfalls "an die Heimat". Der Europa-Reisende will unübersehbar erklären, was er vorfindet, und wo er in die Vergangenheit des besuchten Kontinents herabsteigt, dient ihm das zur Illustration des Gegenwärtigen. Der Vergleich fällt jedenfalls unweigerlich zugunsten der Heimat aus. Da ist zum einen die politische Ordnung des alten Europa, ein Durcheinander verschiedener Zuständigkeiten, das Cooper säuberlich auf die von ihm besichtigten historischen Örtlichkeiten verteilt: Der Teufelsstein steht für das mythische vorgeschichtliche Chaos (und Cooper vergißt nicht, immer wieder auf die Sage anzuspielen, wonach der Satan beim Bau der Limburg geholfen habe und dann um seinen Lohn geprellt worden sei), die Heidenmauer für die Römerzeit, schließlich die drei gegenwärtig relevanten Mächte Geistlichkeit (Limburg), Feudalherrschaft (Hardenburg) und Bürgertum (Dürkheim), deren einstiges Miteinander nun einem heftigen Kampf um die Macht über die Bewohner des Tals gewichen ist. Statt gemeinsam die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, halten Fürst und Abt ein Saufgelage ab, dessen Sieger vom anderen handfeste Vorteile zu erwarten hat; die Standesschranken hindern Liebende, zueinanderzukommen, und wenn der Stand einmal paßt, fehlt es am Geld; hemmend für das allgemeine Wohlergehen ist schließlich noch ein finsterer Aberglaube, der - geschürt von den Mönchen - über dem Dürkheimer Tal liegt. Im Ergebnis führt dieses Konglomerat von Uneinigkeit der Herrschenden und vielfachen Abhängigkeiten der Beherrschten nicht nur zu einem undurchlässigen sozialen System, sondern auch zu drückender Armut, die - relativ gesehen - die der Neuen Welt erheblich übersteigt: "In den Vereinigten Staaten", erklärt Cooper, als er eine neue Gestalt in seinen Roman einführt, die arme Witwe Lotte Hintermayer, "besitzen auch die weniger Begüterten Raum zum Leben, erschwingliches Baumaterial, -land und Luxus als Gaben der Freiheit und der Natur. Die Deutschen sind reinlich und haben viele schmucke und geräumige Städte. Aber, wie überall in Europa: Die Armen sind wirklich arm." Und wenn sich Bürgermeister und Fürst gegen die legitimen demokratischen Wünsche der Bürgerschaft verschwören, scheint ganz von fern das amerikanische Gegenbild auf: "Ich fürchte, hochwohlgeborener Herr Graf, dieser Geist der Begehrlichkeit liegt in ihrer gemeinen Natur. Ich habe mich selten darauf verstanden, ihren Ersuchen auch nur ein wenig nachzugeben, so etwa dem Wunsch, die Zeit für ihre Vergnügungen zu verlängern oder die Geschichte mit den Marktzeiten, damit der Geschmack daran nicht etwa noch weiteres Verlangen weckt. Nein, wer ruhig und zu seiner eigenen Zufriedenheit regieren will, muß gründlich durchgreifen, sonst werden wir alle ungebildete Wilde und tauglicher für die indischen Urwälder als für unsere vernünftige und barmherzige Zivilisation."

So geht das seitenweise, immer wieder eingestreut in die Handlung dieses solide gearbeiteten historischen Romans, der die Kenntnis seines Autors vom Werk Walter Scotts nicht verleugnen kann noch will: Beschreibungen von sozialen, wirtschaftlichen oder religiösen Verhältnissen der Reformationszeit münden gern in Andeutungen, lieber noch in direkte Erörterungen, wie es sich im Gegensatz dazu im Land der Freien verhalte. Amerika hat es besser, soviel steht fest, aber auch wenn die besuchte Hemisphäre in Coopers Augen nach dem amerikanischen Regierungssystem und dessen "unwiderlegbaren Prinzipien" verlangt, ist ihm missionarischer Eifer ganz fremd; er fungiert zwar in seinen sieben europäischen Jahren als Konsul seines Landes, nimmt aber keine größere Funktion wahr, die etwa auf eine Propagierung eines demokratischen Regierungssystems abzielte.

Doch die unbedingte Wertschätzung der eigenen Nation erfährt schon bald nach der Publikation der "Heidenmauer" einen empfindlichen Stoß. Der Cooper-Kenner Arno Schmidt hält in seinem biographischen Nachwort zu Coopers Roman "Conanchet" fest: "Wenn man sich seine Bücher dergestalt sortierte, daß links die vor, rechts die nach 1835 zu stehen kämen, und dann aus jeder Abteilung für sich je 1 Bild der USA herausdestillierte, dann würde man links einen hoffnungsvollen, athletisch aufblühenden jungen Riesenstaat erblicken, bevölkert von anmutig-hülflosen Frauen und ebenso bienenfleißigen wie kühnunternehmenden Männern - und rechts ein krakenhaft widerliches Gebilde, nasgeführt von korrupten Politikern, spinnenbeinigen Rechtsverdrehern und gleisnerischen Neu-England-Lehrern, und das allerschlimmste ist noch der kulturelle Tiefstand und die an ihm Hauptschuldigen, die Journalisten."

Denn auch das klingt verhalten aus der "Heidenmauer", deutlich aus Coopers Reisebuch "Lebensbilder aus Frankreich, den Rheinländern und der Schweiz" heraus: Der Autor genießt die Relikte der Vergangenheit mit weitaufgerissenen Augen; liebevoll malt er die Trümmer der Limburg und der Hardenburg mit Interieurs aus, die nicht immer von der geschilderten Zeit zeugen (so wirkt die Limburg, geschildert im Moment einer Messe und der darauf folgenden Zerstörung, eher wie eine barocke Anlage), wohl aber von dem Wunsch der Einfühlung in eine Zeit, die in Coopers Anschauung fragwürdige Regierungsformen mit Schönheit und einem Sinn für Genuß verband, der auch dem reisenden Autor nicht fremd war - seine Schilderung der Weingelage gründet sich ersichtlich auf eigene Erfahrung, und sein Reisebuch zeugt von einem differenzierten önologischen Urteilsvermögen.

Am Ende der "Heidenmauer" hat der Fürst in weltlicher Hinsicht über die Mönche der Limburg gesiegt, in geistlicher Hinsicht hat er sich ihnen neuerlich untergeordnet. Das alte Europa, soviel steht fest, wird sich noch lange nicht aus den Verstrickungen lösen, die es hindern, demokratischen und freiheitlichen Prinzipien zu folgen. Daß mit dieser Situation auch wirtschaftliche Hemmnisse verbunden sind, zeigt Cooper deutlich. Und so beschwört er in seinem Buch eine europäische Vergangenheit herauf, um die amerikanische Gegenwart zu feiern - ein letztes Mal.

James Fenimore Cooper: "Die Heidenmauer oder Die Benediktiner". Verlag Pro Message, Ludwigshafen 2001.

Ders.: "Lebensbilder aus Frankreich, den Rheinländern und der Schweiz". M.-G.- Schmitz-Verlag, Kelkheim 2001.

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.06.2000

Mauer im Wald
Eine Mauer, die spazieren geht: Für den Landart-Künstler Andy Goldsworthy bilden die steinernen Gebilde keine starren Grenzen, die Grundstücke trennen oder gar Frontlinien zwischen verfeindeten Nachbarn bilden. Goldsworthy macht die Mauern beweglich und lebendig – er schickt sie auf Wanderschaft. Sie laufen über Hügel und Täler, tauchen in Seen ein und legen sich in üppigen Kurven um die Baumstämme eines Waldes. Aus der Schlangenform von Goldworthys Mauern spricht „Respekt vor der Priorität der Bäume, die vor ihnen da waren”, meint der Kunstkritiker Kenneth Baker. Goldworthys 760 Meter lange Steinmauer im Skulpturenpark des Storm King Art Center im Staat New York ist die Hauptattraktion seines Buches mit dem einfachen Titel Mauer, das bei Zweitausendeins erschien (60 Farbfotos, 94 S. , 33 Mark).
ajh/Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In Deutschland hat James Fenimore Cooper als Verfasser von "Der Lederstrumpf" und "Der letzte Mohikaner" vor allem das jüngere Lesepublikum begeistert und mithin das Genre des Frontier-Romans begründet. Was vielen weniger bekannt sein dürfte, ist, dass der radikalliberale Schriftsteller von 1826 bis 1833 in Europa, überwiegend in Paris, gelebt und auch die Pfalz bereist hatte, berichtet Evelyn Finger. Seine Eindrücke über Deutschland, das er mit einer bissigen Kritik belegte, verarbeitete er in dem Roman "Die Heidenmauer oder die Benediktiner", der im Jahr 1832 sofort ins Deutsche übersetzt und zum letzten Mal 1861 verlegt wurde. Wer sich darauf einlässt, die etwas langatmige Einleitung zu überstehen, wird reich belohnt, meint die Rezensentin. Am Ende hat der Leser ein dichtes Sittengemälde der Deutschen und verschiedene Charaktere im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung vor Augen. Die neue Übersetzung von Paul Johann Klebs, Jurist a. D. und Besitzer eines Gartens mit Blick auf eben jenes Benediktinerkloster, reicht zwar sprachlich nicht an Cooper-Übersetzungen von Arno Schmidt heran, lässt sich dafür aber sehr gut lesen, befindet die Rezensentin. Zwar wirke die deutsche Version sprachlich forscher als frühere Versionen, dafür aber auch eindeutiger und klarer. Nur eines hat der Rezensentin missfallen: Coopers jedem Kapitel vorangestellte Zitate hätte Klebs durchaus erhalten müssen, denn zumindest Finger erscheinen sie als wertvolle Stichwortgeber.

© Perlentaucher Medien GmbH
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