Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 5,75 €
  • Broschiertes Buch

Sandbothes Plädoyer für eine pragmatische Medienphilosophie läuft auf den Vorschlag hinaus, den fast schon konfessionell anmutenden Glaubensstreit zwischen Medienrealisten und Medienkonstruktivisten durch die Frage aufzulockern, welche Medienepistemologie für demokratische Gesellschaftsformen angemessen ist. Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, legt der Autor die Veränderungen frei, die unsere Mediennutzungsgewohnheiten im Zeitalter des Internet erfahren.

Produktbeschreibung
Sandbothes Plädoyer für eine pragmatische Medienphilosophie läuft auf den Vorschlag hinaus, den fast schon konfessionell anmutenden Glaubensstreit zwischen Medienrealisten und Medienkonstruktivisten durch die Frage aufzulockern, welche Medienepistemologie für demokratische Gesellschaftsformen angemessen ist. Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, legt der Autor die Veränderungen frei, die unsere Mediennutzungsgewohnheiten im Zeitalter des Internet erfahren.
Autorenporträt
Mike Sandbothe, geb. 1961. Studium der Philosophie, Linguistik, Literaturwissenschaft und Publizistik in Tübingen, Berlin und Bamberg. Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Jena. 1995 Forschungsaufenthalt an der Stanford University (USA). 2000/01 Vertretungsprofessur an der Universität Bielefeld. 2001-2003: Hochschuldozent für Medienwissenschaft und Kulturtheorien Universität Jena 2003-2005: C4-Professor für Medienphilosophie an der Universität der Künste Berlin 2005-2008: Research Professor an der Fakultät für Technik, Wissenschaft und Medizin der Aalborg Universität Kopenhagen. 2006-2010: Kulturpolitischer Medienberater der Nomad Academy Copenhagen und CEO der Nomad Company (Aalborg/Kopenhagen).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2001

Der Wald wird gefegt
Zum Internet? Halten Sie sich Links! / Von Christoph Albrecht

Wir sind Affen. Virtuos, aber idiotisch hangeln wir uns an Lianen durch den Dschungel. Der Dschungel, das ist das Internet. Die Lianen, das sind die sogenannten "Links" zwischen den Seiten. Tim Berners-Lee, der Erfinder des Web, hatte 1989 von einem Informationssystem geträumt, dessen logische Struktur die Welt im Modell nachbildete, um die es auf der Inhaltsebene ging. Er dachte deshalb über die Beziehungen zwischen Gegenständen nach: Wer hat diesen Code geschrieben? Wo arbeitet er? Welche Dokumente existieren über diesen Begriff? Welche Dokumente beziehen sich auf das aktuelle Dokument? Die letzte Frage beschreibt das Internet in seiner heutigen Form: Dokumente, die durch Links miteinander zu einem Datendschungel verflochten sind. Die Arbeit, Links zu setzen und ihnen zu folgen, müssen wir als Autoren und Leser von "Hypertexten" selbst auf uns nehmen. Denn die Antworten stehen zwar in den Dokumenten, aber nur wir Menschen, nicht jedoch Maschinen können sie verstehen. Die Links können deshalb nicht automatisch erzeugt werden. Und die bestehenden Links erlauben uns Menschen nur, so lange umherzuspringen, bis uns schwindelig wird. Das macht mitunter Spaß, aber vor lauter Lianen, an denen wir uns durchhangeln, sehen wir oft die Bäume nicht mehr - und vor allem nicht die Früchte, die wir ernten wollten.

Das "Semantische Web", die Verheißung der Computerwissenschaftler, gleicht nun einem Ernte-Roboter oder einem mechanischen Affen, der darauf dressiert ist, die gewünschten Früchte für uns einzusammeln. Damit er das kann, müssen wir unser abstraktes Wissen über Bäume, Früchte und Lianen, über Themen, Wissensressourcen und die Beziehungen zwischen Themen gleichsam in Affensprache ausdrücken. Wenn all die in verteilten Quellen - Textservern, Projektdatenbanken, E-Mail-Verzeichnissen und Terminkalendern - vorliegenden Informationen mit semantischen, bedeutungstragenden "Duftmarken" versehen sind, dann kann unser Affe sie auf unsere Anfrage hin eigenständig einsammeln und uns zu Füßen legen. Das grundlegende Wissen über Bäume, Früchte und Lianen, über das der Affe verfügt und das er benötigt, um sich zu orientieren und eigenständig Schlüsse zu ziehen (etwa: "Wissenschaftler A ist Mitarbeiter an einem Projekt zum Thema X, also ist A möglicher Ansprechpartner zum Thema X"), ist sein Weltbild. Man spricht hier von sogenannten "Ontologien". Das sind Vokabulare, die sowohl wir Menschen als auch unsere maschinellen Affen verstehen. Sie sind so angelegt, daß zwischen den Ontologien verschiedener Ökosysteme ein Austausch möglich ist - also unabhängig beispielsweise davon, ob gewisse Zitrusfrüchte unter dem Namen "Orangen" oder "Apfelsinen" zu suchen sind.

Seit Jahrhunderten haben Philosophen nach universellen Kategorien gesucht, um alles Existierende zu klassifizieren, Enzyklopädisten haben nach universellen Terminologien gesucht, um alles Sagbare zu bestimmen, und Bibliothekare haben nach universellen Stichwörtern gesucht, um alles Geschriebene speichern und wiederfinden zu können. Das Internet erneuert diese Anstrengungen auf der Grundlage technischer Standards der Wissensrepräsentation. Intelligente künstliche Affen mit feinen Greifwerkzeugen werden also jene Bulldozer ablösen, denen die noch nicht sehr sensibel und präzise arbeitenden Suchmaschinen unserer Tage gleichen. Sie sollen den Widerspruch der Wissensgesellschaft aufheben: Wie können wir mehr schreiben und gleichzeitig weniger lesen?

Mit diesen praktischen Fragen beschäftigt sich beispielsweise der Computerwissenschaftler Dieter Fensel in seinem Fachbuch über "Ontologien". Schon der Plural deutet den Bedeutungswandel an, den dieser klassische philosophische Begriff im praktischen Kontext technischen Informationsmanagements erfährt. Mike Sandbothe dagegen schlägt den entgegengesetzten Weg ein - von der technischen Praxis zur "pragmatischen Medienphilosophie". Die neue Disziplin soll es mit dem Gebrauch von Medien zu tun haben. Sandbothe erwähnt E-Mails, Mailinglisten sowie Internet-Foren für News, Gespräche und Rollenspiele. Er referiert jedoch lediglich einige Fallstudien anderer Autoren. Die im Internet gebrauchte Auszeichnungssprache HTML erlaubt es, Bilder als Linkanker zu definieren, von denen man per Mausklick zu einer anderen Seite springen kann. Diese "internetspezifische Art und Weise des Umgangs" beschreibt Sandbothe als "Verschriftlichung des Bildes". Ähnlich ergiebig ist die Gegenüberstellung der angeblich "radikaldemokratischen" Herkunft des Internet und der kommerziellen Vermarktung von Informationen im neuen Medium. Berichte über den Gebrauch des Internet in eigenen philosophiehistorischen Proseminaren - Austausch von Texten auf der seminareigenen Homepage, Schreiben im Team - verströmen eine seit etwa 1994 abgestandene, hier jedoch noch ganz naive Begeisterung.

Ohne den erstaunlichen Ehrgeiz, mit einigen Zitaten philosophischer Literatur eine neue Disziplin "begründen" zu wollen, ist dagegen eine Studie des Literaturwissenschaftlers Stephan Porombka. Er liest interessante Quellen und beleuchtet die von der ökonomischen Praxis abgewandte Seite des Gebrauchs von Computern: den Mythos des "Hypertexts".

Neue Medien traumatisieren die Menschen. Sie zwingen sie, sich neuen Umwelten anzupassen und vertraute Verhaltensmuster zu ändern. Darauf reagieren die Menschen mit Verdrängung oder mit zwanghaftem Wiederholen der traumatisierenden Situation: in diesem Fall der Überschwemmung durch erdrückende Informationsmengen. Der Computer verheißt eine technische Lösung für die Unzulänglichkeit der menschlichen Informationsverarbeitung. Der Preis dafür: Der Mensch macht sich zum Affen der vernetzten Welt. Er knüpft und entwirrt Hypertext-Netze und träumt davon, das Chaos der Wirklichkeit in ihnen einzufangen und zu beherrschen. Gleichzeitig ängstigt ihn ein paranoider Schwindel, wenn er über die unabsehbare Tiefe der Datenmassen dahingleitet. Deshalb erfindet er künstliche Intelligenzen, Agenten, "Know-bots", die für ihn das Netz durchforsten und sich auch untereinander austauschen. Aber je intelligenter das Netz, desto stärker die Angst, die Kontrolle über die digitalen Sklaven zu verlieren. Die Maschine zeigt sich immer undurchdringlicher und feindlicher. Um so "benutzerfreundlicher" will man sie gestalten. Diese Art von Teufelskreis erscheint uns seit Rousseaus Kritik unserer selbstverschuldeten Aufklärung vertraut. Spannend ist jedoch die Fülle von Beispielen von der Elektrifizierung über die Telefonie bis zur Digitalisierung, mit denen Porombka unsere technischen und psychischen Verstrickungen spürbar macht. Die Lianen sind Gitterstäbe.

Dieter Fensel: "Ontologies". A Silver Bullet for Knowledge Management and Electronic Commerce. Springer Verlag, Heidelberg 2001. 138 S., 40 Abb., geb.,  64,- DM.

Stephan Porombka: "Hypertext". Zur Kritik eines digitalen Mythos. Wilhelm Fink Verlag, München 2001. 383 S., br., 88,- DM.

Mike Sandbothe: "Pragmatische Medienphilosophie". Grundlegung einer neuen Disziplin im Zeitalter des Internet. Verlag Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2001. 276 S., br., 49,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2002

Im Chat-Room wird das Denken vernünftig
Einem Computer sage ich nicht die Wahrheit: Mike Sandbothe wünscht sich Anleitungen zur Veränderung, das Internet hilft dabei
Nur in ihrem Gebrauch kann die Vernunft sich erweisen. Sie bemisst sich nach ihren Resultaten. Die Vernunft wirkt auf die Bedingungen ein, unter denen sie gebraucht wird, und verändert sie. Sie ist nichts irgendwie Innerliches, Gedankliches. Sie ist immer schon entäußert. Die eleganteste und faszinierendste Reflexion bleibt leer und tendenziell vernunftlos, wenn sie, in den Innenraum des Denkens eingesperrt, doch nichts ausrichtet. Es gibt, zugespitzt, kein vernünftiges Denken, sondern nur vernünftiges Handeln.
Die Beschränkung auf die möglichst reine Erkenntnis und Erkenntniskritik und den Innenraum des Denkens aber genießt in der amtlichen Philosophie einen hohen Rang. Beschreibung und Beobachtung gehen mindestens in der Abfolge der philosophischen Arbeitsschritte vor Eingriff und Veränderung. So reflektieren wir unablässig auf die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis und des Sinnverstehens, aber weder bearbeiten wir diese Bedingungen noch greifen wir in die Maschinerie der Sinnproduktion ein. Wir verfahren nicht handlungs-, sondern theorieorientiert, nicht pragmatisch, sondern wie Mike Sandbothe formuliert, theoretizistisch. Diese Gegenüberstellung, in engstem Anschluss an Richard Rorty und an Wolfgang Welschs Konzept von der „transversalen Vernunft” angelegt, steigt zum Leitgedanken seines Entwurfs einer „Pragmatischen Medienphilosophie” auf.
Zweifellos haben die Denkweisen Wirkungsmacht bewiesen, die Sandbothe als typisch theoretizistische Denkgebäude fasst: der Dekonstruktivismus Derridas, der, wie auch immer vermittelt, etliche künstlerische Praktiken stark geprägt hat, oder die Systemtheorie Luhmanns, die heute im Management und im Sozialwesen handlungsleitende Funktionen wahrnimmt. Dennoch ist die Philosophie ausgerechnet der Medien daran zu erinnern, dass sie mit der analytischen Förderung der Erkenntnis und des Wissens allein nicht ausgelastet ist. Sandbothes Streitschrift fordert eine Umorientierung hin zu einem im pragmatischen Sinne verstandenen, aktiven Vernunftgebrauch, der nicht nur raffinierte Behauptungen aufstellt, sondern Veränderungen anzuleiten vermag.
Der gewaltige Medienumbruch, den das allumfassende Vordringen der digitalen Werkzeuge in alle Lebens- und Gesellschaftsprozesse derzeit bewirkt, wird, so Sandbothe, diese Umorientierung ohnehin erzwingen. Rechner- und Internetkommunikation werden eine neuerliche, eine „pragmatische” Wende in die Philosophie bringen. Das Internet bringt nicht nur einen neuen Gegenstand der Philosophie, sondern vor allem eine neue Form der Philosophie hervor, die sich derjenigen des Schrift- und Buchzeitalters entgegenstellt.
Ohne Irrtum und Lüge
Wenn ich mich schreibend äußere, meine Gedanken in einem Buch oder einem Brief veröffentliche, dann, so fasst Sandbothe die Klassiker der Medientheorie zusammen, verhalte ich mich grundsätzlich beschreibend zur Welt. Meine Beschreibungen sind Repräsentationen der Außenwelt oder meiner Gedanken, sie können zutreffend sein, also wahr oder nicht. Die als Textwissenschaft und Textkritik operierende schreibende Philosophie musste folglich ein besonderes Augenmerk halten auf die Wahrheit von Behauptungen, auf die Unterscheidbarkeit wahrer von falschen Sätzen, auf Kriterien ihrer Widerlegbarkeit, auf die Möglichkeit von Wahrheit und ihrer Erkenntnis überhaupt.
Wenn ich jedoch nicht einem Leser, sondern einem Rechner schreibe, so spielt die Wahrheit meiner Sätze keine Rolle. Sie repräsentieren nichts. Seit ihrem Anbeginn verweist die Medientheorie immer wieder auf diese fundamentale Differenz. Einem Computer sage ich nicht die Wahrheit – und begehe folglich auch weder Irrtum noch Lüge –, sondern ich sage ihm, was er zu tun hat. Ich gebe ihm einen Befehl, und er führt ihn aus (oder nicht). Der Satz, den ich in den Rechner eingebe, bemisst sich an seinem Resultat. Was für die Befehle an den Rechner gilt, greift auch auf die rechnervermittelte Kommunikation mit Partnern über, wie Sandbothe aus den Untersuchungen von Jay D. Bolter, Howard Rheingold und Sherry Turkle zusammenstellt. Es haben sich demnach Formen entwickelt, bei denen Mitteilungen vor allem darauf gerichtet sind, neue Mitteilungen auszulösen, Reaktionen hervorzurufen, auf die dann wieder reagiert werden kann. In den Spiel- und den Arbeitsumgebungen des Internet, aber auch in den Chat-Räumen sind eben diese Umgebungen in ihrer Ausgestaltung weitgehend das Resultat genau der Mitteilungen, die in ihnen ausgetauscht werden.
Selbstverständlich könnte auch hier die Rigidität der Entgegensetzung relativiert werden. Medienhistorisch und -ästhetisch wären in den modernen Massenmedien, ja sogar der Literatur Übergangsphänomene zwischen den Medienkulturen zu erkennen, die den Umschwung von der literarisch- repräsentativen Denkweise zur digitalen Handlungsweise gestaltet und gangbar gemacht haben. Keineswegs kann alles Vor-Digitale stracks dem repräsentational- theoretizistischen Verständnis zugeschlagen werden. Aber diese Zuspitzung hat durchaus ihren Sinn und ihre Konsequenz, denn sie will etwas erreichen. Erst eine tatsächlich als Rechnerwissenschaft und Rechnerkritik operierende Philosophie wird nämlich ihr Augenmerk auf Kommunikationsresultate legen müssen. Sie wird sich pragmatisieren, wie Sandbothe sagt. Das wiederum wird konkrete Auswirkungen haben. Die Philosophie wird nicht nur beobachten und konstatieren, sondern selbst etwas zeitigen müssen. Sie wird beispielsweise in medienpolitische Debatten eingreifen müssen und hier handlungsleitenden Charakter annehmen, etwa wenn es, so Sandbothe, um die Eindämmung kommerzieller Nutzungen des Computernetzes und die Sicherung eines freien Zugangs zu allen Informationsbeständen geht. Oder sie wird veränderte Lehr- und Lernweisen auch in der Philosophie selbst produzieren, in denen die akademischenLehrpersonen nicht mehr enzyklopädischer Wissens- und Erleuchtungsquell, sondern Moderatoren des gemeinsamen Wissenserwerbs sind.
Nun sind gerade diese Voraussagen sehr leicht zu treffen und diese Forderungen leicht einzulegen. Sie sind schon in der Diskussion oder gar in der Umsetzung, gehören zum bildungs- und medienpolitischen Alltag und bedürfen nicht mehr der Hilfe und des Begründungsaufwands des Philosophen. Für ihn bleibt dennoch genug zu tun.
Richard Rortys Satz etwa, demzufolge die Philosophie einen Beitrag zur Entwicklung säkularer, demokratischer und liberaler organisierter Gesellschaften zu leisten hätte, kann vielleicht nicht mehr so unbekümmert reproduziert werden, wie Sandtbothe das tut. Angesichts einer notwendigen Neubestimmung der Funktion von Religion, angesichts der Probleme der politischen Repräsentation und angesichts der Zerstörungskraft von Liberalisierungsschüben muss dieses Programm wohl neu debattiert werden, gerade dann, wenn es darum geht, wie Sandbothe formuliert, die Solidarität menschlicher Gesellschaften zu vermehren und Grausamkeiten und Demütigungen zurückzudrängen. So erhebt Sandbothes Untersuchung nicht nur den Ruf zur Vernunft, sondern verständlicherweise auch den Anspruch auf eine eigene Position innerhalb der amtlichen Philosophie.
LORENZ ENGELL
MIKE SANDBOTHE: Pragmatische Medienphilosophie. Grundlegung einer neuen Disziplin im Zeitalter des Internet. Velbrück, Weilserswist 2001. 276 Seiten, 24,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"In einer ausgedehnten Metapher beschreibt Christoph Albrecht die Versuche, mit Maschinen Orientierung und Ordnung im Internet zu schaffen. Das "semantische Web", der Versuch, die Maschinen Sinn zu lehren, macht sie zu "mechanischen Affen", die für uns vorsortieren, sammeln und uns die Früchte dann "zu Füßen legen". Wann das so recht funktionieren wird, kann Albrecht leider nicht sagen, verbringt jedoch mehr als die Hälfte der Besprechung mit seinen Überlegungen. Für die Bücher selbst ist dann nicht mehr viel Platz.
1) Mike Sandbothe "Pragmatische Medienphilosophie"
Eine "neue Disziplin" will Mike Sandbothe begründen, jedoch erweist sich das im Urteil des Rezensenten als reichlich windige Angelegenheit. Das Buch beschränkt sich, kritisiert er, auf "lediglich einige Fallstudien anderer Autoren". Die Begeisterung, mit der neue Nutzungsweisen beschrieben werden, findet Albrecht "seit etwa 1994 abgestanden". Die schlichte Tatsache, dass Bilder auf Websites als Linkanker verwendet werden können, nobilitiert Sandbothe zur "Verschriftlichung des Bildes" - für einen großen Gedanken hält der Rezensent das so wenig wie irgend eine andere These des Buches.
2) Stephan Porombka "Hypertext"
Porombka untersucht "den Mythos des 'Hypertexts'". Seine Ausgangsthese dabei: "Neue Medien traumatisieren den Menschen". Das Internet, das gerade Orientierung im Informationsdurcheinander bieten soll, macht alles nur schlimmer. Das führt nun endgültig dazu, dass sich der Mensch "zum Affen" macht. Die Suchmaschinenroboter machen, entgegen dem ersten Anschein, alles nur schlimmer, drohen uns nun selbst zu versklaven. Das Argumentationsmuster will Christoph Albrecht zwar von Rousseau her vertraut vorkommen, vieles an dem Buch findet er dennoch aufschlussreich: die "Fülle von Beispielen" etwa, auch die "interessanten Quellen", die Porombka aufgetan hat.

© Perlentaucher Medien GmbH"
…mehr