Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 3,50 €
  • Gebundenes Buch

'Sie lebten vergnügt bis an ihren Tod', heißt es von Allerleirauh und dem König; im Landgrafenchor der Elisabethkirche liegen sie nebeneinander begraben. Da liegen sie, mit geöffneten Augen, das gewellte Haar fällt auf das steinerne Kopfkissen, zwei Engel sind in der Nähe.Allerleirauh, Frau Holle, Dornröschen, Rapunzel, der Eisenhans - sie alle fanden schließlich ihre Heimat im Marburger Land. Wie sie dahin gerieten? Dieser Frage geht der große Fabulierer Ludwig Harig nach und begibt sich auf die Spur des Jugendstilmalers Otto Ubbelohde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Gegend die…mehr

Produktbeschreibung
'Sie lebten vergnügt bis an ihren Tod', heißt es von Allerleirauh und dem König; im Landgrafenchor der Elisabethkirche liegen sie nebeneinander begraben. Da liegen sie, mit geöffneten Augen, das gewellte Haar fällt auf das steinerne Kopfkissen, zwei Engel sind in der Nähe.Allerleirauh, Frau Holle, Dornröschen, Rapunzel, der Eisenhans - sie alle fanden schließlich ihre Heimat im Marburger Land. Wie sie dahin gerieten? Dieser Frage geht der große Fabulierer Ludwig Harig nach und begibt sich auf die Spur des Jugendstilmalers Otto Ubbelohde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Gegend die wahre Entsprechung für die Schauplätze der Grimmschen Märchen entdeckte. Die erstmals 1910 erschienene dreibändige Ausgabe mit Ubbelohdes Zeichnungen, die das Ergebnis seiner fast zehnjährigen Streifzüge durch die Marburger Umgebung waren, ist für Liebhaber und Kenner ein Muß: 'kein Berg, den Ubbelohde zeichnete, blieb ungebannt, kein Gemäuer unerlöst. so hart auch seine Feder war, so karg seine Linie, so naturroh seine Räume sind, ein zauberischer Hauch von Jugendstil zieht durch die Bilder hindurch.' (Ludwig Harig).Marburg, Amönau und die Burgruine Mellnau sind die Schauplätze von Ludwig Harigs literarischer Entdeckungsreise, die - mal ironisch, mal komisch, mal frivol - einen schillernden Märchenteppich entrollt, der die Grimmschen Welten, Ubbelohdes Jugendstilschöpfungen und die Eindrücke des zeitgenössischen Wanderers auf poetische Weise ineinanderfließen läßt.
Autorenporträt
Harig, LudwigLudwig Harig, Jahrgang 1927, lebt in seinem Geburtsort Sulzbach/Saarland. Zwanzig Jahre unterrichtete er als Volkschullehrer, seit 1970 widmet er sich ganz seiner schriftstellerischen Arbeit. Zu seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen zählen die drei autobiographischen Romane »Ordnung ist das ganze Leben«, »Weh dem, der aus der Reihe tanzt« und »Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf«, die Novellen »Der kleine Brixius« und »die Hortensien der Frau Roselius«, die Reisegeschichten »Spaziergänge mit Flaubert« sowie Hörspiele, Essays und Übersetzungen. Für sein Gesamtwerk wurden ihm u. a. 1987 der Heinrich-Böll-Preis und 1994 der Friedrich-Hölderlin-Preis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2002

Hessische Märchenlandschaft
Ludwig Harig reist auf den Spuren des Zeichners Otto Ubbelohde

Der Himmel über dem Rimberg ähnelt der Küchenschürze von Frau Holle, und von der Mellnauer Burgruine aus blickt man auf den Wald des Eisenhans: Solche tröstlichen Beobachtungen machen nur Leser - oder Dichter. Ludwig Harig, der heute seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag feiert, hat die Landschaft rund um Marburg mit dem Nachmittagstee seiner Tante Erna in sich aufgesogen. Denn immer sonntags, wenn die Besuche bei Tante Erna in Fischbach stattfanden, holte diese ihm "das Märchenbuch aus dem Wohnzimmerschrank". Es handelte sich um eine Jubiläumsausgabe von Grimms Märchen, mit Illustrationen des Zeichners Otto Ubbelohde: Hier tat sich dem Jungen nicht nur die "skurrile Bilderwelt des Marburger Landes" auf, sondern er besaß fortan zwei Ansichten des verwunschenen Waldes, in dem sich Hänsel und Gretel verirren, das "Phantasiebild im Kopf und Ubbelohdes Zeichnung im Buch".

So kam zu der kindlich imaginierten eine künstlerisch geschaute Landschaft hinzu, und damit stellte sich die drängende Frage, welcher Wald denn nun der richtige sei. Jeder literarisch und geographisch Reisende kennt das Problem - und seine Antwort: Hinter jeder Ecke vermutet man beim Erkunden der Wirklichkeit die Erfüllung der Vorstellung. Ob man je um diese Ecke biegt, ist gar nicht so wichtig. Harig jedoch will unbedingt die Spielorte finden, an die Ubbelohde Grimms Märchen verlegt, so zum Beispiel jenen Pfuhl, der Eisenhans immer wieder den Weg abschnitt. In seiner Not ruft er den Förster von Mellnau an. Dieser kennt zwar das Märchen nicht, führt den unverdrossenen Märchenwanderer aber gern zum Spiegelteich in der Waldmitte. Und siehe da: "Im Wasser spiegeln sich die Martinikirche und das Küsterhaus vom Christenberg. Ubbelohde hat beide gezeichnet: Die Kirche ist zur Friedhofskapelle und das Küsterhaus zum Hexenhaus in Hänsel und Gretel geworden." Der Fund inspiriert einen glücklichen Harig zu der Beobachtung: "Nun weiß ich endlich, warum die Zeichenerklärungen auf den Wanderkarten auch Legende genannt werden. Sie führen aus der wirklichen Welt in den geheimnisvollen Ort des Märchens."

Der Jugendstilmaler Ubbelohde entdeckte im späten neunzehnten Jahrhundert hessische Entsprechungen für die Schauplätze der Brüder Grimm. Harig stellt ihm nach, besteigt wie der Zeichner die höchste Umgebung in der Nähe und verschaffte sich so einen Überblick, macht verwunschene, überwucherte Pfade aus. Voran treibt ihn Adornos Erkenntnis, daß es für jeden Menschen ein Urbild aus dem Märchen gibt, "man muß nur lange genug danach suchen". Harig und mit ihm der von seinen poetischen Beschreibungen verzauberte Leser finden am Ort des Geschehens Erlösung, die "erwartete Rettung aus Zweifeln und Not". Nach dieser Lektüre glaubt keiner mehr, daß die Zeit für Märchen vorüber ist.

FELICITAS VON LOVENBERG

Ludwig Harig: "Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel". Begegnungen mit Dornröschen und dem Eisenhans - eine Märchenreise im Jugendstil. Mit Zeichnungen von Otto Ubbelohde. Zu Klampen Verlag, Lüneburg 2002. 93 S., geb., 14,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Verzaubert" fühlt sich Rezensentin Felicitas von Lovenberg von den "poetischen Beschreibungen" in Ludwig Harigs vorliegendem Versuch, Grimmsche Märchenschauplätze, die der Zeichner Otto Ubbelohe einst ins Marburger Land verlegte, dort real wiederzufinden. Der Jugendstilmaler hatte im späten neunzehnten Jahrhundert hessische Entsprechungen für die Schauplätze der Brüder Grimm gesucht. Harig nun stelle ihm nach und mache "verwunschene, überwucherte Pfade" aus. Getrieben weiß die Rezensentin ihn von Adornos Erkenntnis, dass es für jeden Menschen ein Urbild aus dem Märchen gebe.

© Perlentaucher Medien GmbH
'Eine literarische Zeitreise mit philosophischen Abstechern, ironischen Umwegen und guten Ratschlägen für uns Heutige.' Die Zeit Lesen Sie hier die vollständige Besprechung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf faz.net 'Eine fantastische Einladung.' Neues Deutschland Haufs 'verwebt aus sehr individueller Perspektive und mit feiner Ironie Ubbelohdes Jugendstilschöpfungen von damals, die Tradition der Märchen im Originaltext und die detailfreudigen Eindrücke des fremden Besuchers zu einem poetischen Gesamtbild.' Frankenberger Allgemeine