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Ausgehend von Walter Benjamins berühmtem Aufsatz "Kapitalismus als Religion" von 1921 kreisen die hochkarätigen Beiträge dieses Bandes um ein Thema, das heute aktueller ist als jemals zuvor. Der Fetischcharakter des Geldes offenbart sich im Kult des Kommerz. Geld als Fluidum bleibt eine anonyme Größe, die darauf basiert, daß sämtliche Benutzer auf seine Kraft hoffen. Dem Geld wohnt ein Versprechen inne und auch eine Schuld, die sich wie die Erbsünde fortpflanzt. Die Wurzeln unseres Fortschrittsgedankens gehen bis auf die Bibel zurück. Nicht zuletzt angesichts der Frage, ob Kapitalismus nicht…mehr

Produktbeschreibung
Ausgehend von Walter Benjamins berühmtem Aufsatz "Kapitalismus als Religion" von 1921 kreisen die hochkarätigen Beiträge dieses Bandes um ein Thema, das heute aktueller ist als jemals zuvor. Der Fetischcharakter des Geldes offenbart sich im Kult des Kommerz. Geld als Fluidum bleibt eine anonyme Größe, die darauf basiert, daß sämtliche Benutzer auf seine Kraft hoffen. Dem Geld wohnt ein Versprechen inne und auch eine Schuld, die sich wie die Erbsünde fortpflanzt. Die Wurzeln unseres Fortschrittsgedankens gehen bis auf die Bibel zurück. Nicht zuletzt angesichts der Frage, ob Kapitalismus nicht eine notwendige Konsequenz aus der christlich-jüdischen Glaubensvorstellung ist, zeigt sich der systemische Gegensatz zu anderen Religionen wie etwa dem Islam.
Autorenporträt
Dirk Baecker, geb. 1955 in Karlsruhe, habilitierte nach seinem Studium der Soziologie in Köln und Paris promovierte 1986-92 im Fach Soziologie an der Universität Bielefeld. Er erhielt das Heisenberg Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach Forschungsaufenthalten an der Stanford University in Palo Alto (Kalifornien), der Johns Hopkins University in Baltimore und der 'London School of Economics and Political Sciences' wurde Baecker 1996 an die Universität Witten/Herdecke berufen, wo er den Lehrstuhl für Soziologie inne hatte. Seit 2007 ist Dirk Baecker Professor für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin University in Friedrichshafen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einen "höchst aktuellen Reader" zu einem "sehr alten Problem" erblickt Rezensent Robert Misik in diesem von Dirk Baeker herausgegebenen Band. Zwar umgeht er laut Misik die Frage nach einer Identität von Kapitalismus und Religion, wie sie Walter Benjamin in seinem Fragment "Kapitalismus als Religion" (1921) behauptet hatte. Aber der Verdacht, dass der Kapitalismus eine Religion sei, werde als eine "Konstruktion" gewürdigt, die bestimmte Dinge sichtbar mache. "Erstaunlich" findet Misik etwa die Nähe finanztechnischer und theologischer Begriffe, auf die der Tübinger Soziologe Christoph Deutschmann hinweist: Kredit und Credo, Erlös und Erlösung, Gläubiger und Glauben, Offenbarungseid und Offenbarung. Für Norbert Bolz erweise sich die kultische Inszenierung am Markt, auf dem Lebensstile, Weltbilder und damit Waren verkauft werden, als Beleg für die Aktualität des Benjaminschen Fragments. Mit seinem Blick auf die "religiösen Grundierungen kapitalistischer Praxis und Rhetorik" zeigen die in diesem Band versammelten Aufsätze das "Irrationale jener Wirtschaftsform, die sich fest auf dem Boden des Rationalen wähnt", resümiert der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2003

Im freien Fall
Kapitalismus als Religion: Ein gelungener Sammelband
Max Horkheimers finsteren Verdacht, wonach der Kapitalismus in unseren Genen stecke, konnte auch Craig Venter nicht zerstreuen. Solange seine Mutmaßung nicht widerlegt ist, muss man sich weiter an die üblichen Orakel halten, um der Macht des Kapitalismus auf die Spur zu kommen. Und trotz Norbert Blüm („Marx ist tot”) hat Walter Benjamin noch immer Konjunktur: „Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d. h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die so genannten Religionen Antwort gaben”, heißt es in einem um 1921 entstandenen Fragment Benjamins.
Für seine These führt Benjamin Literatur von Adam Müller bis Max Weber an, die den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Religion zum Thema ihrer Gesellschaftsanalysen machten. Auch in ihnen wird Kapitalismus als Religion bestimmt, doch keiner zieht einen so radikalen Schluss aus der Beziehung wie Benjamin: „Darin liegt das Unerhörte des Kapitalismus, dass Religion nicht mehr Reform des Seins sondern dessen Zerstörung ist.” Auch Gott kann seinen Verpflichtungen nicht länger nachkommen, wobei die Folgen der Zahlungsunfähigkeit enorm sind: Die wachsende Schuld vernichtet seine Existenz. Gott ist damit ins „Menschenschicksal einbezogen”, seine Transzendenz „gefallen”.
Der in Witten/Herdecke lehrende Soziologe Dirk Baecker hat Vertreter verschiedener Disziplinen mit Benjamins Text konfrontiert und die Ergebnisse in einem spannenden Sammelband publiziert. So legt Werner Hamacher eine genau rekonstruierte „Schuldgeschichte” vor, die schließlich beides auflöst – „Schuld” und „Geschichte”. Norbert Bolz hingegen entlarvt den Kapitalismus als die „letzte Erfindung der Theologen”, die ihren „Anspruch auf eine kritische Beschreibung des gesellschaftlichen Ganzen” rechtfertigen soll. Birger P. Priddat ist von Vernichtung und Verdacht gleichweit entfernt, denn der Ökonom sieht im zur Religion mutierten Kapitalismus eine Zivilreligion und reiht sich damit in die lange Schlange der Säkularisten ein. In der Reihe möchten William Rasch und Baecker nicht stehen. Rasch plädiert dafür, den Komplex als „theologisches Märchen” zu fassen, und der Herausgeber sieht in dem Ganzen bloß Umverteilungen vonstatten gehen.
Nimmt man die Analysen des Sammelbandes ernst, dann dringt aus ihnen der Ruf nach einer Ressourcenkontrolle. Bei ihr könnte sich herausstellen, dass die Reserven von Religion und Kapitalismus gleichermaßen erschöpft sind. Dann aber wäre es Zeit für den Tigersprung in die Geschichte. Wenn Benjamins These also historisch belegt werden kann, und gesetzt der Fall, auch die geschilderten Konsequenzen halten der Überprüfung stand, so bleibt die Frage virulent, wo der heutige Mensch in der nach und nach entstandenen Konstellation seinen Platz findet. Seinen Ort in diesem Kontext zu bestimmen ist die Aufgabe einer Theorie der Moderne, die sich als solidarisch mit der Religion im Moment ihres Sturzes versteht.
THOMAS MEYER
DIRK BAECKER (Hrsg.): Kapitalismus als Religion. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2003. 315 Seiten, 22,50 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Platz 2 der Sachbuchbestenliste von Süddeutscher Zeitung, NDR und Buchjournal! Ein gelungener Sammelband.(...). Dirk Baecker hat Vertreter verschiedener Disziplinen mit Benjamins Text konfrontiert und die Ergebnisse in einem spannenden Sammelband publiziert." (SDZ)

""Kapitalismus als Religion" ist also ein höchst aktueller Reader zu einem sehr alten Problem, das wohl nie endgültig gelöst wird." (die tageszeitung)

"Ein philosophisch angehauchtes Lesebuch für Manager: Quergedachte Reflexionen über Kapitalismus, Geldpolitik und Börse." (Format)