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Als einen "schönen Traum" bezeichnete Karl Friedrich Schinkel seine Entwürfe für eine Palastanlage auf der Akropolis in Athen und für das Schloss Orianda auf der Insel Krim. 1834 und 1838 entstanden, sind es die letzten großen Projekte Schinkels, in denen dieser wie in einem Vermächtnis sein Ideal von Architektur in brillanten Zeichnungen und Aquarellen darstellte. Sowohl die Formensprache der klassizistischen Architektur als auch die Qualität der Darstellung sind hier auf ein kaum zu überbietendes Niveau gebracht. Wie hoch Schinkel diese unausgeführt gebliebenen Entwürfe einschätzte, zeigt…mehr

Produktbeschreibung
Als einen "schönen Traum" bezeichnete Karl Friedrich Schinkel seine Entwürfe für eine Palastanlage auf der Akropolis in Athen und für das Schloss Orianda auf der Insel Krim. 1834 und 1838 entstanden, sind es die letzten großen Projekte Schinkels, in denen dieser wie in einem Vermächtnis sein Ideal von Architektur in brillanten Zeichnungen und Aquarellen darstellte. Sowohl die Formensprache der klassizistischen Architektur als auch die Qualität der Darstellung sind hier auf ein kaum zu überbietendes Niveau gebracht. Wie hoch Schinkel diese unausgeführt gebliebenen Entwürfe einschätzte, zeigt sich darin, dass er sie in seiner Publikation Werke der höheren Baukunst für die Ausführung erfunden (Potsdam 1840-42) in kolorierten Lithographien drucken ließ. Diese Lithographien werden hier in großformatigen Reproduktionen vorgestellt, ergänzt um die nicht minder spektakulären Rekonstruktionen der beiden Plinius-Villen, Tuscum und Laurentinum. Auch in diesen We rken, die einen Höhepunkt in der langen Geschichte der Rekonstruktionen der beiden nur literarisch überlieferten Villen bilden, beweist Schinkel seine eindrucksvolle Fähigkeit der Darstellung und Vermittlung seiner architektonischen Ideen. Denn bei den Rekonstruktionen der Plinius-Villen geht es Schinkel, wie bei den Entwürfen für den Königspalast auf der Akropolis und für das Schloss Orianda, neben der archäologischen Exaktheit und dem Erfüllen von vorgegebenen Bauprogrammen darum, die Möglichkeiten von Architektur jenseits der reinen Utilität auszuloten. Beim Schlossprojekt auf der Akropolis liegt sein Hauptaugenmerk auf der Interaktion des Neubaus mit den erhaltenen Resten der Propyläen und des Parthenon. Beim Orianda-Projekt ist es ein die Anlage bekrönender verglaster Aussichtspavillon in Form eines Tempels, in dem das Selbstverständnis von Architektur so deutlich ausgesprochen ist wie vielleicht nie zuvor.
Autorenporträt
Klaus Jan Philipp studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Marburg und Berlin. Er promovierte über mittelalterliche Architektur in Südwestdeutschland. 1988-90 war er freier Mitarbeiter am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main und organisierte dort die Ausstellung Revolutionsarchitektur. Ein Aspekt der europäischen Architektur um 1800. Seit 1989 ist Philipp am Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart tätig, zunächst als wissenschaftlicher Assistent und seit 1996 als Dozent. Seine Forschungen zur klassizistischen Architektur legte er 1997 in seiner Habilitationsschrift Um 1800: Architekturtheorie und Architekturkritik in Deutschland zwischen 1790 und 1810 vor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2001

Herbst eines Architekten: Karl Friedrich von Schinkel in seinen späten Projekten

In den letzten Jahren seines Lebens wurde Karl Friedrich Schinkel nachts von Albträumen gequält. Tags wandelte er sie in lichte Träume zauberischer Architektur. So wie der junge glühende Patriot in Gemälden und Bühnenbildern eine feenhaft zarte und doch monumentale deutsche Gotik imaginiert hatte, so schuf der früh Alternde, von Depressionen Heimgesuchte eine Antike wie aus opakem Glas. Sein bürgerlicher Habitus verließ ihn dabei nicht: Immer wieder zeichnete er antikisierende Villen, die zivil bis in die tiefsten verborgenen Fundamente sind. Arkadien, wie Schinkel und seine Freunde es sahen, scheint in diesen Bauten auf. Den Olymp aber seines Griechentums visionierte der Architekt in zwei Traum gebliebenen Projekten, die die Nachwelt als Hauptbeweise seines Genies ansieht: dem Ausbau der Athener Akropolis zur Residenz des neuen griechischen Königtums und "Schloß Orianda auf der Krim", das er für die Schwester des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Zarin Alexandra Feodorowna, entwarf.

Leo von Klenze hatte einen Alternativentwurf zur Akropolis geliefert, wo der bayerische Prinz Otto als erster König Griechenlands der Neuzeit hätte residieren sollen. Klenze, der mit seinem Königsplatz München zu Athen machte, hätte Athen zu München gemacht, so groß ist die Zahl der Neubauten, die er auf der antiken Trümmerstätte aufführen wollte. Karl Friedrich Schinkel ging umgekehrt vor: Im Zentrum seiner Vision steht der Parthenon, alles überragend, altersgrau, ruinös.

Frei zu empfinden und zu erfinden erlaubte sich Schinkel bei dem Lustschloß der Zarin. Hoch über der Krim hätte eine Akropolis der Neuzeit leuchten sollen, dem Felsen nicht aufgezwungen, sondern entlockt, aber zum Land hin doch verschlossen wie das Gebirge selbst. Erst zur See hin sollte die Anlage mit Terassen, Altanen und Säulengängen jene graziöse Weite entfalten, die Schinkel an seiner Antike so liebte. Noch einmal setzte sich auch jener Schinkel durch, der Anwalt des Bürgertums war und der Bildung, die höher geschätzt wurde als jede politische Macht: Aus dem Verbund der Bauten, Binnenhöfe, Säle und Kabinette ließ der Architekt einen Tempel aufragen, nicht ganz so massiv, aber doch so prominent wie der Parthenon. Darin sollte ein Antiken-Museum untergebracht werden, kein Thronsaal, keine Audienzhalle, keine Ministerratsmanege. Die Idee dieses Tempels ist die des Schinkelschen Museums am Berliner Schloßplatz, die Gestalt changiert zwischen - die düstere Seite Schinkels vielleicht schon - seinem Entwurf für ein Mausoleum Friedrichs des Großen und dem königlichen Empfangssaal, den er auf der Akropolis hatte bauen wollen.

Alle Entwürfe, von Gesamtansichten bis zu Details, hat nun der Stuttgarter Architekturhistoriker Klaus Jan Philipp zusammengestellt. Zur Dokumentation liefert er die Vorbilder von antiken Sehenswürdigkeiten bis zur Mauresken-Mode und gibt die Verhandlungen zwischen Schinkel und seinen Auftraggebern wieder, versehen mit zurückhaltenden und doch pointierten Kommentaren. Unsere Abbildung zeigt den Palast auf der Akropolis in einem Stich aus dem Jahr 1840. ("Karl Friedrich Schinkel. Späte Projekte". Zwei Bände. Englisch/Deutsch. Hrsg. von Klaus Jan Philipp. Edition Axel Menges, Fellbach 2000. 116 u. 128 S., geb., Abb., 387,25 DM.)

DIETER BARTETZKO

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der "früh alternde, von Depressionen heimgesuchte" Schinkel, schreibt Rezensent Dieter Bartetzko, hat in seinen späten Werken "eine Antike aus opakem Glas" geschaffen. Voller Andacht steht der Rezensent dann vor zwei "Traum gebliebenen" Projekten, dem Ausbau der Akropolis zur Residenz des "neuen griechischen Königtums" und einem Schloß für die russische Zarin Alexandra auf der Krim, um schließlich ein Buch zu präsentieren, in dem diese (und andere) Entwürfe - von Gesamtansichten bis zu Details - enthalten sind. Der Herausgeber wird für die "zurückhaltenden und pointierten Kommentare" der wiedergegebenen Verhandlungen zwischen Schinkel und seinen Auftraggebern gelobt. Und dafür, dass er zur Dokumentation auch die Vorbilder liefere, "von antiken Sehenswürdigkeiten bis zur Mauresken-Mode".

© Perlentaucher Medien GmbH