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Dresden wurde nach der Wiedervereinigung zum großen Bauplatz. Dieses Buch erzählt von dem Bemühen um eine neue stadträumliche Fassung in Harmonie mit der eindrucksvollen landschaftlichen Einbettung. Der Bildband versucht, eine erste Bilanz der elementaren Wandlung des Stadtbildes nach 1990 zu ziehen. Eingeleitet durch zwei Grundsatzartikel und geordnet in fünf Kapitel werden wesentliche Beispiele des Bauens fotografisch vorgestellt. Einem breiten Publikum wird damit der "Bauplatz Dresden" als ein nach wie vor faszinierender Lebensraum präsentiert.

Produktbeschreibung
Dresden wurde nach der Wiedervereinigung zum großen Bauplatz.
Dieses Buch erzählt von dem Bemühen um eine neue stadträumliche Fassung in Harmonie mit der eindrucksvollen landschaftlichen Einbettung. Der Bildband versucht, eine erste Bilanz der elementaren Wandlung des Stadtbildes nach 1990 zu ziehen. Eingeleitet durch zwei Grundsatzartikel und geordnet in fünf Kapitel werden wesentliche Beispiele des Bauens fotografisch vorgestellt. Einem breiten Publikum wird damit der "Bauplatz Dresden" als ein nach wie vor faszinierender Lebensraum präsentiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2004

Der Weg durchs Neubaugebiet nach Elbflorenz
Überall lauert noch die Brache: Eine Zwischenbilanz vom "Bauplatz Dresden"

Wer als uninformierter Besucher die Autobahnabfahrt "Dresden-Altstadt" wählt, den werden Neubaugebiete und Brachen irritieren, wenn er sein Ziel erreicht hat. Dagegen leitet ihn das Schild "Dresden-Neustadt" durch schöne gründerzeitliche Quartiere in die sanierte Innere Neustadt, ein barockes Stadtviertel, das als einziges den Bombenhagel des Jahres 1945 unversehrt überstanden hat. In dieser Spannung von Alt und Neu bewegt sich ein Baugeschehen, das in Dresden nach der Wiedervereinigung einen Aufschwung genommen hatte, dem nur der Bauboom Berlins vergleichbar ist. Die Ergebnisse dieses Aufschwungs sind in dem Buch "Bauplatz Dresden" zusammengefaßt. Herausgegeben hat das Buch Gunter Just, Dresdens Baubürgermeister von 1994 bis 2001. Mit "nahezu körperlich spürbarer Sorge" beobachtet er den inzwischen eingetretenen Knick: das Abebben der anfangs stürmisch flutenden Investitionen, die bisweilen lähmenden Debatten um prominente Standorte und deren künftige Gestalt.

Einer davon ist der Neumarkt an der fast vollendeten Frauenkirche. Er beginnt nach dreijährigem Ringen nun mit einigen gemäßigt modernen Neubauten wiederzuerstehen, die die alte Parzellierung und die historischen Umrisse nachzeichnen. Doch am Ende sollen rekonstruierte barocke Bürgerhäuser überwiegen. Der Spagat zwischen dem Kopieren historischer Leitbauten und in Maßstab und Gestalt angepaßten Neubauten hat in der Bürgerschaft einen Glaubenskrieg entfacht. "Nur wenn es gelingt", so Just, "im Gebiet um die Frauenkirche dem (sinnvoll Alt und Neu vereinenden Regularium; d. V.) bauliche Gestalt zu geben, nur dann könnte Dresden vom periodisch auftretenden Rekonstruktionsfieber genesen, das 1989 ausbrach, als viele davon träumten, sie würden endlich ihr Elbflorenz wiederbekommen, das 1945 verbrannte."

Zumindest die weltberühmte Silhouette dieses Elbflorenz mit der Brühlschen Terrasse, Dom, Semperoper, Kunstakademie, Schloßturm und Frauenkirchenkuppel ist nahezu vollständig wiedererstanden. Sie ist kongenial eingefaßt von bedeutenden Neubauten - neben Peter Kulkas gläsern beschwingtem Sächsischen Landtag geht ein ebenso schwerelos wirkendes Kongreßzentrum seiner Vollendung entgegen, der markante Sandsteinkubus der Neuen Synagoge von Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch ergänzt würdig das andere Ende dieses Uferzugs. Die Plattenbau-Riesen und der zentrale, nach 1945 auf fast doppelte Größe erweiterte Altmarkt erfordern, obwohl partiell mit Neubauten auf die ursprünglichen Raumgrenzen zurückgeführt, noch wesentliche Umformungen.

"Man kann die Erfahrungen dieser Brüche auch heute noch weitgehend vermeiden, wenn man seinen Weg geschickt wählt." So schreibt Jörn Walter, 1991 bis 1999 Leiter des Stadtplanungsamts. Er warnt vor diesem Illusionismus wie vor den Versuchungen einer schnellen Planung, die nur vordergründig und unter rein kommerziellen Gesichtspunkten die Wunden der Stadt heilen würde. Sein Gegenbild ist das eines Dresden, das gelassen seinen Weg sucht zwischen den Leitbildern der kompakten und der aufgelösten, der historischen und der neuen Stadt.

Die übrigen Essays nehmen diese Themen auf. Manfred Sack feiert die "Rückgewinnung einer städtischen Mitte", Dankwart Guratzsch ficht für "Sanierung und Substanzerhalt". Mathias Lerm weist darauf hin, daß auch Dresden vom Phänomen der schrumpfenden Städte bedroht ist und bei sinkender Einwohnerzahl mehr Wohnungen abgerissen werden müssen, als 1945 den Bomben zum Opfer fielen. Wolfgang Kil schreibt über das Verhältnis zwischen "Wirtschaft und Bauen", und Volker Helas führt in "Stadt und Land" aus, daß dieser Zweiklang in Dresden zu einmaliger Schönheit gewachsen und im wesentlichen erhalten geblieben ist.

Eine deutliche Sprache sprechen auch die Abbildungen: Inszenierte und informative Aufnahmen stellen die Fülle Dresdner Bauens vor - kühne neue Architektur wie die hermetischen Kuben der Staats- und Universitätsbibliothek oder der kristallin flirrende Tetraeder des neuen Ufa-Filmpalastes an der Prager Straße, wohltuend zurückhaltende, an das Bauhaus anknüpfende Wohnsiedlungen oder menschenfreundlich umgestaltete Plattenbauten; Experimentierfreude, wie sie überarbeitete Altbauten in der Äußeren Neustadt bieten, die zu "Kunsthofpassagen" zusammengefaßt sind; oder eben auch den Durchschnitt von Geschäfts- und Kaufhäusern, die im Zentrum Brachen gefüllt haben. Daß rund ein Drittel der Fotografien die restaurierten, rekonstruierten oder sanierten Denkmäler ausmacht, liegt in der Natur der Sache - was immer sich auf dem "Bauplatz Dresden" tut, es kreist direkt oder indirekt um die Chimäre Elbflorenz.

PETER BÄUMLER

Gunter Just (Hrsg.): "Bauplatz Dresden - 1990 bis heute". Michel Sandstein Verlag, Dresden 2003. 136 S., Farb-Abb., br., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer Spannung zwischen Alt und Neu bewege sich das Baugeschehen, das in Dresden nach der Wiedervereinigung einen Aufschwung genommen hat, "dem nur der Bauboom Berlins vergleichbar ist", berichtet Rezensent Peter Bäumler. Dieser Sammelband nun, der vom ehemaligen (1991-2001) Baubürgermeister Dresdens, Gunter Just, herausgegeben wurde, verdankt sich, erfährt man, nicht zuletzt der "nahezu körperlich spürbarer Sorge", mit der dieser, wie er im Buch bekennt, den inzwischen eingetretenen Knick beobachte: das Abebben der anfangs stürmisch flutenden Investitionen, die bisweilen lähmenden Debatten um prominente Standorte und deren künftige Gestalt. Die Beiträge in diesem Band versuchen, wie Bäumler erläutert, vor allem Wege zwischen den zwei Extremen zu weisen, in die die Stadtbaupolitik in Dresden immer wieder zu verfallen droht. Demnach sei Dresden einerseits, so Just, "vom periodisch auftretenden Rekonstruktionsfieber" zu heilen, das 1989 ausbrach, "als viele davon träumten, sie würden endlich ihr Elbflorenz wiederbekommen, das 1945 verbrannte." Und zum anderen sei es zu schützen vor den Versuchungen einer schnellen Planung, die nur vordergründig und unter rein kommerziellen Gesichtspunkten die Wunden der Stadt heilen würde.

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