Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 20,00 €
  • Gebundenes Buch

Matthias Meusch Von der Diktatur zur Demokratie Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen (1956–1968) 2001. VIII, 432 Seiten mit 3 Abb., geb. € 24,–. ISBN 978-3-930221-10-3 Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 70; Politische und parla-mentarische Geschichte des Landes Hessen, Bd. 26 Der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer galt in den 1960er Jahren in Deutschland und Europa als einer der Vorkämpfer für die juristische Aufarbeitung der nationalsozia¬listischen Gewaltverbrechen. Der unter der NS-Diktatur verfolgte und 1935 emigrierte Jude und…mehr

Produktbeschreibung
Matthias Meusch Von der Diktatur zur Demokratie Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen (1956–1968) 2001. VIII, 432 Seiten mit 3 Abb., geb. € 24,–. ISBN 978-3-930221-10-3 Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 70; Politische und parla-mentarische Geschichte des Landes Hessen, Bd. 26 Der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer galt in den 1960er Jahren in Deutschland und Europa als einer der Vorkämpfer für die juristische Aufarbeitung der nationalsozia¬listischen Gewaltverbrechen. Der unter der NS-Diktatur verfolgte und 1935 emigrierte Jude und Sozi-aldemokrat kehrte 1949 nach Deutschland zurück, um aktiv am Aufbau eines demokratischen Staatswesens mitzuwirken. Als Rechtspolitiker setzte er sich in zahlreichen, oft provokanten Artikeln und Vorträgen für eine pluralistische und tolerante Gesellschaft ein, die nicht obrigkeitliches Denken und Staatsräson, sondern die unver¬letzliche Würde des Einzelnen in den Mittelpunkt stellte. In Erinnerung an den Wider¬stand im Dritten Reich verlangte Fritz Bauer dem Bürger als unverzichtbaren Bestand¬teil wirklich gelebter Demokratie individuelle Zivilcourage, das Aufbegehren gegen alle Eingriffe in demokratische Freiheiten und alle An-griffe auf die Würde des Menschen ab. Das vorliegende Buch ist die erste Darstellung des beruflichen Lebenswegs von Fritz Bauer und seines Wirkens als Generalstaatsanwalt in Braunschweig und Frankfurt a.M. Sein Amts-antritt als hessischer Generalstaatsanwalt im Jahr 1956 fiel zusammen mit dem Beginn neuer Bemühungen um die strafrechtliche Aufarbeitung der nationalsozia¬listischen Gewaltverbrechen. Bauer erwarb hier besondere Verdienste durch die Organi¬sation und konzeptionelle Vorbereitung der Euthanasie-Prozesse und des Auschwitzpro¬zesses. Dabei ging es ihm nicht nur um die Bestrafung der Täter; zugleich sorgte er dafür, dass durch umfangreiche Sachverständigengutachten der historische und politische Hintergrund der NS-Verbrechen aufgeklärt und dadurch ein entscheidender Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit geleistet wurde. Ferner schildert der Autor ausführ¬lich Bauers Bemühungen um eine politische „Reinigung“ der hessischen und bundes¬deutschen Justiz im Zusammenhang mit den „Blutrichter“-Kampagnen der DDR, wobei Bauer auch zeitweilig mit den Ostberliner Justizbehörden zusammenarbeitete. Die geschichtswissenschaftliche Dissertation, die auf umfangreichen Ar¬chivstudien beruht, verbindet in anschaulicher Form die biographische mit einer epochengeschichtlichen Dar-stellung, die das Verhältnis Fritz Bauers zu der politischen Kultur der Bundesrepublik in den 50er und 60er Jahren beleuchtet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Frank-Lothar Kroll nutzt die Gelegenheit, Fritz Bauer vorzustellen, dessen Wirken als Generalstaatsanwalt für das politische Klima der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik wesentlich war. In Matthias Meuschs umfangreicher Untersuchung steht allerdings weniger die Person des Remigranten Bauer im Vordergrund als vielmehr Bauers Rechtsverständnis und seine Aktivitäten in Bezug auf die Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts. Ihm schwebte, erläutert Kroll, eine Art zweiter "reeducation" der deutschen Bevölkerung vor, insofern bei den Prozessen die historischen Hintergründe für die Verbrechen des nationalsozialistischen Systems aufgedeckt und aufgeklärt werden sollten. Ob diese Prozesse tatsächlich einen volkspädagogischen Nutzen erzielt haben, wie es Bauer vorschwebte, stellt Kroll infrage; Bauer sei, wie Meusch akribisch nachweise, auf große Widerstände gestoßen. Zu denken gibt es ihm deshalb auch, mit welch strengen Maßstäben im Vergleich zu damals die Auseinandersetzung mit der SED-Justiz heute betrieben wird.

© Perlentaucher Medien GmbH