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Wer Rock'n'Roll liebt, wird dieses Buch lieben. Chuck Klostermans mittlerweile schon klassische Memoiren einer Jugend als entfesselter Metal-Fan in Wyndmere, North Dakota (Einwohner: 498, heute: 525) beweisen ein für alle Mal:"The Kids wanna rock!"- überall auf der Welt. Auch wenn Chuck nicht gerade der typische Rocker war - seine Eltern erlaubten ihm nicht, sich die Haare lang wachsen zu lassen und zu Hause auf der Farm passierte sowieso nie etwas -, machte er dennoch seinen Weg zum Headbanger. Unterwegs tanzte er Slow Blues zu Poison, übernachtete unschuldig unter satanischen Pentagrammen,…mehr

Produktbeschreibung
Wer Rock'n'Roll liebt, wird dieses Buch lieben.
Chuck Klostermans mittlerweile schon klassische Memoiren einer Jugend als entfesselter Metal-Fan in Wyndmere, North Dakota (Einwohner: 498, heute: 525) beweisen ein für alle Mal:"The Kids wanna rock!"- überall auf der Welt. Auch wenn Chuck nicht gerade der typische Rocker war - seine Eltern erlaubten ihm nicht, sich die Haare lang wachsen zu lassen und zu Hause auf der Farm passierte sowieso nie etwas -, machte er dennoch seinen Weg zum Headbanger. Unterwegs tanzte er Slow Blues zu Poison, übernachtete unschuldig unter satanischen Pentagrammen, hatte feuchte Träume wegen Metal-Pinup Lita Ford und machte sich unsagbar intellektuelle Gedanken über Guns N'Roses. Let There Be Rock!
Autorenporträt
Chuck Klosterman ist Musikjournalist und Kultbuchautor. Er schreibt für das New York Times Magazine, Washington Post und die Musikzeitschrift Spin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2007

Manche mögen sie, die ewige Pubertät
Chuck Klosterman hat eine Liebeserklärung an den Heavy Metal geschrieben, obwohl er nie lange Haare hatte
Es gibt ewige erste Sätze. Einen davon schrieb Max Frisch. „Ich bin nicht Stiller”, behauptet der Ich-Erzähler zu Beginn von „Stiller”.
„Ich hatte nie lange Haare”, beginnt Chuck Klosterman seine autobiographische Betrachtung und Ehrerbietung an die einfache musikalische Kunstform des Heavy Metal. Stiller ohne Stiller? Heavy Metal ohne lange Haare? Klosterman macht uns neugierig – um uns dann an der Auflösung teilhaben zu lassen: Natürlich wollte er früher nichts sehnlicher als lange Haare. Aber seine Mutter hat sie ihm verboten.
Das kommt einem bekannt vor, und es zieht hinein in das Buch. Überhaupt: Das Schreiben und Fabulieren ist nicht das Problem des Musikkritikers und Kolumnisten der Washington Post, des New York Times Magazine und Esquire. Er ist selbstironisch, pointensicher, kurzweilig. Man entwickelt schon auf den ersten Seiten von „Fargo Rock City” viel Verständnis für die Lobeshymnen an den Autor und das Werk, mit denen der deutsche Verlag die Buchdeckel und Eingangsseiten seiner Ausgabe gepflastert hat. Das fängt schon beim Untertitel an. „Eine Heavy Metal-Odyssee in Nörth Daköta”, mit den beiden sinnlosen Umlauten eine erste Reminiszenz an Motörhead und Mötley Crüe. Es ist einfach auch ein bezaubernder Satz, wenn Klosterman anhebt: „Als schmerzhaft typischer Fünftklässler im ländlichen Mittelwesten verlief mein Leben genau so langweilig, wie es sein sollte.” Diesen Mittelwesten der USA, in Klostermans Fall Wyndmere, North Dakota mit knapp 500 Einwohnern, gibt es überall auf der Welt. (Unser Wyndmere hieß Wullenstetten.)
Die harte Gangart des Rock ’n’ Roll mag primitiv sein, sie muss primitiv sein. Diejenigen, die sie hören, sind es deswegen noch lange nicht: selbst wenn es sich bei Heavy Metal um eine schamlos unoriginelle Kunstform handelt. Heavy Metal ist ewige Pubertät, Heavy Metal ist Reduktion auf das Wesentliche: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang; Keyboard eher nicht. Heavy Metal ist schneller Sex: Ohne Vorspiel, gleich zur Sache. Manche mögen das eben so.
Erfreulicherweise haben sich nach einer kollektiven Geschmacksverirrung in den späten Achtzigern und Neunzigern viele Freunde des Rock zurückbesonnen auf dessen harte Ursprünge. Sie hören Heavy Metal nicht mehr heimlich und verstohlen, wie andere einen Porno angucken. Von Joschka Fischer ist bekannt, dass er sich auch noch als grüner Außenminister mitunter AC/DC in angemessener Lautstärke auf die Ohren gab, um auszuspannen. Ja, um auszuspannen. Und selbst der Finanzminister von Sachsen-Anhalt bekennt sich süchtig nach dem harten Gitarrenriff.
Nicht die beste Beischlafmusik
Kurzum: Es ist nicht mehr wie kleine Kinder fressen. „Ich behaupte nicht, dass Metal intellektuell unterschätzt wurde”, schreibt Klosterman sehr richtig, „aber ich möchte betonen, dass er zu Unrecht ignoriert wird”. Es gebe jede Menge Bücher über Spielarten des Rock – Grunge, Rap, Pop, Punk, aber kaum über Heavy Metal. Auf den ersten Blick wirke das nicht wirklich überraschend. „Ich meine, niemand, der lesen und schreiben kann, mag Metal, oder? Aber dann fiel mir auf: Ich mag Metal, und ich kann zumindest buchstabieren.”
Hübsch kokett ist das. Das Buch ist überdies in großer Kenntnis der Sache geschrieben, der Autor assoziiert geistreich und virtuos. Klostermans Problem aber ist, dass er zu wenig daraus gemacht hat, und, man muss es so hart sagen: mit den falschen Helden groß geworden ist und damit eher die Peripherie beleuchtet, ohne das Epizentrum des Metal zu erreichen.
Zum ersten Vorwurf: Wer ein Buch schreibt, sollte nicht nur die richtigen Gedanken haben, sondern sie auch richtig ordnen. In diesem Buch aber ist nichts geordnet. Es fließt, es ist amüsant, aber es tritt auf der Stelle. Wir begreifen bald und müssen es dann wieder und wieder lesen, dass (was nicht falsch ist) „Appetite for Destruction” von Guns N’ Roses eines der wegweisenden Alben des Heavy Metal ist und immer bleiben wird. Es ist so hart wie berechtigt, dass Klosterman einen Scheinrocker wie Lenny Kravitz enttarnt, dass Bono eine mitbekommt, und es ist auch allerliebst, wie er Guns N’ Roses gegen „Nevermind” von Nirvana ausspielt. Schön ist auch die abschließende Bemerkung zur Frage, ob nun Eddie Van Halen oder Eric Clapton der größere Gitarrist sei: „Clapton zu hören ist, als ob man eine sinnliche Massage von einer Frau bekommt, die man seit zehn Jahren liebt. Van Halen hören ist dagegen wie der beste Sex deines Lebens mit drei frechen Schwesternschülerinnen, die du im Eiscafé getroffen hast.”
Wahr auch und unverklemmt ist der Hinweis, dass es sich bei Metal um eine hoffnungslos weiße Musik handelt, wohingegen die beste Beischlafmusik von schwarzen Musikern stamme – ein echtes Problem, in der Pubertät ohnehin, aber letztlich bis heute, weil man sich bei den Frauen als Heavy-Metal-Freund nicht eben nach vorne bringt. Mit einem noch so tollen Solo auf der Luftgitarre im Übrigen auch nicht.
Nein, das ist alles im Prinzip korrekt, was Klosterman da schreibt. Wahrscheinlich – zweiter Vorwurf – hat er einfach nur Pech gehabt, dass er haarscharf am großen Heavy-Metal-Buch vorbeigeschrieben hat. Seine Erweckung fand nämlich über ein Album von Mötley Crüe statt. Im weiteren Verlauf des Buches fallen ganz viele Namen, immer wieder: Def Leppard, Kiss, Twisted Sister, W.A.S.P., Bon Jovi, Van Halen, Slayer.
Der Urstrom des harten Rock ’n’ Roll speist sich aber aus anderen Quellflüssen. Sie heißen Black Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, Motörhead, vielleicht noch AC/DC. Das Urstromtal liegt also, deshalb AC/DC mit Abstrichen, in England und nicht in den USA. Der amerikanische Heavy Metal verhält sich aber zum britischen wie der Hamburger zu Fish’N’Chips: Das eine ist authentisch, das andere billig-pappig.
Er hörte Mist. Kann passieren.
Aus der Mitte der genannten Bands entsprang eine Musik, und siehe, es war Heavy Metal, im Kern harter Rock ’n’ Roll. Diese Bands aber kommen bei Klosterman nur kursorisch vor. Chuck, sorry, du hast die falschen Helden gehabt! Du hast in deiner Jugend viel Mist gehört. Das kann passieren, wenn man jung ist und in Wyndmere (oder in Wullenstetten) wohnt. Aber später muss man das merken und aus trüben Wassern zu den klaren Quellen vorstoßen, auch beim Heavy Metal. Und so schreibt Chuck Klosterman auch ein Stück am Thema vorbei. Aber es ist ein Scheitern auf hohem Niveau und von hohem Unterhaltungswert.
Wer mehr wissen will, greift zu Lemmy Kilmisters Autobiographie „White Line Fever”. Dort steht auch die beruhigende Behauptung, dass der Rock ’n’ Roll die Frauen lockt. Weil er, wenn er gut ist, vom Blues abstammt, weil er also im Ursprung schwarz ist, wenn er nicht vertuntet wird von Twisted Sister. Lemmy hat aus keinem anderen Grund zur Gitarre und später zum Bass gegriffen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. CHRISTOPH SCHWENNICKE
CHUCK KLOSTERMAN: Fargo Rock City. Aus dem Amerikanischen von Franca Fritz und Heinrich Koop. Rockbuch Verlag, Schlüchtern 2007. 288 S., 8,90 Euro.
„Als schmerzhaft typischer Fünftklässler im ländlichen Mittelwesten verlief mein Leben genau so langweilig, wie es sein sollte”, schreibt Chuck Klostermann. Was blieb da noch anderes, als Heavy Metal zu hören? Das Bild zeigt den Rocker Eddie Van Halen bei der Verrichtung seines Handwerks. Foto: Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens unterhalten hat sich Christoph Schwennicke bei der Lektüre von Chuck Klostermans Liebeserklärung an den Heavy Metal, auch wenn das Buch für ihn nicht das endgültige Werk über diese Spielart des Rock ist. Fundierte Sachkenntnisse und Assoziationsreichtum will er dem Musikkritiker freilich nicht absprechen. Auch findet er das Buch flüssig geschrieben und lobt er als "selbstironisch, pointensicher, kurzweilig". Zwei Vorwürfe kann er Klosterman indes nicht ersparen. Zum einen scheint ihm das Buch ungeordnet und voller Wiederholungen. Zum anderen hält er dem Autor vor, letztlich ziemlich viel "Mist" gehört und auf die "falschen Helden" gesetzt zu haben (Kiss, Twisted Sister, Bon Jovi, Van Halen, Slayer). Demgegenüber vermisst Schwennicke Essentielles über den Ursprung des Metal, den er nicht in US-amerikanischen, sondern in englischen Bands sieht, zu denen er Black Sabbath, Led Zeppelin, Deep Purple, Motörhead zählt.

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