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Katharina Fabers Roman erzählt die Geschichte der drei jungen Toten Michail, Linette und Boris, die als Schutzengel ausgeschickt sind, über das Leben eines in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geborenen Mädchens zu wachen.Wenn die Toten als Schutzengel zu uns reden, tun sie das nicht in einer Sprache oder mit den Zeichen einer Sprache. Wenn sie warnen, werden sie oft nicht verstanden, weil die Signale, die sie uns übermitteln, fremde Signale sind.'Attali wäre uns um ein Haar gestorben. Sie hat zu viel Lavendelblüten gegessen. Ich war allein mit ihr. Boris war wieder unmöglich…mehr

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Produktbeschreibung
Katharina Fabers Roman erzählt die Geschichte der drei jungen Toten Michail, Linette und Boris, die als Schutzengel ausgeschickt sind, über das Leben eines in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geborenen Mädchens zu wachen.Wenn die Toten als Schutzengel zu uns reden, tun sie das nicht in einer Sprache oder mit den Zeichen einer Sprache. Wenn sie warnen, werden sie oft nicht verstanden, weil die Signale, die sie uns übermitteln, fremde Signale sind.'Attali wäre uns um ein Haar gestorben. Sie hat zu viel Lavendelblüten gegessen. Ich war allein mit ihr. Boris war wieder unmöglich lange bei seiner Mutter und Michail war bei seinem Vater, der vor ein paar Wochen aus einem Straflager entlassen wurde.'Michail Sledin, 1925 - 1942Linette Grandchance, 1760 - 1776Boris (Bob) Tomba, 1938 - 1951'Wir wollen nicht, dass man uns vergisst. - Wir hatten Körper, Wünsche, Träume. - Wir waren. - Sind. - In diesem Album sind wir. Weil es von uns erzählt.'
Autorenporträt
Katharina Faber, geboren 1952 in Zürich. Arbeitete viele Jahre als Ärztin. 2002 erschien ihr Debütroman. Die Autorin lebt in Zürich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2008

Drei Engel für Katharina
Eine himmelhochgejauchzte Wunschbiographie

Engel schweben in vielerlei Gestalt durch Kunst, Film, Literatur und Philosophie. Häufig sind die himmlischen Heilsbringer janusgesichtige Wesen, wie Walter Benjamins "Engel der Geschichte". In Katharina Fabers "Fremde Signale" werden drei Tote zu Schutzengeln eines im Jahre 1952 geborenen Mädchens. Sie beobachten fortan nicht nur dessen Leben, sie halten es fest, indem sie es schildern. Diese auf den ersten Blick vielleicht esoterisch anmutende Grundkonstellation dürfte auch aufgeklärteren Naturen plausibel sein, wenn man in Rechnung stellt, dass Fabers Engel nicht nur die Erzählerposition einnehmen, sondern selbst zu Protagonisten des Geschehens werden.

Trotz ihrer Körperlosigkeit und Jenseitigkeit werden die Engel hier nämlich mit irdischen Vergangenheiten ausgestattet. In Bezug auf ihre ahnungslose Schutzbefohlene wird ihr vorausliegendes Leben neu aufgerollt. So gibt es die 1760 als französisches Bauernmädchen geborene Linette Grandchance. Ihr Dasein war "zwischen Arbeit und Schlaf zerflossen", bevor sie mit sechzehn Jahren an einer Hirnhautentzündung verstarb. Michail Sledin, 1925 in Moskau geboren, wurde als Soldat im Jahre 1942 von einem deutschen Soldaten getötet. Und Boris "Bob" Tomba, als Sohn italienischer Einwanderer 1938 in New York zur Welt gekommen, waren gerade einmal dreizehn Jahre Lebenszeit beschieden. Seinen Traum, Schriftsteller zu werden, hat er aufgrund einer tödlich verlaufenden Krebserkrankung nicht verwirklichen können.

Dass es nun eine Figur namens Katharina Faber ist, die in "Fremde Signale" beschützt wird, macht das Buch konzeptionell noch riskanter. Zur Selbstentblößung kommt es nicht, weil durch die Perspektive der Engel die Außensicht gewahrt bleibt. Es entsteht vielmehr eine fast irritierende Distanz der Autorin zu sich selbst. Indem das Ich-Sagen umgangen wird, fehlt auch jenes Element autobiographischen Schreibens, das der französische Literaturwissenschaftler Philippe Lejeune als notwendig für das Zustandekommen eines autobiographischen Paktes bestimmt hat. Die Frage, wie sich Fabers Leben tatsächlich zugetragen hat, wird in "Fremde Signale" unbeantwortet bleiben.

Weil Fiktion und biographische Fakten hier geschickt überlagert werden, nennt die Autorin ihr Buch konsequenterweise nicht Roman, sondern Album. Aus den teilweise widersprüchlichen Blicken der Engel auf den wiederholt leichtsinnig sein Leben riskierenden Schützling aus gutem Hause entsteht eine Faszination, die durch den unsentimentalen, rauhen Ton der Stimmen verstärkt wird. "Alle reden durcheinander, und aus diesem Durcheinander entsteht allmählich die Geschichte", charakterisiert Bob Tomba einmal die Schreibtechnik seiner Schutzbefohlenen, während er sie bei der Arbeit an einer Erzählung beobachtet. Auch "Fremde Signale" gewinnt aus dieser Art des Schreibens seine erstaunliche Komplexität und bleibt allen Perspektivwechseln zum Trotz dennoch flüssig lesbar.

Wie das eigenartige Dreifaltigkeitskollektiv nicht nur Katharina, sondern auch einander betrachtet, wie diese sich brechenden Spiegelungen immer neue Deutungen des Erlebten provozieren, macht den Umstand, dass jede Außensicht auf ein fremdes Leben fragmentarisch, die Würde des Einzelnen durch Zweifel und Urteile Dritter unantastbar bleibt, zu einem zentralen Thema des Buches. Als exemplarische, vergessene Vertreter ihrer je eigenen Zeit gewinnen die drei Engel in "Fremde Signale" dabei so scharfe Konturen, dass Fabers Geschichte im Verlauf des Erzählens mehr und mehr dahinter zurücktritt.

Bisweilen liest es sich komisch, wie die Engel mit Neuerungen der Zeit konfrontiert werden. Vor allem aber verstärkt sich im Blick auf die Welt der Lebenden das Aufrührerische und Zornige des Tons der sprechenden Toten, denen zu wenig Zeit blieb. Die körperlose Rückkehr der drei bezeugt ihre Unerlöstheit, in dieser Schwellenposition sind die Engel wahrhaft schrecklich. Zwar können sie ein lebendes Wesen beschützen, sind aber mit ihrer Vergangenheit unausgesöhnt. Erst indem sie Eingang in das "Album" der Autorin finden, besteht Erlösungshoffnung. Diese Erkenntnis des Schützlings, bei der in einer Saulus-Paulus-Szene, die zugleich eine poetologische Schlüsselstelle ist, die Verantwortung der Engel auf die Autorin übergeht, bringt Katharina harsch von der Ignoranz gegenüber ihrem Leben ab und motiviert ihr Schreiben neu. Allein diese überraschende Szene, durch die sich die Sicht auf die gesamte Konstruktion des Buches ändert, lohnt die Lektüre von "Fremde Signale".

Katharina Fabers bisher eher leise vernehmbarer Ruf als hervorragende Erzählerin, den sie durch ihr Romandebüt "Manchmal sehe ich am Himmel einen endlos weißen Strand" (2000) begründet und durch den Erzählungsband "Mit einem Messer zähle ich die Zeit" (2005) weiter ausgebaut hat, wird durch ihr jüngstes Buch gefestigt. Dass es zudem voller diskreter literarischer Anspielungen steckt, die fast beiläufig den intellektuellen Lesegenuss befördern, soll nicht unerwähnt bleiben - vor allem aber beeindruckt der Lebenshunger, der hier so vehement Ausdruck findet.

BEATE TRÖGER

Katharina Faber: "Fremde Signale". Ein Album. Bilger Verlag, Zürich 2008. 320 S., geb., 23,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2008

Das Leben ist eine Bagatelle
Unter Engeln: Katharina Fabers Roman „Fremde Signale”
Alles könnte ganz einfach und etwas langweilig sein: Die 1952 geborene Schweizer Schriftstellerin Katharina Faber hat einen Roman geschrieben, der die Lebensgeschichte der 1952 geborenen Schweizer Schriftstellerin Katharina Faber nacherzählt. Ereignis für Ereignis und Bagatelle für Bagatelle werden Fabers Lebensstationen nachbuchstabiert: Nesthäkchen im großbürgerlichen Elternhaus, Aussteiger- und Künstlermilieu, Medizinstudium, Familie. Nach Jahrzehnten erste Schreiberfolge, die Veröffentlichung eines Debütromans, auf den letzten Seiten schließlich der Beschluss zur Niederschrift der vorliegenden Lebensbeichte.
So weit die Handlung – bloß: Handelt es sich wirklich um eine Beichte? Katharina Fabers „Fremde Signale” thematisiert in formal eleganter Weise, wie und ob überhaupt von sich selbst gesprochen werden kann. Die Signale, die sich in ihrem Roman versammelt finden, sind nämlich vorgeblich weniger diejenigen Katharina Fabers über Katharina Faber als diejenigen anderer, äußerer Instanzen. „Fremde Signale” ist ein Erinnerungsalbum, das der Fiktion nach von anderswo her über seine Autorin angelegt wird. Besprochen, beurteilt und durchaus auch beargwöhnt wird ihre Biographie von einer Sphäre aus, in der tiefster Einblick und äußerste Distanz zu allem Irdischen untrennbar ineinandergreifen: Gleichberechtigt an den Schalthebeln der Erinnerungsarbeit sitzen gleich drei Schutzengel der fiktiven Katharina des Romans. Nur sie kommen zu Wort, Katharina aber muss leben und schweigen.
Nun wäre das Übersinnliche als solches sicherlich kein guter Dünger für den kargen Boden einer kaum je aufglitzernden Handlung. Katharina Fabers Romanphantasie aber erzählt geradezu gezielt unergiebig von Katharina Fabers Leben, nämlich genau so, wie das Leben meist wohl wirklich ist: Überschießend viele Bagatellen gruppieren sich um ein paar vereinzelte Ereignisse herum, selbst diese aber stellen von Katharinas eigenen Kinderkrankheiten bis hin zur ersten großen Reise ihrer Tochter ziemlich handelsübliche Lebenswendepunkte dar. All diesen Stationen und Statiönchen wird gleich bleibend schnörkellose Aufmerksamkeit gewidmet: „Wie große Berge”, beschreibt einer der erzählenden Schutzengel das Panorama seiner Beobachtungen, „stehen im Einerlei die paar Stunden, in denen etwas Besonderes geschieht.”
Gleichförmigkeit und Ruhe dieser allseits interessierten Lebenserschreibung scheinen jedoch mehr und mehr durch den Umstand bedroht, dass Engel gewissermaßen auch nur Menschen sind – oder waren: Katharinas drei Schutzengel verfügen allesamt über irdische Vergangenheiten, die jäh endeten. Ihre Wechselreden über Katharinas Wohl und Wehe durchsetzen sich im Fortlauf des Romans immer mehr mit eigenen Lebens- und Sterbeerinnerungen. Wehmut und Vergeblichkeit dringen von ihren harsch abgerissenen Leben her in Katharinas glatten Werdegang ein, dazu noch gehörige Prisen Exotik und Abenteuer: „Das Wäldchen, in dem ich erschossen wurde, war wunderschön”, kann etwa einer der Engel anheben, um seinen Sterbeort und seine Sterbestunde sodann mit aller geballten Inbrunst eines zu früh Verblichenen heraufzubeschwören.
Aufregende Langeweile
Und zu früh gestorben sind sie alle drei. Da ist Bob Tomba, 1938 in eine italienische Einwandererfamilie in New York hineingeboren und mit dreizehn Jahren an Krebs gestorben. Da ist Michail Sledin, 1925 in Moskau geboren und im Alter von siebzehn Jahren von einem deutschen Soldaten niedergeschossen. Und da ist Linette Grandchance, bereits 1760 als Tochter französischer Kleinbauern geboren und sechzehnjährig an einer Gehirnhautentzündung zugrunde gegangen. Dieses Katharinas Leben rahmende und recht zufällig zueinander gestellte Dreigestirn mit seinen Stümpfen eigener Lebensanfänge scheint oft so lebendig und verletzlich gezeichnet, dass Katharinas matterer Lebenslauf in ihrer Mitte notwendig verschwommen bleibt. Wie aus ungewissem Abstand heraus muss er einzeln, Fetzen für Fetzen, nacherzählt werden.
Die kruden Fragmente der Engelserzählungen aber können auch gemeinsam kein geschlossenes Bild von Katharinas Leben ergeben. Das den dreien anvertraute Lebewesen erscheint von Erzähler zu Erzähler auf jeweils eigene Art und Weise fremd und seltsam. In dieser Biographie gibt es keine Sicherheit, die Stimmen erheben sich niemals zum gemeinsamen himmlischen Chor.
Sein Schützling wolle „die Figuren erzählen lassen und selber nichts dazu sagen”, beschreibt ein Schutzengel einen früheren Schreibversuch Katharinas. Tatsächlich hat Katharina Faber ein ähnliches Spiel sich gegenseitig brechender und spiegelnder Erzählstimmen bereits mit ihrem 2000 erschienenen, flackernden Romandebüt „Manchmal sehe ich am Himmel einen endlos weiten Strand” inszeniert – „Fremde Signale” geht nun einen Schritt weiter, indem das Verfahren rückhaltlos auf die Imagination des eigenen Lebens angewandt wird. Das Ergebnis ist ruhiger erzählt als erfunden, auf höchst voraussetzungsreiche Weise einfach und noch in seinen seltenen Längen von geradezu aufregender Langeweile.FLORIAN KESSLER
KATHARINA FABER: Fremde Signale. Ein Album. Bilger Verlag, Zürich, 2008. 320 Seiten, 23 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Esoterik hat das nichts zu tun, beruhigt uns Beate Tröger. Mit Engeln schon. Allerdings werden die drei Schutzengel, die sich der Hauptfigur in diesem Roman von Katharina Faber annehmen, im Lauf der Lektüre derart plausibel, dass Tröger sich ganz auf die damit gegebene Außenperspektive einlassen und davon profitieren kann. Das riskante Konzept aus Engelsfiktion und biografischen Daten der Autorin (die Heldin trägt ihren Namen) geht auf, weil es, wie Tröger schreibt, nicht zur Selbstentblößung kommt, der Text wird nicht autobiografisch. Stattdessen zieht die ungewöhnliche, dennoch "flüssig lesbare" Textur, unterstützt von einem "unsentimentalen Ton", die Rezensentin in ihren Bann und führt sie zu einem zentralen Thema des Buches: Die Deutungsvielfalt des Lebens und die Würde des Einzelnen als unantastbare Größe. Lohnende Lektüre aus der Feder einer bislang noch wenig bekannten, hervorragenden Erzählerin, meint Tröger.

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Ein fein gewobenes Netz von Motiven, Stimmungen und Themen verbindet die vier Biographien kunstvoll miteinander. Ein brillanter Roman. (NZZ am Sonntag)Am Ende dieses außergewöhnlichen Romans erlebt der Leser mit epiphanischer Wucht etwas Sel