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Ans Ende der Welt reisen, um einen neuen Anfang zu machen? Nach Asmara fliegt Friedrich Kröhnkes unheroischer Held namens Frick. Auch wenn er in der seltsam europäischen Moderne von Eritreas Hauptstadt Erlebnisse sanfter Erleuchtung hat, so bleibt er am Ende doch der nervöse Melancholiker, der er immer war. Das Leben und die Lust schillern in Friedrich Kröhnkes neuem Roman "Nach Asmara!", der Geschichte eines Mannes, der das Glück unter den goldenen Pagoden Rangoons sucht, unter dem Chimborazo und am Fischmarkt von Mutrah. Quer durch die Welt führt dieses Buch, und auch knapp am Tod vorbei.…mehr

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Produktbeschreibung
Ans Ende der Welt reisen, um einen neuen Anfang zu machen? Nach Asmara fliegt Friedrich Kröhnkes unheroischer Held namens Frick. Auch wenn er in der seltsam europäischen Moderne von Eritreas Hauptstadt Erlebnisse sanfter Erleuchtung hat, so bleibt er am Ende doch der nervöse Melancholiker, der er immer war. Das Leben und die Lust schillern in Friedrich Kröhnkes neuem Roman "Nach Asmara!", der Geschichte eines Mannes, der das Glück unter den goldenen Pagoden Rangoons sucht, unter dem Chimborazo und am Fischmarkt von Mutrah. Quer durch die Welt führt dieses Buch, und auch knapp am Tod vorbei. Eine Operation hat Frick nur mit Not überlebt. Sich selbst und einem Leidens-genossen namens Burmeister verspricht er, noch tiefer ins Leben einzutauchen. Mit zarter Lakonie entwirft "Nach Asmara!" das Porträt eines unbürgerlichen Reisenden, den es von Berlin über Bali, Indien und Japan von Ort zu Ort treibt, eines Oblomow mit Koffer. Wenn diese paradoxe Figur in der Weltliteratur bisher noch nicht erfunden war, hier ist sie!
Autorenporträt
Friedrich Kröhnke, 1956 geboren, lebt in Berlin und gilt als feinsinniger Stilist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2012

Geistesheimat
Friedrich Kröhnke schickt Getriebene auf Reisen

Friedrich Kröhnke fristet ein Dasein an den Rändern - der Gesellschaft genauso wie des Literaturbetriebs, in dessen Mitte der 1956 Geborene, der seine ersten Bücher in den frühen achtziger Jahren veröffentlichte, nie hat vordringen können. Ob es sich hierbei um eine freiwillig oder eine unfreiwillig gewählte Randexistenz handelt, ist schwer zu entscheiden. Allem voran die päderastischen Begierden, die Kröhnke in seinen Romanen immer wieder und mit unverhohlen autobiographischem Einschlag zum Thema macht, zeugen von einem Menschen, der seinen Platz in den hergebrachten Gefügen nicht hat finden können. Freilich sind sie im selben Moment durch das öffentliche Ausbuchstabieren der Grund eben hierfür.

Auch Kröhnkes jüngster Roman "Nach Asmara!" ist nur vorgeblich ein Roman über das Reisen. Zwar besteigt Frick - unschwer zu lesen als Alter Ego des Autors, wenngleich die stete Nennung beim Nachnamen und in der dritten Person Distanz suggeriert - Flugzeug um Flugzeug, reist nach Bali und nach Japan, nach Panama und Rumänien genauso wie in die Vereinigten Staaten oder nach Indien. Aber er ist weder Kosmopolit noch von Neugier getriebener Entdecker, auch wenn er sich von allen Pfaden des Massentourismus fernhält. Vielmehr ist es das manische Immerzu des erneuten Aufbruchs, das Fricks Dasein und Wesen ausmacht.

Durch das Buch zieht sich eine erinnerte Gegenfigur zu Frick, die gleichzeitig Adressat des Erzählten ist. Dieser Herr Burmeister, mit dem Frick ein paar Jahre zuvor ein Krankenhauszimmer geteilt hat, führt eine Durchschnittsexistenz: "Mann und Frau und Kinder sind beieinander, im Winter im Haus, im Sommer auch im Garten." Frick dagegen "hat nichts und war nichts. Nichts von Beruf und nichts in seiner gesellschaftlichen Stellung." Er ist ein Herumtreiber, ein "Ahasver", vor allem ist er allein. Nur Agnes hat er stets bei sich: ein Stofftier. Fricks Liebe zu Agnes ist ebenso traurig wie neurotisch und in seiner Ausgestelltheit bisweilen nah an der Stilisierung.

Burmeister gegenüber erfindet Frick eine Freundin, angeblich Lehrerin im Rheinland, um zumindest ein wenig respektierlich zu erscheinen neben einem Mann, der im Leben und dessen Zusammenhängen ruht. Vermutlich weiß Frick, dass er Erlösung von seiner ewigen Wanderschaft kaum wird finden können. Wohl deshalb sucht er sie auch gar nicht wirklich in den Orten selbst, auch wenn er von einem zum nächsten reist, sondern vielmehr in dem, was sie einmal waren, im Vergangenen, das womöglich noch für einen flüchtigen Moment in ihnen aufblitzt und in jedem Fall als das Andere zum Jetzt und Hier erscheint. "Frick irrt wohl nach diesem ,noch' durch die Welt."

Ebenjenes Asmara, die Hauptstadt Eritreas, das Kröhnkes Roman als Ausruf und Richtungsweisung zum Titel wird, verspricht ein solches "Woanders" zu sein, ein Ort, der ebenso wie Frick aus Welt und Zeit gefallen ist. Neoklassizistische Kinopaläste, von Patina überzogen, findet man in dieser ehemaligen italienischen Kolonie, Kaffeehäuser, in denen alte Herren Wasser oder dünnen Cappuccino trinken, halbzerfallene Villen, die nur noch vage an vergangenen Glanz erinnern. Ein Ort allerdings, an dem nicht nur der italienische Faschismus der dreißiger Jahre seine architektonischen Spuren hinterlassen hat: Folter und Unterdrückung von Opposition jeder Art sind in Eritrea bis heute an der Tagesordnung, um die Pressefreiheit ist es noch schlimmer bestellt als in Staaten wie Nordkorea. Frick schert das kaum, weder moralisch noch praktisch.

Ausgerechnet hier kann er sich zum ersten Mal ein Verweilen vorstellen. "In der verdunkelten Kammer auf einem Dach in Eritrea sieht er die Gassenecke vor sich, an der er sitzen will." Und zum ersten Mal spricht nun Frick das aus, was sein Unglück und seine Sehnsucht ausmacht und seine Daseinsform bestimmt: "Huren und Strichjungen und feuchte Hitze". Das ist seine Idee davon, in Frieden zu leben.

Und dennoch ist ihm Erlösung nicht vergönnt. Frick reist ab und reist weiter, mit Agnes im schmalen Gepäck. Mit einer Selbstverständlichkeit und einer Unbedingtheit tut er das, die keine Worte brauchen und gerade deshalb schmerzen.

Womöglich aber sind Selbstverständlichkeit und Unbedingtheit nur ein Trugschluss, der aus der Ruhe von Friedrich Kröhnkes Sprache erwächst. Jede der kurzen Szenen und jedes der Notate, aus denen sich dieses Buch zusammenfügt, ist von einer sanften, dem Getriebensein der Figur vollkommen konträren Stimmigkeit. So als wären Frick und mit ihm sein Autor, die niemals in der Welt aufgehoben zu sein meinen, dies doch immerzu und allein in der Sprache. Ähnlich ergeht es dem Leser mit diesem schmalen Band, der in dem, was und von wem er erzählt, in vielerlei Hinsicht befremdlich ist, dessen feine, leise Melodie indes etwas Bezwingendes hat.

WIEBKE POROMBKA

Friedrich Kröhnke: "Nach Asmara!" Roman.

Jung und Jung Verlag, Salzburg 2011. 150 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Friedrich Kröhnkes Roman "Nach Asmara!" hat etwas Befremdliches, findet Wiebke Porombka, die sich dem Buch aber trotzdem nicht ganz entziehen kann. Der Erzähler der Geschichte ist ein Getriebener, berichtet die Rezensentin: Frick reist durch die Welt, nach Bali, Japan, Panama, nach Rumänien, Indien und in die USA. Aufgebrochen ist er nicht vor Abenteuerlust oder auch nur Neugier, sondern schlicht, weil es ihn nirgendwo hält, weil er nirgendwo hingehört, fasst die Rezensentin zusammen. Seine einzige Begleiterin: Agnes - ein Stofftier, das Frick vielleicht etwas zu innig liebt. Porombka meint in Frick mühelos das alter Ego des Autors zu erkennen; auch Kröhnke fügt sich nicht dem Literaturbetrieb und lässt sich nicht einordnen, findet sie. Merkwürdig mutet diese Verknüpfung an, wenn die Rezensentin später Frick zitiert, der, in Asmara angekommen, seine Zutaten eines guten Lebens preisgibt: "Huren und Strichjungen und feuchte Hitze".

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