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Berlin war in der Zwischenkriegszeit d i e kulturelle Metropole der deutschsprachigen Welt: Nirgendwo gab es mehr Theater, Opern- und Operettenhäuser, Filmstudios, Zeitungsredaktionen und Verlage wie in der Stadt an der Spree. Hier gab es zahllose Anregungen, hier eröffneten sich ungeheure Möglichkeiten, hier konnte man die große Karriere machen. Die Stadt sprühte vor Energie. Das kreative Leben jener aufregenden Zeit wurde stark von den zahlreichen Zuwanderern beeinflusst. Sie waren der Anziehungskraft der modernen Stadt verfallen und sie erfüllten die Anforderungen der aufgeschlossenen und…mehr

Produktbeschreibung
Berlin war in der Zwischenkriegszeit d i e kulturelle Metropole der deutschsprachigen Welt: Nirgendwo gab es mehr Theater, Opern- und Operettenhäuser, Filmstudios, Zeitungsredaktionen und Verlage wie in der Stadt an der Spree. Hier gab es zahllose Anregungen, hier eröffneten sich ungeheure Möglichkeiten, hier konnte man die große Karriere machen. Die Stadt sprühte vor Energie. Das kreative Leben jener aufregenden Zeit wurde stark von den zahlreichen Zuwanderern beeinflusst. Sie waren der Anziehungskraft der modernen Stadt verfallen und sie erfüllten die Anforderungen der aufgeschlossenen und Unterhaltung suchenden Stadt. Viele von ihnen kamen aus Wien. Das Buch schildert das Milieu der Wiener Künstler, Journalisten und Literaten, deren Arbeit den Geist jener Zeit so maßgeblich prägte.
Autorenporträt
Hermann SchlösserGeb. 1953 in Worms; Dr. phil., Studium der Germanistik und Anglistik in Marburg und Sheffield. Lebt in Wien und arbeitet als Feuilleton-Redakteur der "Wiener Zeitung". Publikationen zu kulturhistorischen Themen und zeitgenössischer Literatur. Kürzlich erschienen: Kasimir Edschmid. Expressionist - Reisender - Romancier. Eine Werkbiographie; Wie kommt der Esel auf die Brücke? Kleine Merkhilfen gegen die große Vergesslichkeit (zusammen mit Gerald Jatzek).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.12.2011

Herr Ober, bitte einen Tänzer!
Mit Schlagobers: Hermann Schlösser über „Die Wiener in Berlin“ zwischen 1918 und 1933
Über den Reim hat Karl Kraus, der strenge Herausgeber der Fackel in Wien, einmal geschrieben: „Er ist das Ufer, wo sie landen, / sind zwei Gedanken einverstanden.“ Es muss also irgendetwas zu bedeuten haben, dass sich Wien auf Berlin reimt und umgekehrt. Aber was? Vielleicht liegt die Lösung des Rätsels im zweiten Kraus-Vers über den Reim: „Er ist so seicht und ist so tief / wie jede Sehnsucht, die ihn rief.“
Als am Ende des Ersten Weltkrieges der Berliner Journalist Julius Bab und sein Wiener Kollege Willi Handl das Buch „Wien und Berlin. Vergleichendes zur Kulturgeschichte der beiden Hauptstädte Mitteleuropas“ (1918) herausbrachten, war darin Berlin die kraftstrotzende Metropole des Aufbruchs zu einer „neuen Kultur“ und „das ehrwürdig alte, aus glänzender Vergangenheit in eine andere Gegenwart hinüberlebende Wien“ die Hüterin all dessen, was Berlin zu verlieren drohte.
Verführerischer als die Idee der Balance und des Ausgleichs von Tradition und Moderne, die Bab und Handl ihrem Buch zugrunde legten, war es, Berlin ganz auf die technisch-zivilisatorische Zukunft und Wien ganz auf die alteuropäische Vergangenheit festzulegen. Man muss nur Walther Ruttmanns neusachlichen Film „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ (1927) und den Kostümfilm „Der Kongress tanzt“ (1931) nacheinander sehen, um einen Eindruck dieser Spannung zu gewinnen.
Die Berliner Stars Lilian Harvey und Willy Fritsch machten den Film über den Wiener Kongress 1814 in Deutschland erfolgreich, der einzige Wiener darin war Paul Hörbiger als Heurigensänger. Aber anders als es das Klischee wollte, waren die aus Wien zugereisten Künstler, Musiker und Autoren, die im Berlin der Weimarer Republik arbeiteten, gerade nicht auf ihre Herkunft und die Vergangenheit festgelegt.
Sie waren vielmehr ihrerseits, angelockt von den großen Zeitungen, den Theatern und Vergnügungsetablissements sowie der aufblühenden Filmindustrie, mit der Moderne im Bunde, von Alfred Polgar über Fritz Kortner und Elisabeth Bergner bis zu Vicki Baum.
Hermann Schlösser, ein aus Deutschland Zugereister in Wien, aus Worms stammender Feuilleton-Redakteur der Wiener Zeitung, blättert jetzt mit leichter Hand, aber nicht obenhin, in der Geschichte der „Wiener in Berlin“ – in Film, Literatur und Musik. Unter der Fuchtel von Karl Kraus steht er nicht, also kann er auch Journalisten wie den von Kraus verachteten Stefan Großmann, den Herausgeber der Zeitschrift Das Tage-Buch würdigen. Gina Kaus mit ihrem langen Leben und Lili Grün mit ihrem kurzen Leben sind ihm nicht weniger wichtig als Joseph Roth und Karoline Wilhelmine Charlotte Bramauer aus Wien-Penzing, die unter dem Pseudonym Lotte Lenya Furore machte.
In markanten Auftritten treten die Figuren in diesem Buch, das nicht erschöpfend sein will und dieses Ziel erreicht, an die Rampe, Billy Wilder nicht als künftiger Hollywood-Regisseur, sondern in seiner frühen Nebenrolle als Eintänzer, Journalist und Autor der Reportage: „Herr Ober, bitte einen Tänzer!“
LOTHAR MÜLLER
HERMANN SCHLÖSSER: Die Wiener in Berlin. Ein Künstlermilieu der 20er Jahre. Edition Steinbauer, Wien 2011. 136 Seiten, 22,50 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Irgendwas muss sein zwischen diesen beiden Orten. Eh Rezensent Lothar Müller weiter grübelt, was es ist, liest er bei Hermann Schlösser nach, der selber als Deutscher nach Wien kam und nun die Wiener im Berlin der Weimarer Zeit porträtiert, Künstler vor allem, aber auch Journalisten, lauter moderne Menschen. Weniger voreingenommen als Karl Kraus macht er das, findet Müller, leicht, aber doch erschöpfend. Ob Joseph Roth, Lotte Lenya, Lili Grün, Billy Wilder - sie alle findet er markant dargestellt.

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