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  • Audio CD

Produktdetails
  • Verlag: Dhv Der Hörverlag
  • Gesamtlaufzeit: 112 Min.
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 9783899400588
  • Artikelnr.: 12426995
Autorenporträt
Edgar Allan Poe (1809-49) gilt als bedeutendster Vertreter der amerikanischen Romantik und als Urvater der Kriminal- und phantastischen Literatur. Seine Kriminal- und Gruselgeschichten sind, ob als Gedicht oder Erzählung, in besonderem Maße von seinem analytischen Scharfsinn und seinem Hang zum Makaberen geprägt und haben einen großen Einfluss auch auf die europäische Literatur ausgeübt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.04.2004

DAS HÖRBUCH
Aus der Bügelstube
Mit Seemansgurgelei: Poes „Bericht des Arthur Gordon Pym”
Zwar ist „Der Bericht des Arthur Gordon Pym aus Nantucket” das umfangreichste Prosastück von Edgar Allan Poe, es enthält die wesentlichen Motive seiner späteren Werke wie beispielsweise die entsetzliche Angst davor, lebendig begraben zu werden und ausführliche Beschreibungen dieses Horrors, – aber sein Pym wurde 1838 nicht zu einem großen Publikumserfolg. Als Grundlage für ein Hörbuch könnte es allerdings dienen. Gerade der fragmentarische Charakter des gelegentlich blutrünstigen und bedrückenden Stückes bietet Möglichkeiten, beispielsweise die Verschmelzung mit einer der berühmten Fortsetzungen: Im Jahr 1895 schickte Jules Verne in „Le sphinx des glaces” eine weitere Expedition aufs Meer, die der Bruder des Kapitäns der „Jane Guy” leitet, und 1897 belebte C. A. Drake in „A Strange Discovery” den Schauplatz auf einer Vulkaninsel am Südpol neu.
Das für den Hörverlag von der dreiköpfigen Audiokunstgruppe Serotonin inszenierte Hörspiel dagegen arbeitet die Textvorlage ab. Einiges wurde umgestellt, viel gekürzt, und es wurden, das ist auffällig, die rassistischen Einschläge des Originaltextes weggebügelt, also der missgebildete „Indianer” und der brutale „Neger”, der zweiundzwanzig Matrosen an der Reling mit der Axt den Garaus macht. Leider ist nichts Gutes herausgekommen aus der Kürz- und Bügelstube, sondern ein bis auf wenige blutrünstige Szenen belangloses Seefahrts-Abenteuer. Unangenehm tönt das verlegenheitsbedingte nervöse Fiedeln und Pauken in der Komposition von Jens-Uwe Bartholomäus. Gelegentlich erinnert sein Klangteppich an den Sound des Films „Das Boot”. Die Geräuschkulisse aus Wassergeplätscher und Gepolter ist allzu simpel.
Schließlich die Besetzung: Heiner Heusinger ist ein guter Erzähler. Mit der verzögerten Sprechweise und der tiefen Stimme bietet er das für ein solches Thema Übliche auf angenehme Weise. Doch die Stimmen der Rollen wirken lächerlich, allesamt. Roland Renner als Pym kräht selbst dann in poliertestem Hochdeutsch, wenn ein Seemann zwecks Ernährung anderer Schiffbrüchiger geschlachtet wird. Und manche rauh gemachte Seemannsgurgelei hat die Grenze zur Parodie überschritten – freilich unfreiwillig und ohne dass die Angelegenheit dadurch an Witz gewinnt oder auch nur geringfügig weniger seiert.
MARTIN Z. SCHRÖDER
EDGAR ALLAN POE: Der Bericht des Arthur Gordon Pym. Hörspiel mit Heiner Heusinger, Roland Renner u. a., Regie: Serotonin. Hörverlag, München 2004. 2 CD, 112 min., 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.1997

1838
Edgar Allen Poe "Arthur Gordon Pym"

Nicht lange vor seinem Tod (er starb - arm, sein letztes Honorar reichte nicht für das Wirtshaus, und vermutlich im Delirium - 1849 vierzigjährig in Baltimore) schrieb dieser große Mann an einen Freund: "Verlassen Sie sich darauf, Thomas, am Ende ist doch die Literatur der edelste Beruf, fast der einzige, der für einen Mann taugt. Ich jedenfalls werde mein ganzes Leben ein Literat sein, und nicht für alles Gold Kaliforniens würde ich die Hoffnungen hergeben, die mich immer noch vorwärtstreiben." Neben Melvilles "Moby Dick" (von 1851, zwei Jahre nach jenem armen Tod) und einigen Sachen Conrads ist Poes "Arthur Gordon Pym" (old Coopers "Pilot" von 1824 in allen Ehren) das herrlichste Seestück in der erzählten Welt und das hinausführendste über alles, was wir sonst von ihr wissen: Denn nicht bloß strandet der Held mit den Seinen auf einer erstaunlichen Insel im schlimmen Herzen der Antarktis (weiße Riesenvögel schreien fliegend Tekeli-li), sondern später, wenn er und ein Freund als einzige der mörderischen Natur der Einwohner entflohenn sind, treiben sie, ganz hinaus aus aller Erdenklichkeit, auf immer heißerem Wasser auf etwas zu, das wie eine menschliche Riesengestalt dort hinten zu stehen scheint. In mittelalterlichen Romanen steuern manche einen sagenhaften greifenbewohnten Magnetberg an (sechzig Jahre nach dem "Pym", in einer amüsanten Weiterschreibung dieses Romans, hat Jules Verne in seiner "Eissphinx" Poes Vision als den Magnetberg identifiziert), der voller Geheimnisse sein soll - bei Poe ist er (wenn er also ist, aber er wird eben etwas ganz ganz anderes gewesen sein, ein Jenseits) das Geheimnis selber schon; und deswegen können wohl die Alten, selber zauberkundig, wieder heil zurückkehren vom Magnetberg und weiterleben in der gewöhnlichen Welt, nicht aber Arthur Gordon Pym: Er kommt nach Hause, er schreibt sein Abenteuer auf, er schreibt es auf bis zu dem Punkt, an dem die große weiße Gestalt erscheint; aber als er weiterschreiben will, stirbt er (ein Schicksal, vor welchem Verne sich schlau in jene alten harmlosen Überlieferungen flüchtet), das Wort des Geheimnisses schreibt er nicht mehr hin. (Edgar Allen Poe: "Arthur Gordon Pym". Deutsch von Arno Schmidt. Haffmans Verlag, Zürich 1994 [Band 4 der Werkausgabe]. 304 S., geb., 36,- DM)

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was hätte man aus dieser Erzählung nicht alles machen können, seufzt Martin Z. Schröder, bedrückend und blutrünstig wie sie sei. Denn mit dem von der "Audiokunstgruppe" Serotonin vorgelegten Hörspiel ist er nicht glücklich geworden. Ein "belangloses Seefahrtsabenteuer" sei da herausgekommen, schimpft er, zu viel ist ihm gekürzt und glatt gebügelt geworden. Selbst die Schlachtszenen werden in poliertestem Hochdeutsch vorgetragen, moniert Schröder, der sich außerdem am "nervösen Fiedeln und Pauken" der Komposition und einigen chargierenden Sprechern stört. Allein einer findet seine Gnade: "Heiner Heusinger ist ein guter Erzähler".

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