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Dieses amüsante und mit einem ironischen Augenzwinkern geschriebene Büchlein erzählt wie sich Philosophen und Philosophinnen von Sokrates bis Sloterdijk und Judith Butler zum Thema 'Sex' verhielten und verhalten. Dabei lernt man nicht nur Erstaunliches über das gar nicht so prüde Denken vieler klassischer Philosophen, sondern liest auch diverse amüsante Anekdoten aus deren Leben und darüber, wie sich das urexistenzielle Thema 'Sex' in ihren philosophischen Theorien spiegelt. So zeigt sich, das Philosophie und Sex, das Erhabene und das Vulgäre, keineswegs so strikt von einander getrennt werden…mehr

Produktbeschreibung
Dieses amüsante und mit einem ironischen Augenzwinkern geschriebene Büchlein erzählt wie sich Philosophen und Philosophinnen von Sokrates bis Sloterdijk und Judith Butler zum Thema 'Sex' verhielten und verhalten. Dabei lernt man nicht nur Erstaunliches über das gar nicht so prüde Denken vieler klassischer Philosophen, sondern liest auch diverse amüsante Anekdoten aus deren Leben und darüber, wie sich das urexistenzielle Thema 'Sex' in ihren philosophischen Theorien spiegelt. So zeigt sich, das Philosophie und Sex, das Erhabene und das Vulgäre, keineswegs so strikt von einander getrennt werden können, wie man gemeinhin glaubt. Der hier vollzogene Gang durch die Geschichte des Denkens erstreckt sich von der Antike bis heute - von Platons Eros bis zu Nietzsches Peitsche und darüber hinaus.
Autorenporträt
Dr. Stefanie Voigt, Staatsexamen in Geschichte/Germanistik, Anstellung in einer Werbeagentur und Promotion in Theoretischer Psychologie. Ist als Dozentin für Ästhetiktheorie in den Fächern Philosophie, Psychologie und Kunst an der Universität Bamberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2011

Begegnung, Spaß und Sport
Ein Buch über Sex und Dildos in der Philosophie
Nicht Platon oder Kant haben die Philosophiegeschichte nachträglich beeinflusst, sondern der Dildo. So stellt es sich zumindest dar, wenn man der Derrida-Schülerin Beatrice Preciado glauben mag. Denn dieses Gerät, ob in klassischer Ausführung oder als „Strap-On“ zum Umschnallen, mache den feministischen Kampf obsolet. Die vermeintlichen Herrschaftsstrukturen beim Geschlechtsverkehr, die Aktivität des Mannes und die Passivität der Frau, fallen weg – der Dildo ermöglicht die volle Gleichberechtigung.
Was noch alles dabei herauskommt, wenn Philosophen über Sex nachdenken, das findet man in dem unterhaltsamen Büchlein „Die philosophische Wollust“. Denn „beide stimulieren, wenn sie gut sind“, sagen die Autoren Stefanie Voigt und Markus Köhlerschmidt über die Philosophie und den Sex.
Ihr Werk ist ein Galopp über zweitausend Jahre Schlüpfrigkeiten und Sex-Theoreme und ist ob der Kürze der Artikel stellenweise nur für Freunde des Fachs gänzlich zu verstehen. Letztlich ist es der erzählerische Tonfall, der der reichhaltigen Lektüre ihre Leichtigkeit bewahrt. Als die Reihung beim Kleriker Abaelard anlangt, dessen Affäre mit einer Schülerin ihn letztlich sein Geschlechtsteil kostete, wird der Privatunterricht als „Praxismodul“ beschrieben, „bei dem Heloise nach Aussage ihres Lehrers Leistungen zeigt, die über den An-forderungen liegen“.
In unserer Gesellschaft, die dank Werbung und Internet-Pornographie bekanntlich als „oversexed and underfucked“ gilt, weil unser reales Liebesleben notwendig hinter den medialen Bildern und Erwartungen zurückbleibt, ist es ratsam, sich historisch-reflexiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Knabenliebend und idealistisch in der Antike, eher prüde im Mittelalter, liberalisierten sich seit der Auflösung des christlichen Wertesystems im 18. Jahrhundert auch die Sex-Philosophien, bis man beim S/M-Anhänger Michel Foucault landet oder der Feststellung, Sex sei eine Mischung aus „Passion, Begegnung, Spaß und Sport“ und als „die Mitte der Spaßkultur“ (Peter Sloterdijk) auszumachen. Einsichtig, dass die vorherrschenden Gesellschaftsmodelle auch das Denken über den Geschlechtstrieb beeinflussen. Dem ganz großen Geheimnis, der Liebe in ihrer Unvernunft, kommen die Denker aber kaum auf die Spur.
Heute, so die Verfasser, ist Sex „nicht mehr in erster Linie fortpflanzungsorientiert, sondern zunehmend Mittel zur individuellen Selbstverwirklichung“. Klingt banal, ist aber folgenreich. In der Post-Nietzsche-Ära wird zum Beispiel der Orgasmus, den die Franzosen weise als „la petite mort“, den kleinen Tod, bezeichnen, zur spirituellen Grenzerfahrung, obwohl die Existenz eines Jenseits ja vehement negiert wird.
Versteht man die Philosophie als Wissenschaft von allem, dann muss sie auch das Sinnliche, Körperliche behandeln. Viele ausgereifte Theorien gibt es nicht, weil der Geschlechtlichkeit wie Nahrungsaufnahme und Verdauung etwas Tierisches anhaftet. Sicherlich hatte Sigmund Freud mit seinem Konzept der Sublimierung von Trieben in Kunst und Wissenschaft nicht unrecht. Aber selbst wenn man Sex und Philosophie nicht eigentlich zusammendenken will, das vorliegende Büchlein lehrt erstaunliche Verbindungen. Eine kannte schon Walter Benjamin: „Bücher und Dirnen kann man ins Bett nehmen.“ MATTHIAS WAHA
STEFANIE VOIGT, MARKUS KÖHLERSCHMIDT: Die philosophische Wollust. Sinnliches von Sokrates bis Sloterdijk. Primus Verlag, Darmstadt 2011. 192 Seiten, 19,90 Euro.
„Bücher und Dirnen kann man“,
wie Walter Benjamin wusste,
„ins Bett nehmen“
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lesenswert durchaus, essenziell jedoch nicht findet Rezensent Matthias Waha, was zum Thema Sex und Philosophie (oder Philosophie der Sexualität) hier in recht kurzen Artikeln zusammengetragen worden ist. Ein derridistisch inspiriertes Loblied auf den Dildo zum Beispiel, der manche Geschlechterverkehrdifferenz ausgleicht. Natürlich geht es bei Sokrates los, lässt die Probleme, die Abelaerd aufgrund seiner Beziehung zu Heloise bekam, keineswegs aus und hört dann erst bei Sloterdijk auf. Weit ist der Rahmen gespannt, nur wird Waha den Eindruck nicht los, dass die weit auseinanderliegenden Sphären der Philosophie und des Sexus, die hier zwischen zwei Buchdeckeln zu Bettgenossen zusammengespannt werden, einander womöglich so viel doch nicht zu sagen haben.

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"Was alles dabei herauskommt, wenn Philosophen über Sex nachdenken, das findet man in dem unterhaltsamen Büchlein "Die philosophische Wollust". [...] Ihr Werk ist ein Galopp über zweitausend Jahre Schlüpfrigkeiten und Sex-Theoreme [...] Letztlich ist es der erzählerische Tonfall, der der reichhaltigen Lektüre ihre Leichtigkeit bewahrt. [...] selbst wenn man Sex und Philosophie nicht eigentlich zusammendenken will, das vorliegende Büchlein lehrt erstaunliche Verbindungen." Süddeutsche Zeitung "... ein hübsch schlaues Tratschkompedium, das nicht einfach das intime Leben der bekanntesten Philosophen und Philosophinnen seziert, sondern Leben und Werk gegeneinanderliest." taz "Insofern bietet das Buch sogar noch mehr als der Rückentext verheißt: eine kurz gefasste Geistesgeschichte der Sexualität in der abendländischen Kultur." Spektrum der Wissenschaft