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Karten machen Lust auf Reisen. Sie laden die Welt mit Bedeutung auf, helfen den Weg zu planen und den Überblick zu behalten. Der vorliegende Band lädt zu einer Reise nach Rom ein und skizziert die Geschichte der Stadt anhand von 40 ausgewählten Karten. Ein spannender Überblick von der spätantiken Forma Urbis Romae bis zu aktuellen Google Maps beschreibt Leistungen und Funktionen der Kartographie und erläutert anschaulich, wie sich die Konzeption der Karten im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Immer jedoch haben Karten die Wahrnehmung Roms entscheidend geprägt. Detaillierte Beschreibungen…mehr

Produktbeschreibung
Karten machen Lust auf Reisen. Sie laden die Welt mit Bedeutung auf, helfen den Weg zu planen und den Überblick zu behalten. Der vorliegende Band lädt zu einer Reise nach Rom ein und skizziert die Geschichte der Stadt anhand von 40 ausgewählten Karten.
Ein spannender Überblick von der spätantiken Forma Urbis Romae bis zu aktuellen Google Maps beschreibt Leistungen und Funktionen der Kartographie und erläutert anschaulich, wie sich die Konzeption der Karten im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Immer jedoch haben Karten die Wahrnehmung Roms entscheidend geprägt. Detaillierte Beschreibungen geben dem Leser konkrete Hinweise zum Lesen und Verstehen der historischen Karten an die Hand und eröffnen einen neuen Zugang zur Ewigen Stadt. Großformatige Abbildungen machen die Argumentation nachvollziehbar und laden zu eigenen Entdeckungen ein.
Autorenporträt
Felix Thürlemann, geboren 1946 in St. Gallen, ist seit 1987 Professor für Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Konstanz. Forschungsschwerpunkte: Visuelle Semiotik als Bedeutungsanalyse der bildenden Kunst, frühniederländische Malerei, Theorie und Geschichte des 'hyperimage'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2010

Am Nabel der Welt lag einst eine Stadt

Zur Zeit wird hier der Raum: Steffen Bogen und Felix Thürlemann haben ein Kompendium von Karten der Ewigen Stadt vorgelegt, das keinen Liebhaber Roms kaltlassen kann.

Karten und Stadtpläne dienen nicht nur der Orientierung im Gelände, sie bilden auch ein historisches Quellencorpus von höchster Dignität für den politik- und ideengeschichtlich Interessierten wie für den Religions-, Kultur- und Kunsthistoriker. Ihre besondere Attraktivität liegt in der Verbildlichung von historischem Raum, in der zweidimensionalen Abbildung von zeitlicher wie räumlicher Vielschichtigkeit, aber auch in der Möglichkeit, Erinnerungen an einen einmal besuchten Ort zu konservieren und abrufbar zu halten. Dies gilt in herausragendem Maße für Pläne derjenigen Stadt, von der Jacob Burckhardt einst schrieb: "Der Genuß Roms ist ein beständiges Errathen und Combiniren; die Trümmer der Zeiten liegen in gar räthselhaften Schichten übereinander. Zwar fehlt mir hier ein vollendet schöner Bau, zu dessen Thürmen und Nischen die aufgeregte Seele flüchten könnte; aber Alles zusammengenommen ist es eben doch noch die Königin der Welt und giebt einen aus Erinnerung und Genuß so wundersam zusammengesetzten Eindruck wie keine andere Stadt."

Steffen Bogen und Felix Thürlemann haben ein reich bebildertes und klug kommentiertes Kompendium von Rom-Plänen zusammengestellt, das den Leser schon auf den ersten Blick durch die ungeheure Vielfalt kartographischer Konzepte überwältigt. Das Spektrum reicht von der antiken Forma Urbis Romae vom Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, die einst die Aula des Templum Pacis schmückte, bis hin zum Streetwalk mit Google Maps. Ausgehend von der Prämisse, dass Karten primär kommunikativ ausgerichtet sind, fragen die Autoren vor allem nach den sich im Material abbildenden Vorstellungen von der Stadt Rom und nach der Art ihrer potentiellen Nutzung.

Die drei grundlegenden Modi bei der Erstellung von Karten und Stadtplänen sind die Dokumentation eines Status quo, die Rekonstruktion vergangener Strukturen sowie die Zukunftsplanung, bei der die Karte zum Entwurf wird. Der zuletzt genannte visionäre Impetus findet sich nicht nur im Salone Sistino der vatikanischen Bibliothek, wo Papst Sixtus V. als selbstbewusster Stadtherr und Stadtplaner die zu schlagenden urbanistischen Schneisen nach der Form seines eigenen Familienwappens, eines sechszackigen Sterns, malen ließ. Auch der Plan für die Idealstadt, die 1942 im Rahmen der Weltausstellung im Weichbild Roms errichtet werden sollte, dokumentiert den utopischen Versuch der Raumbeherrschung durch Symmetrisierung und monumentale Blickachsen, wobei die Karte als genuin politisches Instrument genutzt wird.

Die riesigen Schaukarten, die das barocke Rom als veritables Gesamtkunstwerk abbilden, kombinieren den herrschaftlichen Blick in der Vogelschau mit einer möglichst maßstabsgetreuen Wiedergabe. Rahmende Veduten und Ansichten wichtiger päpstlicher Bauprojekte sollten diesen riesigen Planlandschaften zusätzliche künstlerische Attraktion verleihen.

Das besondere Faszinosum der mittelalterlichen und frühestneuzeitlichen Karten von Rom besteht in ihrer sehr weit gehenden Abstraktion von den realen geographischen und urbanistischen Gegebenheiten. Hier wird vielmehr durch die Form, die man dem Stadtkörper gibt, Bedeutung signalisiert: Die Kreisform der "Roma, caput mundi" in vielen frühen Karten verweist nicht nur auf das Himmlische wie Irdische Jerusalem oder in noch größerer Allgemeinheit auf den von Gott geschaffenen Erdkreis, sondern signalisiert allein als geometrische Form schon höchste Perfektion und damit Auserwähltheit. Der Mittelpunkt dieses Kreises war bereits von Plutarch in seiner Gründungslegende Roms bestimmt worden: Den Bauchnabel der Stadt, den das Imperium Romanum als "umbiculus urbis" bezeichnete, findet man auf vielen Karten eingezeichnet.

Das Kartenmaterial der Renaissance ist nicht nur geprägt von neuartigen technischen Möglichkeiten der Raumvermessung und der Reproduktion durch die Druckgrafik, es dokumentiert auch häufig das neuerwachte antiquarische Interesse für die Antike: Seit dem 16. Jahrhundert kann man zwischen Karten unterscheiden, die den zeitgenössischen Zustand der Stadt möglichst präzise wiedergeben, und solchen, die stärker an der historischen Rekonstruktion des antiken Rom interessiert sind. Leonardo Bufalini versuchte in seinem Plan von 1551 beide Blickwinkel miteinander zu verbinden, indem er dem Betrachter seines Plans anheimstellte, entweder das neue oder das alte Rom in einer Art "Doppellektüre" zu fokussieren. Dass man bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts warten musste, um mit diesem Plan die erste maßstabsgenaue Karte Roms in Händen zu haben, lag daran, dass das allzu detaillierte Offenlegen von Stadtstrukturen lange Zeit als strategisch unklug galt.

Eine seiner wichtigsten Funktionen aus heutiger Sicht, nämlich dem Betrachter die Orientierung vor Ort zu erleichtern, erfüllt der Rom-Plan eigentlich erst seit dem achtzehnten Jahrhundert. Voraussetzung dafür ist die Trennung von Karte und Stadtbild. Erst als notwendige Ergänzung zu Reiseführern kann der Plan zum Cicerone für den Bildungswilligen werden, der in einem klar vorgegebenen und durch Baedeker-Sterne evaluierten "geführten Sehen" von einer Besichtigungsattraktion zur nächsten geleitet werden möchte.

Die Orientierungsleistung erfüllt freilich allein der Führer, nicht der Plan selbst. Ein Prototyp dieses vorselektierten Blicks auf Rom war Etienne Dupéracs berühmter Siebenkirchenplan aus dem Heiligen Jahr 1575. Er wies freilich nicht den Weg zu Kunstschönheiten, sondern war ein Itinerar zu den Ablass gewährenden Hauptkirchen der Ewigen Stadt - unter weitgehender Ausgrenzung der sonstigen Stadtbebauung, die den frommen Pilger nur von seinen eigentlichen Zielen abgelenkt hätte.

Dies und vieles mehr lernt man aus dem Band von Bogen und Thürlemann. Man kann sich aber auch einfach nur mit den Karten selbst vergnügen, indem man imaginäre Reisen durch Zeit und Raum unternimmt, bekannte Erinnerungsorte zu identifizieren versucht oder die Schicksale einzelner Monumente durch den Wandel der Zeiten hindurch verfolgt. Für welche Variante man sich entscheidet: Das Buch ist ein Muss für jeden Kenner und Liebhaber Roms!

CHRISTINE TAUBER

Steffen Bogen und Felix Thürlemann: "Rom". Eine Stadt in Karten von der Antike bis heute. Primus Verlag, Darmstadt 2009. 232 S., Abb., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Geschwelgt hat Roman Hollenstein in Steffen Bogens und Felix Thürlemanns Romkarten-Buch. Mit Begeisterung hat sich der Rezensent in die dort abgedruckten 39 Karten von Rom aus fast 2000 Jahren vertieft und ergeht sich hingerissen über die Schönheit von Stadtkarten von Giambattista Nolli, Piranesi oder einer Stadtansicht aus dem "Liber ystoriarum Romanorum". Kunsthistoriker Thürlemann und "Kartenspezialist" Bogen bieten in fünf Kapiteln topografische und kartografische Einsichten in die Stadt Rom und zudem einen wissenschaftlich verlässlichen Katalogteil sowie eine umfassende Bibliografie, wie der Rezensent zufrieden feststellt. Das lässt ihn auch vergessen, dass der Band leider keine Vergleichskarten einer anderen Stadt bietet.

© Perlentaucher Medien GmbH