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Als Florian Illies vor drei Jahren Generation Golf vorlegte, glaubte er, es werde künftig keine weitere Generalinspektion seiner Jahrgänge anstehen, denn »Veränderungen wird die Zukunft kaum bringen«. Doch weit gefehlt! Denn plötzlich ist sie da, die Krise: die kranke Weltwirtschaft, Arbeitslosigkeit, der 11. September und die Angst vor dem Krieg. Und sie verändert grundlegend das Lebensgefühl der inzwischen Dreißig- bis Vierzigjährigen.
Illies konfrontiert uns in Generation Golf zwei mit dieser Quarterlife-Crisis. Doch stimmt er dabei nicht in das Klagelied seiner Altersgenossen ein. Die
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Produktbeschreibung
Als Florian Illies vor drei Jahren Generation Golf vorlegte, glaubte er, es werde künftig keine weitere Generalinspektion seiner Jahrgänge anstehen, denn »Veränderungen wird die Zukunft kaum bringen«. Doch weit gefehlt! Denn plötzlich ist sie da, die Krise: die kranke Weltwirtschaft, Arbeitslosigkeit, der 11. September und die Angst vor dem Krieg. Und sie verändert grundlegend das Lebensgefühl der inzwischen Dreißig- bis Vierzigjährigen.

Illies konfrontiert uns in Generation Golf zwei mit dieser Quarterlife-Crisis. Doch stimmt er dabei nicht in das Klagelied seiner Altersgenossen ein. Die meisten haben das Gejammer ja sowieso längst satt und wollen endlich wieder über sich selbst lachen.

Humorvoll beschreibt er seine autobiographisch gefärbten und zugleich authentischen Beobachtungen und ruft uns die glamourösen Neunziger und den nachfolgenden Zusammenbruch ins Gedächtnis.

So wundert er sich beispielsweise, warum immer häufiger E-Mails mit CC an das gesamte E-Mail-Adressbuch geschickt werden. Er stellt erstaunt fest, dass sich Frischvermählte oft schon bald nach der Eheschließung die Frage stellen, ob man denn bei der Scheidung auch ein kleines Fest veranstalten soll. Er sucht aber auch Antworten darauf, warum seine Generation mit der gottschalkkompatiblen Politik der Regierung Schröder nichts anfangen kann und sofort bei der im Fernsehen vorgetragenen Seelenpein des Außenministers Fischer lieber zu »Deutschland sucht den Superstar« zappt.

Autorenporträt
Florian Illies, geboren 1971 in Schlitz bei Fulda. Bis Dezember 2002 Leitung des Feuilletons der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und davor die Berliner Seiten der "FAZ". Derzeit freier Autor in Berlin. 1999 Auszeichnung mit dem "Ernst-Robert-Curtius Förderpreis für Essayistik" und 2014 mit dem "Ludwig-Börne-Preis".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2003

Wer mit Playmobil gespielt
Vom 9.11. bis zum 11.9. im Bademantel: Heute wird „Generation Golf zwei” ausgeliefert
Der Sohn, der von der Mutter geliebt wurde, ist dazu bestimmt, ein sonniges Gemüt auszubilden und im Leben keinen Konkurrenten mehr zu fürchten. Der von Mama vorgewärmte Kapuzenbademantel, der für das Kind nach jedem Aufenthalt in der Wanne bereitlag, wird ihm für alle Zeit ein Gefühl der Unverwundbarkeit verleihen, als habe er in Drachenblut gebadet.
Mit einem Bademantel hat Florian Illies im Jahr 2000 die „Inspektion” seiner Generation begonnen. Ein Bademantel hilft auch im zweiten Teil von „Generation Golf”, der heute ausgeliefert wird, über Misslichkeiten hinweg. „Auch dass der so genannte Pool in der Wellnesslandschaft die Größe eines Waldtümpels hat und statt der strahlenden Models im Bikini aus dem Prospekt auf den Liegen nur Reha-Patienten mit Gehhilfen lagern, kann man aushalten, solange man nur einen weißen, flauschigen Hotelbademantel mit aufgenähtem blauem Hotelwappen anhat, das einzige Kleidungsstück, das einen besoffen macht. Kein Wunder, dass sie so oft geklaut werden.” Flauschig umhüllen diese Sätze im reinsten Magazin-Deutsch all jene, die vor drei Jahren an die Verheißung ewigen, aber stilbewussten Kuschelns haben glauben wollen, dann aber erfahren mussten, dass es auch Kinder, Falten und Krisen gibt. Ihnen schenkt Florian Illies mit seinem neuen Buch das Gefühl der Geborgenheit wieder.
Schreckliches ist geschehen
Wer die Register beider Teile nebeneinander legt, kann in der Tat den Eindruck gewinnen, Schreckliches habe sich zugetragen: Wo einst zwischen „Abba” und „zwölfte Klasse” ein paar Marken und Namen Platz fanden, tummeln sich nun zwischen „Abfindung” und „Zonenrandgebiet” Ungeheuerlichkeiten wie „berichtigter Wertzuwachs”, „Angst” (14 Einträge), und „Konsumverweigerungswelle”. Markennamen muss man suchen, dafür haben mit dem 9. 11. und dem 11.9. zwei historische Daten Aufnahme ins Wörterbuch der „Generation Golf” gefunden. Zu ihr darf sich rechnen, wer zwischen 1965 und 1975 geboren wurde, eine behütete Kindheit in der bundesrepublikanischen Provinz absolviert hat, Berlin mal „spannend” fand und „Stilbewusstsein” für eine seiner herausragenden Eigenschaften hält.
Florian Illies fungiert als Mutter dieser Generation. Er brachte sie zur Welt, indem ihr einen Namen gab und mit seinem äußerst erfolgreichen Buch für das Gemeinsamkeit stiftende Ereignis sorgte. Nun liefert er Rat und Zuwendung in schweren Tagen, übernimmt mit dem Fortsetzung die Aufgabe der Lebensbegleitung, die unter Jüngeren Harry Potter erfüllt.
Mütter hören so geduldig zu wie Plüschtiere, werfen nur ab und an ein „Nun iss doch was, Junge” oder „Weißt Du noch, Dein erster Geha-Füller .. .” ein. Vor allem aber akzeptieren sie, seit unerschütterliches Verständnis zur pädagogischen Tugend wurde, ihre Kinder so, wie diese nun einmal sind. Dass ungeheure Anerkennungsbedürfnis seiner Altersgenossen hat Illies im Jahr 2000 befriedigt, indem er sie mit Vergrößerungsspiegeln umstellte, so dass man wohl glauben konnte, die Entscheidung zwischen Vittel, Evian und Volvic sei eine, an der Geschmackssicherheit sich beweisen könne. Als gehöre es nicht zum „Stilbewusstsein”, dass man bestimmte Entscheidungen zu treffen sich weigert. Als höre Stil nicht eben dort auf, wo man vor den Spiegel sich stellt und entzückt das eigene Treiben beobachtet.
Drei Jahre später ist von Stil, vom damals zur Provokation aufgemotzten Ersatz des Ideologischen durchs Ästhetische, nur noch am Rande die Rede. Die Vergrößerungsspiegel sind geblieben, der Applaus fürs eigene So- Und-Nicht-Anders–Sein nicht leiser geworden. Als Chronist und Analytiker der „Generation Golf” besitzt Illies die Lizenz zur hemmungslosen Schmeichelei. Da schlichtweg alles aufgezeichnet, gefilmt, fotografiert wird oder doch werden kann, haben Chronik und Analyse neue Unterscheidungsqualität gewonnen. Wer im Flimmern und Rauschen nicht spurlos verschwinden will, braucht einen Begriff, eine Erzählung, muss Register und auch Fußnoten hecken. Wer etwas bedeuten will, braucht einen Philologen, der erklärt, dass nichts an diesem Phänomen sich von selbst versteht, der die Überlieferung sichert und das Geschäft der Deutung übernimmt.
„Ich könnte mir vorstellen, auch mal was ganz anderes zu machen”, heißt der wichtigste, weil Nostalgie und Änderungswille vereinende Satz des Buches. Er fällt eines Sonntagvormittags beim Frühstück in der Küche von Carolin und Justin. Ein Glas Nutella steht auf dem Tisch, unter dem der einjährige Constantin krabbelt. Deutlicher als mit dieser Eingangsszene kann man die Sorge um das, was bleibt, wohl kaum ausdrücken. An der Börse hat man verloren, die bademantelgeschützte Spaßversessenheit bekam nach dem 11. September schlechte Presse, in den Beziehungen stellten die üblichen Schwierigkeiten sich ein. Es kam die Zeit der Nachrufe: auf die Pop-Literatur, die Ironie, die Spaßgesellschaft, die Wohlstandsgesellschaft, den Berlin-Hype. Illies gelingt es, was die Aufgabe seines Buches ist, das vertraute Lebensgefühl dennoch zu restaurieren. Dort wo allein das Wort, „Trag- s wie ein Mann” hilfreich wäre, lädt er zur Imagination neuer Werbebilder, gegen den Kartellstaat entwirft er die RTL-Show „Deutschland sucht den Superschlichter”. In der ersten Runde ginge es darum, den Namen Frank Bsirske ohne Spucken auszusprechen, in der zweiten würde gewinnen, wer dem Gewerkschaftsmann und Gerede am längsten zuzuhören vermag, „ohne zuzuschlagen”. Ein Gesangswettbewerb würde sich anschließen.
Es wird sich schon noch einer finden, der an dieser Stelle auf mangelnden Ernst oder fehlenden Witz hinweist, der sorgenvoll den Kopf über diese Generation schüttelt. Die Funktion der hier auf 250 Seiten ausgebreiteten Mütterlichkeit ist freilich eine andere, als Krisenmanagement zu betreiben oder überforderte Seelen zu kurieren. Es geht um die Wiederholung der Szenen, in denen der kindliche Narzissmus einst die schönste Befriedigung fand. Dass das nur uneigentlich, also mit Ironie für schlichte Gemüter geht, versteht sich.
Im witzigsten Kapitel erzählt Illies, wie er den Berlin-Trends vergeblich hinterherhetzte, nach Charlottenburg zog, als „man” im Osten zu wohnen hatte, die Wohnung in Prenzlauer Berg erst mietete, als die Trend- Bewussten den Bezirk wieder verließen. So kann man also selbst im Zentrum des Geschehens das Kindheitsmuster wiederholen. Die Generationsmetropole Schlitz (bei Fulda) war ja auch nicht der aufregendste Ort oder besonders chic gewesen, aber eben deshalb prädestiniert für das von Ironie umfächelte Eigenlob: „Wir sind doch wer.”
Der Sohn, der gegen die Regel von der Mutter immer wieder geliebt werden will, scheint allerdings dazu verdammt, ein gnadenlos jugendfreies Leben zu führen. Es fehlt jede noch so schüchterne Andeutung von Erotik. Diese kann wohl nur dort auftreten, wo Hindernisse in Angriff, Risiken bedenkenlos in Kauf genommen werden. Aber wer sich im Rausch den Bademantel von der Schultern reißt, kann sich schlecht selber applaudieren.
JENS
BISKY
FLORIAN ILLIES: Generation Golf zwei. Karl Blessing Verlag, München 2003. 256 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.08.2003

So siehst du aus!
Die Generation Smart sagt danke: Auf Testfahrt mit Florian Illies

Die Generation Golf wird dreißig. Zu diesem Anlaß, und wohl auch, weil er findet, daß darüber noch nicht alles gesagt ist, schrieb Florian Illies nun die Fortsetzung seines Bestsellers. "Generation Golf zwei" heißt das Buch, wie, um schon mal jeden kritischen Leser mit dem Klischee einer bloßen Fortsetzung zu entwaffnen. Ich werde siebzehn, und trotzdem fühlte ich mich mit jeder Seite mehr verstanden, und oft mußte ich unwillkürlich nicken. Immer mit einem Schmunzeln um die Lippen, war ich versucht, allen meinen Altersgenossen ein Stück aus dem Buch vorzulesen, um nun gemeinsam schmunzelnd und nickend zusammenzusitzen. Ich weiß nicht, ob unsere Generation der Generation Golf so sehr gleicht, oder ob man uns schlicht und einfach noch dazurechnen kann, jedenfalls können auch wir uns in diesem Buch wiederfinden.

Die etwas ältere Generation, wie zum Beispiel meine Eltern ("Was zum Teufel sind denn Start-ups?" - "Warum piepst denn mein Handy auf einmal so komisch?" - "Hast du schon mal etwas von ,ebai' gehört?"), dürfte auf den einen oder anderen Witz eher verständnislos reagieren. Ein Kapitel handelt nämlich von Werbung im allgemeinen, und da unsere Eltern bevorzugt auf Arte, 3sat und die beiden ersten Programme abonniert sind, und da sie sich auch sonst weniger ungeschützt dem Konsumterror aussetzen, könnten sie sich bei soviel Kennerschaft etwas verloren fühlen.

Wohingegen sie im nächsten Kapitel, das sehr schön die Entwicklung von Telefon/Fax/Handy beschreibt, wieder Zuspruch bekommen ("Das Handy als Kommunikationsverhinderer"). Da wir uns nicht mal mehr an die Zeit erinnern können, in der ein Handy noch etwas Besonderes war, kehrt sich hier das Schema um. Sehr gelungen beschreibt der Autor die Beziehung der Generation Golf zu den Achtundsechzigern. Auch da können wir uns wiederfinden. Demonstrieren? Ja, gerne, aber wogegen? Rebellieren gegen die Eltern? Zu anstrengend, außerdem völlig überflüssig - so liberal, wie die sich geben.

Auch sonst geraten wir ob unserer vielen Möglichkeiten eher ins Schlingern. Diese Form der Orientierungslosigkeit symbolisiert auch schon das Auto auf dem Cover, das ins Schleudern geraten ist. Illies macht in seinem Buch auch die Börse in bezug auf seine Altersgenossen zum Thema. Er beschreibt, wie keiner seiner Freunde und Bekannten sich dem Aktienwahn entziehen konnte. Das nun finden viele Jüngere ziemlich bescheuert. Ist die Generation Golf denn so aufs Geld fixiert? Andererseits erzählt uns der Autor auch, wie sie, einer nach dem anderen, beim Investieren auf die Schnauze gefallen sind.

Das einzige Kapitel, was meiner Meinung generationsübergreifend "benickt" werden kann, ist unserer Hauptstadt gewidmet. Jeder will nach Berlin, die Älteren haben dort studiert, die Jüngeren wollen dort studieren, und die in der Mitte sind schon längst dort angekommen. Jeder, der in einer Großstadt wohnt, freut sich, daß das ewige "Sag mir, wo du wohnst, und ich sage dir, wer du bist"-Spielchen wieder einmal thematisiert wird. Illies beschreibt in diesem Kapitel, wie er, nichtsahnend, ein Berlin-Anfänger sozusagen, nach Charlottenburg gezogen ist. Prompt bekam er auf jeder Party ein wissendes: "Charlottenburg? So siehst du aus!" zu hören.

Im letzten Teil, bei dem ich Tränen gelacht habe, beschreibt er die Welt im Jahr 2006, wie er sie in einer Zukunftsvision sieht, mit Franz Beckenbauer als bayerischem Ministerpräsidenten und Verona Feldbusch als Telekom-Vorstandsvorsitzender. Was mir dagegen etwas mißfallen hat, ist, daß Illies uns, nach so vielen anderen, nun auch noch seine Meinung zum Irak-Krieg aufdrängt. Erstens hat der nun wirklich nichts in diesem Buch zu suchen, und zweitens hängt uns dieses Thema, wenn wir ehrlich sind, doch wirklich längst zum Hals heraus, oder?

Alles in allem ist "Generation Golf zwei" ein sehr amüsantes und unterhaltsames Buch, das uns glücklicherweise nicht gehaltvoll droht, um uns nachdenklich zu machen. Eher hat man nach ein paar Tagen schon wieder vergessen, was man gelesen hat. Trotzdem dankt die Generation Smart (unsereins) dem Autor, denn sie fühlt sich von der Generation Golf verstanden.

Florian Illies: "Generation Golf zwei". Blessing Verlag, München 2003. 224 S., geb., 16,90 [Euro].

Die Verfasserin ist Schülerin der elften Klasse.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Florian Illies hat in seinem selbstironischen Buch die eigenen Jahrgänge mit Witz und Schadenfreude auf einen Begriff gebracht." (Neue Zürcher Zeitung)

"Ein Sachbuch, spannender als ein Roman." (Prinz)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jens Bisky glaubt, dass Florian Illies mit dem zweiten Teil seiner Bestandsaufnahme der "Generation Golf" die "Geborgenheit" zurückgibt, die sie in der Erleidung von "Kindern, Falten und Krisen" verloren hat. Allerdings, so der Rezensent in gespieltem Entsetzen, könne man anhand von Vergleichen der Register des ersten und zweiten Teils vermuten, dass "Schreckliches geschehen" sei, denn wo im ersten Buch "ein paar Marken und Namen" für Wiedererkennung sorgten, sind nun Begriffe wie "Abfindung", "Zonenrandgebiet" und "berichtigter Wertzuwachs" zu finden. Bisky erklärt den Autor zur "Mutter" seiner Generation und meint, die Fortsetzung seines "Gemeinschaft stiftenden" und damit so tröstlichen Buches sei eine Art "Harry Potter" für Erwachsene. Dem Rezensent geht es nicht darum, auf "mangelnden Ernst oder fehlenden Witz" aufmerksam zu machen, obwohl zu vermuten ist, dass er dies dem Buch durchaus anlastet. Was ihm dennoch als seltsam auffällt, ist das gänzliche Fehlen jeglicher "Erotik" in dieser Bestandsaufnahme, und das scheint ihm dann doch sehr bezeichnend für ein Lebensgefühl, das immer noch von den vorgewärmten Frotteebademänteln der Kindheit schwärmt.

© Perlentaucher Medien GmbH