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Viele Deutsche fanden sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Rolle der Belasteten und Verfolgten wieder, mussten sich dem Prozess der Entnazifizierung stellen. Aber schon wenige Jahre später verlief für die meisten von ihnen das Leben wieder in normalen Bahnen. Eine kleine Gruppe von Menschen sah sich jedoch mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die sie an den Rand der Gesellschaft drängte: die Kinder prominenter Nazis. Sie alle litten und leiden unter einem belastenden Namen, werden ihr Leben lang mit Verbrechen in Verbindung gebracht, die ihre Väter begangen haben. 1959 besuchte…mehr

Produktbeschreibung
Viele Deutsche fanden sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Rolle der Belasteten und Verfolgten wieder, mussten sich dem Prozess der Entnazifizierung stellen. Aber schon wenige Jahre später verlief für die meisten von ihnen das Leben wieder in normalen Bahnen. Eine kleine Gruppe von Menschen sah sich jedoch mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die sie an den Rand der Gesellschaft drängte: die Kinder prominenter Nazis. Sie alle litten und leiden unter einem belastenden Namen, werden ihr Leben lang mit Verbrechen in Verbindung gebracht, die ihre Väter begangen haben.
1959 besuchte der Journalist Norbert Lebert die Nazi-Kinder Edda Göring und Gudrun Himmler, Martin Bormann und Wolf-Rüdiger Heß, Klaus von Schirach und andere. 40 Jahre später nimmmt sein Sohn Stephan Lebert erneut Kontakt zu diesen Personen auf. In Gesprächen gelingt den Autoren ein persönlich gehaltener Augenzeugenbericht zu einem bedrückenden Thema: Was es bedeutet, einen Vater zu haben, der an einem Massrd von nie gekanntem Ausmaß beteiligt war.
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Autorenporträt
Norbert Lebert, 1929 bis 1993, war ab 1949 zehn Jahre lang Reporter der "Süddeutschen Zeitung". Danach freier Journalist u.a. für "Quick" und "Brigitte". Zu seinen zahlreichen Buchpublikationen zählen "Psycho Potenz" und "Alte Sünder leben länger".Stephan Lebert, geboren 1961, war Reporter bei der "Süddeutschen Zeitung", seit Sommer 1999 ist er Redakteur beim "Tagesspiegel" in Berlin. 1998 gewann er den Egon-Erwin-Kisch-Preis.
Rezensionen
Konfliktbeladene Kindheit
Väter und Söhne, Väter und Töchter – zu allen Zeiten ein konfliktbeladenes Thema. Zu groß teilweise die Erwartungen oder zu mächtig das Vorbild, um entspannt erwachsen zu werden, einen Beruf zu ergreifen, sich selbst einen Platz in der Welt zu behaupten.
Aber was muss das erst für ein Gefühl sein, den Namen des eigenen Erzeugers in den Geschichtsbüchern zu lesen – und zwar nicht etwa dort, wo die Helden verzeichnet sind, sondern behaftet mit dem Zusatz "Dieser Mann ist für das Sterben unzählig vieler unschuldiger Menschen verantwortlich ..." Ist es dann besser, ihn tot zu wissen oder den Vater jahre- und jahrzehntelang im Gefängnis besuchen zu müssen? Und welche Verwirrung muss in den Köpfen und Herzen von Kindern herrschen, die zu jung waren, um die Tragweite dessen zu begreifen, was der von ihnen (zumindest in den meisten Fällen) geliebte und verehrte Vater außerhalb der heimischen vier Wände trieb und entschied?
Kein Wunder, dass die in diesem Buch vorgestellten Sprößlinge ehemaliger Nazi-Größen sich entweder komplett von ihren Vätern losgesagt haben, ihre gesamten Kräfte in den (vergeblichen) Versuch steckten, Papa zu rehabilitieren oder sich gar bemühten, in seinem Sinne weiterzuwirken.
Zu hören, was diese Menschen kurz nach dem Krieg, als junge Erwachsene und 40 Jahre später, zu sagen haben, ist also nicht nur ungemein faszinierend im Hinblick auf die zeitgeschichtliche Bedeutung der Aussagen, sondern auch was den psychologischen Aspekt des Eltern-Kind-Themas anbetrifft.
Zwei Journalisten im Gespräch mit den Betroffenen
Dieses erhält jedoch noch eine zweite Dimension durch die Tatsache, dass die Ursprungsmanuskripte von 1960 aus der Feder von Vater Norbert Lebert (1929-1933) stammen, während Kisch-Preisträger Stephan Lebert, der Sohn, dieselben Interviewpartner (sofern sie bereit waren, mit ihm zu sprechen) eine ganze Generation später, nämlich gegen Ende des 20. Jahrhunderts, aufsuchte.
Das Ergebnis sind jeweils zwei ganz unterschiedliche Texte, die in ihrer Kombination Portraits von beklemmender Dichte ergeben.
(Michaela Pelz)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ein interessantes Projekt, findet Bettina Gaus, das der Berliner Journalist Stephan Lebert im Sinne seines Vaters fortschreibt, auch wenn er, wie Gaus meint, sich besser auf zwei Biografien beschränkt hätte. Etwa die von Martin Bormann und Wolf-Rüdiger Heß, die höchst unterschiedlich mit der politischen und persönlichen Erblast ihrer Väter umgegangen sind. Gaus fehlt es schlicht an Tiefe. Der Vater, Norbert Lebert, ebenso Journalist wie sein Sohn, war 1959 in die Breite gegangen und hatte Kinder prominenter Nazis für eine Zeitschriftenserie befragt. Sohn Stephan, berichtet Gaus, hatte diese Artikel nach dessen Tod wiedergefunden und eine Fortsetzung 40 Jahre später geplant: manche waren allerdings schon tot, andere nicht zum Reden bereit - warum dann nicht lieber die wenigen verbliebenen Fälle vertiefen, fragt Gaus. Dennoch, das betont sie extra, wiege dieser Einwand gering gegenüber ihrer Hochachtung davor, ein so wichtiges Thema überhaupt in Angriff zu nehmen.

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