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Kommentierte und bebilderte Neuausgabe.In seinem Exil in Los Angeles schreibt Max Ophüls seine Erinnerungen an das alte Europa nieder. Mit der impressionistischen Leichtigkeit, Eleganz und Intelligenz, die seine Filme auszeichnen, erzählt Ophüls von seiner Jugend im Saarland vor dem Ersten Weltkrieg, seinem Weg vom Schauspieler zum Regisseur - erst am Theater, dann im Film - und seiner Arbeit in der Weimarer Republik und den Jahren des Exils.In den Schilderungen seiner Begegnungen mit Albert Bassermann, Preston Sturges, Conrad Veidt, Adele Sandrock, Käthe Dorsch, Billy Wilder, Erich Kästner,…mehr

Produktbeschreibung
Kommentierte und bebilderte Neuausgabe.In seinem Exil in Los Angeles schreibt Max Ophüls seine Erinnerungen an das alte Europa nieder. Mit der impressionistischen Leichtigkeit, Eleganz und Intelligenz, die seine Filme auszeichnen, erzählt Ophüls von seiner Jugend im Saarland vor dem Ersten Weltkrieg, seinem Weg vom Schauspieler zum Regisseur - erst am Theater, dann im Film - und seiner Arbeit in der Weimarer Republik und den Jahren des Exils.In den Schilderungen seiner Begegnungen mit Albert Bassermann, Preston Sturges, Conrad Veidt, Adele Sandrock, Käthe Dorsch, Billy Wilder, Erich Kästner, Heinz Rühmann, Karl Valentin, Fritz Lang, Louis Jouvet, Therese Giehse u. v. a. steckt seine ganze Lebenserfahrung und ein fortwährendes Reflektieren über Kunst auf höchstem Niveau.'Seine Erinnerungen sind fast unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Wie viele andere Exilanten hatte auch Ophüls das Gefühl, verschont geblieben zu sein und deshalb mochte er sich trotz seines eigenen Exilschicksals dem amerikanischen Publikum nicht als Opfer präsentieren. Das spiegelt sich in dem leichten Ton, mit dem er etwa von den sehr realen Gefahren seiner Flucht aus Frankreich erzählt.' Helmut G. Asper
Autorenporträt
Max Ophüls (eigentlich Max Oppenheimer; 1902-1957), war Theater-, Film- und Hörspielregisseur. 1933 floh er vor den Nazis zunächst nach Frankreich, 1941 in die USA. 1949 kehrte er in seine zweite Heimat Frankreich zuru¿ck. Mit der Schnitzler-Verfilmung "Liebelei" gelang ihm 1933 der Durchbruch als Regisseur. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Letter from an Unknown Woman" (Brief einer Unbekannten, 1948), "La Ronde" (Der Reigen, 1950) und "Lola Montez" (1955). Dr. Helmut G. Asper ist Theater- und Filmhistoriker, sein Forschungsschwerpunkt ist das deutsch-jüdische Theaterund Filmexil 1933-1950.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Phantasie
mit Störung
Geschichte, übers Kino erlebt: Die
Erinnerungsbücher von Marcel Ophüls und
seinem Vater Max, dem großen Filmemacher
VON FRITZ GÖTTLER
Alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen, wir haben es vielfach erlebt, ereignen sich sozusagen zweimal, das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Kino. Für dieses Spiel der Geschichte, wie sie ihre diversen Akte verschraubt, gibt es eine schöne Episode aus der kleinen Stadt Romans an der Isère, Herbst 1939. Max Ophüls dreht hier den Schluss seines neuen Films „De Mayerling à Sarajevo“. Die Stadt doubelt Sarajevo, habsburgische Uniformen, serbische Volkslieder, orientalische Teppiche. Prunk und Katastrophe, die Ermordung des hohen Paares soll gefilmt werden, die den Großen Krieg auslösen wird. „Die ganze Stadt“, erinnert sich Max Ophüls, „hatte sich in komödiantischer Freude in meine Szene verwandelt. In diese Phantasie platzte die Störung. Als der Mörder Princip seinen Schuss ins Objektiv feuerte, jenen Schuss, der fünfundzwanzig Jahre vorher eine Welt in Brand setzte, kam der Requisiteur gelaufen mit der Nachricht: Generalmobilmachung – Drohender Kriegszustand – Deutschlands Ultimatum an Polen. Der Mörder Princip nahm seine Perücke ab und zog aus der Brieftasche ein rotes Kuvert, das er für solche Fälle immer bei sich trug. Er gehörte der Klasse 35 an und hatte einen Spezial-Stellungsbefehl direkt in die Maginot-Linie.“
  Zwei Kriege schieben sich ineinander, ein für die Kamera erinnerter und ein aktueller, den Ophüls, der 1933 aus Deutschland nach Frankreich geflohen war und eben, zwischen den Kulturen, einen Werther fürs französische Kino im Elsass gedreht hatte, lange vorausgeahnt haben mag. Wenn er nun die Erregung nach dem Attentat dreht, haben die französischen Akteure, die die Serben spielen, schon die Köfferchen für die Fahrt zu ihren Einheiten dabei, sie stellen sie für die Zeit der Aufnahme zur Seite. „Die nächste Schnellzugstation war eine Stunde Autofahrt entfernt. Ich fuhr den Mörder Princip in seinen Krieg.“
  Der Akteur war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr der, der früher bei den Studioaufnahmen den Princip gespielt hatte, Jean-Paul Le Chanois, geb. Dreyfus, später selber politischer Filmemacher, aber das wird uns nicht mehr von Max berichtet, sondern von seinem Sohn Marcel. Der hat auf der Berlinale einen Ehrenbären bekommen und dabei auch seine Erinnerungen auf Deutsch vorgestellt, „Meines Vaters Sohn“. Zugleich sind die Erinnerungen des Vaters wieder herausgebracht worden, „Spiel im Dasein“. Keine Memoiren im klassischen Sinn, „nur“ ein lang gestreckter Lebenslauf, den Max schrieb, als er endlich nach dem Krieg in Hollywood filmen durfte, durch Vermittlung seines Freundes, des Filmemachers Preston Sturges. Er schrieb, „dear Steve“, für den Presseagenten, erzählte von der Arbeit im deutschen Theater und Kino, hoppelig und ein bisschen à bout de souffle . Und der Sohn Marcel ergänzt für sich einige der knappen Geschichten, korrigiert und gibt eine Version hinter den Kulissen, und man kann diese beiden Erzählungen ineinander lesen und fröhlich einander reflektieren lassen. Er war ein Mann des Kommunismus, meint Marcel vom Vater, aber von der Fahrt nach Moskau, zu der Max mitsamt Familie eingeladen wurde, um dort ein großes Filmprojekt zu realisieren, und was dort seinen Blick auf den Kommunismus revidierte, gibt es nur Leerstellen in beiden Büchern.
  1933 hat Max Ophüls Deutschland verlassen müssen mit seiner Familie, vom Erfolg seines Films „Liebelei“ profitiert er im Ausland, er kann in den Dreißigern Filme drehen in Frankreich, den Niederlanden, Mussolinis Italien, bürgerliche Geschichten – er liebt Goethe, Schnitzler, Balzac, Maupassant –, über Frauen, an denen die moderne Gesellschaft besonders hart ihre Exempel statuiert, was Lust und Verlangen und Freiheit und Glück angeht. Wie nah Max Ophüls diesen Frauen war, wie sehr sein Geschick als Filmemacher ihrer Prostitution glich, im großen letzten, von den Produzenten malträtierten Film „Lola Montes“ zumal, erzählt Marcel Ophüls. Er war Assistent bei dieser Produktion, hat dann ein paar Filme im Spielfeld der Nouvelle Vague gemacht, mit Belmondo, Moreau, Constantine, hat bei deutschen Sendeanstalten gearbeitet und an amerikanischen Universitäten und in großen Filmen die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts dokumentiert – „Le chagrin et la pitié/Das Haus nebenan“, über Kollaboration und Widerstand in der Stadt Clermont-Ferrand, den viele Jahre lang das französische Fernsehen nicht ausstrahlen wollte, oder „Hotel Terminus“, über Klaus Barbie.
  Nach dem Krieg kehrte Max Ophüls zurück nach Europa, zu den ersten geplanten Filmprojekten dort gehörte auch, in Cinecittà, ein Film mit Greta Garbo, die an einem Comeback interessiert war. Eine Verfilmung der „Herzogin von Langeais“. Balzac, Ophüls, Garbo, was für einen Weg hätte Europas Kino nehmen können.
Marcel Ophüls: Meines Vaters Sohn. Erinnerungen. Aus dem Französischen von Jens Rosteck. Propyläen, Berlin 2015. 320 Seiten, Abb., 22 Euro. E-Book 18,99 Euro.
Max Ophüls: Spiel im Dasein. Eine Rückblende. Hrsg. und kommentiert von Helmut G. Asper. Alexander Verlag, Berlin 2015. 310 S., Abb., 24,90 Euro.
Der Mann, der die Frauen liebte, und der sich mit ihnen solidarisierte.
Max Ophüls mit seinem Star Danielle Darrieux (gemeinsame Filme der Fünfziger: „Der Reigen“,
„Le Plaisir“, „Madame de . . .“), 1954 bummelnd in Berlin.
Foto: dpa picture alliance
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Fritz Göttler lässt die Erinnerungen von Max und Marcel Ophüls ineinander fließen, die gerade zeitgleich erschienen sind und sich "fröhlich einander reflektieren". Max Ophüls erzählt nicht unbedingt seine Memoiren im klassischen Sinne, räumt Göttler ein, sondern eher einen "langgestreckten Lebenslauf", aber fasziniert ist er trotzdem, wenn Ophüls von den Arbeiten an seinen Filmen erzählt und wenn er erlebt, wie sich die Geschichte erst als Tragödie ereignet und dann als Kino. Sehr deutlich wird dem Rezensenten Max Ophüls' Liebe zu bürgerlichen Geschichten und zu den von der Moderne schlecht behandelten Frauen. Seltsam nur, bemerkt Göttler, bei keinem von beiden, weder bei Max noch bei Marcel Ophüls, liest er über die Enttäuschung, die den beiden Kommunisten eine Reise nach Moskau bereitet haben muss.

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