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Das originelle Reisebuch zweier Großstädter, die kaum Ahnung von Trek king und Outdoor hatten und sich trotzdem 3000 Kilometer Wanderung zutrauten. Und ein außergewöhnliches Dokument Osteuropas im Auf bruch in eine neue Zeit.
"Auf unserer Wanderung haben Kate und ich jeden Tag miteinander geredet, undefinierbare Mahlzeiten geteilt und uns wochenlang nicht die Haare gewaschen. Wir sind gelaufen, bis unsere Schuhe auseinanderfielen. Und am Ende haben wir geheiratet." Jason Goodwin und seine zukünftige Frau gingen nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs von Danzig bis zum Goldenen…mehr

Produktbeschreibung
Das originelle Reisebuch zweier Großstädter, die kaum Ahnung von Trek king und Outdoor hatten und sich trotzdem 3000 Kilometer Wanderung zutrauten. Und ein außergewöhnliches Dokument Osteuropas im Auf bruch in eine neue Zeit.
"Auf unserer Wanderung haben Kate und ich jeden Tag miteinander geredet, undefinierbare Mahlzeiten geteilt und uns wochenlang nicht die Haare gewaschen. Wir sind gelaufen, bis unsere Schuhe auseinanderfielen. Und am Ende haben wir geheiratet." Jason Goodwin und seine zukünftige Frau gingen nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs von Danzig bis zum Goldenen Horn. Sie kamen durch Polen und die Tschechoslowakei, zogen über die Hohe Tatra nach Ungarn, Siebenbürgen, Rumänien und Bulgarien. Sie durchquerten endlose Sonnenblumenfelder, Flussauen und die Karpaten. Sie gingen mit Mönchen schwimmen, begegneten neugierigen Kindern, verblüfften Dorfbewohnern und müden Bauern. Sie wanderten untrainiert, aber voller Ambitionen und folgten einer Landkarte, die es heute schon nicht mehr gibt.
Autorenporträt
Jason Goodwin, geboren 1964, studierte byzantinische Geschichte in Cambridge und hat ausgedehnte Reisen nach Indien und in den Nahen Osten unternommen. Für seine Werke erhielt er verschiedene Preise. Jason Goodwin lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Westsussex, England.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.03.2008

Auf ausgetretenem Pfad läuft es sich bekanntlich besser
Auch in Polen soll es inzwischen Supermärkte geben: Jason Goodwins 3000-Kilometer-Wanderbuch „Von Danzig bis Istanbul” setzt auf den Büscher-Kerkeling-Effekt
Eine der interessantesten Informationen versteckt sich im Impressum: Die englische Originalausgabe von Jason Goodwins Bericht über seine Fußreise von Danzig nach Istanbul wurde bereits 1993 veröffentlicht und zehn Jahre später überarbeitet und neu aufgelegt. Aber auch wer diese Angabe übersieht, fragt sich während der Lektüre, warum Goodwins Buch nicht schon vor fünfzehn Jahren ins Deutsche übersetzt worden ist. Seine Wanderung durch den zerfallenden Ostblock hatte der damals erst 26-jährige Engländer bereits im Frühjahr 1990 angetreten. Wenige Jahre nach der Wende hätte sein Buch hohen Originalitäts- wie Aktualitätswert besessen.
Aber so läuft es in der Verlagsbranche. Im Würgegriff großer Buchhandelsketten erspart man sich Risiken, imitiert lieber, was andere erfolgreich vorexerziert haben. Im Falle Goodwin gilt der Büscher-Kerkeling-Effekt. Wolfgang Büschers Buch über seine Wanderung von Berlin nach Moskau, erschienen 2003, war für Autor wie Verlag noch ein Wagnis, der Erfolg überraschend. Hape Kerkeling als Pilger auf dem Jakobsweg war bereits eine sichere Bank. Der aus dem Fernsehen bekannte Komödiant kam unserer säkularen, doch heftig sinnsuchenden Gesellschaft gerade recht.
So gesehen kann es nicht genug Wanderbücher geben. Auf ausgetretenen Pfaden läuft man bekanntlich besser. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der in England für seine im Istanbul des 19. Jahrhunderts spielenden Kriminalromane bekannte Goodwin ist ein sprachgewandter Autor, der durchaus Qualitäten hat. Die zahlreichen Begegnungen mit den mal neugierigen, mal abweisenden Menschen, die ihm auf seiner 3000 Kilometer langen Wanderung über den Weg liefen, weiß er eindringlich zu schildern. Die teils rührenden, teils bedrohlichen Begegnungen bleiben beim Leser nicht ohne Wirkung.
Melancholie oder Ethnographie
Allerdings sind die meisten seiner Momentaufnahmen mittlerweile verstaubt. Sechs Monate marschierte Goodwin von Danzig über Tschenstochau nach Krakau, durch die Slowakei nach Ungarn, Siebenbürgen und Bulgarien bis in die Türkei. Dass es in polnischen Dörfern und Kleinstädten kaum Gaststätten gab, der Autor und seine beiden Begleiter oft „Kohldampf schieben” mussten, die wenigen Läden leer waren, mag 1990 zugetroffen haben; heute ist solch eine Schilderung grotesk irreführend. Auch Polen kennt mittlerweile seine Suburbanisierungszonen, prall gefüllte Supermärkte und Einkaufszentren gibt es in fast jeder Kleinstadt, Kioske, an denen immer alles zu haben ist, sind auch auf dem flachen Land zu finden. In der Slowakei, in Ungarn, Rumänien und Bulgarien ist es wenig anders.
Leider hat Goodwin bei der Überarbeitung seines Buches die Vergänglichkeit seiner Beobachtungen vernachlässigt. Er bringt sich dadurch um den poetischen Zauber des Nicht-Mehr. Statt des melancholisch-ästhetischen wäre auch der ethnographisch-soziologische Blick eine Möglichkeit gewesen. Hätte Goodwin zeitversetzt seine erste Tour wiederholt oder wenigstens die Modernisierungsschübe der letzten zwanzig Jahre reflektiert, wären wir jetzt schlauer und hielten tatsächlich „das außergewöhnliche Dokument” in Händen, das der Verlag verspricht. Welche biographischen Brüche oder Kontinuitäten all die nach der Wende erlebten, denen der englische Wanderer 1990 begegnete, darauf wäre man gespannt gewesen. Wie der Kapitalismus in Ostmitteleuropa Einzug hielt, was er richtete oder auch anrichtete, das hätte interessieren können. Das aber hat Goodwin, abgesehen von einer wehmütigen Bemerkung im Vorwort über gefällte Alleen und überdimensionierte Tankstellen, nicht zu bieten. Hinter die zahlreichen ostmitteleuropäischen Expeditionsberichte eines Karl-Markus Gauß oder Karl Schlögel fällt sein Buch hoffnungslos zurück. Auch mit seinem Landsmann Patrick Leigh Fermor, der bereits 1933/34 von Hoek van Holland nach Konstantinopel marschierte und dessen südosteuropäische Route ähnlich verlief, kann Goodwin nicht mithalten: Fermors kürzlich erstmals auf Deutsch erschienener grandioser Fußreisebericht (SZ vom 30. Januar 2007) bleibt unerreicht.
Denn Goodwin weiß über (Ost-) Mitteleuropa weniger gut Bescheid – offenbar lockte ihn vor allem die Lust auf Abenteuer. Dass Ungarn innerhalb des Ostblocks eine Sonderstellung besaß, entzieht sich seiner Kenntnis. Falsch ist seine Behauptung, das politische Tauwetter habe „1989 schlagartig” eingesetzt – als ob es „Charta 77” oder „Solidarnosc” nie gegeben hätte. Dass man die „stillen psychologischen Prozesse” nationaler Selbstfindung in Ostmitteleuropa in den Jahren seit 1989 „im Westen” zu wenig beachtet habe, trifft für den deutschsprachigen Raum gewiss nicht zu. Die blockgrenzenübergreifende Mitteleuropa-Diskussion sowie die Wiederentdeckung des habsburgischen Kulturraums fand bereits Mitte der achtziger Jahre statt.
Eher unfreiwillig bekommt Jason Goodwin im letzten Drittel seines Buches doch noch die Kurve. Dass er mangels präzisen Kartenmaterials mit einer alten Wehrmachtskarte in Polen eintrifft, symbolisiert eindrucksvoll die terra incognita, die der Autor damals noch vorfand, wie die Wiederkehr finsterer mitteleuropäischer Vergangenheiten nach 1989. Während eines Großteils seiner Reise stößt Goodwin immer wieder unvermutet auf deutsche Spuren, aktuelle wie historische. Entweder hält man ihn, starker Tobak für einen Engländer, für einen Deutschen, spricht ihn auf Deutsch an, oder er wird, wie in Polen, mit deutschen Lebensmitteln versorgt, muss bei seinen Gastgebern beliebte deutsche Fernsehserien über sich ergehen lassen.
In Siebenbürgen schließlich führt an jahrhundertealter deutscher Kultur kein Weg mehr vorbei. In diesen Abschnitten erlebt das Buch seine wenigen großen Momente, findet es einen roten Faden, der zu fesseln weiß. Rumänien, so Goodwin eiskalt, habe Siebenbürgen „nicht verdient”. Die Vernichtung seiner Kultur durch das Ceaucescu-Regime, der Exodus der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland ist ein tiefer Schluck aus der „dunklen Flasche der Depression”, die Rumänien für ihn bereithält. Über solche existentiellen Verlusterfahrungen hätte man gerne mehr erfahren. THOMAS MEDICUS
JASON GOODWIN: Von Danzig bis Istanbul. Zu Fuß durch das alte Europa. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Malik Verlag, München 2008. 388 Seiten, 22,90 Euro.
Alte „sächsische” (deutsche) Wohnhäuser in Viscri (Deutsch-Weißkirch) im rumänischen Siebenbürgen Foto: dpa
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2008

Schritt für Schritt

Es wird wieder mehr gelaufen. Das ist gut so, denn es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, die Welt - und sich selbst - zu erkennen, als dies Schritt für Schritt zu tun. Das soll allerdings nicht heißen, dass es notwendig ist, jeden längeren Fußmarsch gleich in Prosa zu gießen, denn unter den vielen Wandererlebnisberichten, die in jüngster Zeit veröffentlicht wurden, war viel Spreu und wenig so guter Weizen wie die sensationell erfolgreiche Schilderung einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg von Hape Kerkeling. Anders gesagt, es bedarf nicht nur einer gewissen Wortgewandtheit, sondern auch einer großen Souveränität im Umgang mit den eigenen Erfahrungen, wenn aus einer Wegbeschreibung mehr werden soll als ein schlichtes Tagebuch. Jason Goodwin hat Eigenschaften, die ihn befähigen, Überdurchschnittliches zu schaffen. Ausgestattet mit einem scharfen Blick für Situationen, mit einer guten Portion britischen Humors, in den sich reichlich Selbstironie mischt, und - für einen Historiker selbstverständlich - mit genug Hintergrund, um politische Zusammenhänge schlüssig darzustellen, wird sein Weg durch das alte Osteuropa zu einem fesselnden Vorgang. Er wäre allerdings noch erhellender geworden, wenn sich der Autor weniger mit den Widrigkeiten des Alltags unterwegs - schlechtes Essen, schlechte Unterkunft und gelegentlich auch schlechte Menschen - beschäftigt hätte, denn es hätte ihm bekannt sein müssen, dass kurz nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft der "Ostblock" nicht aus Schlaraffenländern bestand. Hier aber wird Jason Goodwin höchst ungerecht, indem er vor allem Rumänien - wo er nicht zuletzt an den "Zigeunern" kein gutes Haar lässt - als das Schlimmste auf Erden schildert. Deutlich ist gewissermaßen als Nebeneffekt zu erkennen, wie alt seine Beschreibung aus heutiger Sicht ist, denn seit sie vor fünfzehn Jahren in Großbritannien veröffentlicht wurde, hat sich in dieser Weltgegend so viel so rasch verändert, dass die Wirklichkeit heute eine andere ist.

tg

"Von Danzig bis nach Istanbul - Zu Fuß durch das alte Europa" von Jason Goodwin. Malik Verlag, München 2008. 388 Seiten. Gebunden, 22,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bereits 1990 hat Jason Goodwin seine Wanderung von Polen in die Türkei angetreten, und den erstmals 1993 publizierten Reisebericht für diese Ausgabe überarbeitet, teilt ein enttäuschter Thomas Medicus mit. Zwar möchte der Rezensent keinen Zweifel an den schriftstellerischen Qualitäten des durch historische Kriminalromane hervorgetretenen britischen Autors aufkommen lassen und hebt viele mitunter anrührende und häufig sehr eindrucksvolle Schilderungen hervor. Dennoch kommt Medicus nicht umhin festzustellen, dass es das Ost- und Mitteleuropa, wie Goodwin es beschreibt, heute so gar nicht mehr gibt, ohne dass der Autor dies in seiner Überarbeitung des ursprünglichen Buches ernsthaft reflektiere, weshalb diesen Schilderungen auch etwas hoffnungslos Veraltetes anhaftet, wie er moniert. Reizvoll wäre es zum Beispiel gewesen, hätte Goodwin seiner Reise von 1990 eine aktuelle Wanderung zur Seite gestellt, meint Medicus, dem so manches Fehlurteil über historisch-politische Hintergründe der Reiseländer aufgefallen ist. Lediglich in Siebenbürgen gelinge es dem Autor, so etwas wie einen spannenden "roten Faden" zu spinnen und sich zu einer Größe aufzuschwingen, die dem Buch ansonsten abgeht, so der insgesamt unzufriedene Rezensent.

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