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Die junge Künstlerin Eva Einársdottir trifft sich in New York mit einem isländischen Banker, der ihr eine Förderung ihres nächsten Dokumentarfilms in Aussicht gestellt hat. Es geht ihr nicht gut. Beruflich nicht, und auch privat steht sie vor einem Scherbenhaufen: Hrafn, ihre große Liebe, hat sich von ihr abgewendet und ist zurück nach Island gegangen. Er ist mit dem plötzlichen Tod ihrer kleinen Tochter nicht fertig geworden. Und sie auch nicht. Sie betäubt sich mit Alkohol und Zigaretten und kann nur daran denken, Hrafn wieder zurückzuholen. Im Gespräch mit dem Banker erzählt sie mehr von…mehr

Produktbeschreibung
Die junge Künstlerin Eva Einársdottir trifft sich in New York mit einem isländischen Banker, der ihr eine Förderung ihres nächsten Dokumentarfilms in Aussicht gestellt hat. Es geht ihr nicht gut. Beruflich nicht, und auch privat steht sie vor einem Scherbenhaufen: Hrafn, ihre große Liebe, hat sich von ihr abgewendet und ist zurück nach Island gegangen. Er ist mit dem plötzlichen Tod ihrer kleinen Tochter nicht fertig geworden. Und sie auch nicht. Sie betäubt sich mit Alkohol und Zigaretten und kann nur daran denken, Hrafn wieder zurückzuholen. Im Gespräch mit dem Banker erzählt sie mehr von sich, als sie will, und er bietet ihr an, sein verwaistes Luxusappartement in Reykjavik zu hüten. Ein Glücksfall. Aber als sie dort ist, hat Eva immer mehr das Gefühl, dass man sie in eine Falle gelockt hat. Dass sie das Objekt einer perfiden Inszenierung ist, in der die Grenzen zwischen Realität, Albtraum und Kunst zunehmend verschwimmen...Wie ein Thriller beginnt der Roman des jungen isländischen Autors Steinar Bragi und zeichnet das vielleicht radikalste Bild Islands vor der Finanzkrise - ein Land, in dem unter der Oberfläche des letzten Booms immer das Unheimliche, der Wahnsinn und das Grauen lauern.
Autorenporträt
Steinar Bragi, geboren 1975, studierte Komparatistik und Philosophie an der Universität Island. Mit 23 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband »Svarthol« und seinen ersten Roman »Turnin«. Sein Roman »Frauen« wurde von der Kritik hoch gelobt und für den Nordic Council Literature Prize nominiert.

Kristof Magnusson, geboren 1976 in Hamburg, machte eine Ausbildung zum Kirchenmusiker, arbeitete in der Obdachlosenhilfe in New York, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er schreibt Romane, Theaterstücke und übersetzt aus dem Isländischen. Er lebt in Berlin. Bei Kunstmann sind von Kristof Magnusson erschienen "Das war ich nicht" und "Arztroman".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2011

Sado-Sauna
Steinar Bragi schwingt in seinem
Thriller „Frauen“ den Zaunpfahl
Wenn man auf ein Monster in der Geisterbahn „garstiger Unhold mit fieser Lache“ draufschreiben muss, dann ist das dem allseits erwünschten Grusel nicht gerade förderlich. Ähnlich subtil macht sich der Isländer Steinar Bragi in seinem Thriller um ignorante Frauen, perverse Banker und skrupellose Künstler daran, Angst und Schrecken zu verbreiten. Bereits auf der zweiten Seite des Romans „Frauen“ verrät sich der erste Fiesling durch sein „hämisches“ Lächeln, weitere folgen. Trotzdem quartiert sich Hauptfigur Eva blauäugig im kostenlos überlassenen Luxusappartement in Reykjavik ein. Kurz darauf hat sie schon das „unergründliche, aber doch aufdringliche Gefühl“, dass sie jemand „ins Visier“ nimmt. Selbst als die ohnehin unsympathischen Nachbarinnen in der hauseigenen Sauna böse kichern und über die Raubtiernatur des Menschen schwadronieren, bleibt Eva lethargisch, ganz zukünftiges Opfer.
Nach einer Partynacht mit Blackout wird sie in besagter Wohnung eingesperrt. Ein für sie ganz persönlich inszenierter Albtraum aus Entwürdigung, Missbrauch und Folter beginnt. Regie führt darin ein sadistischer Frauenhasser, von Beruf Künstler, unterstützt durch, wen wundert’s, diverse Banker. Wer beruflich mit Finanzen jongliert, kann kein guter Mensch sein, das führt Bragi zaunpfahlschwingend vor: Es ist ein Banker, der Eva in die Horrorwohnung lockt, ein Banker, erfahren wir, hat die invalide Nachbarin verlassen, und Banker tummeln sich auf einer Vernissage, auf der der Sado-Performance-Künstler am Beispiel Eva vorführen will, wie Frauen an ihrer Unterdrückung mitwirken. Die unfreiwillige Performerin hat in ihrem komplett kameraüberwachten Appartement keine andere Wahl, als den Peinigern zu gehorchen. Doch wenn Bragi ihr zwischen den Qualen mit pornographischem Touch besinnliche Momente gönnt, entsteht der Eindruck, als wäre das, was ihr angetan wird, als eine Art Läuterung gerechtfertigt.
Folter als Chance? Irgendwann löst sich das hochkonstruierte Szenario in einem Nebel aus Halluzination, Kunst-Geraune und finalen Brutalitäten auf. „Frauen“ lässt einige Fragen unbeantwortet, darunter auch die, warum laut Klappentext ausgerechnet dieser Roman „das vielleicht radikalste Bild Islands vor der Finanzkrise“ zeichnen soll.
CORNELIA FIEDLER
STEINAR BRAGI: Frauen. Roman. Aus dem Isländischen von Kristof Magnusson. Verlag Antje Kunstmann. München. 255 Seiten. 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Uwe Stolzmann begrüßt zwei isländische Romane, die ein verstörendes und fesselndes Bild jenseits der traditionellen Islandklischees von Trollen, Elfen und sagenhaften Wikingern zeichnen. Steinar Bragis Roman "Frauen", in dem eine tief in der beruflichen und persönlichen Krise steckende Künstlerin in das dunkle Netz eines Installationskünstlers gerät, der an ihr ein finsteres Kunstexempel statuiert, hat den Rezensenten durch seine ausufernde Gewalt und seine provokativen, frauenverachtenden Thesen erschreckt und gleichwohl fasziniert. Ob es sich beim Roman um reine "Provokation" oder dezidierte Kritik handelt, welchen "metaphorischen Hintersinn" uns Bragi hier präsentiert, bleibt dem Rezensenten schleierhaft. Trotzdem ist er sich ganz sicher, es hier mit einem fesselnden, gelungenen Roman zu tun zu haben, der "geistvoll und zeitkritisch" gute Unterhaltung bietet.

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