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Louise ist schwanger, eine Überraschung, ein Glück. Doch beinahe gleichzeitig erfährt sie, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Die schöne, von allen bewunderte Frau, die man sich hinfällig, hilfsbedürftig kaum vorstellen kann. Die ferne Mutter, die sie als Kind im Stich gelassen hat. Louise möchte ihr gerne nahe sein, für sie sorgen, sich mit ihr zusammen auf das Kind freuen. Und traut sich doch kaum, ihr von der Schwangerschaft zu erzählen. Wird die Mutter sich nicht zurückgesetzt, verraten fühlen? Louise wird sie, als gute Tochter, bis zum Tod begleiten, ihre Launen und Ängste ertragen, den…mehr

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Produktbeschreibung
Louise ist schwanger, eine Überraschung, ein Glück. Doch beinahe gleichzeitig erfährt sie, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Die schöne, von allen bewunderte Frau, die man sich hinfällig, hilfsbedürftig kaum vorstellen kann. Die ferne Mutter, die sie als Kind im Stich gelassen hat. Louise möchte ihr gerne nahe sein, für sie sorgen, sich mit ihr zusammen auf das Kind freuen. Und traut sich doch kaum, ihr von der Schwangerschaft zu erzählen. Wird die Mutter sich nicht zurückgesetzt, verraten fühlen? Louise wird sie, als gute Tochter, bis zum Tod begleiten, ihre Launen und Ängste ertragen, den körperlichen Verfall. Und hofft doch noch vieles zu klären aus der verpatzten Kindheit, endlich das Gefühl loszuwerden, nie wirklich wahrgenommen, geliebt worden zu sein.Wie kann man selbst eine gute Mutter werden, wenn die eigene versagt hat? Seine Tochter so lieben, wie man als Kind nie geliebt wurde? Wieso hat man noch als Erwachsene das Gefühl, an allem selbst schuld und als Tochter nie gut genug zu sein? Mit ihrer rückhaltlos offenen Beschreibung einer komplexen Mutter-Tochter-Beziehung ist Justine Lévy ein tief berührender Roman gelungen; mit ihrem ganz eigenen Stil voll tragikomischer Verve hat sie sich als große Schriftstellerin behauptet.
Autorenporträt
Justine Lévy ist Schriftstellerin und Verlagslektorin. Die Tochter des französischen Philosophen und Starpublizisten Bernard-Henri Lévy und des Models Isabelle Doutreluigne lebt mit ihrer Familie in Paris. Mit ihren autofiktionalen Büchern, die in Frankreich als Schlüsselromane gelesen wurden, hat sie auch in Deutschland Kritik und Publikum überzeugt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2010

Ein Memorial, das lebendig wirkt, weil es wuchert

Justine Lévy, die Tochter des französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy, erzählt auf verstörende Weise vom Sterben ihrer ebenfalls berühmten Mutter.

Es ist das Jahrzehnt der Töchterbücher: Ursula Priess schreibt über ihren Vater Max Frisch, Sibylle über ihren Psychoanalytiker-Vater Jacques Lacan. Justine Lévy konnte mit ihrem Vater, dem Philosophen Bernard-Henri Lévy, durchaus mithalten. Doch ihr Blick richtet sich diesmal nicht auf den Vater, sondern auf das Sterben der kaum weniger prominenten Mutter, die als Model auf Titelblättern leuchtete: Isabelle Doutreluigne. Sie starb 2004, als Justine Lévy mit ihrer ersten Tochter schwanger war.

Da hatte sie schon eine Beziehung hinter sich, die wegen Carla Bruni auseinanderbrach, was Lévys zweiten Roman "Nicht so tragisch" inspirierte und die Verkaufszahlen hochschießen ließ. 2003, ein Jahr vor seinem Erscheinen in Deutschland, sorgte das Buch für Medienaufruhr in Frankreich, weil man ihn als Schlüsselroman las. Er erzählt von Louise und ihrer verzweifelten Sucht. Es ist die gleiche Louise, die in Lévys erstem Roman "Rendezvous mit Alice" in einem Café sitzt und auf die wie immer unpünktliche, exzentrische, ihrerseits drogengeschüttelte Mutter wartet. Töchterbücher wirken oft wie Schwimmbewegungen aus dem Schatten der Eltern - und wollen gerade diesen Anschein nicht erwecken. Justine Lévy scheint sich nicht von ihrem Lebensstoff, wohl aber stilistisch freigeschwommen zu haben: "Schlechte Tochter" ist eine empathische, charmant-hysterische, selbstironische, tieftraurige Chronologie von Abschied und Ankunft. Und das alles, weil es seine verwirrende Perspektive - die einer werdenden Muttertochter - nicht leugnet. Dieser dritte Roman Justine Lévys lässt den autobiographischen Echoraum, aus dem er kommt, fast vergessen.

"Das Ungeheuerliche ist, dass ich Mama weggezappt habe, indem ich ein Kind gemacht habe." Louises Selbstanschuldigung ist der Konflikt des Romans. Justine Lévy reizt das aus, ohne zu glätten. Ihre Figur sagt "Mama", "Papa" oder enttäuscht "Papapapa" - jedenfalls nicht "meine Mutter". Distanz ist nicht vorgesehen, und so fallen manche Sätze Louises wie auf der Couch eines Therapeuten: ungebrochen. Das wiederum macht ihre Wucht aus, hat man sich einmal an diesen naiven Ton gewöhnt. Dennoch ist es kein reines Bauchbuch, das Emotionen aus der Hüfte schießt. Gleich die erste Szene ist exemplarisch für das Auseinanderfallen von Welt und Figur. Louise bereitet Pablo, ihrem Lebenspartner, zu seinem Geburtstag ein Überraschungswochenende in Rom. Alles muss stimmen, ihre Emsigkeit in der Vorbereitungsphase ist groß, "jetzt muss es klappen" mit dem Glück und der neuen Zweisamkeit. Und vor allem mit dem Bild, das Louise vor Freunden nach außen abgeben will: als "Lebenskünstlerin". Ihrer Schwangerschaft gegenüber bleibt sie weit unaufmerksamer.

Lévy beleuchtet den hohen Maßstab einer Erzählerin, die nur fallen kann - ins Bodenlose; es sei denn, sie beschreibt, was sie gerade erlebt. Das Aussehen, die Fassade bilden die Orientierungsschnur dieser Model-Tochter. Immer wieder aber reißt die Schnur, wird dieser Bericht eruptiv, atemlos, dann wieder staunend ob der bizarr nebeneinander koexistierenden, konträren Ereignisse. Geblieben von Louises antrainiertem Blick auf Äußerlichkeiten sind ihr die Fähigkeit und der Fluch, körperliche Details zu erkennen, zu vergleichen, selbstzerstörerisch zu sezieren. An Narben, Fingern, übereilten Hoseneinkäufen oder gefärbten Haaren demonstriert Justine Lévy das Drama, aber eben auch das kleine Glück dieser Mutter-Tochter-Beziehung.

Alles läuft in diesem turbulenten Kopf kurz nacheinander auf: die feinen Feenhände der jungen Mannequin-Mutter; die Flecken ihrer gealterten, krebskranken Hand; die abgerissenen Nägel von Louise mit ihren "Trockenbohnen"-Fingern. So wie sich Leben und Tod überlappen, bilden auch die Motive eine Schnittmenge, die beruhigt und verstört - das überflüssige Wasser im Bauch der Krebskranken und das nährende Wasser im Bauch der Schwangeren, beispielsweise. Justine Lévys Roman hat eine Form, die ebenso gewagt ist wie konsequent durchgeführt.

Man spürt den Druck, der auf dieser Tochter lastet. Der Titel wird zur Umkehrung einer Sehnsucht: als die "gute" Tochter gesehen zu werden, die sie jetzt im Endstadium der Krankheit nach Kräften ist: Sie versteckt auf dem tristen Krankenhausflur anonyme Zettel für die Mutter, um sie ein wenig aufzurütteln; sie schreitet tatkräftig gegen einen arroganten Arzt ein, der mehrfach den Namen der Mutter vergisst; sie erinnert sich deren Schönheit ebenso wie deren kindheitszerstörender Abwesenheit. Sie wechselt permanent zwischen Lob und Vorwurf. Dieses Porträt, fast ein Memorial, wirkt lebendig, weil es so wuchert. Selbst die "gute" Mutter, am besten die vollkommene Mutter zu werden wäre Louises nächster Akt. Die Angst vor der neuen Aufgabe wächst. Und man bangt mit Louise wegen der Über- oder Unterdosis Gefühl, welches auf die kommende Generation abgeladen wird. Der Stil dieser wechselfarbig leuchtenden Rede ist bisweilen die Manie.

Der Zusammenfall von Sterben und Werden hat die Zeiten ineinandergeschoben. Und so geht Justine Lévys Roman auch über das Intime hinaus. Er beschreibt in den ökonomischen Arzt-Patientinnen-Begegnungen einen Machtdiskurs, der sich im Privaten fortsetzt. "Schlechte Tochter" erzählt im Kern von der Hierarchie zwischen Mutter und Tochter und was passiert, wenn diese Ordnung gestört ist - wie in Louises Kindheit, als die Mutter nach der Trennung von ihrem Mann das Geld vertrank oder an Obdachlose verschenkte und darüber die Tochter vergaß. Es erzählt aber auch von der kleinen Möglichkeit, diese Hierarchie aufzulösen.

ANJA HIRSCH

Justine Lévy: "Schlechte Tochter". Roman. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Verlag Antje Kunstmann, München 2010. 176 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2010

Das kommt in den besten Familien vor
Das dritte Buch einer Lebensbeichte: In „Schlechte Tochter” erzählt Justine Lévy von der Gleichzeitigkeit werdender und vergehender Mutterschaft
Der „roman vecu”, das eigene Schicksal zum Stoff einer Erzählung zu machen, ist ein in Frankreich gebräuchliches Genre. Der 1974 geborenen Justine-Juliette Lévy hat ihr bisheriges Leben schon den Stoff für drei Romane geliefert, die nicht zuletzt dank der Bekanntheit, die deren Figuren im wirklichen Leben haben, sehr erfolgreich waren. Ihr erster Roman „Le Rendez-vous” („Rendezvous mit Alice”), 1995 erschienen, schildert in einem Monolog der Protagonistin das schwierige, von Zuwendung wie Ablehnung gleichermaßen bestimmte Verhältnis, als das die Tochter die Beziehung zu ihrer Mutter erlebt. Bei Alice, der Mutter im Roman, handelt es sich im wahren Leben um Isabelle Doutreluigne, die als Mannequin arbeitete und mit Bernard-Henry Lévy verheiratet war. Lévy gilt als der heute prominenteste Intellektuelle Frankreichs.
Das mag erhellen, weshalb die Tochter, die aus dieser Ehe hervorging, Vornamen erhielt, die auf die beiden Heroinen verweisen, die im Titel der zwei bekanntesten Werke des Marquis de Sade figurieren, beide Klassiker der libertinen Literatur des 18. Jahrhunderts. Namen wie Herkunft sind, wie man sich unschwer ausmalen kann, gleichermaßen Last und Chance. Jener zu entrinnen, um diese zu ergreifen, ist Justine Lévy ausweislich des Erfolgs, den sie mit ihren bislang drei Romanen hatte, vorzüglich gelungen.
Der erste Roman „Le Rendez-vous” erschien in demselben Jahr, da sie sich von ihrer Mutter endgültig zu befreien suchte und Raphael Enthoven heiratete, den Sohn des besten Freundes ihres berühmten Vaters. Diese Ehe brachte jedoch, wie sich schnell zeigte, nicht die von ihr erhoffte Rettung. Die Enttäuschung wird mit Drogen betäubt. Auf deren künstliche Euphorie folgen Streitereien der jungen Eheleute. Der Marasmus, in dem Louise, das Alter Ego von Justine darüber versinkt, der Verlust jeglicher Lebensfreude, des Vertrauens in die Liebe, der Tod der Großmutter, die Krebserkrankung der Mutter und schließlich das Erlebnis, dass ihr Mann sich einer anderen Frau zuwendet, das sind die Zutaten von Unordnung und Leid, die Justine Lévy 2004 in ihrem zweiten Roman „Rien de grave” („Nicht zu tragisch”) verarbeitet hat.
Die mit einer erfrischenden Brise Ironie abgelegte Lebensbeichte verriet durchaus literarisches Talent, was aber allein kaum den großen Erfolg dieses zweiten Romans in Frankreich erklären dürfte. Dafür gaben wohl vor allem die dramatis personae den Ausschlag. Das gilt zumal für Paula, wie die Rivalin im Roman heißt, die der Protagonistin Louise den Mann ausspannt. Diese Paula ist keine andere als Carla Bruni, die damals mit Justine Lévys Schwiegervater, Jean-Paul Enthoven, zusammenlebte, als sie sich für dessen just verheirateten Sohn Raphael zu interessieren begann. Die schmerzende Überwindung dieses Liebesverrats und die Abrechnung mit Paula stehen im Mittelpunkt der Erzählung.
Der jetzt ein halbes Jahr nach Veröffentlichung von „Mauvaise fille” in Frankreich auch auf Deutsch unter dem Titel „Schlechte Tochter” vorliegende Roman ist, so darf man vermuten, der Schlussteil jener als Trilogie angelegten Lebensbeichte der Justine Lévy. Im Mittelpunkt steht diesmal wieder das Verhältnis der Tochter zur Mutter, die ihrem Krebsleiden erliegt. Die sehr gemischten Erfahrungen, die dieses Verhältnis bestimmten, werden jetzt kontrastiert mit dem Erlebnis der Protagonistin, selbst mit einer Tochter schwanger zu sein.
Aus dieser Gleichzeitigkeit eines werdenden und vergehenden Lebens gelingt es der Autorin überzeugend, das Mutterwerden als einen Prozess zu schildern, der im Licht des eigenen Muttererlebnisses viele Fragen, Zweifel, Ängste weckt, aber auch Hoffnungen birgt und Glückserlebnisse verheißt. Ein Buch, das nicht nur Töchtern, die zu ihren Müttern in einem ambivalenten Verhältnis stehen, während sie ihre Väter hemmungslos bewundern, zur Lektüre empfohlen sei. JOHANNES WILLMS
JUSTINE LÉVY: Schlechte Tochter. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Verlag Antje Kunstmann, München 2010. 175 Seiten, 17,90 Euro.
Wenn man die Tochter des bekanntesten Intellektuellen Frankreichs ist, nach zwei Titelheldinnen des Marquis de Sade benannt wurde und einem Carla Bruni den Ehemann ausgespannt hat, dann weiß man einiges zu erzählen: Justine Lévy. Foto: Tom Watson/Kunstmann Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Johannes Willms schreibt den großen Erfolg, den Justine Levy bereits mit den ersten beiden Teilen ihrer Trilogie nicht allein dem unbestrittenen Talent der Autorin zu, sondern auch dem Bekanntheitsgrad der darin vorkommenden Protagonisten. So arbeitet sie in den ersten beiden Romanen ihre Beziehung zum Vater, dem "prominentesten Intellektuellen Frankreichs", Bernhard-Henri Levy, ab und erzählt, wie ihr Mann sie wegen einer anderen Frau verlässt, von der jeder wisse, dass es sich um Carla Bruni handelt, so der Rezensent. Im dritten Roman dieser mitunter erfrischend ironischen "Lebensbeichte" nun beschäftigt sich Levy sowohl mit dem Krebstod der Mutter, wie sie sich auch dem eigenen Mutterwerden zuwendet. Sehr "überzeugend" findet Willms die vielen Fragen und Ambivalenzen um das Muttersein und die Mutter-Tochter-Beziehung angepackt, und er empfiehlt deshalb wärmstens den Roman als hilfreiche Lektüre für Töchter mit einem schwierigen Verhältnis zu ihren Müttern.

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