Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 3,49 €
  • Buch

»Ich habe bereits gesagt, dass alle Orte gleich beschissen und sinnlos sind, und von Reisen profitieren ohnehin nur die Reiseagenturen. Die Menschen gehen auf Reisen, um Abenteuer und Schönheit zu finden ... was erzähle ich da? Sie reisen lediglich auf Teufel komm raus. Und dieser erscheint ihnen regelmäßig.«Aufgebrochen mit dem Plan, einen Reiseführer der Mongolei zu schreiben, strandet der Erzähler an der Bar des Hotels Dschingis Khan in Ulan Bator. Dort erscheint ihm zwar nicht der Teufel, wohl aber der holländische Bischof Van den Garten, der - trotz vieler Glaubenszweifel - im nahe…mehr

Produktbeschreibung
»Ich habe bereits gesagt, dass alle Orte gleich beschissen und sinnlos sind, und von Reisen profitieren ohnehin nur die Reiseagenturen. Die Menschen gehen auf Reisen, um Abenteuer und Schönheit zu finden ... was erzähle ich da? Sie reisen lediglich auf Teufel komm raus. Und dieser erscheint ihnen regelmäßig.«Aufgebrochen mit dem Plan, einen Reiseführer der Mongolei zu schreiben, strandet der Erzähler an der Bar des Hotels Dschingis Khan in Ulan Bator. Dort erscheint ihm zwar nicht der Teufel, wohl aber der holländische Bischof Van den Garten, der - trotz vieler Glaubenszweifel - im nahe gelegenen Bordell missioniert; ferner Chuck, ein amerikanischer Korrespondent, der für eine längst eingestellte Zeitschrift schreibt, der Lama Tichonov, der als Spitzel zum KGB übergewechselt ist, und ein gewisser Doktor Andreotti, der zu psychoanalytischen Seancen auf sein Hotelzimmer einlädt. Und während draußen auf dem Marktplatz gerade eine Hexenverbrennung stattfindet, sitzt Charlotte Rampling in der Lobby, blättert in der Times und trinkt Cappuccino...Für eine Reise nach Absurdistan, folgen Sie dem Führer! Über ein solches Land einen Baedeker zu schreiben ist nur in politischen wie philosophischen Aus- und Abschweifungen aller Art möglich. Lachen und Verzweiflung halten sich dabei die Waage, denn der inneren Mongolei in uns werden wir nie entkommen - es sei denn in der Literatur.
Autorenporträt
Svetislav Basara, geb. 1953, zählt mit David Albahari und Vladimir Tasic zu den großen serbischen Autoren der Gegenwart. Er hat über 20 Romane und Erzählungen veröffentlicht, die mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.02.2009

KURZKRITIK
Aus der Mottenkiste
Svetislav Basaras bemühter Roman „Führer in die innere Mongolei”
Von einem Freund, der Selbstmord begangen hat, erbt der Autor, der als Ich-Erzähler auftritt, den Auftrag, einen Reiseführer über die Mongolei zu verfassen. Er bricht nach Ulan-Bator auf und trifft dort in einem Hotel auf eine bizarre Gesellschaft: der Amerikaner Chuck, Mitglied der „Bekennenden Alkoholiker”, schreibt für eine längst eingestellte Zeitung; Monsieur Mercier, eine lebende Leiche, ist aus der Welt der „Emmanuellle”-Romane auf wundersame Weise in die Wirklichkeit geraten; der holländische Bischof van den Garten missioniert gerne in Bordellen. Man trinkt sehr viel, ergeht sich in philosophischen Spekulationen oder wohnt einer Hexenverbrennung bei. Charlotte Rampling ist auch da und guckt kühl umher.
Aber dann war plötzlich alles nur ein Traum oder vielmehr: der Anfang des Buches, das gerade entstehen soll. Svetislav Basara sitzt an seinem Schreibtisch in Belgrad. Er schmettert gekonnt die dummen Fragen einer Journalistin ab und beschwört Kindheitserinnerungen aus der tristen Zeit des Titoismus herauf. Auch wenn er sich als „eklatanten Hasser von Zeit-, Raum- und Handlungseinheit” begreift, veranlasst ihn das bisher Geschriebene zu der selbstkritischen Frage: „Wie soll man aus diesem Kack einen Roman machen? Aber wir haben es ja schon mit weniger geschafft. Nur, diese Manie des Stoffsammelns, das macht mich fertig.”
So geht es leider nicht nur ihm, sondern in von Seite zu Seite stärkerem Maße auch dem Leser. Er muss sich durch ein Sammelsurium kämpfen, dessen verschiedene Bestandteile nicht einmal für sich genommen überzeugen: den grotesken Einfällen mangelt es an Witz; die Metaeffekte stammen aus der Mottenkiste; die Kulturkritik bleibt in Platitüden stecken. Im Original ist der „Führer in die innere Mongolei” schon 1992 erschienen. Dass nun mit öffentlichen Mitteln aus Deutschland und Serbien eine Übersetzung gefördert worden ist, mag einen geo- und kulturpolitischen Sinn haben; eine literarische Notwendigkeit gibt es nur sehr bedingt.CHRISTOPH HAAS
SVETISLAV BASARA: Führer in die innere Mongolei. Roman. Aus dem Serbischen von Patrik Alak. Verlag Antje Kunstmann, München 2008. 144 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Haas' Kritik an Svetislav Basaras Roman "Führer durch die innere Mongolei" fällt genauso knapp wie negativ aus. Folgt man dem Rezensenten, so reist das Alter Ego des Autors zunächst für Recherchen zu einem Reiseführer nach Ulan-Bator, wo er auf eine schräge Hotelgemeinschaft trifft, entlarvt seine kuriosen Erlebnisse in der Mongolei als Traum, der dann wieder als Stoff für einen Roman herhalten soll, an dem der Autor gerade schreibt. Witzlos, angestrengt, mit aus der "Mottenkiste" hervorgeholten "Metaeffekten", grollt Haas, der auch die darin verstreuten kulturkritischen Anmerkungen reichlich platt findet.

© Perlentaucher Medien GmbH