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Das Porträt Che Guevaras von Alberto Korda ist das meistreproduzierte Foto der Welt. Doch der kubanische Fotograf, der eigentlich Alberto Diaz hieß, hat nicht nur mit diesem Bild Geschichte geschrieben. Mit Mitte 30 war er der erste gefeierte Modefotograf auf der Insel. Dann kam mit Fidel Castro und Che Guevara die Revolution nach Kuba, und Korda wurde ihr Fotograf. Er dokumentierte den Marsch der bärtigen Revolutionäre, war 1963 beim ersten Staatsbesuch Castros in der Sowjetunion dabei. Kurz vor seinem Tod im Mai 2001 stellte Korda die schönsten Bilder seiner Zeit als Privatfotograf Fidel Castros und der kubanischen Revolution zu diesem Buch zusammen.…mehr

Produktbeschreibung
Das Porträt Che Guevaras von Alberto Korda ist das meistreproduzierte Foto der Welt. Doch der kubanische Fotograf, der eigentlich Alberto Diaz hieß, hat nicht nur mit diesem Bild Geschichte geschrieben. Mit Mitte 30 war er der erste gefeierte Modefotograf auf der Insel. Dann kam mit Fidel Castro und Che Guevara die Revolution nach Kuba, und Korda wurde ihr Fotograf. Er dokumentierte den Marsch der bärtigen Revolutionäre, war 1963 beim ersten Staatsbesuch Castros in der Sowjetunion dabei. Kurz vor seinem Tod im Mai 2001 stellte Korda die schönsten Bilder seiner Zeit als Privatfotograf Fidel Castros und der kubanischen Revolution zu diesem Buch zusammen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2004

Der Zauber der Bewegung
Revolutionäre Bilder: Korda fotografiert die kubanischen Führer

Der schönste Guerrillero der Welt heißt Che Guevara. Das Foto des einunddreißig Jahre alten Revolutionärs, von dem es heißt, es sei das meistreproduzierte Bild der Fotografiegeschichte, hat Alberto Díaz am 5. März 1960 gemacht. Der Argentinier Ernesto Guevara mit kubanischer Staatsbürgerschaft seit 1959, der als Industrieminister und Präsident der Nationalbank der kubanischen Revolutionsregierung Fidel Castros angehörte, nahm an diesem Tag an der Beerdigung der Opfer teil, die der Sabotageanschlag auf den französischen Frachter "La Coubre" im Hafen von Havanna gefordert hatte. Für einen Moment ist er herausgetreten aus dem Kreis der anderen Leute auf der Tribüne, unter ihnen Simone de Beauvoir und Sartre; der Fotograf hat später das Negativ um das Profil eines Fremden links und um ein paar Palmwedel rechts beschnitten: Stillstellung eines zufälligen Augenblicks in der Zeit, herauspräpariert in leichter Untersicht ein heroisches Bildnis für alle Zeit. Jetzt ist es eingeordnet in einen Bildband, dessen Vitalität seinen Betrachter nachgerade anspringt.

Der Fotograf, dem das Buch gilt, wurde bekannt unter dem Namen, den sein Fotostudio in den fünfziger Jahren trug: Korda, wie die beiden ungarischen Regisseure Alexander und Zoltán Korda, deren Filme damals in Kuba liefen. Außerdem, so schreibt es sein Freund Jaime Sarusky im Vorwort, klingt das Wort wie "Kodak". Korda fotografierte zunächst bei allerlei Festivitäten, verscherbelte die Bilder an die Gäste. Bald gelang es ihm, seine Leidenschaft für attraktive Frauen mit der fürs Fotografieren zu verbinden; er hatte Erfolg mit Mode- und Werbeaufnahmen. Die ersten paar Bilder im Buch führen das vor, wenig originell freilich, aber hübsch, orientiert am Geschmack der Fünfziger eben mit diesen langhalsigen Gesten. Ihr heutiger Reiz besteht darin, daß ihre Originale verloren sind und sie nur noch nach alten gedruckten Vorlagen gescannt werden konnten.

Die entscheidende Wende nahm Kordas Leben, als die barbudos, die bärtigen Revolutionäre, ihren Siegeszug von den Bergen Kubas herunter antraten. Er arbeitete seit Anfang 1959 für die Zeitung "Revolución", er zog mit Castro, Guevara und deren Clan. Der máximo líder nimmt Korda im Jahr 1959 in die Vereinigten Staaten mit, 1963 und 1964 dann in die Sowjetunion, auch zu den privaten Besuchen bei Chruschtschow.

Und Korda hält drauf, der Revolution zum Ruhm und vor allem zur Feier ihrer Anführer: immer wieder Castro und Guevara, die jungen Männer, denen Zukunftssucht und Selbstvertrauen, Mut und Geist auf Gesicht und Körper geschrieben stehen; die wogenden Massen in ihrem Jubel und die schönen jungen Frauen, denen ein Ort in diesem allgemeinen Aufbruch gegeben scheint. Alles ist elegante Bewegung, spielerisches Sichmessen, selbst als seit 1960, nach kaum einem Jahr, die Lage sich gewaltsam zuspitzt. Das bleibt auch dann so, wenn Castro sich 1963 geschlagene vierzig Tage lang in der Sowjetunion aufhält, als Gast des unberechenbar-gemütvollen Taktikers Chruschtschow: Familienfotos auf der Datscha, Herumtollen mit den dicken Männern in russischem Schnee und Eis, gefährliche Jäger unter sich.

"Korda sieht Kuba" hat diesen spezifischen Zauber der Bewegung, des Vitalismus fast, der nicht kaltlassen kann: Castro, gerade Mitte Dreißig, in Milizuniform am Boden sitzend mit Präzisionsuhr am Handgelenk, hinter ihm ein dunkles Kind mit geschultertem Gewehr; Castro nächtens schreibend bei einer Petroleumlampe; und Castro, die Brust halb entblößt, die Pistole im Halfter, mit seiner herben Gefährtin Celia Sanchez. Stets Waffen, Zigarren, die virilen Accessoires, die mitgerissenen Menschen und dann der charismatische Bourgeois Guevara, der Castro das Golfspielen beibringt - hauchdünn scheint die Grenze zwischen Umsturz und Katzbalgerei.

Dieser Verklärung eines Aufbruchs tragen die Textpassagen zusätzlich Rechnung, denen Erstarrung, Größenwahn und Unterdrückung kaum noch Themen sind. Ihr Verfasser Christophe Loviny hat schon 1997 die Fotobiographie "Che" im Verlag von Antje Kunstmann veröffentlicht, die man schlicht als Hagiographie Guevaras bezeichnen darf. Noch höhere Vorsicht ist jetzt angeraten bei seiner, Kordas Schaffen begleitenden kurzgefaßten Geschichte der kubanischen Revolution. Loviny schreibt selbstsicher und klar; eingeblockt sind lebhafte zeitgenössische Kommentare des im Mai 2001 verstorbenen Fotografen, der offenbar der von ihm in so kraftvollen Bildern festgehaltenen Revolution nie abgeschworen hat. Doch der agitierte junge Korda hält auf diese Art wie unabsichtlich auch her für die historischen Fahrlässigkeiten seines Bewunderers. Mit angemessener Distanz zu seinen Wertungen bleibt es dabei Lovinys Verdienst, daß er erstmals das Korda-Archiv des kubanischen Staatsrats sichten durfte. Das sorgfältig aufgemachte Buch enthält bisher unveröffentlichte Bilder, manche anderen kennt man schon.

Im Jahr 1968 läßt Castro Kordas Studio verstaatlichen und seine Bestände an Negativen für die Archive der Revolution kassieren. Den damals vierzig Jahre alten Korda machte er zum Chef der Fotoabteilung des Ozeanographischen Instituts von Kuba - zum Zeugen einer stummen Welt mithin. In den achtziger Jahren wendet sich Korda der Mode und Werbung wieder zu, und seine Entdeckung als Fotograf in Europa und auch in den Vereinigten Staaten beginnt.

An jenem Foto des Che übrigens, das die Welt eroberte, hat Korda nichts verdient. Er hatte zwei Abzüge davon 1967 dem italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli geschenkt, dem Castro 1968, nach der Ermordung Guevaras, dessen Tagebuch aus Bolivien übergab. Feltrinelli veröffentlichte die Aufzeichnungen, spendete den Gewinn davon den revolutionären Bewegungen Lateinamerikas, und er druckte die ersten Hunderttausende von Postern in Italien. Millionen sollten ihnen in der ganzen Welt folgen. Aber noch jahrelang kannte keiner den Fotografen.

ROSE-MARIA GROPP

"Korda sieht Kuba". Herausgegeben von Christophe Loviny. Texte von Christophe Loviny und Alessandra Silvestri-Lévy. Verlag Antje Kunstmann, München 2003. 156 S., zahlreiche Fotografien, geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2003

Das Gesicht der Revolution
Hoffnungsvoll in eine kommunistische Zukunft blickt die kubanische Soldatin. Den Blick und den Gewehrlauf nach oben, zur Sonne, gerichtet, veranschaulicht sie die Hoffnungen, die sich mit der Revolution Fidel Castros verbanden. Es ist der selbe Blick, der die Fotografien von Alberto Korda charakterisiert
(Korda sieht Kuba. Verlag Antje Kunstmann. München 2003. 160 Seiten, 24,90 Euro). An Stelle eines Gewehrs trägt er seine Kamera, und sein Objektiv zielt auf eine sozialistische Zukunft.
Dabei hatte zunächst alles ganz anders ausgesehen: Als Modefotograf verdiente er sich seinen ersten Lohn mit Bildern, wie sie in jedem amerikanischen Fashion-Magazine erscheinen könnten. Doch aus Kubas politischer Revolution wurde Kordas künstlerische. Mit einem Mal bevölkern nicht mehr Models, sondern Mütter und proletarische Massen seine authentische Schnappschüsse. Dabei gibt er den Blick für das Schöne nie ganz auf, und es ist kein Zufall, dass gerade er mit dem Porträt Che Guevaras die zeitlose fotografische Ikone der Revolution schuf.
hera
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als "fotografisches Vermächtnis" Alberto Kordas würdigt Rezensentin Susanne Ostwald diesen von Christophe Loviny herausgegebene Bildband, der viele vom Fotografen selbst kommentierte Bilder enthält, die es bisher nicht zu sehen gab. Anhand des Bildbandes kann man nun die Entwicklung Kordas vom einstigen Modefotografen zum wichtigsten Bildchronisten der kubanischen Revolution nachvollziehen, der Castro und seinen Kampfgefährten niemals von der Seite wiche, freut sich Ostwald. So lasse das Buch dem lange im Dunklen verbliebenen Fotografen Gerechtigkeit widerfahren und gebe außerdem einen, wenn auch bisweilen "allzu distanzlosen", historischen Abriss der Revolution, hält Ostwald fest. Sie erinnert an die jüngsten Repressionen gegen Oppositionelle in Kuba und stellt fest, dass sich auch bei Revolutionsromantikern und Freunden des Karibikstaates Ernüchterung breit macht. Insofern erscheine das Buch nicht gerade zur besten Zeit. Nichtsdestoweniger bleibe die Freude an Kordas "wunderbaren Bildern", "die nicht nur der Legendenbildung dienen können, sondern nicht zuletzt von großem historischem Wert sind."

© Perlentaucher Medien GmbH