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Unbequeme Thesen, die für eine intensive Debatte sorgen
Wir leben auf einem hungrigen Planeten - hungrig nach Rohstoffen für ein ständiges Wirtschaftswachstum und hungrig nach Nahrungsmitteln für die wachsende Weltbevölkerung. Klimaerwärmung und Raubbau an der Natur zerstören unsere Lebensgrundlagen. Paul Collier fragt nach dem vermeintlich unüberbrückbaren Widerspruch zwischen Ökologie und Ökonomie und zeigt, wie wir den Hunger nach Wachstum stillen können, ohne unseren Planeten auszuplündern.
In seinem neuen Werk widmet sich Paul Collier einem Gefahrenherd, der den gesamten Planeten
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Produktbeschreibung
Unbequeme Thesen, die für eine intensive Debatte sorgen

Wir leben auf einem hungrigen Planeten - hungrig nach Rohstoffen für ein ständiges Wirtschaftswachstum und hungrig nach Nahrungsmitteln für die wachsende Weltbevölkerung. Klimaerwärmung und Raubbau an der Natur zerstören unsere Lebensgrundlagen. Paul Collier fragt nach dem vermeintlich unüberbrückbaren Widerspruch zwischen Ökologie und Ökonomie und zeigt, wie wir den Hunger nach Wachstum stillen können, ohne unseren Planeten auszuplündern.

In seinem neuen Werk widmet sich Paul Collier einem Gefahrenherd, der den gesamten Planeten bedroht: dem Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen. Unter unserem verschwenderischen Umgang mit Rohstoffen leiden vor allem die Entwicklungsländer, denn von Umweltzerstörung, Nahrungsmittelkrisen und Klimawandel sind sie besonders stark betroffen. Wie ist es möglich, den ärmsten Ländern zu helfen, die ständig wachsende Weltbevölkerung zu versorgen und unsere Lebensgrundlagen dennoch zu schützen? Paul Collier zeigt neue Wege, wie wir unsere ökologischen und ökonomischen Interessen in Einklang bringen können. Denn nur wenn wir die Nutzung der natürlichen Ressourcen regulieren und uns technischen Innovationen nicht verschließen, werden die Länder der untersten Milliarde der Armut entkommen und auch in den Industrieländern Wohlstand und Umwelt bewahrt.

Autorenporträt
Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Direktor des Centre for the Study of African Economies an der Universität Oxford. Seit vielen Jahren forscht er über die ärmsten Länder der Erde und untersucht den zusammenhang zwischen Armut, Kriegen und Migration. 2013 erhielt Collier für seine Arbeit den A.SK Social Science Award.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.07.2011

Wie wir die Welt
retten können
Der Bestseller-Autor Paul Collier und
der Geopolitiker Parag Khanna machen Vorschläge
Zu allen Zeiten haben sich Menschen vor dem Weltuntergang gefürchtet. Doch spiegelbildlich zu den zyklisch wiederkehrenden Endzeitstimmungen und Katastrophenszenarien stellte sich immer wieder die Hoffnung ein, das drohende Unheil doch noch abwenden zu können.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2007 war der Klimawandel das beherrschende Thema. Die scheinbar unaufhaltsame Erderwärmung und ihre Folgen – das Abschmelzen der Gletscher, der Anstieg des Meeresspiegels, die Verschiebung von Klima- und Vegetationszonen – prägten über viele Monate den öffentlichen Diskurs. Die Einsicht begann zu reifen, dass etwas geschehen muss, um die weitere Erderwärmung zu begrenzen. Doch dann brach die Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Vorrang hatten die Sicherung von Banken, der Schutz von Anlegern und die Ankurbelung der Weltkonjunktur. Derweil musste die Welt auf die Rettung warten. Das Klima geriet in Vergessenheit und der CO 2 -Ausstoß nahm weiter bedrohlich zu.
Doch nach der Reaktorexplosion von Fukushima hat sich nicht nur in Deutschland die öffentliche Stimmung abermals gedreht. Die Kritik des kapitalistischen Wachstumsmodells findet neue Anhänger. Fragen nach dem Energieverbrauch, Bevölkerungswachstum, Nahrungsmittelknappheit oder Klimawandel gewinnen an Relevanz. Das Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren, treibt Menschen überall auf der Welt auf die Straßen. Passend zu dieser Themenkonjunktur sind jetzt zwei Bücher erschienen, die einen Beitrag zur Rettung der Welt liefern wollen.
Parag Khanna, für das Weltwirtschaftsforum in Davos und den US-amerikanischen Thinktank „The New America Foundation“ tätig, hat sich als Experte für Geopolitik einen Namen gemacht. Der deutsche Titel „Wie man die Welt regiert“ mutet ein wenig belehrend und großspurig an. Den Inhalt präziser trifft da schon der Originaltitel „How to Run the World“.
Mit Sorge konstatiert Khanna, dass für das 21. Jahrhundert noch keine adäquate globale Architektur entwickelt worden ist. Dominierten das 19. Jahrhundert einige Großmächte und das 20. Jahrhundert die Machtblöcke, hätten sich alle bisherigen Formate wie G 2 (USA & China), G 8, G 20 oder auch die Vereinten Nationen als ungeeignet erwiesen, um einen neuen, verbindlichen globalen Regulierungsmechanismus zu etablieren.
Stattdessen plädiert Khanna für eine neue Form der Diplomatie auf globaler Ebene. Sein Konzept der „Mega-Diplomatie“ beruht auf Arrangements zwischen nationalen Regierungen, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen. Dem Versagen von Regierungen und institutioneller Politik bei der Überwindung von Hunger, Armut und Unterentwicklung setzt Khanna seine „Koalitionen williger Akteure“ entgegen. Eine Schrittmacherfunktion in diesem Beziehungsgeflecht loser Allianz übernehmen Nichtregierungsorganisationen, Khanna setzt nicht zuletzt auf Stiftungen von Milliardären wie die des Computercracks Bill Gates: „Schlepper der fortschrittlichen Diplomatie“, nennt er sie.
Neben der ärgerlichen und durchaus peinlichen Eloge auf das Weltwirtschaftsforum verstört im ersten Teil des Buches eine selbstverliebt anmutende Wortakrobatik. Auf wenigen Seiten beschwört der Autor die „Mega-Diplomatie“, „digitale Diplomatie“, „Celebrity-Diplomatie“, „Blitzlicht-Diplomatie“, „Facebook-Diplomatie“ und „public diplomacy“. Dem Leser brummt der Schädel. In merkwürdigem Kontrast zu all diesen aufgeladenen Begriffen stehen wiederum Banalitäten, die an hohles Politikersprech erinnern: „Es gibt kein Entweder-oder zwischen Staat und Markt, sondern ein Sowohl-als-auch.“
Kenntnisreich und durchaus anregend liest sich hingegen der zweite Abschnitt, in dem Khanna über Kriege und Bürgerkriege, über Terrorismus und Piraterie, über failed states und die Menschenrechte schreibt. Regionale Stabilität ist für ihn die Basis einer erneuerten globalen Stabilität. Deswegen plädiert er für regionale Formen der Kooperation nach dem Vorbild der Europäischen Union, die von den eigenen Mitgliedern derzeit einem riskanten Stresstest ausgesetzt wird.
Mag man dem Autor auch noch darin folgen, dass willkürlich gezogene, postkoloniale Grenzen dauerhaft den Frieden bedrohen, so ist seine Konsequenz, weitere Klein- und Kleinst-Staaten zu gründen, um das Problem schwacher Staaten zu lösen, indes bestenfalls scheinbar einleuchtend. Weil Khanna das Prinzip der Selbstbestimmung über das Prinzip der souveränen territorialen Integrität stellt, redet er faktisch ethnisch, religiös oder sprachlich homogenen Einheiten das Wort.
Die jüngere Geschichte des Kosovo hat gezeigt, dass derartige Staatengründungen vielleicht Spannungen vermindern. Aber ob sie fähig sind, aus eigener finanzieller und ökonomischer Kraft zu existieren: das steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Kosovo wird noch lange Zeit am Tropf der internationalen Gemeinschaft hängen. Und anderen neuen Staaten wird es genauso ergehen: Sie werden souverän, aber nicht autonom sein. Mit seiner Idee für ein teilautonomes Paschtunistan entwickelt Khanna hingegen einen klugen Ansatz und eine interessante Perspektive für die weitere Entwicklung in Pakistan und Afghanistan.
Stringenter in der Argumentation, dazu auch mit spürbarer Empathie für die Menschen in den Entwicklungsländern, die er nach seinem großen Bucherfolg von 2008 „die unterste Milliarde“ nennt, setzt sich der britische Ökonom und Afrika-Experte Paul Collier mit der Frage auseinander, wie der Wohlstand gemehrt werden kann, ohne dass die Erde ausgeplündert wird, wie das natürliche Gleichgewicht auf unserem Planeten wieder hergestellt und die globale Armut bekämpft werden können. Dabei weist er die im reichen Norden erhobenen Forderungen nach Askese und Wachstumsverzicht entschieden zurück, da der Süden das nur so verstehen könne, dass er auf Wohlstand, Modernisierung und Entwicklungschancen verzichten muss.
Für Collier liegt die Chance der armen Länder in ihrem natürlichen Reichtum, ihren Bodenschätzen und Ressourcen. Doch dieser Reichtum steht zum Beispiel in vielen Ländern Afrikas nicht für die gesellschaftliche Entwicklung zur Verfügung, weil die Bodenschätze von korrupten Herrschern oder privaten Unternehmen geplündert werden.
Collier plädiert daher dafür, den Zugriff auf die natürlichen Ressourcen im Eigentumsrecht zu regeln. Am Beispiel des brasilianischen Regenwaldes, der einen natürlichen Vermögenswert darstelle, aber keine natürlichen Eigentümer habe, verdeutlicht er das Dilemma: Solange unklar bleibt, ob die Verantwortung für den Regenwald und seine ökonomische Nutzung lokal, national oder international angesiedelt ist, werden die Brandrodungen fortgesetzt.
Collier fasst die Optionen der armen Länder in einfache Formeln: „Natur + Technologie + Regeln = Wohlstand“. Aber: „Natur + Technologie – Regulierung = Plünderung“, oder „Natur + Regulierung – Technologie = Hunger“.
Die armen Staaten Afrikas seien existenziell angewiesen auf gute Regierungsführung und auf Zugang zu modernen Technologien. Collier, der kein romantischer Naturschützer ist, fordert den Anbau genveränderter Nahrungsmittel wie hitzeresistentem Mais in Afrika. Er lehnt die Herstellung von Bioethanol aus wertvollem Getreide ab und empfiehlt stattdessen Zuckerrohr aus Brasilien. Um sein Konzept für ein CO 2 -armes Wachstum zu verwirklichen, lässt er auch keinen Zweifel daran, dass Kernenergie eine unentbehrliche „Rolle im Kampf gegen die globale Erwärmung spielt“.
Desillusioniert ist Collier über die erschreckende Handlungsschwäche und Kooperationsunfähigkeit von Regierungen. Während Khanna zwar die NGOs preist, aber einräumt, dass es ohne nationale Regierungen nicht geht, setzt Collier seine ganze Hoffnung in die Zusammenarbeit einer erstarkenden Zivilgesellschaft. Er schlägt vor: eine Charta für natürliche Ressourcen. Gemeinsam handelnde Bürger sollen Druck von unten nach oben entfalten. So soll die Vorform einer internationalen Konvention zur geregelten Nutzung der natürlichen Bodenschätze geschaffen werden. Der Autor bezieht seine Zuversicht aus den Reaktionen der Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten auf den Klimawandel und die CO 2 -Verschmutzung. Hier hätten aufgeklärte und informierte Bürger eine andere Politik eingefordert und durchgesetzt. – Dieses Muster hat sich in Deutschland nach Fukushima in der Atompolitik bestätigt. Doch ob diese Erfahrungen ungeachtet spezifischer Kulturen und Traditionen, vor allem unterschiedlicher Medien- und Kommunikationssysteme wirklich universell übertragbar sind, scheint doch zweifelhaft zu sein. Vielleicht eröffnen die modernen Sozialen Netzwerke, wie sich in den nordafrikanischen Umbruchstaaten andeutet, neue Perspektiven.
Beiden Arbeiten mangelt es daran, dass sie Machtfragen und ökonomische Interessen nicht systematisch untersuchen. Dadurch überhöhen sie die Einwirkungsmöglichkeiten von zivilgesellschaftlichen Akteuren und unterschätzen die Handlungsmöglichkeiten von Staaten. Ein weiterer Eindruck des Rezensenten hat sich bei der Lektüre dieser Bücher verfestigt: Ohne eine gehörige Portion Idealismus wird sich die Welt kaum retten lassen. THOMAS STEG
PARAG KHANNA: Wie man die Welt regiert. Eine neue Diplomatie in Zeiten der Verunsicherung. Aus dem Amerikanischen von Thorsten Schmidt. Berlin Verlag, Berlin 2011. 333 Seiten, 26 Euro.
PAUL COLLIER: Der hungrige Planet. Wie können wir Wohlstand mehren, ohne die Erde auszuplündern? Aus dem Englischen von Martin Richter. Siedler, München 2011. 269 Seiten, 22,90 Euro.
Thomas Steg war von 2002 bis 2009 stellvertretender Sprecher der Bundesregierung. Seither ist er Kommunikations- und Medienberater sowie Dozent an der Freien Universität Berlin.
Wie kann der Wohlstand aller
gemehrt werden, ohne dass die
Erde ausgeplündert wird?
Der Einfluss von
Nicht-Regierungsorganisationen
wird überschätzt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2011

Autos brauchen intensive Landwirtschaft

Megacities für Afrika und Gentechnik für Europa: Paul Collier möchte Ökonomie und Ökologie versöhnen.

Von Erhard Eppler

Wer ein Buch mit dem Titel "Der hungrige Planet" in die Hand nimmt, wird auch dann, wenn sein Autor zu den wichtigeren Ökonomieprofessoren der Vereinigten Staaten gehört, nicht um die Frage herumkommen, ob denn ein Planet hungrig sein kann. Und er wird sich bei der Lektüre wundern, dass vom Hunger nur am Rande die Rede ist. Solche Seltsamkeiten werden verständlich, wenn man den englischen Titel erfährt: "The Plundered Planet".

Viele Deutsche haben noch Herbert Gruhls "Ein Planet wird geplündert" (1975) in Erinnerung. Der geplünderte Planet ist im deutschsprachigen Raum für immer mit dem Namen dieses tapferen Konservativen verbunden. Also musste der deutsche Verlag ausweichen, und dabei kam er aus der Spur, die Paul Collier legen wollte.

Wo Collier grundsätzlich wird, sucht er etwas, was in Deutschland seit den siebziger Jahren in unzähligen Büchern abgehandelt wurde: die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Dazu konstruiert er zwei Typen, den "ökologischen Romantiker" und den "Ignoranten", also den bornierten Ökonomen. Collier will zeigen, wo der eine, wo der andere und wo keiner von beiden recht hat. Am Ende des Buches weiß man: Zu den Romantikern gehören alle, die etwas gegen Atomkraftwerke, Intensivlandwirtschaft oder Gentechnik haben. Mit den "Ignoranten" meint er die Marktradikalen, für die es keinen menschengemachten Klimawandel gibt. Aber im Grundsätzlichen liegt glücklicherweise nicht der Schwerpunkt des Buches. Collier hat sich gründlich mit den Ländern befasst, die sich plötzlich mit reichen Rohstoffquellen gesegnet sahen. Was hat es ihnen gebracht?

Hier kann Collier auf eigene Forschungen zurückgreifen. Auch da beginnt er mit grundsätzlichen Bemerkungen: "Natur ist etwas Besonderes." Sie hat keinen "natürlichen Eigentümer". In Amerika habe sich der Grundsatz durchgesetzt: "Wer es findet, darf es behalten." Für alle Rohstoffquellen gilt: "Wir sind nicht verpflichtet, jede natürliche Ressource zu erhalten, aber wir dürfen nicht den natürlichen Reichtum ohne Gedanken an die Zukunft plündern."

Wie sieht es in der Praxis aus? Ob Rohstoffreichtum für ein Land Segen oder Fluch ist, werde von den Ökonomen diskutiert. Zu dieser Diskussion bringt Collier seine Erfahrungen ein. Er nennt Beispiele: "Nigerias Öl hat die Korruption der politischen Klasse genährt . . . . Norwegen hat durch sein Öl den höchsten Lebensstandard der Welt erreicht." Wer möchte widersprechen? Was aus Rohstoffreichtum wird, hängt von den Regierungen ab, ob sie gut oder schlecht regieren, sagt Collier.

Aber was heißt hier gut oder schlecht regieren? Wenn die Regierungen mit ihren Einkünften aus Öl oder Kupfer in Boomjahren, wenn der Preis hoch ist, einfach die Konsumausgaben des Haushalts finanzieren - und dazu noch in die eigene Tasche wirtschaften -, wird der Reichtum zum Fluch, weil der Rest der Wirtschaft stagniert oder verkümmert. Investiert die Regierung den Geldsegen so, dass auch die Nachkommen noch etwas davon haben, kann er zum Segen werden. Immer vorausgesetzt, dass die Regierung sich von den Multis nicht hat über den Tisch ziehen lassen, was offenbar öfter vorkommt. Übrigens rät Collier den Nigerianern, sie sollten nicht in ihre bäuerliche Landwirtschaft investieren, sondern in die Erweiterung von Lagos. Afrika, so Collier, brauche mehr Megacities von zwanzig und mehr Millionen Menschen, weil dort die Produktivität pro Kopf größer ist als auf dem Land. Was dazu wohl die Politiker meinen, die für innere Sicherheit bürgen sollen?

Schließlich beschäftigt sich Collier doch noch mit der Landwirtschaft, vor allem unter dem Aspekt, wie man erschwingliche Lebensmittel für eine wachsende Weltbevölkerung produzieren kann. Daher ist er für großflächige Intensivlandwirtschaft. Zuerst müsse "die Liebesaffäre der Mittelschicht mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft" beendet werden. Wer mit wachsendem Zorn erlebt hat, wie die Regierungen Afrikas - und manchmal auch Europas, wenn es um Entwicklungshilfe ging - diese bäuerliche Landwirtschaft Afrikas vernachlässigt haben, wird Colliers Kompetenz in Liebesdingen nicht hoch ansetzen. Um die Preise für Lebensmittel niedrig zu halten, muss vor allem mehr produziert werden. Da Gentechnik die Erträge steigern könnte, ist Collier für die "Aufhebung des Gentechnikverbots." Dass Weizen und Mais inzwischen an Autos verfüttert werden, findet Collier nur in den Vereinigten Staaten unsinnig, wo - durch Subventionen gefördert! - "etwa ein Drittel des amerikanischen Getreides in die Energieproduktion geflossen ist".

Den Ökonomen stören vor allem die Subventionen. Aber wenn es schon um ein Angebot an Lebensmitteln geht, das weltweit die Nachfrage übersteigt, dann wäre es doch wohl nötig, solche Zweckentfremdungen ganz zu verbieten. Eine Landwirtschaft, die so intensiv ist, dass sie neben neun oder zehn Milliarden Menschen auch noch Millionen Autos bedient, wird es nicht geben, jedenfalls nicht lange.

Dass ein Rezensent nicht allem zustimmt, was ein gescheiter Autor zu Papier bringt, muss nicht gegen sein Buch sprechen. Wichtiger ist, was die Leute denken, für die es geschrieben ist. Es sind, wie des Öfteren bei anerkannten Wissenschaftlern, vor allem die Kollegen. Mit dem englischen Original wäre da eigentlich das Auslangen zu finden. Was sogar dann gelten würde, wenn die deutsche Übersetzung etwas besser ausgefallen wäre, als sie es tatsächlich ist.

Paul Collier: "Der hungrige Planet". Wie können wir Wohlstand mehren, ohne die Erde auszuplündern.

Aus dem Englischen von Martin Richter. Siedler Verlag, München 2011. 272 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der britische Ökonom legt ein umfangreiches Werk vor, das den Raubbau an natürlichen Ressourcen nicht nur anprangert, sondern auch äußerst plausible Lösungswege aufzeigt. Das Buch, das letztlich eine mögliche Zukunft erzählt, ist wertvoll für alle, die verstehen wollen, warum es einige Länder und Regionen geschafft haben, die Armut zu reduzieren, und andere nicht." -- NZZ am Sonntag - Beilage Bücher am Sonntag, 26.06.2011

"Paul Collier liefert auf nur knapp 250 Seiten viele Impulse und Ideen. Und er provoziert. Etwa dazu, die eigene Haltung zu überdenken - und sie sich beim Lesen nochmals neu zu erstreiten. Denn auch wenn Collier davon ausgeht, dass Menschen vom Typus Romantiker zu grüner Behaglichkeit neigen: brauchen wird er sie doch, um seine beschworene kollektive Bürgermacht zu stärken. "Der hungrige Planet": ein lesenswertes Buch." -- Deutschlandfunk, 23.05.2011

"Wo Collier grundsätzlich wird, sucht er etwas, was in Deutschland seit den siebziger Jahren in unzähligen Büchern abgehandelt wurde: die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie." -- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Thomas Steg weiß dieses Buch des Ökonomen und Afrika-Experten Paul Collier zu schätzen. Der Autor versucht darin Antworten auf die Frage des Untertitels "Wie können wir Wohlstand mehren, ohne die Erde auszuplündern" zu geben, durchaus gut argumentiert und mit viel Empathie für die Menschen in den Entwicklungsländern, wie Steg findet. Er hebt Colliers Forderung nach einer Regelung des Zugriffs auf die natürlichen Ressourcen in den Entwicklungsländern hervor. Die Handlungsfähigkeit und Zusammenarbeit von Regierungen beurteile der Autor eher negativ und setze stattdessen auf NGOs und eine erstarkende Zivilgesellschaft. Auch Colliers Vorschlag einer Charta für natürliche Ressourcen hat durchaus etwas für sich, findet Steg. Allerdings hält er dem Autor vor, die Einwirkungsmöglichkeiten von zivilgesellschaftlichen Akteuren zu über- und die Handlungsmöglichkeiten von Staaten zu unterschätzen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein großes, hoffnungsvolles naturphilosophisches und ethisches Werk." lovelybooks.de, 06.07.2011