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Fünf Autoren, die einmal Lektoren im Suhrkamp Verlag waren, schreiben über die Konflikte mit dem Verleger Siegfried Unseld, die sie veranlassten, gemeinsam diesen Verlag zu verlassen und einen neuen zu gründen. Es geht in diesem Buch also noch einmal um den sogenannten »Aufstand der Lektoren« von 1968. Der »Chronik« 1970 des Verlegers, die letztes Jahr erschien, folgt nun die »Chronik der Lektoren«. Sie sieht die Ereignisse aus ihrer deutlich anderen Sicht und verweist damit auf die Subjektivität von Unselds Chronik. Die Lektoren erinnern sich an einen Kampf um Demokratisierung in einem…mehr

Produktbeschreibung
Fünf Autoren, die einmal Lektoren im Suhrkamp Verlag waren, schreiben über die Konflikte mit dem Verleger Siegfried Unseld, die sie veranlassten, gemeinsam diesen Verlag zu verlassen und einen neuen zu gründen. Es geht in diesem Buch also noch einmal um den sogenannten »Aufstand der Lektoren« von 1968. Der »Chronik« 1970 des Verlegers, die letztes Jahr erschien, folgt nun die »Chronik der Lektoren«. Sie sieht die Ereignisse aus ihrer deutlich anderen Sicht und verweist damit auf die Subjektivität von Unselds Chronik.
Die Lektoren erinnern sich an einen Kampf um Demokratisierung in einem Verlag, dessen Programm 1968 in einem offensichtlichen Widerspruch zum Verleger stand, der - nach Walter Boehlich - Besitzverhältnisse mit persönlichen Leistungen verwechselte. Dass dieser Konflikt sich in einem Verlag entwickelte, der wie kein anderer die »progressive« Literatur vertrat, war bezeichnend für die Schwierigkeiten einer linken Theorie mit der Praxis. Es war ein Konflikt, der »exemplarische Bedeutung für die Struktur des Verlagswesens, die Abhängigkeits- und Mitbestimmungsverhältnisse in geistigen Berufen« (Wolfram Schütte, Frankfurter Rundschau) hatte.
Fünf Lektoren rekapitulieren die Ereignisse. Der spätere Anglistik-Professor und heutige Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Klaus Reichert, schreibt seine eigene »Chronik eines Lektors«. Peter Urban, der Übersetzer und Neuentdecker slawischer Literatur, erzählt von einer Verlagsarbeit mit Folgen, an die Urs Widmer, der Schriftsteller wurde, in dem gemeinsamen »Traum vom herrschaftsfreien Arbeiten« erinnert. Karlheinz Braun, langjähriger »Delegierter« der Autoren, interpretiert und kommentiert den »Aufstand«. Und vom damaligen Cheflektor Walter Boehlich, der im September 2011 seinen 90. Geburtstag feiern würde, gibt es aus dem Nachlass ein Kapitel mit bislang unveröffentlichten Briefen an Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Uwe Johnson, Siegfried Lenz, Siegfried Unseld u.a., die seinen jahrelangen Schwierigkeiten mit dem so ungleichen Verleger und dem Schmerz über das Nichterreichte Ausdruck geben. Und der dann umso engagierter an der Verwirklichung des »Traums« von einem »Verlag der Autoren«, der seinen Autoren und Mitarbeitern gehört, arbeitete, von dessen Gründungsgeschichte das letzte Kapitel des Buches erzählt.
Autorenporträt
Walter Boehlich, geboren 1921 in Breslau, gestorben 2006 in Hamburg, war Literaturkritiker, Essayist, Übersetzer und Verlagslektor. Er studierte Philologie in Bonn und wurde Assistent von Ernst Robert Curtius. Er schrieb über Jahrzehnte regelmäßig unter anderem für "Die Zeit", die FAZ und "Titanic".

Klaus Reichert,1938 geboren, ist Literaturwissenschaftler, Autor, Übersetzer und Herausgeber. Von 1964 bis 1968 war er Lektor in den Verlagen Insel und Suhrkamp, von 1975 bis 2003 war er Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Frankfurter Universität, 1993 gründete er das "Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit". Von 2002 bis 2011 war er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er schrieb Bücher über Shakespeare, Joyce, moderne Literatur und über die Geschichte und Theorie des Übersetzens, veröffentlichte drei Gedichtbände und ein Wüstentagebuch. Er übersetzte u.a. Shakespeare, Lewis Carroll, Joyce, John Cage und das Hohelied Salomos. 2013 wurde Klaus Reichert mit dem "Wilhelm-Merton-Preis" für europäische Übersetzungen ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

1968 brach auch bei Suhrkamp ein Aufstand los. Lektoren wollten allen Ernstes den Verlag übernehmen und erklärten gleichzeitig das Ende der Literatur für gekommen. Siegfried Unseld wehrte dieses Ansinnen ab. Darüber erschien letztes Jahr ein Band, der den Konflikt aus Sicht Unselds darstellt. Nun legen die damaligen Lektoren ein Gegenstück dazu vor - das aber nach Meinung des Rezensenten Friedmar Apel die Sicht aufs Geschehen allenfalls in Details ändern wird. Die Lektoren seien bis heute verbittert, konstatiert er, und schildert aus der Erinnerung den Gegensatz zwischen dem hochfahrenden Intellektuellen Walter Boehlich und dem pragmatisch-charismatischen Verleger, der zuweilen nicht mal vor "dröhnendem Männerhumor" zurückschreckte - und dennoch von all seinen Autoren viel mehr geliebt und hofiert wurde als die Lektoren, die nur die Arbeit mit ihnen hatten. Apel findet einige Mitleidsworte und scheint alles in allem mit dem Gang der Dinge recht zufrieden.

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