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Im brasilianischen Candomblé, dem haitianischen Voudou und der kubanischen Santeria hat sich die kollektive Erinnerung der afro-amerikanischen Bevölkerung an die Geschichte der Versklavung von annähernd 12 Millionen Menschen bis heute erhalten.
Der französische Ethnologe und Fotograf Pierre Verger erkannte bereits in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts die identitätsstiftende Bedeutung dieser Alltagsriten. Er hielt sie in exzellenten Bildern fest und revolutionierte dadurch auch die zeitgenössische Ethnologie. Noch heute zeigt sich in den brillianten Fotografien die innere Anteilnahme…mehr

Produktbeschreibung
Im brasilianischen Candomblé, dem haitianischen Voudou und der kubanischen Santeria hat sich die kollektive Erinnerung der afro-amerikanischen Bevölkerung an die Geschichte der Versklavung von annähernd 12 Millionen Menschen bis heute erhalten.

Der französische Ethnologe und Fotograf Pierre Verger erkannte bereits in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts die identitätsstiftende Bedeutung dieser Alltagsriten. Er hielt sie in exzellenten Bildern fest und revolutionierte dadurch auch die zeitgenössische Ethnologie. Noch heute zeigt sich in den brillianten Fotografien die innere Anteilnahme des Wissenschaftlers, Kosmopoliten und Künstlers am Leben der Menschen, die er porträtierte.

Mit Texten von Roger Bastide, Stefan Eisenhofer, Emmanuel Garrigues, Gilberto Gil, Édouard Glissant, Erica Jane de Hohenstein, Angela Lühning, Manfred Metzner, Michael Thoss und Pierre Verger.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2004

Kraft der schwarzen Götter: Der Fotograf Pierre Verger im Bann der Magie

Oft spricht aus der Verbindung von Ethnographie und Fotografie die Gewalt der Verdinglichung, die alle lebendigen Kulte erfaßt, wenn der wissenschaftlich-kolonialistische Blick sie sich mit seinen Apparaturen und Ordnungsvorstellungen aneignet. Ganz anders verhält es sich bei Pierre Verger (1902 bis 1996), dessen umfangreiches fotografisches OEuvre das gemeinsame afrikanische Erbe Brasiliens, der Karibik und Nordamerikas veranschaulicht und einzigartige Einblicke in die rituellen Praktiken des brasilianischen candomblé, des haitianischen vodou oder der kubanischen santaría gewährt.

Verger, der aus großbürgerlichen Verhältnissen stammt, in jungen Jahren den Dandy gab und zunächst beschlossen hatte, seinem Leben mit Vierzig freiwillig ein Ende zu setzen, war ein Nomade mit der Kamera, aber kein Voyeur, der exotische Rituale und Schauplätze ausbeutete. Um überhaupt fotografieren zu können, war es für ihn unerläßlich, in der Gemeinschaft der Fremden aufzugehen und akzeptiert zu werden, was eine Fähigkeit zur Anpassung voraussetzt, die in Vergers Fall darin gipfelte, daß er sich 1952 in Ketou, im heutigen Benin, als babalaô initiieren ließ und den Namen Fatumbi annahm. "Ehrlich gesagt", bekannte er, "interessiert mich die Ethnographie nur mäßig. Ich mag es nicht, Menschen zu erforschen, als handelte es sich um Käfer oder exotische Pflanzen. Was ich auf Reisen liebe, ist, mit den Menschen zusammenzusein, ihnen bei einem Leben zuzusehen, das anders ist als meines, denn mich hat immer interessiert, was nicht ich war oder was mich bei den anderen an mich erinnerte."

Ob er schwarze Jungs in New York, Transvestiten beim Karneval in Salvador da Bahia oder in Trance versunkene Initianten fotografiert, seine Aufnahmen sind immer erstaunlich unprätentiös; was ihrer Intensität freilich keinerlei Abbruch tut. Bedingt durch das quadratische Bildformat seiner Rolleiflex erscheint das Motiv meist im Zentrum; da der Aufnahmewinkel der Kamera zudem eine leichte Untersicht herstellt, triumphiert das Kameraauge niemals über das, was es festhält. Weil Verger wußte, daß wir nur sein können, was wir sind, wenn wir zugleich das sind, was wir nicht sind, vermochte er in Gesichtern und auf tief ins Dunkel der Rituale versunkenen Körpern jene Kraft der Götter festzuhalten, die so leicht entschwindet. Unsere Abbildung zeigt Novizen am dritten Tag der Initiationsriten mit Bemalung, die ihren Respekt für den Schöpfungsgott Obatalá bezeugen.

THOMAS WAGNER.

Manfred Metzner/Michael M. Thoss (Hrsg.): "Pierre Verger - Schwarze Götter im Exil". Fotografien. Mit Texten von Pierre Verger, Erica Jane de Hohenstein, Édouard Glissant u.a. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2004. 352 S., 414 Abb., geb., 49,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als erstaunlich unprätentiös lobt Rezensent Thomas Wagner die Fotografien von Pierre Verger, was ihrer Intensität aus seiner Sicht jedoch keinenn Abbruch tut. Ob er "schwarze Jungs in New York", "Transvestiten beim Karneval in Salvador da Bahia" oder "in Trance versunkene Initianten" fotografiert, für Wagner triumphiert Vergers Kameraauge niemals über das, was es festhält. Dem Fotoband verdankt der Rezensent außerdem einzigartige Einblicke in die rituellen Praktiken des gemeinsamen afrikanischen Erbes Brasiliens, der Karibik und Nordamerikas.

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'Ein faszinierender Fotoband.' Neue Zu776;rcher Zeitung'Ein schöner und aufschlußreicher Katalog.' ART'Einzigartige Einblicke in die rituellen Praktiken des brasilianischen Candomblé.'Frankfurter Allgemeine Zeitung'Seine Kamera verstand der Fotograf als quasi spiritistisches Instrument. Indem sie die Zeit anhält und damit sichtbar macht, was wir im schnellen Ablauf der Ereignisse nicht bewußt wahrnehmen können, öffnet sie einen Zugang zu unserem Unterbewußten, erläutert Verger seine fotografi sche Motivation im ausgezeichneten Katalog.' Tagesspiegel online