Marktplatzangebote
14 Angebote ab € 1,60 €
  • Gebundenes Buch

Durch eine genaue Analyse der Geschichte der Islamistischen Bewegung hat der Autor dem Gros westlicher Islamkritiker die genaue Kenntnis der Überlieferung voraus, allen Beschwichtigungsversuchen selbsternannter "Freunde des Islam" gegenüber eine schonungslose, alle Tabus missachtende Darstellung der aktuellen Probleme in der islamischen Welt geben zu können. Ein mutiges, leidenschaftliches Buch.
Die Abrechnung mit den Fundamentalisten und der wahabistischen Schrumpfversion des Islam. Das leidenschaftliche Plädoyer gegen die Zerstörung der islamischen Zivilisation (durch Saudi-Arabien) und
…mehr

Produktbeschreibung
Durch eine genaue Analyse der Geschichte der Islamistischen Bewegung hat der Autor dem Gros westlicher Islamkritiker die genaue Kenntnis der Überlieferung voraus, allen Beschwichtigungsversuchen selbsternannter "Freunde des Islam" gegenüber eine schonungslose, alle Tabus missachtende Darstellung der aktuellen Probleme in der islamischen Welt geben zu können.
Ein mutiges, leidenschaftliches Buch.
Die Abrechnung mit den Fundamentalisten und der wahabistischen Schrumpfversion des Islam. Das leidenschaftliche Plädoyer gegen die Zerstörung der islamischen Zivilisation (durch Saudi-Arabien) und ihre Ausgrenzung (durch die USA). Ein mutiges Buch in der Nachfolge von Voltaire und Thomas Mann, eine schonungslose, alle Tabus verachtende Darstellung des aktuellen geistigen Klimas in der arabischen Welt.
Autorenporträt
Abdelwahab Meddeb ist einer der profiliertesten Vertreter der französischen Schriftsteller arabischer Herkunft. Er wurde 1946 in Tunis geboren und stammt aus einer Familie von Theologen und Schriftgelehrten an der Zitûna-Universität. Als Hochschullehrer, Lyriker und Essayist lebt er in Paris und ist Herausgeber der interkulturellen Zeitschrift 'dédale'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Vernunfttauglich ist, wie es dem Westen gefällt
Fehlt ihm ein Dante, ein Luther, ein Pascal? Abdelwahab Meddeb steht am Krankenlager des Islam / Von Joseph Hanimann

Wenn die Zahl der über den Patienten gebeugten Heilärzte hülfe, wäre die Genesung nicht mehr weit. Dies zumal, weil die Diagnosen ziemlich übereinstimmend ausfallen. Wie kommt es, daß eine Religion und die mit ihr einhergehende Kultur, die einst an der Spitze der Zivilisationen stand und dem abendländischen Hochmittelalter entscheidend zu seiner Entfaltung verhalf, heute so kleinmütig dasteht zwischen vergangenheitssüchtiger Selbststilisierung, steifer Buchstabenreiterei, argwöhnischem Geltungsbedürfnis und schroffem Ressentiment?

Vor dem Hintergrund dieser Frage wird vielstimmig darüber spekuliert, was dem Islam denn heute fehlt - ein Dante, ein Luther, ein Pascal? Allein im Raum des westlichen Maghreb, dem der aus Tunis gebürtige, in Paris lebende Intellektuelle, Romancier und Lyriker Abdelwahab Meddeb entstammt, reicht das Spektrum der Empfehlungen von einer Rückkehr zur schöpferischen Einbildungskraft des frühen Islam, wie der Algerier Mohammed Arkoun sie fordert, über eine Reaktivierung der Fähigkeit zur Selbstkritik, so der Tunesier Mohamed Talbi, bis zur Totalrevision des Erbes im Zeichen der Aufklärung, für die der Marokkaner Abdou Filali-Ansary sich stark macht.

Das Buch bietet weniger Rezepte an als den Versuch einer Diagnose, die kulturgeschichtlich weit ausholt und islamisch- arabische Tabus ebenso zerzaust wie manche westliche Selbstverständlichkeiten. Dem europäischen Leser eröffnet es überdies in Resümees und Zitaten ein Panorama der neueren innerislamischen Debatte zwischen Bagdad und Kairo, die sonst weitgehend nur auf arabisch zugänglich ist. Meddebs besonnene, in Reaktion auf den elften September des Vorjahrs entstandene Studie tritt hilfreich in die Mitte des polemischen Spannungsraums zwischen islamischer Gottesfuchtelei und westlicher Kulturkriegsobsession, wie sie im jüngsten Buch der New-York-Italienerin Oriana Fallacci gerade wieder zutage trat.

Den Rückfall der islamischen Kultur, seit die "Weltkapitale" laut Fernand Braudel von Bagdad, Damaskus, Kairo über Venedig, Genua, Madrid, Lissabon, Paris, London, New York immer weiter wegrückte, setzt Meddeb im Gegensatz zu einer verbreiteten Ansicht nicht schon im Mittelalter an. Entscheidend scheint ihm vielmehr, daß die islamische Kultur auf den großen Sprung der abendländischen Aufklärung nicht reagierte. Statt nachträglich nun aber zwanghaft eine islamische Spielform von Aufklärung in den eigenen Quellen zu suchen, plädiert der Autor für eine gelassene, disputfrohe Aneignung des importierten Gedankenguts. Schluß mit der sterilen Unterscheidung von "gutem" und "schlechtem" fanatisiertem Islam, fordert Meddeb. Er will den Fundamentalismus als bösen Fiebertraum des Islam erforschen in der Art, wie Voltaire den Fanatismus als katholische und Thomas Mann den Nazismus als eine deutsche Krankheit angingen. Das bringt den Autor mitunter in offene Konfrontation mit Kollegen wie Edward Said, dem er vorhält, mit seiner These von der bloß pathologisch-kriminellen Natur der Selbstmordattentate einen spezifisch islamischen Aspekt des Phänomens zu unterschlagen.

Seit dem neunzehnten Jahrhundert war in vielen Gebieten des Islam die Modernisierung nach europäischem Vorbild schon im Gang. Literatur und später das Kino spielten dabei, etwa in Ägypten, eine treibende Rolle. Nach der politischen Unabhängigkeit begann aber mit dem schnell einsetzenden Lebensstilwandel durch Technik, Konsum und Massenmedien eine paradoxe Doppelbewegung: Je verwestlichter der Alltag, desto größer die Fixierung auf eigenes Brauchtum. Musterbeispiel dieser Verbindung von plakativer Moderne und archaischer Geistesstarre ist Saudi-Arabien, das mit seinem kulturlosen Buchstabenfetischismus hinter High-Tech-Fassaden für den Autor den Inbegriff der islamischen Krankheit darstellt.

Begründet ist diese Ideologie der reinen Doktrin im Denken von Ibn 'Abd al-Wahhab, der im achtzehnten Jahrhundert eine rigide Glaubenslehre strikter Regeleinhaltung formulierte und bis heute mit seinem Namen für den "Wahhabismus" einsteht. Gemessen an früheren Vertretern des islamischen Rigorismus, der seit Ibn Hanbal im Bagdad des neunten Jahrhunderts und dem 1328 in Damaskus gestorbenen Ibn Taymiyya immer präsent war, ist Wahhab in den Augen Meddebs nichts als ein geistloser Ab- und Umschreiber. Daß sein kulturtötender Religionspurismus zweihundert Jahre später unter den saudischen Regenten zur Entfaltung kam und neben dem heiligen Grab von Medina praktisch keine anderen Kulturspuren im Land stehen ließ, ist für Meddeb ein Fluch für den ganzen Islam.

Denn war der Wahhabismus ursprünglich dem fernen Abendland gegenüber gleichgültig eingestellt, so wurde er, als die europäischen Kolonialreiche zu bröckeln begannen, bei Hassan al-Banna', dem Gründer der Muslimbruderschaft, beim Pakistaner Abu al-A'la Mawdudi oder beim Ägypter Sayyid Qutb zum antiwestlichen Glaubenskampf im Namen eines reinen Islam mobilisiert. Den halbgebildeten Universitätsabgängern taten sich nach dem Zusammenbruch des arabischen Nationalismus Nasserscher Prägung die Tore des reichen Arabien auf. Beidseits des Roten Meers kam es in den siebziger Jahren so zur ersten operativen Verbindung von Wahhabismus und Fundamentalismus.

Die zweite Verbindung setzte, von Amerika zum Zweck der sowjetischen Schwächung gefördert, zehn Jahre später in Pakistan und Afghanistan ein. Diese amerikanisch-arabische Allianz, die Meddeb über alle bloß strategische Komplizenschaft hinaus in einem geteilten theologischen Politikverständnis begründet sieht, weckte indessen das, was der Autor den "Wahhabiten im Wahhabiten" nennt: jene Figur, die nicht mehr bloß gegen Feinde, sondern gegen Verräter Krieg führt. In den Taliban und im Wahhabiten Bin Laden ist diese Gestalt aktiv geworden. Was es mit jener angeblich geistigen Wahlverwandtschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien genau auf sich hat, die Moral und Religion in der Verfassung festschreibt, würde allerdings eine etwas sorgfältigere Erklärung verdienen als den flüchtigen Verweis auf Tocquevilles Analyse der amerikansichen Demokratie.

Aufschlußreicher ist jedenfalls Meddebs Darstellung zum Begriff des Kalifentums, das unter Hinweis aufs frühe Medina allen Utopien von einer unveräußerlich islamischen Identität zugrunde gelegt wird. Die darin postulierte Gleichwesentlichkeit von Religion und Politik ist für den Autor, wie er von den Omayyaden und Abbasiden bis zum mamluckischen Sultan Baybars und den osmanischen Sultans ausführlich nachweist, eine bloße Behauptung, die weder in den Texten noch in der historischen Analyse Bestand hat. Das bedeutet nicht, daß die laizisierte westliche Formaldemokratie die einzig mögliche Staatsform ist, der alle Staaten einfach folgen müßten. Die darin am weitesten gediehenen Beispiele Tunesien oder die Türkei zeigen gerade, wie leicht hinter dem demokratischen Schein alte tyrannische Atavismen überdauern und neue Frustration schüren können. Statt der schlechten Imitation verwirft dann ein mürbe gewordenes Volk manchmal gern das Modell überhaupt.

In den meisten arabisch-islamischen Staaten sind die Fundamentalisten politisch unterlegen. Ihre Ideologie setzt sich aber durch und richtet weiter Schaden an. Die herkömmliche arabische Israel-Feindschaft etwa ist teilweise in modernen, westlich geprägten Antisemitismus umgeschlagen, der überall jüdische Komplotte sieht. Mit besonders bewegten Worten schildert Meddeb aber das, was er den "Verlust der Ästhetik" nennt. Körperfeindlichkeit, Prüderie, Verachtung alles Sinnlichen breite sich aus, öde Städte mit heruntergekommenem Handwerk, lieblosen Bauten und unförmigen Menschen überzögen den Raum des Islam: Eine Welt des Raffinements sei vom Graustich der Frömmelei befallen, und selbst die einst so melodiösen Gebetsrufe des Muezzin würden aus den krächzenden Lautsprechern zur täglichen Aggression. Was über Jahrhunderte hin ein strenges Abendland faszinierte und empörte, versinke in Tartufferie und Freudlosigkeit.

Ganz so schlimm ist die Lage noch nicht. Daß aber auch der Westen an dieser Entwicklung sein Teil hat, darf man dem Autor abnehmen. Allzu selbstgewiß befinden Amerika und Europa manchmal über die Vernunfttauglichkeit anderer Kulturen und Religionen. Erst wenn alle Völker sich in den Glanz der Aufklärung gestellt hätten, schreibt Meddeb, träten auch die vom Abendland selbst geworfenen Schatten hervor: jene Schatten, die aus dem verkappten Eigennutzdenken hinter den Prinzipien von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten entstehen. Daß das auf den Ölfeldern des Golfkriegs postulierte Recht auf Einmischung nicht bis zu den Buddhastatuen von Bamiyan reichte, obwohl eine Intervention gegen die bilderverbotswütigen Taliban gerade auch vom islamischen Standpunkt gerechtfertigt gewesen wäre, deutet Meddeb als das Symptom einer anderen, westlichen Krankheit. Der Versuchung, die Krankheiten gegeneinander aufzurechnen, widersteht der Autor bis zuletzt: Das macht die Stärke seines engagiert geschriebenen, manchmal etwas sprunghaft argumentierenden, immer aber lehrreichen Buchs aus. In der vorbildlichen Übersetzung von Hans und Beate Thill, die der schon reichen Bibliographie noch wertvolle deutschsprachige Zusatztitel hinzufügten, läßt es das Notmittel der bloßen Terrorismusbekämpfung beinahe als Placebo erscheinen.

Abdelwahab Meddeb: "Die Krankheit des Islam". Aus dem Französischen von Beate Thill und Hans Thill. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2002. 252 S., geb., 28,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Joseph Hanimann erblickt in Abdelwahab Meddebs von Hans und Beate Thill "vorbildlich" übersetztem Buch "Die Krankheit des Islam" eine kulturgeschichtlich weit ausholende, "besonnene" Studie, die hilfreich in die Mitte des polemischen Spannungsraums zwischen islamischer Gottesfuchtelei und westlicher Kulturkriegsobsession trete. Hanimann lobt insbesondere, dass Meddebs Buch mit seinen zahlreichen Resümees und Zitaten dem westlichen Leser ein Panorama der neueren innerislamischen Debatte zwischen Bagdad und Kairo eröffnet, die sonst weitgehend nur auf arabisch zugänglich ist. Wie der Rezensent ausführt, setzt Meddeb den Rückfall des Islam nicht bereits im Mittelalter an. Entscheidend scheine ihm vielmehr, dass die islamische Kultur auf den großen Sprung der abendländischen Aufklärung nicht reagiert hat. Der im neunzehnten Jahrhundert einsetzenden Modernisierung in den islamischen Ländern trat daher nach Meddeb zugleich eine zunehmende Fixierung auf das eigene Brauchtum entgegen, hält Haniman fest. Er hebt hervor, dass Meddeb im "Wahhabismus" des achtzehnten Jahrhundert die Wurzeln des heutigen islamischen Fundamentalismus freilegt, aber auch den Anteil des Westens an dieser Entwicklung nicht übersieht. Dass er dabei der Versuchung widersteht, die "islamische Krankheit" mit der westlichen aufzurechnen, macht für Hanimann die Stärke von Meddebs "engagiert geschriebenem" und "immer lehrreichen" Buches aus.

© Perlentaucher Medien GmbH"
…mehr
Glanz und Elend
Wenn der Fanatismus die Krankheit des Katholizismus (Voltaire) und der Nazismus die deutsche Krankheit (Thomas Mann) ist, dann ist im Fundamentalismus zweifellos die islamische Krankheit zu sehen, schreibt der in Tunesien geborene Autor, Hochschullehrer und Essayist Meddeb. Er rechnet in seinem mutigen Buch schonungslos mit dem islamischen Fundamentalismus ab.
Anamnese
Für die Kluft zwischen dem alten und dem heutigen Islam gebraucht er das Bild vom einstigen Glanz und heutigen Elend. Bis in die Zeiten des Barock und der Klassik war die islamische Zivilisation, vor allem in Wissenschaft, technischer Entwicklung und den Künsten, den Europäern ebenbürtig, wenn nicht überlegen. Zur entscheidenden Zäsur wurde die französische Revolution. Der erste Schritt zur Heilung der islamischen Krankheit in der Gegenwart müsse die ´Wiedergewinnung des Sinns der Heiligen Schrift sein... mit dem heutigen kritischen Bewusstsein´. Und dieses Bewusstsein sollte sich mit der Rechtsprechung und mit dem Bildungssystem beschäftigen, um beide Bereiche vom Fundamentalismus zu befreien.
Therapie
Die Serie von Terrorakten mit dem entsetzlichen Höhepunkt am 11. September 2001 begann für Meddeb 1979 mit dem Sturz des Schahs und dem Triumph Khomeinis im Iran sowie dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan. Sie stärkten die fundamentalistischen Bewegungen und halfen, ihre Ideologie zu verbreiten. Politisch, wirtschaftlich und moralisch, wenn nötig militärisch, müsse nun der Westen reagieren. Aufgabe der USA sei es, für eine vernünftige und gerechte Lösung im Konflikt zwischen Israel und Palästina zu sorgen, zudem sollte Washington seine Beziehungen zum Verbündeten Saudi-Arabien an die Pflichten von Freiheit und Demokratie knüpfen. Meddebs beeindruckende Analyse kommt ganz ohne den erhobenen Zeigefinger vieler westlicher ´Islamexperten´ aus.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
"Sein tiefgründiger philosophisch-historischer Essay ist ein Fest des Denkens, in dem sich verwirklicht, wovon Goethe träumte: Weltliteratur. Für einen solchen Mann ist der radikale Islamismus zuallererst eine geistige Krankheit, eine Sinnesverwirrung. Sein Beitrag zur Therapie: eine Geschichte des fundamentalistischen Denkens, die dies Denken Schritt für Schritt widerlegt. Das fasziniert - und lässt die wunderbare Kunst der theologischen Disputation, des Kalâm, aufs Schönste wieder aufleben; Meddeb kommt nicht umsonst aus einem Haus von Schriftgelehrten." (Ludwig Ammann, Neue Zürcher Zeitung, 16. Oktober 2002)
…mehr
"Ein mutiges und notwendiges Buch." (Le Monde)