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Mexiko City. Johnny Ramírez ist der Herrscher über sein Viertel und regiert es mit Gewalt und Drogen. Fadanelli zeichnet in diesem spannenden Roman um zwei Jugendliche ein beeindruckendes und beängstigendes Bild einer der größten Städte der Welt. Im Mittelpunkt dieses atmosphärisch dichten Romans, für den Guillermo Fadanelli den renommierten mexikanischen Premio Nacional de Literatura erhielt, steht der narbengesichtige Johnny Ramírez, das Böse schlechthin. Der Ich-Erzähler gerät immer stärker in den Bann des knallharten Kriminellen Ramírez und läßt sich in eine Welt von Delinquenz und Gewalt…mehr

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Produktbeschreibung
Mexiko City. Johnny Ramírez ist der Herrscher über sein Viertel und regiert es mit Gewalt und Drogen. Fadanelli zeichnet in diesem spannenden Roman um zwei Jugendliche ein beeindruckendes und beängstigendes Bild einer der größten Städte der Welt.
Im Mittelpunkt dieses atmosphärisch dichten Romans, für den Guillermo Fadanelli den renommierten mexikanischen Premio Nacional de Literatura erhielt, steht der narbengesichtige Johnny Ramírez, das Böse schlechthin. Der Ich-Erzähler gerät immer stärker in den Bann des knallharten Kriminellen Ramírez und läßt sich in eine Welt von Delinquenz und Gewalt ziehen - ein selbstverständliches Schicksal, dem er sich klaglos fügt.Mexico City, ein Moloch der Hoffungslosigkeit, ist die Bühne des Geschehens: ein schmutziges, stinkendes, verfallenes Labyrinth, eine ausweglose Falle. Bedingungslos und ohne falsche Scham beschreibt Fadanelli in einer wundervoll bilderreichen Sprache die Stadt als schaurig-bizarren Organismus. Er führt den Leser an die Ränder seiner Abgründe und in die Zentren der ewig wiederkehrenden Gewalt: In die heruntergekommenen Gassen, von Schatten bevölkert, die tödlich sein können.
Autorenporträt
Fadanelli, Guillermo J
Guillermo Fadanelli, geboren 1963 in Mexico City, studierte Ingenieurwesen, bevor er sich 1988 als Schriftsteller etablierte. 1989 gründete er die Literaturzeitschrift Moho. 1991 erschien sein erster Roman Cuentos Mejicanos. Dem folgte eine Vielzahl weiterer Bücher, die ihn zu einem Kultautor der jüngeren Generation Lateinamerikas machten. Durch seine Beiträge für spanische Zeitschriften und Übersetzungen ins Französische ist er auch einem europäischen Publikum bekannt geworden. Mit dem Roman Das andere Gesicht Rock Hudsons erscheint sein erstes Buch in deutscher Sprache. Im Jahr 2007 war er Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2007

Das soll Rock Hudson sein?
Großstadtlabor mit Gringo: Guillermo Fadanellis böser Roman

Als stummer Zeuge wohnt der Symphonie der Grausamkeiten ein bleicher Gringo bei, "ein nur mit Badehose bekleideter Mann, der herausfordernd in den Horizont blickt". Seit Jahrzehnten verfolgt er Leben und Sterben, Morden, Prostitution und Drogenhandel rund um das Hotel Orizaba mit dem unveränderlich selben, "leicht melancholischen Gesichtsausdruck". Dieser rührt allerdings nicht von den täglich miterlebten Tragödien - der stille Beobachter hängt als gerahmte Fotografie in der Hotelrezeption.

So diskret der verblichene Hollywood-Held sich im Hintergrund hält, bildet er doch das heimliche Zentrum und die unheimliche Titelfigur von Guillermo Fandanellis kurzem, fast novellenhaftem Roman "Das andere Gesicht Rock Hudsons". Im Zentrum des Großstadtmolochs Mexiko City gelegen, ist der Rezeptionstresen des Orizaba zugleich Zentrum eines narrativen Mikrokosmos, in dem die Hauptfiguren verzweifelt um Leben, Liebe und Anerkennung ringen, eines literarischen Labors, in dem der Autor mit der Grausamkeit des Wissenschaftlers jede ihrer Bewegungen studiert, obgleich er ihren unausweichlichen Zielpunkt von vornherein kennt. Fast als Ironie muss es insofern erscheinen, wenn die Handlung aus der Sicht eines halbwüchsigen Ich-Erzählers berichtet wird, der selbst gar nicht recht zu begreifen scheint, was um ihn herum geschieht. Am liebsten verbringt er seine Zeit wie andere Altersgenossen im Spielsalon, versetzt sich in die Superhelden des Kampfsport-Videospiels "Mortal Kombat", obwohl viel brutalere, verborgenere Todeskämpfe sich in seinem Umfeld abspielen.

Ursache dieser Konvulsionen ist der deutlich ältere Juan, genannt Johnny Ramírez, langjähriger Bewohner eines schäbigen Zimmers im Hotel Orizaba und eigentliche Hauptfigur des Romans. Ramírez besitzt alles, was Angst und Abscheu erregen könnte: waghalsigen Größenwahn, ein Drogenhandelsnetz und vor allem einen kriminellen Instinkt ohne jegliche moralische Skrupel gegenüber dem Morden: "Er tötete nur, wenn er sicher war, dass Gott ihm verzeihen würde, deshalb empfand er nie Reue." So unterhält er eine inzestuöse Beziehung mit seiner Schwester, als deren Zuhälter er gleichzeitig fungiert. Dennoch übt er auf den Erzähler und dessen große Schwester eine unwiderstehliche Faszination aus. Von Ramírez durch eine Mischung aus Respekt und Erniedrigung umworben, bis der eigene Wille gebrochen ist, verwandelt der Heranwachsende sich in Johnnys Handlanger und Drogenkurier. Als Johnny seinem eigenen Ehrgeiz auf den Leim geht und von der Polizei auf Nimmerwiedersehen abgeholt wird, hat seine Saat Früchte getragen: Statt zu den auch nur durch einen Mord Johnnys wiedervereinten Eltern zurückzukehren, werden die Geschwister Johnnys Nachmieter im Hotel Orizaba.

"Man musste keine Träume haben, man musste es verstehen, das Schicksal auf die eigene Seite zu ziehen" - diese Einsicht Johnnys, der dieser schließlich selbst zum Opfer fällt, bildet den lakonischen Leitfaden seines Lebens und der Romanhandlung. Kein Platz gibt es darin für Sentimentalitäten wie die des Rezeptionisten Don Rogelio. Dieser sinnt unter dem Foto jenes Gringos, der erst auf der letzten Seite von dem einziehenden Geschwisterpaar als Rock Hudson identifiziert wird, den "goldenen Zeiten" nach. "Nimm das Bild ab. Bist du schwul?", wirft Johnny Ramírez ihm unwirsch zu - und enthüllt für einen Augenblick unwissentlich jenes "andere Gesicht Rock Hudsons", das des homosexuellen Doppellebens und des einsamen Aids-Todes, das sonst wie ein ungelöstes Enigma über der Handlung schwebt.

Was Guillermo Fadanelli aber viel eher durch die Figur seines störrischen Scheusals Johnny enthüllt, ist jenes andere Gesicht Mexikos, das bislang weniger durch die Literatur als durch Filme wie "Amores Perros" zu uns durchgedrungen ist und sich in kein tequilaseliges Mariachi-Klischee zwängen lässt. Dabei verfällt der Autor nie in den in Lateinamerika derzeit modischen Gewalt- und Großstadt-Realismus. Bei aller kruden Präzision der Darstellung haben seine Figuren etwas Archetypisches, wirken wie finstere Helden einer antiken Tragödie, getrieben von Mächten, die sie als einfache Sterbliche nicht zu kontrollieren wissen. Fadanellis Roman wird, wie das rätselhafte Porträt seines Titelhelden, die Zeiten überdauern: melancholisch, aber mit herausforderndem Blick.

FLORIAN BORCHMEYER

Guillermo Fadanelli: "Das andere Gesicht Rock Hudsons". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Sabine Giersberg. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2006. 127 S., geb., 16,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Die Rezensentin Cornelia Gellrich findet Guillermo J. Fadanellis Porträt eines Elendsviertels in Mexiko-Stadt ziemlich ernüchternd. Fadanelli, der nach Auskunft der Rezensentin bei der jungen mexikanischen Generation zum Kultautor avanciert ist, beschreibe auf "bedrückende" und "schockierende" Art und Weise das ganz im Zeichen der Straße stehende Leben und seine unentrinnbare Verstrickung in Drogengeschäft und Kriminalität. Der Leser werde Zeuge eines "hermetisch abgeriegelten" Teufelskreises, in dem sich verheerende Muster über Generationen hinweg wiederholen, und aus dem es mangels Brücken zu anderen sozialen Milieus kein Entrinnen gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH