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John Fante - Drehbuchschreiber in Hollywood - verstand des meisterhaft, das Lebensgefühl italo-amerikanischer Einwanderer und ihrer Gesellschaft in den 30er und 40er Jahren darzustellen. Die 4 Stories in diesem Buch sowie andere sind dichte Milieustudien, genau beobachtet und in Szene gesetzt mit dem Auge des Filmemachers.

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Produktbeschreibung
John Fante - Drehbuchschreiber in Hollywood - verstand des meisterhaft, das Lebensgefühl italo-amerikanischer Einwanderer und ihrer Gesellschaft in den 30er und 40er Jahren darzustellen. Die 4 Stories in diesem Buch sowie andere sind dichte Milieustudien, genau beobachtet und in Szene gesetzt mit dem Auge des Filmemachers.
Autorenporträt
JohnFante (1909 - 1983) war der Sohn italienischer Einwanderer. Ging Ende der 20er Jahre nach Kalifornien und begann dort eine Karriere als Autor. Sein Broterwerb blieb jedoch lebenslang das Drehbuch-Schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2002

Eine Ahnung von Rissen
Ruppige Ravioli: John Fantes vergessene Erzählungen

Liebhaber wollen den Gegenstand ihrer Zuneigung auch vom Rest der Welt geschätzt wissen. Der italoamerikanische Schriftsteller John Fante, lange in den Staaten wenig beachtet und in Deutschland praktisch unbekannt, hat hierzulande einige glühende Verehrer gefunden, die ihm nun, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, einen gebührenden Platz in der Literaturgeschichte erstreiten wollen. Das dürfte schwierig werden, obwohl Fante, bettelarm, zuckerkrank und notorisch erfolglos, durchaus zur Kultfigur taugen könnte. Von den Drehbüchern, die er in den fünfziger Jahren in Hollywood schrieb, erzählte er selbst, sie seien so verunstaltet worden, daß in den ebenfalls erfolglosen Verfilmungen nur noch die Schreie der Cowboys aus seiner Feder stammten. Wiederentdeckt und in eine Ahnenreihe rebellischer, vitaler underdogs eingeordnet hat ihn schließlich Bukowski. Aber auch die Herkunft als Proletarierkind und die prominente Fürsprache können seine Texte nicht retten.

Immer wieder spielen Fantes Erzählungen sein Lebensthema, das Schicksal italienischer Einwanderer, in leichten Variationen durch. Mamma klappert in der Küche mit Geschirr und knetet Ravioli, die Schürze mit Mehlklümpchen verschmiert. Papa, verschwitzt und großartig, schuftet auf dem Bau und ist in zwielichtige Machenschaften verwickelt. Die armselige Bleibe ist von drei bis vier Kindern und mindestens einem Hund bevölkert, und über allem liegt Kohlestaub, Winterfrost und bittere Armut, die erfinderisch macht. Fantes Helden, und darin ähneln sie stark Frank McCourts irischen Straßenjungen, wissen sich stets zu helfen. Sie gehen bankrott und lassen anschreiben, sie versündigen sich und gehen zur Beichte, sie schlagen ihre Kinder und betrügen ihre Frauen; zur Not hilft Weihwasser und ein Stoßgebet zum zuständigen Heiligen. Es wird gerempelt und gerotzt, gekeift und gebrüllt, die teure Fischplatte geht zu Boden, aber dann pfeift Papa wieder, und Mamma zieht für ihn das beste Kleid an.

Es ist dieses augenzwinkernde Stammtischgebahren, dieses Feixen des liebenswerten Schlawiners, das diese Literatur so schwer erträglich macht. Die liebevolle Ironie, die es durchaus gibt bei Fante, versammelt sich ausschließlich auf der Vaterfigur, der man jede Eskapade nachsehen soll, weil sich hinter dem gockelhaften Macho doch das letztlich unschuldige kindliche Gemüt verbirgt. Man kann in einer sozialen Milieustudie nicht allzuviel Zartheit erwarten. Aber vor dem Absturz in den gehobenen Kalauer läßt sich ein solches Erzählen nur retten, indem sich Nuancen einschleichen und sich die Figuren nicht im ewig gleichen ruppigen Rollenspiel dröhnend umeinander drehen.

Die Abwesenheit jeglicher psychischer Innenschau oder selbst die ungebrochene Männlichkeit der armen zähen Teufel in John Fantes Ghetto könnte man erfrischend finden. Aber selbst einen politisch nicht überkorrekten Leser muß es ermüden, wenn die Mutter frömmelnd vor sich hin kocht und die kleine Tochter nur am Spülbecken steht, während die Jungen durch die Straßen streunen und den schlitzohrigen Vater bei der langbeinigen Schönheit finden, die er doch eigentlich mit dem Hausfreund verkuppeln wollte.

Gelegentlich entsteht durch die Kinderperspektive eine Ahnung von den Rissen, der Wehmut und Erschöpfung, die sich hinter den rauhen Tönen der Erwachsenen verbergen mag, ein flüchtiger bitterer Beigeschmack, der die Geschichten einen Augenblick lang in der Schwebe hält. Aber schon scheppert ein Topfdeckel, und wir sind wieder bei Mamma.

ANNETTE PEHNT

John Fante: "Eine Braut für Dino Rossi". Aus dem Amerikanischen von Kurt Pohl und Karl H. Mayer. Maro Verlag, Augsburg 2002. 164 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Annette Pehnt von den Erzählungen des hierzulande praktisch unbekannten italo-amerikanischen Schriftstellers John Fante, die nun, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, in deutscher Übersetzung vorliegen. Zwar hat ihn Charles Bukowski in die Ahnenreihe rebellischer, vitaler underdogs eingeordnet, weiß die Rezensentin. Aber auch die proletarische Herkunft des Autors und die prominente Fürsprache können Fantes Texte nicht retten, urteilt sie hart. Dass es recht ruppig zugeht in den Erzählungen, die zumeist um Fantes Lebensthema, das schwere Schicksal italienischer Einwanderer, kreisen, stört die Rezensentin dabei weniger. Für sie ist es vielmehr Fantes "augenzwinkerndes Stammtischgebaren", dieses "Feixen des liebenswerten Schlawiners", das seine Literatur für Pehnt so schwer erträglich mache. Die Rezensentin echauffiert sich insbesondere darüber, dass die "liebevolle Ironie", die es bei Fante durchaus gebe, sich ausschließlich auf der Vaterfigur versammelt, "der man jede Eskapade nachsehen soll." Die gute Mamma muss derweil in der Küche schuften - eine Rollenaufteilung die Pehnt gar nicht behagt. Nur manchmal, wenn Fante aus der Kinderperspektive schreibt, bekommt man der Rezensentin zufolge eine Ahnung von den "Rissen, der Wehmut und Erschöpfung, die sich hinter den rauen Tönen der Erwachsenen verbergen mag". Was aber nicht lange anhält, denn: "schon scheppert ein Topfdeckel, und wir sind wieder bei Mamma."

© Perlentaucher Medien GmbH
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