Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 7,99 €
  • Gebundenes Buch

Im Schatten des Lebens born - eine deutsche Familiengeschichte.
Unehelich, unerwünscht, ungehörig, so kommt Heilwig 1938 auf die Welt - als "Kind L 364" in einem Lebensbornheim. Ihr Pate wird Heinrich Himmler. Vier Jahre später heiratet Heilwigs Mutter den SS-General und Himmler-Vertrauten Oswald Pohl. Der adoptiert das Mädchen, und Heilwig wächst in höchsten NS-Kreisen auf. Dann folgt das Kriegsende - und der jähe Absturz. Die Familie flieht vor der Roten Armee, der Adoptivvater wird 1951 in Nürnberg zum Tode verurteilt und hingerichtet. Heilwig erlebt Ausgrenzung. Wegen des Adoptivvaters…mehr

Produktbeschreibung
Im Schatten des Lebens born - eine deutsche Familiengeschichte.
Unehelich, unerwünscht, ungehörig, so kommt Heilwig 1938 auf die Welt - als "Kind L 364" in einem Lebensbornheim. Ihr Pate wird Heinrich Himmler. Vier Jahre später heiratet Heilwigs Mutter den SS-General und Himmler-Vertrauten Oswald Pohl. Der adoptiert das Mädchen, und Heilwig wächst in höchsten NS-Kreisen auf.
Dann folgt das Kriegsende - und der jähe Absturz. Die Familie flieht vor der Roten Armee, der Adoptivvater wird 1951 in Nürnberg zum Tode verurteilt und hingerichtet. Heilwig erlebt Ausgrenzung. Wegen des Adoptivvaters - und wegen ihrer Lebensborn-Geburt, von der sie erst jetzt erfährt. Sie versucht, neuen Halt zu finden und gründet bald eine Familie. Aber ihre Geschichte lässt sie nicht los. Als Heilwigs eigene Kinder sie mit der Vergangenheit konfrontieren, bricht alles wieder auf...
Dorothee Schmitz-Köster erzählt, basierend auf Interviews mit Heilwig xxx sowie Dokumenten aus Archiven und Familienbesitz, eine dramatische Biographie im Schatten des Lebensborn. Eine Geschichte von Ausgrenzung, Scham und Verschweigen - und ein Stück deutscher Zeitgeschichte.
Autorenporträt
1950 in Bergisch Gladbach geboren, in einer katholischen Großfamilie aufgewachsen. Dreizehn Jahre Schule, Abitur 1969. Studium der Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften in Bonn, 1976 Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Redakteurin bei einer Bonner Auto-Zeitschrift. 1983 Promotion über DDR-Literatur, Ebert-Stipendiatin. Umzug nach Bremen, Referendariat und Zweites Staatsexamen Lehramt.Seit 1985 freiberufliche Journalistin und Autorin. Verschiedene Lehraufträge an der Universität Bremen, drei Jahre Dozentin für Journalistik an der Hochschule Bremen. Mitglied des Bremer Medienbüros von 1997 bis 2008.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2008

Stigmatisiert – ausgegrenzt
Die traumatischen Erfahrungen eines „Lebensborn”-Kindes
Diese Kindheit konnte nicht normal werden. Doch was war schon normal in einer Zeit, in der alles drunter und drüber ging? Außerdem handelte es sich um ein uneheliches Kind, damals eine sehr beschämende Angelegenheit für die betroffenen Frauen. Die kleine Heilwig war das Ergebnis einer Affäre ihrer Mutter. Diese wusste in ihrer Schwangerschaft nicht weiter und ging den Weg, den auch andere Mütter in der NS-Zeit wählten: Sie brachte ihre Tochter in einem „Lebensborn”-Heim zur Welt, und zwar in Steinhöring bei München.
Diese Kinder haben lange über ihr oft sehr schwieriges persönliches Schicksal geschwiegen. Heute suchen sie gemeinsam bewusst den Weg in die Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren ist es üblich geworden, dass sie sich in regelmäßigen Abständen in Wernigerode in Sachsen-Anhalt treffen, um Erfahrungen auszutauschen. Das ist wichtig für sie, denn viele leiden unter einem doppelten Stigma: zum einen das ihrer Unehelichkeit und zum anderen ihrer Geburt in der Nazi-Einrichtung. Da kann öffentliche Aufarbeitung befreiend wirken.
Dabei sind bis heute falsche Informationen über den „Lebensborn e.V.” im Umlauf. Er betrieb mitnichten „Edelbordelle”, in denen SS-Männer mit „arischen” Frauen „reinrassige Nazikinder” zeugten. Andererseits waren es auch keine reinen Geburtsstationen für notleidende, schwangere Frauen, in denen sie Zuflucht fanden. Heinrich Himmler hatte diesen Verein gegründet, um ihm genehme Kinder – für ihn der „Adel” Nazideutschlands – von Anfang an in die SS zu integrieren. Sie sollten später die Zukunftsträgerinnen und -träger im NS-Weltreich werden. Das Ziel dieser Organisation gehörte zur Rassenpolitik der Nazis und war politisch infam.
Heilwig, im Jahr 1938 geboren, war eines dieser Kinder. Lange hatte sie sich nur wenig mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt. Sie hatte sie verdrängt, Mauern vor der Vergangenheit gebaut. Um innerlich zu überleben? Auch dies kann ein Weg sein, wenn das persönliche Schicksal zu schwer wird, als dass es die Seele noch verkraften kann. Sie schwieg über ihre Kindheit, bis sie sich der in der Thematik sachkundigen Bremer Autorin und Journalistin Dorothee Schmitz-
Köster anvertraute. Diese schrieb Heilwigs Schicksal auf – in sachlichen und dennoch sehr menschlichen Worten. Sie folgte Heilwigs Lebensspuren, einem
sogar in diesen geschichtsbewegten
Zeiten außergewöhnlichen Weg, denn Himmler selbst wurde auf Mutter und Kind aufmerksam. So lernte Eleonore, Heilwigs Mutter, den SS-General und Himmler-Vertrauten Oswald Pohl kennen. Die beiden heirateten – und Pohl adoptierte Heilwig.
Nach 1945 folgte der Absturz. Die Familie floh aus dem Osten in den Westen. Der Adoptivvater wurde von den Alliierten in Nürnberg zum Tode verurteilt und 1951 in Landsberg hingerichtet. Heilwig, die an ihrem hartem Schicksal keine Schuld trug, wurde in den Nachkriegsjahren wegen ihres Adoptivvater ausgegrenzt und stigmatisiert. Mit ihr wollte plötzlich niemand mehr etwas zu tun haben, eine traumatische Erfahrung für das junge Mädchen. Lange hatte sie ihre Mutter gedrängt, ihr den Namen des ihr unbekannten leiblichen Vaters zu offenbaren. Erst nachdem Heilwig schwer krank war, tat die Mutter diesen Schritt. Ein, trotz allem, großes Glück für die junge Frau. Denn inneren Halt fand sie zuerst über die Gewissheit ihrer Herkunft. Schließlich gewann sie auch zunehmend Festigkeit in sich selbst, als sie heiratete und eigene Kinder bekam. Doch die begannen als junge Erwachsene, sie nach der Vergangenheit zu fragen, über die Heilwig bis dahin geschwiegen hatte.
Ein Buch, das tief in Leben und Leiden eines „Lebensborn-Kindes” einführt und zum Verständnis eines ungewöhnlichen Schicksals beiträgt. Gut die einfühlende Art und Weise, wie sich Dorothee Schmitz-Köster der Dramatik dieses Lebens nähert, ohne die journalistische Distanz zu verlieren, wobei sorgfältig ausgewählte Fotos zusätzlich einen anschaulichen Einblick in die Vergangenheit von Heilwig geben. Gleichzeitig bietet das aufwendig recherchierte Buch einen umfassenden Überblick über den ausufernden Lebensstil der Nazibonzen. Denn von all dem wusste Heilwig zu erzählen.
Ein sehr gelungenes Buch zu einem ausgesprochen schwierigen und bis heute wegen der vielen Fehlinformationen fälschlicherweise als „anrüchig” geltenden Thema der Zeitgeschichte. Dabei steht das Schicksal von Heilwig für das vieler anderer, die bisher namenlos geblieben sind und deren häufig ebenfalls schwere Lebensläufe zum besseren Verständnis des „Lebensborn e.V.” noch der eingehenden historischen Aufarbeitung bedürfen. URSULA FREY
DOROTHEE SCHMITZ-KÖSTER: Kind L 364. Eine Lebensborn-Familiengeschichte. Rowohlt, Berlin. 272 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Ingrid Müller-Münch zeigt sich bewegt von diesem biografischen Bericht einer Frau, die in einem nationalsozialistischen Lebensborn-Heim zur Welt gekommen ist und später von einem hochrangigen Nazi, dem Chef des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts Oswald Pohl, adoptiert worden war. Diese Heilwig Pohl hat ihre Geschichte, auch um sie im Interesse ihrer eigenen Kinder aufzuarbeiten, der Bremer Autorin Dorothee Schmitz-Köster erzählt, die daraus eine "schlichte und einfache", aber an Themen reiche Biografie gemacht hat, wie die Rezensentin lobt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Eine Fundgrube für alle, die sich mit den Folgen der monströsen Einstellung der NS-Gesellschaft auseinandersetzen wollen. Der Tagesspiegel