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Die griechische Antike ist die Wiege der europäischen Kultur. Diese untergegangene Welt - ihre Philosophie und Sprache, ihre Literatur wie ihre Religion - ist uns auf seltsame Weise vertraut und fremd zugleich. Konrad Adam lässt diese Epoche wieder lebendig werden. Er spürt der Faszination der griechischen Philosophie nach, stellt uns den Dichter Homer vor, erklärt die Bedeutung der Göttermythen und die präzise Logik der griechischen Sprache. Wir nehmen an den Wahlen zur Volksversammlung teil, lauschen Sokrates' Gesprächen mit seinen Schülern und gehen ins Theater, wo eine Tragödie von…mehr

Produktbeschreibung
Die griechische Antike ist die Wiege der europäischen Kultur. Diese untergegangene Welt - ihre Philosophie und Sprache, ihre Literatur wie ihre Religion - ist uns auf seltsame Weise vertraut und fremd zugleich. Konrad Adam lässt diese Epoche wieder lebendig werden. Er spürt der Faszination der griechischen Philosophie nach, stellt uns den Dichter Homer vor, erklärt die Bedeutung der Göttermythen und die präzise Logik der griechischen Sprache. Wir nehmen an den Wahlen zur Volksversammlung teil, lauschen Sokrates' Gesprächen mit seinen Schülern und gehen ins Theater, wo eine Tragödie von Aischylos gegeben wird. Wir erfahren, was ein Scherbengericht ist, wie die spartanische Erziehung aussah, woher die "drakonischen" Strafen kommen, wer den ersten Marathon lief - und wie man Sophistik betreibt. Am Ende erweist sich, dass das alte Griechenland uns viel näher ist, als wir es für möglich hielten. Und dass wir uns selbst nicht mehr verstehen, wenn wir die griechische Kultur vergessen. Eine aufregende Reise in die Welt der griechischen Antike - ebenso unterhaltsam wie lehrreich.
Autorenporträt
Konrad Adam, geboren 1942, war nach dem Studium der Alten Sprachen, Geschichte und Rechtswissenschaften über zwei Jahrzehnte leitender Redakteur im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und danach mehrere Jahre politischer Chefkorrespondent der "Welt". Die Innen- und vor allem die Bildungspolitik gehören zu den Schwerpunkten seiner Arbeit. 2009 erhielt Konrad Adam den Deutschen Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt erschien "Die alten Griechen" (2006).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2006

Reiten, bogenschießen und die Wahrheit sagen
Damit die intellektuelle Jugend den Faden der Tradition nicht verliert: Konrad Adams lebendige und prägnante Darstellung der Welt der alten Griechen

Wie ganz anders ist dieses Buch! Anders als was? Weder ist es eine Aufzählung dessen, was etwa zu den Griechen der Antike zu sagen wäre, noch ist es ein irgendwie deutender Essay - und schon gar nicht klagt es darüber, daß die heutige Öffentlichkeit zuwenig Kenntnisse über das alte Griechenland habe. Konrad Adam erzählt ganz einfach das, was er zur griechischen Religion, zur Politik, zur Gesellschaft, zur Literatur, zu Kunst und Philosophie zu sagen hat, und genau dadurch gibt er ein so lebendiges Bild dieser Kultur, daß man gar nicht auf den Gedanken kommt, die Anteilnahme an ihr sei jemals zu einem Problem geworden.

Adam gelingt es, Tatsachen sachlich mitzuteilen und gleichzeitig Charakteristika der griechischen Kultur zu benennen, die diese Tatsachen über das bloß Faktische hinausheben. Sie stellen oft alles andere als blinde Verherrlichung dar. So betont er immer wieder die große Spannweite des griechischen Denkens und des gesellschaftlichen Verhaltens, die vom Großartigen bis zum "Abstoßenden" ging. Neben dem "Wahren, Schönen und Guten" eignete ihnen genauso das "Groteske, Schrille, Banale"; ihre "Neigung zum Verrat" war besonders ausgeprägt, und das eindrucksvolle Gleichheitsdenken hatte sein unerfreuliches Pendant in "Verdacht, Neid, Argwohn, Schnüffelei". Selten liest man so deutlich den wirklichkeitsgetreuen Hintergrund des Heldischen in der Ilias wie bei Adam: "Immer wieder werden da Augen ausgestochen und Ohren abgeschlagen, werden die Weichteile durchbohrt und stürzen die Helden, von der Lanze mitten in die Brust getroffen, rasselnd vom Wagen." Aber wohlgemerkt: Das Heroische wird dadurch nicht herabgezogen, sondern strahlt um so heller.

Wie töricht und peinlich wirkt es anderswo, wenn allzu schnelle oder sich anbiedernde Parallelen zu unserer Gegenwart gezogen werden. Konrad Adam läßt demgegenüber - zum Teil durchaus kräftig formulierte - Vergleiche mit heute einfließen, die den richtigen, weil ganz persönlichen Ton treffen und der Verdeutlichung dienen. Er stellt einem modernen "militanten", eher "technisch als emotional bestimmten" Verhältnis zur Sexualität die griechische Unverkrampftheit gegenüber; er lobt die griechische Bereitschaft zur kulturellen Integration, die leichter vonstatten ging als bei "einigen Multikulturellen von heute"; in der Komödie "Thesmophoriazusen" des Aristophanes entdeckt er völlig zu Recht ein "Gleichstellungsgesetz"; ja, selbst der "Radau" der "Wortführer der sexuellen Befreiung" oder die schneidende Formulierung, Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung" sei "eines der törichtsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts", sind nichts anderes als erfrischende Temperamentsausbrüche.

Gewiß hat Konrad Adam recht damit, daß die griechische Kultur uns gegenüber fremd, etwas ganz anderes ist als die spätere christlich-europäische Zivilisation. Er hat aber auch recht mit der klaren Erkenntnis, die viele überraschen mag, daß sie "spontan verstanden" werden könne, "verständlich" sei oder daß, zum Beispiel, die Gestalt der Nausikaa in der Odyssee sogar "leichter zu verstehen" sei "als das Käthchen von Heilbronn". Das hängt auch damit zusammen, daß die griechische Sprache und das griechische Denken in ganz besonderer Weise darauf abstellten, dem gegenseitigen Verstehen zu dienen, daß sie es besonders darauf anlegten, nüchtern Sachverhalte festzustellen, Begriffe zu bilden, daß sie ohne jegliche Beimengungen von außerrationalen Gesichtspunkten einfach nur wissen und verstehen wollten. Dem dienten auch die zahlreichen Partikel der griechischen Sprache - über die sich Heinrich Mann im "Professor Unrat" lustig macht - und der griechische Satzbau, durch die man "von Anfang an erkennen konnte, ob man es mit einer Feststellung oder einer Erläuterung, einer Erweiterung, einer Begründung oder einem Gegensatz zu tun hat". Vielleicht darf hinzugefügt werden, daß hierher auch der von Herodot billigend zitierte wunderbare Satz gehört, nach welchem die jungen aristokratischen Perser nur dreierlei lernten: "reiten, bogenschießen und die Wahrheit sagen".

Zum Schluß ein geradezu großartiges äußeres Kennzeichen des Buches. Zwar hat es ein Verzeichnis der benutzten Übersetzungen für die häufigen wörtlichen Zitate aus dem Griechischen; nicht für alle übrigens, so daß man für diese annehmen darf, daß es sich um Adams eigene Übersetzungen handelt. Was es aber nicht gibt, sind Angaben von weiterführender Literatur; das Buch hat ja auch keine Anmerkungen, in denen auf derlei hingewiesen würde. Das ist aber kein Manko - es gibt ja genug Bücher, in denen man dergleichen finden kann -, sondern es beeindrucken die Konsequenz und das Selbstbewußtsein, mit denen Konrad Adam hier vor die Öffentlichkeit tritt. Er muß sich nicht durch Hinweise auf andere Autoren absichern, nur er spricht hier.

Auch deshalb ist das Buch ganz anders als andere. Vielleicht hat Adam das Buch zunächst nur für sich selbst geschrieben. Aber dadurch, was er sagt und wie er es sagt, werden es alle mit Gewinn lesen können.

WOLFGANG SCHULLER

Konrad Adam: "Die alten Griechen". Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006. 192 S., Abb., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2006

Das ist keine Sprache für jedermann
Die alten Griechen machen uns „unabhängig von den Parolen des Augenblicks”, sagt Konrad Adam. Aber welche Griechen? In diesem Buch haben sie so manche Ähnlichkeit mit dem übelgelaunten Kulturkritiker, der sie porträtiert Von Johan Schloemann
Ob wir wollen oder nicht, sie sind und bleiben unter uns, Medea und Orest, Sappho und Perikles, Odysseus und Sokrates, Polyklet und Plutarch. Kein Zweifel: Ohne die Griechen können wir nicht leben. Weil es aber, anders als einst, nur noch wenige sind, die in diesem Überleben nicht bloß eine kulturhistorische Unvermeidlichkeit, sondern einen innig erlebten, positiven Glaubensinhalt sehen, weil also die Zeiten der tief verankerten deutsch-griechischen special relationship in weiter Ferne liegen, ist es vielleicht heute für sie, die Griechen, noch viel wichtiger, welche Freunde sie haben, als welche Feinde. Es sollten nach Möglichkeit keine Freunde sein, die den alten Humanismus für unverändert transferierbar halten. Sondern lieber solche, die – bei allem Enthusiasmus für die Tradition – den unhintergehbaren Wandel des Bildes von den Griechen ohne Quengelei annehmen, welcher diese vom „Klassischen” entfernt hat.
Diesen Wandel hat der Historismus angestoßen, die Altertumsforschung zumal in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat ihn vollendet: Es ist ein Abschied von einer unhaltbaren Verengung. Denn so grundfalsch das Vorurteil ist, alle preußischen Schulmänner seien beim Eintrichtern altsprachlicher Bildung muffig, verstockt, reaktionär gewesen – so unbestreitbar hat es auch, vor allem wohl zur Verteidigung gegen die Dynamik der Moderne, tatsächlich ein Deutschgriechentum gegeben, das eben jenen Geruch angenommen hat.
Müsste man zur assoziativen Erzeugung dieses Geruchs auf die Schnelle drei, vier charakteristische Standardgedanken aufzählen, dann wären das in etwa diese: Erstens, die Griechen sind im Lichte eines fundamentalen Ost-West-Gegensatzes zu betrachten, denn sie sind seit den Perserkriegen bis heute das strahlende Beispiel der Rettung des Abendlandes gegen die asiatische Gefahr. Zweitens, die griechische Kultur ist nur bis zum Ende des fünften vorchristlichen Jahrhunderts interessant, denn es folgten dann die Abkehr vom Klassischen, die Unfreiheit und die Dekadenz. Drittens, gegenüber den Griechen waren die Römer tendenziell unmusische, von ihrem Imperialismus getriebene Kunst-Imitatoren. Viertens, die grammatischen Differenzierungsmöglichkeiten der griechischen Sprache machten sie zu besseren Denkern und Dichtern als jedes andere Volk (die Deutschen vielleicht ausgenommen).
Der Journalist Konrad Adam hat sich als kritischer, oft gnadenlos genauer Beobachter vor allem der Bildungspolitik bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Verdienste erworben und vor einigen Jahren bei der Tageszeitung Die Welt die Aufgabe übernommen, mit etwas gröberem Pinsel an politischen Kommentaren zu arbeiten. Dieser Konrad Adam hat nun denselben Pinsel eingesetzt, um in einem Buch über „Die alten Griechen” ein Bild zu malen, dass dem soeben skizzierten sehr ähnlich ist. Folgen wir ihm kurz auf diesen vier Schritten.
Erstens: Als der Islam mit „aggressivem Sendungsbewusstsein” die griechische Sprache verdrängte, war dies „die erste und wohl auch folgenreichste Niederlage der abendländischen, griechisch und christlich geprägten Kultur gegen den militant vorgetragenen Herrschaftsanspruch aus dem Osten”. Diese Auseinandersetzung ist „bis heute nicht” zu Ende, „wie der Streit beweist, den die Türkei mit ihrem Wunsch ausgelöst hat, Mitglied der Europäischen Union zu werden”. Der Osten vertilgt die Kultur: „Die Griechen wussten schon, warum sie ihren Freiheitskampf in der Antike gegen die Perser, im neunzehnten Jahrhundert gegen die Türken führen. Und die Westmächte wussten auch, warum sie ihnen dabei halfen.”
Zweitens: Der Autor lässt „ihre (der Griechen) Kulturgeschichte mit Homer (um 800) beginnen und mit Athens Niederlage im Peloponnesischen Krieg (404) auslaufen”. Als aber Aristoteles im vierten Jahrhundert über die Mitte zwischen Extremen schrieb, da „hatten die Griechen ihre heroische Zeit hinter sich”, ja, „sie waren klug und maßvoll und dabei etwas langweilig geworden”.
Drittens: Man muss die Schildbeschreibung bei Homer mit derjenigen bei Vergil vergleichen, „um den Abstand zwischen dem griechischen Original und seinem römischen Nachahmer zu erkennen”. Beim einen stehe der Künstler, beim anderen der Herrscher im Zentrum: „Der Unterschied zwischen den kunstliebenden Griechen und Rom, wo alles, auch die Kunst, im Dienst der Machtentfaltung stand, ist hier mit Händen zu greifen.”
Und viertens: „Das Griechische”, hören wir, „sticht hervor”, und zwar „durch seinen übergroßen Formenreichtum”: „Das Gegenbeispiel ist das Englische, das ja vor allem deshalb zur modernen Weltsprache geworden ist, weil es aufs Konjugieren und Deklinieren weitgehend verzichtet. Es ist die Sprache für jedermann.” Das hätte man mal John Milton oder Alfred E. Housman erzählen sollen!
Kurzum, es ist ein falscher Freund, von dem sich „die Griechen” hier preisen lassen müssen. Dieses Buch enthält ein paar schöne Beobachtungen – etwa die, dass Homers Nausikaa „leichter zu verstehen” ist „als das Käthchen von Heilbronn, die Jungfrau von Orleans oder die heilige Theresa von Avila”. Aber im Ganzen ist es ein von neuerer Literatur beinahe unberührtes, streckenweise erschreckend oberflächliches Werk, das den Geist des sogenannten dritten Humanismus atmet – jener gegen den Historismus gerichteten, von Werner Jaeger vertretenen Bewegung. Es ist eine Art Hommage an die Lehrjahre des gelernten Altphilologen, der es geschrieben hat – und als Einführung in die griechische Kultur nicht zu empfehlen.
Aber da ist noch mehr. „Die alten Griechen” ist vielleicht in erster Linie ein Dokument des Vorgangs, wie scharfe, pointierte Kulturkritik in pure Übelgelauntheit umschlagen kann. Die Griechen machen uns „unabhängig von Parolen des Augenblicks”, sagt der Autor gleich am Anfang. Und sein ganzes Buch ist durchzogen von dem Bemühen, die klassischen Griechen als kollektiven Nationalcharakter gegen Achtundsechziger, „Multikulturelle” und „Weltbildproduzenten der Moderne” in Stellung zu bringen. Die Griechen hingegen hätten, außer dem gleichsam ungriechischen Platon, eine „Abneigung gegen das moralisierende Urteil” gehabt – und so weiter.
Konrad Adam schreibt einmal, man dürfe sich „nicht irreführen lassen: Die Griechen waren anders. Das Bild, das wir uns von ihnen gemacht haben, trägt nicht nur ihre, sondern auch unsere Züge.” Das ist sehr wahr gesprochen.
Konrad Adam
Die alten Griechen
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006. 192 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Begeistert zeigt sich Wolfgang Schuller von diesem Werk über die "alten Griechen", das Konrad Adam vorgelegt hat. Er lobt das überaus "lebendige Bild", das Adam von der Religion, Politik, Gesellschaft, Literatur, Kunst und Philosophie des antiken Griechenlands zeichnet. Tatsächlich fällt ihm kaum ein anderes Buch ein, das das weite Spektrum griechischen Denkens und gesellschaftlichen Verhaltens derart anschaulich, treffend und, wo nötig, auch kritisch darstellen würde wie vorliegendes Werk. Beeindruckt zeigt er sich zudem von den fundierten Sachkenntnissen des Autors sowie seinem souveränen und zugleich persönlichen Stil. Sogar die Vergleiche mit der Gegenwart, die ihm bei anderen Büchern oft peinlich anmuten, findet er hier überzeugend und aufschlussreich. Sein Fazit: ein Buch, das man "mit Gewinn" lesen wird.

© Perlentaucher Medien GmbH