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7 Kundenbewertungen

Reichtum ist schon lange nichts Exklusives mehr. Krethi und Plethi sind heutzutage reich. Als Verarmender hingegen gehört man einer Avantgarde an - schließlich werden wir alle, wirklich alle, bald, und nicht in irgendeiner fernen Zukunft, deutlich ärmer sein als jetzt. Doch die Kunst des stilvollen Verarmens will gelernt sein. Es gibt ein paar Geheimnisse, wie man reich wird, ohne dafür einen einzigen Heller zu benötigen. Etliche davon werden in diesem Buch verraten.

Produktbeschreibung
Reichtum ist schon lange nichts Exklusives mehr. Krethi und Plethi sind heutzutage reich. Als Verarmender hingegen gehört man einer Avantgarde an - schließlich werden wir alle, wirklich alle, bald, und nicht in irgendeiner fernen Zukunft, deutlich ärmer sein als jetzt. Doch die Kunst des stilvollen Verarmens will gelernt sein. Es gibt ein paar Geheimnisse, wie man reich wird, ohne dafür einen einzigen Heller zu benötigen. Etliche davon werden in diesem Buch verraten.
Autorenporträt
Schönburg, Alexander vonAlexander von Schönburg, Jahrgang 1969, war u. a. Redakteur der «FAZ» und Chefredakteur von «Park Avenue», seit 2009 ist er Mitglied der «Bild»-Chefredaktion. Seine Bücher «Die Kunst des stilvollen Verarmens» (2005), «Das Lexikon der überflüssigen Dinge» (2006), «Alles, was Sie schon immer über Könige wissen wollten, aber nie zu fragen wagten» (2008) und «Smalltalk» (2015) waren Bestseller. Alexander von Schönburg lebt mit seiner Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2005

Simplify your life!
Alexander von Schönburg führt in einen Himmel ohne Moneten

Das mit dem Stil haben wir noch nie verstanden. Wir stammen aus einer Pfeffersäckestadt, einer Bürgerrepublik seit dem Mittelalter, einem abgelebten Städtchen, in dem die Menschen ihre Kleidung nach dem Wetter ausrichten und die Kassierinnen nicht grüßen. Wir, Unterzeichnender, haben ein Gymnasium besucht, in dem echte Hochhausbewohner verkehrten; für uns ist Stil schon, wenn man "wir" zu sich sagt. Für das vorliegende Buch geben wir eine reizvolle Besetzung ab.

"Die Kunst des stilvollen Verarmens. Wie man ohne Geld reich wird" - das Buch ist geschrieben worden von dem Journalisten Alexander von Schönburg, der zum Zeitpunkt der Niederschrift eine Zeit der Freiberuflichkeit durchleiden mußte, und macht uns Durchschnittsbarbaren staunen: Sollten wir etwa immer schon, nichts ahnend, ein Teil der Stil-Avantgarde gewesen sein? Oder warum erscheint uns alles so selbstverständlich und unabweislich, um den Begriff "banal" zu vermeiden, was hier unter dem Schutzumschlag eines Ratgeberbüchleins daherparliert wird?

So vieles davon haben wir so lange schon in unseren edlen, wilden Herzen getragen! "Wer irgendwelchen glatten Klischeevorstellungen von Glück hinterherläuft, macht sich garantiert unglücklich." Endlich spricht es mal jemand aus! "Keine Hi-Fi-Anlage von Bose, kein Großformat-Fernseher mit Aktiv-Matrix-Bildschirm, keine Designmöbel von Conran können aus einer Wohnung einen Ort machen, an dem man gerne ist." Conran! Bose! jubiliert es in uns, niemals hätten wir das so schön, mit solchen nie gehörten Fremdworten ausdrücken können. "Kein Gerät begünstigt Verblödung und Herdenverhalten so sehr wie der Fernseher."

Potzblitz, denken wir, deren Geist sich auf einmal durch die Gedankenwelten vergangener Epochen erweitert und veredelt fühlt, sapperlot - sollten etwa all die abgehangenen, verdämmerten, versickerten Abende vor der Glotze, sollten die etwa, tja, verschwendete Zeit gewesen sein? Hätten wir lieber ein paar Lifestyle-Zeitschriften lesen sollen oder uns mal richtig gründlich die Haare bürsten? Hätten wir telefonieren können mit gebildeten Mitmenschen, geistreiche Gespräche führen, in denen ein Bonmot das nächste erzwungen hätte, jede Anekdote von noch stimmigeren Döntjes gejagt worden wäre?

Es sind dies quälende Fragen, und die korrekten Antworten lauten: "Gewiß, gewiß!" und "Aber bitte nicht mit dem Handy!" Doch weitere bohrende Ungewißheiten tun sich unter unseren platten Füßen auf: Wie reagieren wir auf den deprimierenden Umstand, daß Gucci-Ware "selbst im Ruhrgebiet" allenthalben anzutreffen ist? Ist es empfehlenswert, zu lange und zu viel zu arbeiten, bis einen mit Mitte Dreißig der Herzinfarkt trifft? Wie können wir überhaupt noch dem Bösen entgehen, wenn es uns immer und überall entgegentritt: als "fünfzehntausend Bratwurst essende Zuschauer", als "Horden von betrunkenen Wochenendreisenden", als "sechshundert randalierende Briten" oder, personalisiert, als "Angehöriger der unteren Mittelschicht", der sein Geld verschleudert für "wertlosen Ramsch oder sinnlose Zeittötung"?

Als erste versuchsweise Rettungsmaßnahme sei der Kauf dieses Büchleins unbedingt empfohlen. Hier kann der Stilwillige teilhaben an einer hoch aufragenden Geisteshaltung vom Scheitel bis zum Kinn, an einer exklusiven Bildung des Herzens und vielen wohligen Wandersagen aus der Requisite unserer abendländischen Kultur. Wir lesen von der belagerten Stadt, die in höchster Hungersnot ihre letzten Vorräte über die Mauern wirft, um die Belagerer zu entmutigen. Von den armen Reichen, die in ständiger Furcht um ihre Giacomettis leben müssen. Von der neoliberal-bösen Firma, die alle Angestellten per Feueralarm aus dem Gebäude lockt, um nur diejenigen wieder hereinzulassen, für die keine Kündigung vorliegt. Schönburg schildert all das mit der unbeschwerten Freude des weltgewandten Märchenonkels, denn er weiß: In Zeiten wie diesen wollen die Leute vor allem gut unterhalten werden, sie wollen jemanden, der ihre freigewordene Zeit mit munteren Erzählungen füllt und ihnen das schlechte Gewissen nimmt.

Muße tut not, tröstet der Autor, nur in der Muße vollbringt der Mensch die wirklich großen Taten: Die Relativitätstheorie, das Internet und die Glühbirne wurden in der Freizeit erfunden. Und also, folgern wir, steigt stündlich die Wahrscheinlichkeit, daß irgendein entlassener, nur scheinbar sinnlos vergeudeter Werkzeugmachermeister uns gleich jetzt mit einer bahnbrechenden Idee entgegentritt. Wie man die Arbeitslosigkeit abschafft, zum Beispiel. Oder den Kapitalismus. Oder daß die Alphabetisierung der Menschheit doch eine Fehlentwicklung war, deren Auswüchse es rasch rückzubauen gilt.

KLAUS UNGERER

Alexander von Schönburg: "Die Kunst des stilvollen Verarmens". Wie man ohne Geld reich wird. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005. 239 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wenn schon die Lektüre - "um den Begriff 'banal' zu vermeiden" - nicht so weltbewegend war - Klaus Ungerer hat zumindest einen großen Spaß gehabt, die hochherrschaftlichen Diagnosen und den adeligen Tonfall des "weltgewandten Märchenonkels" Alexander von Schönburg aufzuspießen: "Wir lesen von der belagerten Stadt, die in höchster Hungersnot ihre letzten Vorräte über die Mauern wirft, um die Belagerer zu entmutigen." Gucci und Bose kommen für den edlen Herren von heute, der sich als Freiberufler verdingen muss, nicht mehr in Frage. Auf seinen Wanderungen durch die Niederungen bürgerlicher Existenz begegnet ihm so manches Zeichen des Bösen - all die stumpfen Kleinbürger! -, doch auch die Erleuchtung, worauf es ankommt im Leben. Im stilvollen Leben. Also: Wer erfahren will, dass Reichtum nicht alles ist und Muße die Menschheit rettet, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen! Denn: "Hier kann der Stilwillige teilhaben an einer hoch aufragenden Geisteshaltung vom Scheitel bis zum Kinn, an einer exklusiven Bildung des Herzens und vielen wohligen Wandersagen aus der Requisite unserer abendländischen Kultur", verspricht unser Rezensent.

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