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Das Standardwerk zum Zweiten Weltkrieg.
Nach 1918 glaubten viele, nichts könne dem Ersten Weltkrieg an Leid und Zerstörungskraft gleichkommen. Kaum drei Jahrzehnte später mussten sie feststellen, dass das ein Irrtum war: Nie zuvor sind so viele Menschen - weit mehr als 50 Millionen Soldaten und Zivilisten - getötet, so viele Städte vernichtet und Landstriche verwüstet worden wie im Zweiten Weltkrieg. Als er nach fast sechs Jahren zu Ende ging, hatte sich die politische Weltkarte vollkommen verändert. Welche Ziele verfolgten die einzelnen Kriegsparteien? Wie kam es dazu, dass der Krieg sich…mehr

Produktbeschreibung
Das Standardwerk zum Zweiten Weltkrieg.
Nach 1918 glaubten viele, nichts könne dem Ersten Weltkrieg an Leid und Zerstörungskraft gleichkommen. Kaum drei Jahrzehnte später mussten sie feststellen, dass das ein Irrtum war: Nie zuvor sind so viele Menschen - weit mehr als 50 Millionen Soldaten und Zivilisten - getötet, so viele Städte vernichtet und Landstriche verwüstet worden wie im Zweiten Weltkrieg. Als er nach fast sechs Jahren zu Ende ging, hatte sich die politische Weltkarte vollkommen verändert. Welche Ziele verfolgten die einzelnen Kriegsparteien? Wie kam es dazu, dass der Krieg sich über die ganze Welt ausbreiten konnte?

John Keegan schildert eindringlich die Ereignisse deiser Jahre - den Krieg in Afrika und auf dem Balkan, den Russlandfeldzug, den Angriff auf Pearl Harbor und den Bombenkrieg in Europa ebenso wie die Seeschlachten im Pazifik, die Landung in der Normandie und den Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Anschaulich und packend beschreibt er die Strategien der Hauptakteure. Er zeigt, wie politisches Kalkül, technische Neuerungen und taktische Erwägungen den Kriegsverlauf entscheidend prägten.
Autorenporträt
John Keegan, geboren 1934, gilt als einer der bedeutendsten britischen Historiker. Er lehrte viele Jahre an der Militärakademie in Sandhurst und hat zahlreiche Bücher verfasst.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2005

Millionen von Filzstiefeln
Eine lupenreine Kriegsgeschichte der Jahre 1939 bis 1945

John Keegan: Der Zweite Weltkrieg. Aus dem Englischen von Hainer Kober. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2004. 896 Seiten, 34,90 [Euro].

"Drei Minuten Gefecht sind für die Entwicklung eines Soldaten mehr wert . . . als drei Jahre Ausbildung." 26 Jahre lang hat John Keegan als Geschichtslehrer an der Royal Military Academy in Sandhurst Ausbildung betrieben - welch ein Fazit! Es nimmt nicht wunder, daß ihn deswegen "Schlachtbeschreibungen" schon immer fasziniert haben, und mit bewundernswerter Unbefangenheit reiht er eine an die andere. Das gemahnt gelegentlich an jene bunten Tableaus großer Schlachten, wie sie die zeitgenössischen Maler etwa von Höchstädt, Malplaquet oder Waterloo überliefert haben. Und hat man die Schlachten von Midway und Monte Cassino als Leser hinter sich, wird das Bedürfnis wach, sich das Salzwasser des Pazifiks und den Ziegelstaub der Benediktinerabtei aus dem Gesicht zu wischen. So souverän, ausgewogen und fair für alle Beteiligten die Schlacht beschrieben wird: Die Zerstörung der Wiege des abendländischen Mönchtums ist dem Autor keine Zeile der Reflexion wert. Die Legende von der einen Million Mann, welche die Eroberung der japanischen Mutterinseln kosten werde, weswegen die atomare Zerstörung Hiroshimas und Nagasakis zu rechtfertigen sei, wird ebenso kommentarlos erwähnt. Was hierzulande wohl kein Militärhistoriker zu sagen wagte, ist für Keegan selbstverständlich: Auch der Zweite Weltkrieg war in all seiner Entsetzlichkeit faszinierend, ein großes Weltspektakel, er gebar Helden und Schurken und am Ende siegte das Gute.

Das ist gewollt und läßt sich rechtfertigen, denn Keegan hat nie eine andere Absicht verfolgt als eine lupenreine Kriegsgeschichte zu schreiben. Die ordnet er durchaus in die allgemeine Geschichte ein, aber diese bleibt blasser Hintergrund oder wirkt holzschnittartig. So professionell und gut sich die eigentlichen Schlachtenbeschreibungen lesen, so vage und keineswegs immer auf dem neuesten Stand der Forschung sind die Rahmenkapitel - nicht einmal fehlerfrei, wenn etwa Friedrich Ebert zum "Reichskanzler" gemacht und Adolf Hitler in "Festungshaft" genommen wird. Auch die "militärische Besetzung des Rheinlandes" verwundert - seit wann besetzen eigene Truppen eigenes Land?

Der eine oder andere längst entzauberte Mythos feiert Auferstehung, so der von den perfekten Hitlerschen Autobahnen und der noch perfekteren Wehrmacht. Manche Dinge sieht er auf verblüffende Weise anders als üblich: "Nur" 18,3 Prozent der Stimmen hätten die Nationalsozialisten in den Septemberwahlen 1930 erhalten, und Hitlers Krieg sei die "Rache für Versailles" gewesen. Von der mörderischen rassistischen Weltanschauung des Diktators, der Idee des Vernichtungskrieges im Osten, dem Traum von der "Weltvorherrschaft für Jahrhunderte" ist mit keinem Wort die Rede. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive, und dieses Buch ist von einem sehr britischen und sehr konservativen Standpunkt aus geschrieben. Unter solchen Prämissen handelt es sich um eine vorzügliche Gesamtdarstellung des Krieges, wobei den vermeintlichen "Nebenkriegsschauplätzen" in Afrika, dem Mittleren Osten, in Hinterindien, auf Burma, auf dem Balkan zu Recht die Bedeutung eingeräumt wird, die ihnen schon im Hinblick auf die Nachkriegszeit zukommt. Auch bei der Behandlung der großen Kriegskonferenzen rückt er die Maßstäbe zurecht: Es war keineswegs so, daß immer nur das Schicksal Deutschlands und Polens im Mittelpunkt gestanden hätte. Sehr plastisch und drastisch werden Churchill, Roosevelt und Stalin als Akteure auf einer wahrhaften Weltbühne gezeichnet, und nebenbei erfährt der Leser, daß sich Roosevelt ganz ungeniert im Weißen Haus eine Mätresse hielt, was seinem Renommee nicht im mindesten schadete.

Das Buch macht überzeugend deutlich, daß und warum es sich tatsächlich um einen Weltkrieg handelte, den Keegan wie selbstverständlich in die Kette der traditionellen Konflikte einordnet, und wenn er auf A. J. P. Taylors altehrwürdige These von den beiden Weltkriegen als eines einzigen dreißigjährigen verweist, so kann er sich in modernster Gesellschaft wähnen. Dann ist es auch logisch, das Schicksal der europäischen Juden während des Krieges auf zwei Seiten abzuhandeln. Und nicht mehr als zwei von nahezu 900 Seiten sind ihm der deutsche Widerstand und der 20. Juli wert. Dafür werden die "13 Millionen Paar Filzstiefel", welche die Amerikaner den Russen lieferten, gleich mehrfach erwähnt. Das ist durchaus akzeptabel, wenn der Krieg auf das reduziert wird, was sich jeder brave Soldat wünscht: eine harte, aber chevalereske Auseinandersetzung mit einem zähen, aber ehrenhaften Gegner. Das mag für viele Kriegsschauplätze durchgehen - für den in Nordafrika, auch den im Westen, 1940, vielleicht sogar noch für die Schlacht in den Ardennen, aber Keegan reinigt auch den Ostkrieg von allem moralischen Übel: Kommissar- und Kommandobefehl, all das, wofür neuerdings das Wort von den "Verbrechen der Wehrmacht" steht, findet einfach nicht statt.

Um nicht mißverstanden zu werden: Auch nicht ansatzweise exkulpiert Keegan Hitler (und Stalin) und das, wofür sie stehen, aber er vertritt den Standpunkt, daß Kriegsgeschichte das eine, moralische Erwägungen das andere sind und eben nicht zusammengehören. Vehement wehrt er sich auch gegen die Überhöhung des Widerstandes in den besetzten Ländern: "Die verbreitete Vorstellung, Westeuropa sei unter deutscher Besatzung ,in Brand' gesteckt worden, . . . ist daher als ein romantischer, wenn auch verständlicher Mythos zu betrachten." Auch in Weißrußland, der Ukraine und in Jugoslawien hätten Wehrmacht und Polizei keine große Mühe gehabt, mit dem Widerstand fertigzuwerden - dieser Befund wirkt erstaunlich, erinnert man daran, daß allein in Weißrußland Partisanen mehr Lokomotiven zerstörten als im Reich nachgebaut werden konnten. Die 1000 Mann in Bletchley Park, welche die deutschen Funksprüche entzifferten, seien tausendmal effektiver gewesen als jede Résistance.

Keegan hat ein richtig schönes Lesebuch geschrieben. Aber es sollte nicht das einzige Buch sein, das man liest, um zu erfahren, wie es im Zweiten Weltkrieg "eigentlich gewesen" ist.

MICHAEL SALEWSKI

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rolf Wörsdörfer würdigt diese Darstellung des Zweiten Weltkrieges des britischen Autor John Keegan als "lesenswertes" und wichtiges "Standardwerk", findet aber, die jetzt erscheinende deutsche Übersetzung komme mit gut 15-jähriger Verzögerung entschieden zu spät. Zunächst macht der beeindruckte Rezensent deutlich, dass eine Monografie über ein derart komplexes Geschehen wie den Zweiten Weltkrieg einem Autor erhebliches "analytisches Geschick" und zudem "narrative Kompetenz" abverlangt, die er Keegan ohne Abstriche zuerkennt. Dazu habe der Autor die rare Fähigkeit, auch schwierige Zusammenhänge "leserfreundlich" zu erklären, lobt Wörsdörfer. "Geradezu vorbildlich" stellt Keegan das Kriegsgeschehen an den vielen Fronten dar, meint der Rezensent, der aber auch betont, dass Keegans Interesse bei den militärgeschichtlichen Hintergründen liegt, und dabei "sozio-ökonomische" Überlegungen kaum berücksichtigt werden. Die Charakterisierungen der Hauptprotagonisten des Krieges allerdings überzeugen Wörsdörfer nicht im gleichen Maße, die Beschreibung Mussolinis als "Freikorpsführer" beispielsweise findet er verfehlt. Auch hätte er sich "eindeutige Stellungnahmen" zur Besatzungspolitik, insbesondere zu den durch die Wehrmacht begangenen Verbrechen und zu den "Gräueltaten der japanischen Armee in China" gewünscht, die er in dem Band "etwas zu kurz gekommen" sieht. Insgesamt aber hebt der Rezensent die Qualitäten der Darstellung als "verlässlich zusammenfassendes Buch", das auf unverständliche Fachtermini und schockierende Beschreibungen von Kriegsgrausamkeiten weitgehend verzichtet, hervor.

© Perlentaucher Medien GmbH
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