Marktplatzangebote
15 Angebote ab € 1,00 €
  • Gebundenes Buch

Der Berliner Anwalt Leo Brenner hat eine Frau geheiratet, die er zu kennen glaubt, denn ihm verdankt die schöne Lucynna die Scheidung von ihrem ersten Mann. Mit ihrer kleinen Tochter wollen die beiden einen Sommer in der Toskana verbringen, flüchten aber vor dem Regen in den Süden, nach Latium. Leo und Lucynna verlieben sich in die von Touristen unberührte Landschaft und kaufen eine Ruine auf einem Hügel mit spektakulärem Meerblick - allen gut gemeinten Warnungen von Freunden und Einheimischen zum Trotz. Während der Bauarbeiten entdeckt Lucynna, einst passionierte Archäologin, ein antikes…mehr

Produktbeschreibung
Der Berliner Anwalt Leo Brenner hat eine Frau geheiratet, die er zu kennen glaubt, denn ihm verdankt die schöne Lucynna die Scheidung von ihrem ersten Mann. Mit ihrer kleinen Tochter wollen die beiden einen Sommer in der Toskana verbringen, flüchten aber vor dem Regen in den Süden, nach Latium.
Leo und Lucynna verlieben sich in die von Touristen unberührte Landschaft und kaufen eine Ruine auf einem Hügel mit spektakulärem Meerblick - allen gut gemeinten Warnungen von Freunden und Einheimischen zum Trotz. Während der Bauarbeiten entdeckt Lucynna, einst passionierte Archäologin, ein antikes Mosaik: Odysseus und seine Gefährten passieren die Meerenge zwischen Skylla und Charybdis.

Autorenporträt
Peter Schneider, geboren 1940 in Lübeck, ist in Süddeutschland aufgewachsen, studierte in Freiburg Germanistik und Geschichte und lebt seit 1961 als freier Schriftsteller. 1972 Staatsexamen, 1973 Berufsverbot als Referendar. Mehrere Förderpreise; 1977/78 Stipendium der Villa Massimo. Schneiders theoretische Schriften dokumentieren den Ablauf der Studentenrevolte der späten 60er Jahre, an der er in Berlin und Italien aktiv teilnahm. Diese Erfahrungen sowie das zeitweilige Berufsverbot bestimmen seine ersten Erzählungen. 2009 erhielt er den Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.06.2005

Die Genossen und der Grottenolm
Diese literarische Stopfgans passt durch keine Meerenge: Peter Schneider zwischen Skylla und Charybdis
Der Erwerb oder Bau eines Hauses im Süden ist besonders im angelsächsischen Sprachraum ein beliebtes Thema für die Unterhaltungsliteratur. Die Kalamitäten, die sich aus der Konfrontation wohlhabender, aber naiver Nordeuropäer mit der Schlitzohrigkeit italienischer oder französischer Grundstücksverkäufer und Handwerker ergeben, die kleinen und größeren Katastrophen, welche die Kolonisierung des mediterranen Geländes durch eine kältemüde Kulturschickeria leider etwas kompliziert, aber auch sehr kurzweilig machen, werden so gern als Traumstoff konsumiert, dass Autoren wie der britische Wahlfranzose Peter Mayle sich vom Erlös derartiger Schilderungen längst Dritt- und Vierthäuser finanzieren konnten.
Gewiss wäre es unpassend, den deutschen Alt-Achtundsechziger Peter Schneider, einen gestandenen Ideologen und später Ideologiekritiker der Studentenbewegung, mit einem humoristisch aufgelegten Ex-Werbetexter aus England zu vergleichen. Doch immerhin gehören die Herren fast aufs Jahr genau derselben Generation notorisch südsüchtiger Hedonisten an, und der Hinweis, Schneider lebe „in Berlin und Italien”, spricht dafür, dass sein neuer Roman „Skylla” mit dem erwähnten Bestsellergenre zumindest eine Grundüberlegung teilt: Wenn man sich schon ein Domizil im Sehnsuchtsland leistet und das Schreibhandwerk beherrscht, kann man auch gleich das Aufregende mit dem Nützlichen verbinden und seine Erlebnisse literarisch verarbeiten, zur Freude eines halb neidischen, halb wohlig sich gruselnden Publikums.
Damit enden die frech unterstellten Gemeinsamkeiten, denn die Geschichte eines Hausbaus mit Hindernissen im italienischen Latium kann jemandem wie Schneider, der auf Schwersymbolisches und Politisch-Analytisches abonniert ist, als Erzählstoff nicht genügen. Im Gegenteil: Beim Erfinden der Romanhandlung hat er sogar doppelt und dreifach aufgetragen. Außer der Bau-Story und dem damit verschränkten Versuch einer Italiensatire bietet „Skylla” ein Liebes- und Ehedrama, einen Psychothriller, einen Archäologie-Krimi sowie die bei Schneider unvermeidliche Abrechnung mit den Lebenslügen von Achtundsechzig. Letzteres Motiv scheint jedoch als Verkaufsargument nicht mehr zu taugen: Der Klappentext avisiert nur ominöse Vorgänge in einer „Welt voller antiker und moderner Geheimnisse”. Ein fluchbeladenes Terrain in wildromantischer Landschaft, ein sensationeller Fund, eine spurlos verschwundene Frau - dagegen sieht die Selbsthistorisierung der durch Wohlstand geläuterten Linken nun einmal ziemlich alt aus.
Schneiders Ich-Erzähler, der Berliner Scheidungsanwalt Leo Brenner, hat eine seiner jüngsten und schönsten Mandantinnen geheiratet, eine polnische Archäologin mit leicht verschatteter Biographie und dem berückenden Vornamen Lucynna. Wie das Leben in jenen Kreisen so spielt: Man macht Ferien in Italien, natürlich nicht popelig im Hotel, sondern bei Freunden, die bereits Villenbesitzer sind; man flüchtet vor toskanischem Regen ins südlichere Latium und wird dort, angesichts einer spektakulären Küstenszenerie, vom Verlangen nach eigenem Grundbesitz gepackt. Man schlägt alle Warnungen in den Wind, kauft eine Ruine auf einem Hügel, über dem nach Auskunft von Einheimischen ein Fluch liegt, und gibt die Bauarbeiten in Auftrag, in deren Verlauf die ganze Liebenswürdigkeit, Unbegreiflichkeit und Unausstehlichkeit des Gastgeberlandes zutage tritt.
Der Autor protokolliert diesen Prozess unterhaltsam, wenn auch mit etwas langatmigen bautechnischen Exkursen und einer nie ganz unterdrückten basisdeutschen Übellaune, in der die pflichtschuldige Verherrlichung des italienischen Lebensstils gegen das Genervtsein durch dessen Begleiterscheinungen keine echte Chance hat. Unterhalb des Hügels aber liegt die Grotte des römischen Ekel-Kaisers Tiberius, in Sichtweite lockt dessen Dauerdomizil Capri, und der Baugrund gibt ein antikes Mosaik frei, auf dem das männermordende Ungeheuer Skylla die Gefährten des Odysseus bedroht. Zwei Star-Archäologen streiten um die Rekonstruktion einer Figurengruppe, zu der das Mosaik den Schlüssel liefert. Lucynna wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, entwickelt rätselhafte Verhaltensweisen und eine krankhafte Affinität zum seligen Tiberius, mutiert im Bett zum Monstrum und macht sich schließlich aus dem Staub - wohin, ist selbst für ihren verwirrten Gatten leicht zu erraten.. .Alles ist hier mit Bedeutung aufgeladen, die indes nur oberflächliche Spannung erzeugt, während andererseits Schneiders offenkundiges Anliegen, Mythen zu entzaubern und Selbsttäuschungen aufzudecken, den Erzählfluss des Thrillers ein wenig unbeholfen retardiert.
Wenn dann noch ein Kampfgenosse aus Berliner Kommunardenzeiten auftaucht - auch er mittlerweile auskömmlich in Italien eingebürgert - und von Brenner verlangt, er solle sich nachträglich zur Verantwortung für ein Attentat gegen den Springer-Konzernbekennen, dann fühlt man sich an jene Rezension erinnert, in der ein früherer Schneider-Held als „literarische Stopfgans” bezeichnet wurde: Wo zuviel hineingepresst wird, kommt am Ende hinten wenig heraus. In der Enge zwischen Skylla und Charybdis wäre dieser Roman wegen thematischer Überfettung steckengeblieben. Als Lesefutter für den Mittelmeerurlaub hat er seine Meriten, inklusive einiger Sexszenen mit Stilblütenduft.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
PETER SCHNEIDER: Skylla. Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005. 313 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einen zwiespältigen Eindruck hat Peter Schneiders Roman "Skylla" bei Gerrit Bartels hinterlassen. Die Geschichte über ein Berliner Ehepaar, er Architekt, sie Archäologin, das beim Hausbau zwischen Rom und Neapel ein Skylla-Mosaik in ihrem Garten findet und darüber in den Streit zweier italienischer Archäologen um die richtige Rekonstruktion gerät, lobt er zwar als "luftig-locker" erzählt. Dass Schneider in einem Romanstrang dann aber seine eigene 68er-Sozialisation einbringt, geht Bartels doch etwas gegen den Strich. Zumal ihm dieser Strang - es geht um die Begegnung des Ich-Erzählers mit einem ehemaligen Genossen, einem abgehalfterten Alt-68er - "völlig überflüssig" erscheint. Auch die symbolische Sexszene, bei der sich des Architekten Gattin beim Beischlaf mit ihrem Mann unter Knurren, Bellen und Beißen in Skylla verwandelt, findet Bartels daneben. "Ob-la-di, ob-la-da, Skylla hie, Symbolik da", resümiert der Rezensent. "Etwas weniger davon hätte dem Roman auch nicht geschadet."

© Perlentaucher Medien GmbH