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Nach dem isländischen Mordbrand von Örnolfsdalur erscheint jetzt die zweite meisterlichen Nacherzählung von Tilman Spreckelsen, prächtig illustriert von Kat Menschik: Kalevala, das finnische Nationalepos.
1828 zieht ein junger Finne namens Elias Lönnrot in die entlegenen karelischen Wald-, Sumpf- und Seengebiete aus, um dort die Weisen der berühmten Kantele-Sänger (eine Art Mischung aus Dorfweisen, Schamanen und Musikern) zu sammeln. Insgesamt wird er elf Reisen unternehmen und zu Fuß, auf Skiern oder rudernd ca. 20.000 Kilometer zurücklegen; er sammelt dabei 65.000 Verse.Lönnrot war…mehr

Produktbeschreibung
Nach dem isländischen Mordbrand von Örnolfsdalur erscheint jetzt die zweite meisterlichen Nacherzählung von Tilman Spreckelsen, prächtig illustriert von Kat Menschik: Kalevala, das finnische Nationalepos.

1828 zieht ein junger Finne namens Elias Lönnrot in die entlegenen karelischen Wald-, Sumpf- und Seengebiete aus, um dort die Weisen der berühmten Kantele-Sänger (eine Art Mischung aus Dorfweisen, Schamanen und Musikern) zu sammeln. Insgesamt wird er elf Reisen unternehmen und zu Fuß, auf Skiern oder rudernd ca. 20.000 Kilometer zurücklegen; er sammelt dabei 65.000 Verse.Lönnrot war überzeugt, dass all diese Lieder einst ein großes zusammenhängendes Epos waren, und setzte die Lieder zusammen ... Dem phantastischen Langgedicht, das dabei entstand, und das von der Rivalität eines Nordreiches namens Pohjola gegen den Süden berichtet, von Weltentstehung, Zauberern, Sängern, Brautfahrten, Zaubermühlen und sagenhaftem Reichtum, gab er den Namen Kalevala.Mit dem Kalevala legte Lönnrot den Grundstein für die finnische Literatur, seine Figuren sind Volksmythen und wurden im ehemals russisch besetzten Finnland gar zu Leitbildern des Unabhängigkeitskampfes. Phantastik-Literaten wie Tolkien, Komponisten wie Sibelius und selbst die Donald-Duck- Zeichner (Die Jagd nach der Goldmühle) ließen sich davon inspirieren. Tilman Spreckelsen und Kat Menschik reisten im Jahre 2011 auf Elias Lönnrots Spuren nach Finnland und in die unwegsamen Regionen des heutzutage wieder russischen Karelien. Jetzt erzählt Tilman Spreckelsen das Kalevala (und Elias Lönnrots Suche nach ihm) in Prosa nach, und Kat Menschik versieht dieses Feuerwerk phantastischer Geschichten mit grandiosen Illustrationen.
Autorenporträt
Tilman Spreckelsen ist Literaturredakteur der FAZ. Seine Sagen-Nacherzählungen Der Mordbrand von Örnolfsdalur, Kalevala und Der Held im Pardelfell sind bei Galiani erschienen, sein Artuskompendium Gralswunder und Drachentraum in der Anderen Bibliothek. Sein Kriminalroman Das Nordseegrab wurde 2014 mit dem Theodor-Storm-Preis der Stadt Husum ausgezeichnet, es folgten Der Nordseespuk und Der Nordseeschwur. 2017 war er erster Grimm-Bürgerdozent der Frankfurter Goethe-Universität und der Stadt Hanau. Kat Menschik ist freie Illustratorin. Ihre Reihe Lieblingsbücher gilt als eine der schönsten Buchreihen der Welt. Zahlreiche von ihr ausgestattete Bücher wurden prämiert. Zuletzt erschienen: Asta Nielsen: Im Paradies, Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen und Das Haus verlassen. 
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Burkhard Müller ist ein bisschen enttäuscht von Tilman Spreckelsens Nacherzählung des finnischen Nationalepos der Kalevala mit seinen Zauberern und Sängern, kunstfertigen Schmieden und dunklen Männerverderberinnen. An die alte Übertragung durch Gisbert Jänicke, eine Mischform aus Prosa und Gedicht, kommt Spreckelsens Fassung laut Rezensent nicht heran. Zumal Spreckelsen eigene Finnland-Impressionen einstreut und dem Epos den Zahn zieht, indem er seine Sprache auf ein "zeitgenössisches Normalmaß" herunterdimmt, wie Müller feststellt. Damit jedoch nimmt er ihm seinen altertümlichen Charme, meint Müller bedauernd.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2014

Das Zaumzeug
ist hinüber
Tilman Spreckelsen erzählt das finnische „Kalevala“
Ein einzelner Mann wanderte zwischen 1828 und 1844 viele tausend Kilometer durch die Einöden des hohen Nordens und des tiefen karelischen Ostens, um die Gesänge aufzuzeichnen, die dort in den Winternächten vorgetragen wurden: Elias Lönnrot. In diesen Liedern leben die Götter und Helden des alten Finnland fort, erstaunlich für ein Land, in dem schon Eisenbahnen fuhren; Lönnrot machte sich daran, aus ihnen ein Nationalepos zu komponieren, das sie genau genommen nicht sind: das „Kalevala“. Aber ein „Epos“ (er dachte dabei an Homer und die Nibelungen) besitzt eben ein ganz anderes Prestige als bloß ein paar Lieder aus dem Volk.
  Am Anfang wird die Welt erschaffen – eine Ente legt sieben Eier auf dem Knie des Wolkenmädchens Ilmatar, sie purzeln herunter und zerbrechen, und aus Dotter und Eiweiß entspringen Sonne, Mond und Sterne. Doch bald schon hebt das heroische Zeitalter an, dessen Alltagsleben, ein paar Übertreibungen abgerechnet, wohl noch ziemliche Ähnlichkeit mit dem ländlichen Finnland im mittleren 19. Jahrhundert hat. Den Zusammenhang der Episoden stiftet das Personal. Da ist der alte Väinämöinen, großer Zauberer und noch größerer Sänger, der aus Rosshaar und dem Kiefer eines Riesenhechts das nationale Saiteninstrument baut, die Kantele, und wenn er die Saiten rührt, rührt er Götter, Menschen und Tiere, ein Orpheus des Polarkreises. Da ist Lemminkäinen, Schlitzohr, Angeber und Schürzenjäger, der bei Festen uneingeladen aufkreuzt und immer für Ärger sorgt. Da ist der kunstfertige Schmied Ilmarinen (man spürt im ganzen Buch noch den Stolz auf das Eisen, als wäre es eine neue Errungenschaft), der aus einer Schwanenfeder, einem Gerstenkorn, einem Hauch Wolle und einem Tropfen Milch das Sampo schmiedet, eine Wundermühle, die in schlaraffenhafter Fülle Mehl, aber auch gemünztes Gold hervorbringt – moderne Geld- und mythische Naturalwirtschaft wohnen Tür an Tür. Schillerndste und dunkelste Figur dieses Kosmos ist die alte Luohi, Herrin von Pohjola hoch im Norden, die ihre Töchter als Köder nutzt, um die Männer ins Verderben zu stürzen.
  Vor zehn Jahren hat Gisbert Jänicke das Kalevala (er schrieb: Kalewala) schon einmal ins Deutsche übertragen und sich für eine beschwingte, poetisch sehr wirkungsvolle Mischform von Gedicht und Prosa entschieden. Tilman Spreckelsen wählt einen anderen Weg, die Nacherzählung, so ähnlich, wie Gustav Schwab das für die Sagen des klassischen Altertums getan hatte.
Das ändert natürlich den Charakter des Werks. Es gerät deutlich kürzer (Spreckelsen übernimmt nur ausgewählte Passagen), und der Gang der Handlung wird immer wieder unterbrochen vom Bericht Spreckelsens über seine eigene Finnland-Reise auf den Spuren Lönnrots.
  Bei allem Respekt, den er dem großen Wanderer, Sammler und Dichter zollt: dessen epischem Anspruch mag er nicht folgen und spricht im Untertitel stattdessen von einer „Sage aus dem Norden“. Wenn die Schlitten des alten Väinämoinen und des jungen Joukahainen zusammenstoßen, weil keiner dem andern ausweichen wollte, klingt das so: „Musste das sein? fragte Väinämöinen ärgerlich. Jetzt schau dir mal meinen Schlitten an! Das Zaumzeug ist jedenfalls hinüber! Fahrt ihr immer so unvorsichtig in deinem Dorf? - Ich heiße Joukahainen und komme aus Lappland, sagte der junge Mann. Mein Vater ist der reichste Bauer weit und breit, meine Mutter wirtschaftet besser als jede andere, und die Leintücher, die meine Schwester webt, finden nicht ihresgleichen. So schäbig wie du läuft niemand bei uns herum, alter Mann. Wer bist du überhaupt?“
  Das ist auf ein zeitgenössisches Normalmaß der Sprache gebracht, es erleichtert den Einstieg; aber man spürt die Einbuße, die das Werk hat erleiden müssen. Das Dichterische und Altertümliche, der spezifische Charme des Buchs lassen sich kaum mehr erahnen. Man vergleiche, wie Jänicke an die Sache herangeht: „Sogar die Wesen der Luft, die herrlichen Töchter der Lüfte, / bewunderten Wäinämöinens Spiel, wie er die Kantele schlug; / eine strahlte auf dem Krummholz, dem Regenbogen am Himmel, / eine prunkte auf einem Wölkchen am geröteten Himmelsrand. / Mondfee, schmucke Jungfrau, Sonnenfee, tüchtiges Mädchen, / klatschten die Rietblätter, hoben und senkten die Litzen; sie woben ihren Goldstoff, fertigten ihr silbernes Tuch / am Rand der roten Wolke, am Ende des Regenbogens.“ Zugegeben, man muss das nicht ganz einfache Bild des Regenbogens als eines Krummholzes verstehen, man muss wissen, wie gewebt wird und was Litzen sind. Jänicke verlangt von seinem Leser ungefähr ein Drittel mehr Anstrengung als Spreckelsen. Aber die Extra-Mühe zahlt sich aus, denn es gibt bei ihm keine Verdunklung durch künstliches Archaisieren; seine Sonnenfee ist keine wackere Maid, sondern ein tüchtiges Mädchen.  
BURKHARD MÜLLER
Kalevala. Eine Sage aus dem Norden. Nacherzählt von Tilman Spreckelsen. Mit Illustrationen von Kat Menschik. Galiani Verlag, Berlin 2014. 204 Seiten, 22,90 Euro.
Geld- und Naturalwirtschaft
wohnen hier Tür an Tür
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