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Sie fliegen aufeinander zu wie zwei Geschosse.
Lange genug versuchten sie, sich aus dem Weg zu gehen - jetzt führt das Schicksal sie zusammen
Das Buch beginnt 24 Stunden vor dem Schuss. Ohne dass der eine es weiß und der andere es wirklich will, rasen sie in Kollisionskurs aufeinander zu: Ingo Kern, zu DDR-Zeiten Offizier im mecklenburg-vorpommerschen Militärstandort Eggesin, heute - dank damals erworbener 'Führungserfahrung' - leitender Personalberater der Deutschen Bahn. Der andere: Stefan Brenner, einst einer von Kerns Rekruten, jetzt Autohaus-Prüfer, der eigentlich weiträumig die…mehr

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Produktbeschreibung
Sie fliegen aufeinander zu wie zwei Geschosse.

Lange genug versuchten sie, sich aus dem Weg zu gehen - jetzt führt das Schicksal sie zusammen

Das Buch beginnt 24 Stunden vor dem Schuss. Ohne dass der eine es weiß und der andere es wirklich will, rasen sie in Kollisionskurs aufeinander zu: Ingo Kern, zu DDR-Zeiten Offizier im mecklenburg-vorpommerschen Militärstandort Eggesin, heute - dank damals erworbener 'Führungserfahrung' - leitender Personalberater der Deutschen Bahn. Der andere: Stefan Brenner, einst einer von Kerns Rekruten, jetzt Autohaus-Prüfer, der eigentlich weiträumig die ostdeutschen Bundesländer meidet. Doch ein dringender Auftrag führt ihn an den Ort, an den er eigentlich nie mehr zurück wollte: Eggesin.Wie in einer griechischen Tragödie nimmt das Schicksal unabänderlich seinen Lauf. In Stefan Brenner kommen die Erinnerungen an damals hoch - damals, als sein bester Freund, schikaniert von Ingo Kern, seinem Leben ein Ende setzte; aber auch die Schuldgefühle von jetzt treiben ihn um: Denn Stefan ist verheiratet mit der ehemaligen Freundin jenes besten Freundes, die er still verehrte und die er schon am Tag, an dem er ihr vom Tod des Freundes erzählte, zum ersten Mal küsste.Ingo Kern dagegen beginnt gerade ein neues Leben: Er trennt sich von der Frau, mit der er in der DDR und über die Nachwendezeit verheiratet war, und zieht aus. Doch sie wird Stefan bei seinem Besuch in Eggesin treffen. Und sie wird ihm sagen, wo er Ingo Kern finden kann. Ein Romandebüt der Extraklasse.
Autorenporträt
Brauns, DirkDirk Brauns, geboren 1968 in Berlin, lebte als Zeitungskorrespondent lange in Warschau, Peking und Minsk, bevor er in die Gegend von München zog. 2013 erschien sein Debütroman Im Inneren des Landes, dessen Hörspielversion "Hörspiel des Monats" wurde und der derzeit verfilmt wird. Sein zweiter Roman Wir müssen dann fort sein folgte 2016, Die Unscheinbaren erschien 2019.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sehr beeindruckt ist Rezensent Jörg Magenau von Dirk Brauns' Debütroman, der sich ihm als Werk eines geübten und versierten Erzählers präsentiert. Der 1968 geborene Autor, der bereits durch Erzählungen und eine Reportage hervorgetreten ist und als Korrespondent in Peking und Warschau tätig war, lässt hier den früheren NVA-Ausbilder Kern und seinen damaligen Untergebenen aufeinander treffen und die tragische gemeinsame Vergangenheit in einer Katastrophe münden, erfahren wir. Der Autor verzichtet dabei auf ein einfaches Täter-Opfer-Muster, führt seine Figuren nicht vor und macht auch keine zu einfache moralische Rechnung auf, bemerkt der Rezensent dankbar. Vielmehr zeigt er sehr spannend, wie die Vergangenheit die Protagonisten bis in die Gegenwart im Griff hat, und überzeugt Magenau durch seine souveräne Stoffbeherrschung und  kraftvolle Erzählweise, was der Rezensent als "seltene, große Stärke" zu würdigen weiß.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Was macht der Feind in meinem Bett?
Dirk Brauns’ Debüt „Im Inneren des Landes“ erzählt von zwei ehemaligen NVA-Soldaten, die noch eine Rechnung miteinander offen haben
Es beginnt mit einem Schuss. Zwei Männer stehen sich in einem Hausflur im Mecklenburgischen Eggesin gegenüber. Doch wer da auf wen schießt und mit welchen Folgen und wer die beiden sind, das bleibt zunächst unklar. Denn nun dreht der Autor die Uhr um 24 Stunden zurück, um den Countdown, Stunde für Stunde und Kapitel für Kapitel, herunterzuzählen bis zu diesem letzten, verhängnisvollen Moment.
  Dirk Brauns erzählt in einem gnadenlosen Präsens, das keine Ausflucht zulässt, und aus wechselnder Ich-Perspektive der beiden Männer, die durch eine gemeinsame Geschichte unauflöslich miteinander verbunden sind. Der eine, Ingo Kern, war in der DDR Ausbilder bei der NVA und ein ziemlicher Menschenschinder. Heute arbeitet er in der Personalabteilung der Bahn, wo ihm die damals erworbenen Führungsqualitäten nützlich sind. Brauns widersteht jedoch der Versuchung, ihn vorzuführen oder sich selbst entlarven zu lassen; er zeigt ihn vielmehr als gar nicht so unsympathischen Durchschnittsbürger, auch wenn er gerade dabei ist, Frau und Familie für eine Geliebte zu verlassen, an der er aber bereits zu zweifeln beginnt. Außerdem ist er in Sorge um seine demente Mutter und ein leidenschaftlicher Jäger, wovon er eindrucksvoll zu erzählen weiß.
  Der andere, Stefan Brenner, war in der NVA sein Untergebener. Jetzt ist er Wirtschaftsprüfer von Autohäusern und viel auf Reisen. Obwohl er den deutschen Osten meidet, ist er in dienstlichem Auftrag unterwegs nach Eggesin, wo auf dem abgewrackten Kasernengelände ein Autohaus steht. Seine Tätigkeit ähnelt der von Ingo Kern. Auch er bewertet jetzt die Arbeit anderer. Und vielleicht besteht der eigentliche Clou der sich anbahnenden Konfrontation genau darin, dass die beiden sich weniger voneinander unterscheiden, als sie meinen.
  Stefan Brenner ahnt zumindest, was ihn erwartet. Er weiß, dass die Schatten der Vergangenheit ihn bedrängen werden und will die Reise nutzen, um sich ihnen zu stellen. Sein bester Freund in der NVA hielt damals den Druck nicht aus. Er nahm sich, um von Ingo Kern nicht länger schikaniert zu werden, das Leben. Und Stefan hat noch am selben Tag, in der gemeinsamen Trauer, mit dessen Freundin geschlafen, die er schon zuvor heimlich begehrte. Seither sind die beiden ein Paar. So hat auch er den Freund verraten, fühlt sich schuldig und ist vielleicht auch deshalb so unversöhnlich gegenüber Ingo Kern, den er stets als „Mörder“ bezeichnet. Dass sich da also nicht einfach Täter und Opfer aus DDR-Zeiten gegenüberstehen, sondern zwei Menschen, die auf komplizierte Weise in ihrer Geschichte gefangen sind, macht die Qualität und die ungemeine Spannung dieses Romans aus.
  Dirk Brauns, 1968 in Ost-Berlin geboren, hat wie viele junge Männer in der DDR, seine Militärzeit in Eggesin am Stettiner Haff abgeleistet. 1993 wurde er beim Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt mit dem 3-Sat-Preis für eine Erzählung ausgezeichnet, in der er die Absurditäten einer Panzerparade ganz realistisch als Groteske darstellte. Es folgte eine Reportage über eine Wanderung von Berlin nach München und die journalistische Korrespondententätigkeit für diverse Zeitungen in Peking und in Warschau, wo Dirk Brauns auch heute lebt. „In Inneren des Landes“ ist sein erster Roman, ein spätes Debüt zwar, aber doch erkennbar das Werk eines erfahrenen Autors.
  Die Gegend im äußersten Nordosten des Landes ist zuletzt in Romanen von Judith Schalansky und Julia Schoch als literarische Landschaft des Verfalls, des Rückbaus und des gesellschaftlichen Ruins gezeichnet worden. Dirk Brauns knüpft daran an. Auch sein Roman spielt in der unmittelbaren Gegenwart, allerdings einer, die von Erinnerungen durchseucht ist und die eben nicht nur an wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit leidet, sondern vielleicht mehr noch daran, dass die Geschichte nicht abzuschließen ist. Es ist nur schwer zu ertragen, dass sich trotzdem eine Normalität eingestellt hat, die darin besteht, dass das Leben einfach weitergeht. Die Toten von einst sind aber immer noch da, auch wenn sie hartnäckig beschwiegen werden.
  Von dieser Gefangenschaft, die unausweichlich in die finale Katastrophe mündet, erzählt Dirk Brauns ohne Besserwisserei und ohne moralischen Zeigefinger. Er zeigt die Ausweglosigkeit deshalb so eindringlich, weil er sie teilt und seinen Figuren auch da, wo sie ihm widerstreben, bis zum Ende nahe bleibt. Er vertraut seinem Stoff und seiner erzählerischen Kraft. Das ist eine seltene, große Stärke.
JÖRG MAGENAU
  
Dirk Brauns: Im Inneren des Landes. Roman. Galiani Verlag Berlin, Berlin 2012, 222 S., 16,99 Euro.
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Die Toten von einst sind aber immer noch da, auch wenn sie hartnäckig beschwiegen werden. Von dieser Gefangenschaft, die unausweichlich in die finale Katastrophe mündet, erzählt Dirk Brauns ohne Besserwisserei und ohne moralischen Zeigefinger. Süddeutsche Zeitung