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Beispiellos in der Geschichte der Ökonomie, suchte der weltberühmte Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes seine Ideen auch der breiten Bevölkerung verständlich zu machen. Kein Medium war dafür besser geeignet als das Radio. Zwanzig Jahre lang wandte er sich mit Themen wie Arbeitslosigkeit und Rezession, Sparen und Investieren, Kapitalmärkte und Finanzpolitik an die Hörer der BBC. Erstmals auf Deutsch versammelt, sind diese Sendungen ein Zeitdokument des 20. Jahrhunderts sowie ein verständlicher Einstieg in das Denken von John Maynard Keynes.

Produktbeschreibung
Beispiellos in der Geschichte der Ökonomie, suchte der weltberühmte Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes seine Ideen auch der breiten Bevölkerung verständlich zu machen. Kein Medium war dafür besser geeignet als das Radio. Zwanzig Jahre lang wandte er sich mit Themen wie Arbeitslosigkeit und Rezession, Sparen und Investieren, Kapitalmärkte und Finanzpolitik an die Hörer der BBC. Erstmals auf Deutsch versammelt, sind diese Sendungen ein Zeitdokument des 20. Jahrhunderts sowie ein verständlicher Einstieg in das Denken von John Maynard Keynes.
Autorenporträt
Michael Hein, promovierter Historiker, arbeitet als Lektor und Übersetzer in Hamburg. Seit 1990 regelmäßige Veröffentlichungen im Lexikon der Comics und in der Fachzeitschrift Reddition zu einer Vielzahl von Themen der Comic-Forschung.

John Maynard Keynes (1883-1946), englischer Wirtschaftswissenschaftler, Politiker und Mathematiker. Er zählt zu den bedeutendsten Ökonomen überhaupt und ist Namensgeber des Keynesianismus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2009

Hausfrauen, brecht auf zum Ausverkauf!
Diese Literatur muss man jetzt lesen: Die Radioansprachen von John Maynard Keynes

"Es liegt eine neue Idee in der Luft." Mit diesem Satz beginnt der britische Ökonom John Maynard Keynes am 14. März 1932, mitten in der dramatischen Weltwirtschaftskrise, eine Radioansprache in der BBC: "Staatliche Planung" heißt diese neue Idee, "etwas, wofür wir vor fünf Jahren im Englischen noch nicht einmal ein gebräuchliches Wort hatten".

Listig verschweigt der Ökonom, dass es seine eigenen im Entstehen begriffenen Ideen waren, die er in der Luft liegen sah und die er nun in einer Serie von Radioansprachen einem breiten Publikum zu erläutern suchte. Keynes brachte eine Revolution des ökonomischen Denkens in die Welt und ließ diese so an einem Urknall teilhaben. Das Radio war in den dreißiger Jahren das avancierteste Medium, dessen sich jeder bediente, der die Massen beeinflussen wollte.

Der große Gelehrte war kein Mann des Elfenbeinturms. Der Intellektuelle, dessen Hauptwerk ("General Theory") nicht gerade als Bettlektüre durchgeht, liebte zugleich die einfachen Bilder: "Darum, ihr patriotischen Hausfrauen, brecht gleich morgen früh auf und geht zu den wundervollen Ausverkäufen, die überall angezeigt sind", rief er in einem Vortrag über den "Zusammenhang von Sparen und Investieren". Denn Einkaufen mache nicht nur Spaß, es nütze auch der Beschäftigung in Lancashire, Yorkshire und Belfast.

Schon in seinem großen Essay "The End of Laissez-Faire", veröffentlicht 1926 und so brillant und sarkastisch geschrieben wie stets, hatte Keynes, der 1883 geboren wurde und seit 1920 als Professor in Cambridge lehrte, eine tiefsitzende Ambivalenz der Menschen gegenüber dem Kapitalismus erkannt. Einerseits wüssten die Leute genau, dass der Wohlstand der Nationen sich ausschließlich dem Geldtrieb verdanke. Andererseits hegten sie eine latente Abscheu gegenüber der Art und Weise, wie sehr das Gewinnstreben alles in seinen Bann ziehe. "Unsere Aufgabe ist es", schließt Keynes, "eine Sozialordnung zu entwerfen, die so effizient wie möglich ist, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, ohne dass wir unsere Vorstellungen von einem guten Leben verraten müssten."

Zum wohl bedeutendsten Ökonomen des zwanzigsten Jahrhunderts aber machte Keynes seine Deutung der Großen Depression. Die These ist nicht schwer zu verstehen: Dreh- und Angelpunkt sei die unzureichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Wenn das Bedürfnis der Leute nach Gütern und Dienstleistungen zurückgeht, fallen die Einnahmen der Unternehmen. Das führt dazu, dass die Firmen ihre Produktion schrumpfen lassen und Leute entlassen, was abermals auf die Nachfrage drückt und sie zwingt, mit weiteren Kürzungen zu reagieren: eine Dynamik, die in die Katastrophe führt.

Um diese Spirale zu stoppen, muss der Staat quasi als Ersatznachfrager einspringen und mit viel Geld klotzen. Er darf sich nicht davon abschrecken lassen, dies mit hohen Schulden zu finanzieren. Denn alsbald, so die Hoffnung, führten die Staatsausgaben dazu, dass die Firmen wieder Produkte herstellen, so dass sie und ihre Zulieferer wieder Gewinne machen und Leute einstellen.

"Keynes on Air", die Radioansprachen des Weltökonomen, die wir von heute an im Feuilleton abdrucken, muss lesen, wer die erste globale Krise des 21. Jahrhunderts verstehen will. Es ist verblüffend, wie die Themen sich gleichen. Die Ansprache vom 25. November 1932 über das "Für und Wider von Protektionismus" kommt daher, als sei sie erst gestern über den Äther gegangen. Keynes bekennt sich einerseits zur Standardlehre des Freihandels, wonach der Wohlstand aller Menschen am besten wächst, wenn jedermann sich auf Tätigkeiten konzentriert, die er am besten kann. Das hindert ihn nicht, vehement für den Schutz der heimischen Automobilindustrie einzutreten mit dem Argument, die Autobranche sei von nationalem Interesse, "indem sie einer bestimmten, typischen Sorte Engländer überaus ansprechende und reizvolle Aufgaben und Probleme stellt". Ohne staatlichen Schutz würde die Autoindustrie der Wucht der ausländischen Konkurrenz ausgesetzt und in den Bankrott getrieben. Frankreichs Premier Nicolas Sarkozy, Amerikas Präsident Barack Obama und der westdeutsche Landesfürst Jürgen Rüttgers klingen, als hätten sie Keynes gelesen.

Heute wie damals kommt in der westlichen Welt ein "klug gesteuerter Kapitalismus" in Mode, in der Hoffnung, die staatliche Intervention könne die Instabilitäten der Märkte korrigieren. Allein so zu denken war seit den siebziger Jahren ziemlich verpönt. Jetzt preist der Zeitgeist, den Paul Krugman, der Wirtschaftsnobelpreisträger des vergangenen Jahres, auf den Begriff bringt, den "keynesianischen Moment". Kaum einer unter Krugmans Kollegen wagt noch zu widersprechen.

Dass wir den großen Deuter der Depression heute entdecken, ist unser Glück und unsere Tragik. Ob nämlich die Rezepte der dreißiger Jahren auch die angemessene Therapie für heute sind, ist längst nicht ausgemacht. Dass das viele Geld, das der Staat in die Hand nimmt, nachfolgenden Generationen einmal zur unerträglichen Last und den Staaten zum Verderben werden kann, war dem kinderlosen Keynes egal. "Auf lange Sicht sind wir alle tot", pflegte er zu sagen. Auch ob Keynes sich heute an seine Rezepte von damals halten würde, ist fraglich. "Das ganze modernistische Zeug geht langsam schief und wird albern", meinte er zu Ende seines Lebens und vertraute seinem Kollegen und Widersacher Friedrich A. von Hayek an, in seinem nächsten Buch gedenke er seine Theorie gründlich zu überprüfen. 1946 ist Keynes gestorben. Wir drucken einige seiner Radioansprachen von heute an auf dem Platz des Fortsetzungsromans auf der nächsten Seite ab.

RAINER HANK

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Erfreut zeigt sich Robert Misik über dieses Buch, das die BBC-Rundfunkreden von John Maynard Keynes versammelt. Er würdigt den britischen Wirtschaftswissenschaftler als einen der größten Ökonomen des 20. Jahrhunders, nennt ihn einen "Weltstar der Ökonomie". Vorliegender Band ermöglicht seines Erachtens einen überaus verständlichen Zugang zu Keynes' Lehre, die in den 30er-Jahren "wie eine Bombe" eingeschlagen habe. Misik hebt insbesondere Keynes' Sinn für die Bedeutung der Psychologie in der Wirtschaft sowie seine höchst anschaulichen Erläuterungen wirtschaftlicher Zusammenhänge hervor.

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