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Als Ronald Reagan 1987 am Brandenburger Tor rief: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!", hielt die Welt diese Worte für Utopie. Doch nur zwei Jahre später fiel die Mauer. Anhand von bewegenden Originalaufnahmen zeichnet Dorothee Meyer-Kahrweg die deutsche Wiedervereinigung nach: von den "Wir sind das Volk!"-Rufen während der friedlichen Montagsdemonstrationen und den dramatischen Worten Hans-Dietrich Genschers in der deutschen Botschaft in Prag bis hin zur berühmten Pressekonferenz, in der Günter Schabowski das neue Reisegesetz der DDR ankündigte. Ein spannendes Feature, das die Zeit der Wiedervereinigung in Erinnerung ruft.
(1 CD, Laufzeit: 1h 16)
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Produktbeschreibung
Als Ronald Reagan 1987 am Brandenburger Tor rief: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!", hielt die Welt diese Worte für Utopie. Doch nur zwei Jahre später fiel die Mauer. Anhand von bewegenden Originalaufnahmen zeichnet Dorothee Meyer-Kahrweg die deutsche Wiedervereinigung nach: von den "Wir sind das Volk!"-Rufen während der friedlichen Montagsdemonstrationen und den dramatischen Worten Hans-Dietrich Genschers in der deutschen Botschaft in Prag bis hin zur berühmten Pressekonferenz, in der Günter Schabowski das neue Reisegesetz der DDR ankündigte. Ein spannendes Feature, das die Zeit der Wiedervereinigung in Erinnerung ruft.

(1 CD, Laufzeit: 1h 16)

Autorenporträt
Dorothee Meyer-Kahrweg arbeitet als Autorin und Regisseurin für den Hessischen Rundfunk. Nach intensiven Recherchen im Deutschen Rundfunk Archiv ist sie inzwischen unangefochtene Spezialistin für O-Töne aus Politik, Kultur und Gesellschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2010

DAS HÖRBUCH
Vor den Hymnen
Ochs, Esel, Stimmvieh: Eine
akustische Chronik der Vereinigung
Das Fremde hatte plötzlich einen sehr fremden Klang: Nicht von Toleranz sprach Erich Mielke im März 1988, sondern von Tolerance , die ihre Grenze erreicht habe. Der Minister für Staatssicherheit dehnte das ihm praktisch unbekannte Wort, sodass es – für jeden hörbar – ein französischer Gast war, ein Westimport, von dem die DDR sich verabschiedete. Auf Tolerance und andere zugewanderte Ideen wollte man verzichten. „Alle Bestrebungen, den Sozialismus aufzuweichen und zu zersetzen“, werde man abwehren. Wer anders dachte, als die SED zu denken vorgab, war zum Staatsfeind erklärt.
Der Sturz des Erich Mielke bildet neben der nicht minder dramatischen Demaskierung des Egon Krenz den erzählerischen Faden dieses vor Originaltönen berstenden, hoch abwechslungsreichen Hörbuchs. Natürlich hat die Autorin und Regisseurin Dorothee Meyer-Kahrweg auch die längst zu Klassikern gewordenen Zitate aufgenommen: Erich Honeckers Reim über Ochs, Esel und Sozialismus; Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft; Günter Schabowskis Improvisation am 9.11.; Richard von Weizsäckers Bekenntnis am Brandenburger Tor, das „wiedervereinigte Deutschland sei sich seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ bewusst.
Plastisch wird das geraffte, mitunter atemlose Porträt einer revolutionär beschleunigten Zeit durch weniger bekannte Fundstücke. Mielkes Plädoyer gegen Tolerance rechnet dazu, ebenso die Anklageschrift, die 23 Monate später ein Vertreter der Staatsanwaltschaft der DDR verlas. Mielke habe wie Honecker „Hochverrat und schwere Eigentumsverbrechen“ begangen, habe „die Macht an sich gerissen, die Verfassung gebrochen, das Volk unterdrückt und unser Land in der Ruin geführt“. Zwischen diesen beiden Polen lag das Hohngelächter über den Minister in der Volkskammer am 13. 11. 1989.
Krenz wittert Morgenluft
Egon Krenz hingegen riss sich die Larve selbst vom Gesicht. Im Brustton der Überzeugung kommentierte er im Mai 1989 das gefälschte Ergebnis der Kommunalwahlen. Es belege das Einverständnis der Bürger mit „einem starken Sozialismus“. Noch im Oktober 1989 erklärte der kurzzeitige Nachfolger Honeckers, die Gegner des Sozialismus hätten keinen Grund, „Morgenluft zu wittern“. Niemals werde es gelingen, „die kapitalistischen Verhältnisse zurück zu reformieren“. Das Ende der Vorstellung kam bekanntlich schnell. „Ein Krenz macht noch keinen Lenz", antworteten die Leipziger Demonstranten, und der Geschmähte gab knapp bereits am 3. Dezember 1989 bekannt: Das Kommunalwahlergebnis vom Mai habe „mit der tatsächlichen politischen Situation im Lande weder damals noch heute übereingestimmt“. Fortan hatte er ausgespielt.
Derweil verkündete Helmut Kohl im Bundestag sein Zehn-Punkte-Programm; „dass aber die Einheit kommen wird, wenn die Menschen in Deutschland sie wollen, dessen bin ich gewiss.“ Hans Modrow war da zwar nur zu „zwei souveränen Staaten“ bereit, besann sich aber im Februar 1990 eines Besseren. Mit Gorbatschows Hilfe war damit der Weg frei zu jenem 23. August 1990, als die Volkskammer für den Beitritt votierte. Der Rest war Glockengeläut, Hymnengesang, Ergriffenheit: ein Anfang, der zu rasch historisch wurde.
ALEXANDER KISSLER
DOROTHEE MEYER-KAHRWEG: Wir sind ein Volk. Die deutsche Wiedervereinigung. Der Hörverlag, München 2010. 1 CD, 14,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hingerissen scheint der Rezensent Alexander Kissler von dieser Sammlung von Originalton-Dokumenten aus den deutschen Revolutionsjahren nach 1988. Einerseits sei es nicht so, dass irgendwelche nach wie vor gut im Gedächtnis befindlichen Klassiker von "Ochs und Esel" bis Günter Schabowski hier fehlten. Andererseits hätten die Herausgeber dieser Edition auch abgelegenere Stimmen und Töne mit aufgenommen. Heraus gekommen sei dann eine insgesamt "höchst abwechslungsreiche" und rasante Reise durch äußerst bewegte Zeiten. Das einzige, was Kissler am Ende bedauert, ist das allzu rasche Schwinden des hier noch einmal nachzuvollziehenden politischen Elans jener Jahre.

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