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Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. SOS. Jeder kennt das Morse-Alphabet. Und wenngleich heute eher gesmsst und getwittert wird, sind auch die Ausdrücke "morsen" oder "anmorsen" jedem ein Begriff. Doch wer oder was verbirgt sich hinter Morse? Seit wann wird gemorst? De facto handelt es sich bei Samuel Finley Morse, dem Erfinder des berühmten Alphabets, um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts: Er war Professor für Malerei und mit über 300 Bildern selbst ein bekannter amerikanischer Maler; zugleich entwickelte er neben dem Morsecode den ersten elektrischen…mehr

Produktbeschreibung
Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. SOS. Jeder kennt das Morse-Alphabet. Und wenngleich heute eher gesmsst und getwittert wird, sind auch die Ausdrücke "morsen" oder "anmorsen" jedem ein Begriff. Doch wer oder was verbirgt sich hinter Morse? Seit wann wird gemorst? De facto handelt es sich bei Samuel Finley Morse, dem Erfinder des berühmten Alphabets, um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts: Er war Professor für Malerei und mit über 300 Bildern selbst ein bekannter amerikanischer Maler; zugleich entwickelte er neben dem Morsecode den ersten elektrischen Telegrafen - und legte damit den Grundstein für unsere gesamte moderne Computer- und Kommunikationstechnologie. Morses Doppelbegabung, das Zusammenspiel von künstlerischer Fantasie und technischem Geschick, erwies sich als höchst produktiv, und so überrascht es kaum, dass sein erster Telegraf aus einer Staffelei entstand. Seine Erfindungen und das Verlegen des ersten Atlantikkabels ermöglichten eine erste Form der blitzschnellen Kommunikation, die Morse wenige Jahre zuvor selbst dringend gebraucht hätte: Der Reisende erfuhr vom Tod seiner Frau erst nach deren Begräbnis. "Der amerikanische Leonardo": So wurde Samuel Finley Morse oft genannt. In ihrer romanhaft erzählten Biografie beleuchtet Margit Knapp die weitreichende Bedeutung seiner technischen Errungenschaften, aber auch den Wechsel von tragischen Tiefschlägen und heroischen Höhepunkten im Leben dieses außergewöhnlichen Künstlers und Erfinders, über den in Deutschland bisher nur wenig bekannt ist.
Autorenporträt
Margit Knapp, 1960 in Schwaz/Tirol geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaft in Innsbruck und Wien. Nach ihrer Promotion über Italo Svevo war sie Universitätsdozentin für Neue Deutsche Literatur in Turin. Seit 1990 lebt sie als Verlagslektorin, Publizistin und Filmemacherin in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2012

Kontaktbeschleuniger

Als er starb, war er einer berühmtesten Amerikaner und wurde mit Leonardo da Vinci verglichen. Heute, ein paar technische Revolutionen später, ist er beinahe vergessen. Dabei war seine Erfindung konstitutiv für die Beschleunigung der Kommunikation: Samuel Finley B. Morse schuf die Apparatur und das Alphabet, das die Langsamkeit überwand, wie es der Titel hübsch formuliert. Der Sohn eines calvinistischen Priesters aus Charlestown (Massachusetts) kannte nur Nachrichten, die mit der Geschwindigkeit einer Postkutsche reisten - bei seinem Tod existierte ein weltumspannendes Netz von Telegraphenstationen. Klarer Fall einer Doppelbegabung: Morse war von Haus aus Porträtmaler, Bildhauer und Professor an der New Yorker Universität. Zur technischen Begabung kam die Neugier auf Experimente - und die Idee, mittels Elektrizität Signale zu übertragen. 1840 wurde der Morse-Apparat patentiert und begann seinen Siegeszug um die Welt. Die Literaturwissenschaftlerin Margit Knapp erzählt diese Lebensgeschichte in einem handwerklich liebevoll gemachten Buch eher romanhaft als wissenschaftlich. Dass Morse die Abschaffung der Sklaverei verdammte, situiert den Mann dann doch in einer noch größeren historischen Ferne als seine Erfindung. Denn auch die ist schon Geschichte. (Margit Knapp: "Die Überwindung der Langsamkeit". Samuel Finley Morse - der Begründer der modernen Kommunikation. Mare Verlag, Hamburg 2012. 192 S., geb., 19,90 [Euro].) hhm

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Angetan zeigt sich Rezensent Florian Welle von Margit Knapps Biografie Samuel Finley B. Morses, dem Erfinder der Morse-Telegrafie und des Morse-Alphabets. Das gut geschriebene und schön bebilderte Buch hat ihm aber nicht nur den Erfinder Morse näher gebracht. Auch über den gescheiterten Künstler, den zerrissenen Familienmenschen, den Protestanten, Kriegsgegner und Sklavereibefürworter, den rastlosen Getriebenen hat er eine Menge erfahren. Technisches Detailwissen und eine Einordnung der Morse-Telegrafie in eine umfassende Kommunikationsgeschichte zu liefern, war nicht das Anliegen der Autorin, hält Welle fest. Ihr gehe es eher darum, ein Gesamtbild des Menschen Morse zu zeichnen. Das ist ihr nach Ansicht des Rezensenten bestens gelungen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2012

Nächste Woche bin ich tot
Samuel Finley B. Morse, Erfinder der Morse-Telegrafie und des Morse-Alphabets, in einer neuen Biographie
Der Ruhm kam spät. Samuel Finley B. Morse musste 53 Jahre alt werden, bis sich seine Erfindung des Telegrafen durchzusetzen begann und seine unstete Existenz ein Ende fand. Bis ihm der amerikanische Kongress 1843 endlich 30 000 Dollar für den Bau einer Telegrafenlinie bewilligte, hatte Morse jahrelang ein Leben in Armut geführt. Seiner Karriere als Porträt- und Historienmaler war nicht der nötige Erfolg beschieden. Zwar war er Professor für bildende Künste an der neu gegründeten New York University, ein geregeltes Einkommen war mit der Stelle allerdings nicht verbunden. Er lebte für seine Vision, überlebte, indem er Schüler in Fotografie unterrichtete, die er in Paris bei Daguerre kennengelernt hatte – Morse machte als erster Amerikaner Porträtaufnahmen. Einer seiner Schüler bat ihn einmal, die Unterrichtsgebühr eine Woche später bezahlen zu dürfen. „Nächste Woche“, antwortete Morse, „bin ich tot.“ – „Tot, Sir?“ – „Ja, verhungert.“
Am 24. Mai 1844 war Morse auf einen Schlag seine Sorgen los. Auf der 60 Kilometer langen Washington-Baltimore-Linie sendete er ohne Zwischenfall die erste elektronische Nachricht in dem von ihm entwickelten, aus Punkten und Strichen bestehenden Morse-Code. Sie lautete: „What hath God wrought!“, „Welche Wunder Gott tut!“. Die amerikanischen Zeitungen überschlugen sich: „Sensation“, „Wunder des Jahrhunderts“! Morse hatte es geschafft, hatte der Welt gezeigt, dass sein elektromagnetischer Schreibtelegraf den Nadeltelegrafen der europäischen Konkurrenten William Cooke und Charles Wheatstone überlegen war. Er hatte die Nachrichtenübermittlung, die jahrhundertelang auf Pferde, die Kutsche und das Schiff angewiesen war, schneller gemacht und damit revolutioniert. Die Welt rückte näher zusammen. Seinem Bruder Sidney schrieb er später – wieder ganz klassisch in einem Brief: „What hath God wrought! Es ist Sein Werk, Er allein hat mich so weit getragen, auf all meinen Wegen. Und Er befähigt mich zum Triumph über die Hindernisse, die physischen und moralischen, die sich mir entgegenstellen.“
Die Publizistin Margit Knapp hat nun für ein breites Publikum eine flott geschriebene, darüber hinaus mit Gemälden, Konstruktionsplänen und Fotos auch schön bebilderte Lebensgeschichte des Mannes vorgelegt, den sein amerikanischer Biograf Mabee Carleton in den 1940er Jahren ehrfürchtig als „amerikanischen Leonardo“ bezeichnete. Vor dem Hintergrund seiner vielen Briefe und Aufzeichnungen nimmt die Autorin nicht allein den Erfinder Morse in den Blick, sondern den ganzen Menschen in seinen verschiedenen Rollen als gescheiterter Künstler, als innerlich zerrissener Familienvater, als gläubiger Protestant, als Gegner von Kriegen, aber auch als Befürworter der Sklaverei. Wer hingegen technikgeschichtliches Detailwissen erwartet, wird in dem schmalen Buch ebenso wenig auf seine Kosten kommen wie derjenige, der Morses Erfindung in die komplexe Geschichte der Kommunikation von ihren Anfängen bis zu unseren vernetzten Zeiten eingeordnet wissen möchte. Das ist nicht das Anliegen von Margit Knapp.
Die Autorin zeigt vielmehr, wie der Erfinder Morse nicht ohne seine anderen Rollen zu haben ist. Einschneidende persönliche Erlebnisse waren es, die Morse unermüdlich von der „Überwindung der Langsamkeit“ durch elektrische Kommunikation träumen ließen. So belastete es ihn schwer, dass er seine Frau Lucretia, die nach der Geburt des dritten Kindes 1825 gestorben war, nicht mehr sehen konnte. Als sie in New Haven starb, hielt er sich für einen Porträtauftrag in Washington auf. Bis er durch einen Brief die traurige Nachricht erfuhr und zurückgeeilt kam, war Lucretia längst beerdigt.
Fortan sollte sein rastloses Leben noch rastloser werden. Obwohl er sich Vorwürfe machte, hatten die drei Kinder darin keinen Platz. Morse blieb so lange ein Getriebener, bis mit der Durchsetzung des Telegrafen und schließlich der Verlegung des Atlantikkabels der späte Ruhm und damit auch das Geld kamen. Samuel Finley B. Morse heiratete ein zweites Mal, wurde noch einmal Vater von vier Kindern und starb, mit der Welt und der Familie versöhnt, 1872 in New York.
FLORIAN WELLE
MARGIT KNAPP: Die Überwindung der Langsamkeit. Samuel Finley B. Morse – der Begründer der modernen Kommunikation. Mare Verlag, Hamburg 2012. 190 Seiten, 19,90 Euro.
Morse-Telegraph und -Alphabet – ein Schulwandbild, um 1885. (Man beachte den lateinischen Spruch „repetitio est mater studiorum“.) Foto: AKG
Erst brotloser Porträt- und Historienmaler – dann Revolutionär der Nachrichtenübermittlung: Samuel Morse, im Alter hochgeeehrt
Foto: Mathew Brady/Library of Congress
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