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Maria Sibylla ist anders als die anderen Kinder. Sie forscht, malt, gräbt in der Erde und findet überall Dinge, die die Großen "Ungeziefer" nennen. Doch wenn sie Kokons und Falter erkundet oder Tausendfüßler und Blumen in Aquarellen festhält, eröffnet sich für Sibylla eine magische Welt. Als eines Nachts ein unbekannter Duft sie dazu bringt, die teuren Tulpen in Nachbars Garten auszugraben, wird die junge "Diebin" gestellt. Muss Sibylla nun das Forschen und Malen beenden?

Produktbeschreibung
Maria Sibylla ist anders als die anderen Kinder. Sie forscht, malt, gräbt in der Erde und findet überall Dinge, die die Großen "Ungeziefer" nennen. Doch wenn sie Kokons und Falter erkundet oder Tausendfüßler und Blumen in Aquarellen festhält, eröffnet sich für Sibylla eine magische Welt. Als eines Nachts ein unbekannter Duft sie dazu bringt, die teuren Tulpen in Nachbars Garten auszugraben, wird die junge "Diebin" gestellt. Muss Sibylla nun das Forschen und Malen beenden?
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2017

Wissen Sie, was das für Blumen sind?

Als Mädchen soll Maria Sibylla Merian einmal wertvolle Tulpen gestohlen und statt einer Strafe Bewunderung erfahren haben. Jetzt erzählt die Künstlerin Benita Roth davon in einem Bilderbuch. Mit einem Schönheitsfehler.

Tulpen in Nachbars Garten: Mitte des 17. Jahrhunderts waren sie eine Seltenheit, eine Kostbarkeit zudem, und für die kleine Sibylla sind sie einfach unwiderstehlich. Das Mädchen plündert das gräfliche Beet nebenan, muss sich anderntags dafür verantworten und kann den Bestohlenen besänftigen, indem sie ihm die Bilder zeigt, die sie inzwischen nach seinen Blumen gemalt hat. Das Ereignis ist längst Literatur geworden, etwa in Utta Kepplers biographischem Roman aus dem Jahr 1963. Dort ist das Mädchen 14 Jahre alt, als es eines Aprilabends das Tulpenbeet am Stadthaus des Grafen Ruitmer verwüstet. Am nächsten Tag sieht Sibylla den Nachbarn erschüttert im Garten stehen, nimmt ihre Bilder, stellt sich dem Grafen und macht ihm eine Szene, in der sich Scham und Stolz und Demut und Trotz die Waage halten. Dann flieht das Mädchen, und Ruitmer beschließt, nach einem verwunderten Blick auf die Gemälde, ihr zu folgen.

Noch 370 Jahre nach ihrer Geburt, die sich am 2. April jährt, stehen wir bewundernd vor den Aquarellen der späteren Forscherin Maria Sibylla Merian, vor der Genauigkeit, Farbkraft und Schönheit der Pflanzen und Insekten, die sie gemalt hat, vor der Klarheit ihres Blicks wie vor der Entschiedenheit, mit der sie gleich zwei damals für eine Frau äußerst ungewöhnliche Wege beschritten und miteinander verbunden hat - als Künstlerin und Naturkundlerin.

Bei E.A. Seemann, dem ältesten deutschen Kunstbuchverlag, der unlängst wegen hoher Rückzahlungsforderungen der VG Wort und der VG Bildkunst Insolvenz anmelden musste, hat Benita Roth die Anekdote zu einem Bilderbuch gemacht. Unerschrocken und trotzig ist auch ihre Sibylla, ein paar Jahre jünger als in der Nacherzählung von Utta Keppler, von den Nachbarskindern beargwöhnt, weil sie selbst in Gelbbauchunken und Smaragdlibellen das Schöne sieht, statt dieses "Teufelsgeziefer" tunlichst zu meiden. Hier ist es nicht die Mutter, die sich sorgt, das Mädchen könnte es als Halbwaise ohnehin schon schwer genug haben, hier sind es die anderen Kinder, die Sibylla als Hexe beschimpfen und dazu bringen, lieber im Verborgenen zu sammeln, zu beobachten und zu malen. Hier stellt sich das Mädchen nicht von sich aus, sondern wird vom gräflichen Gärtner als einzig in Frage kommende Verdächtige für den Tulpenraub erkannt.

Wie die empörte Kleine richtig annimmt, kennt der Graf in "Sibylla und der Tulpenraub" nicht einmal die Namen seiner kostbaren Blumen. Doch für die Bilder der jungen Künstlerin kann er sich begeistern, und auch der Gärtner und die Nachbarskinder, die sich im Gefolge des Grafen Sibyllas lange gehütetes Geheimnis zeigen lassen, sind beeindruckt und versöhnt: "Von dem Tag an war Sibylla nicht mehr allein, auch nicht mit ihrer Liebe zu dem Teufelsgeziefer. Und sie musste auch nie mehr heimlich malen."

Nur der Untertitel - "Die wilde Kindheit von Maria Sibylla Merian" - und ein Nachwort verweisen auf die berühmte Heldin des Buchs, das auch als schöne Geschichte über den kindlichen Eigensinn durchgehen könnte. Dass Benita Roth in ihren Illustrationen, selbst in ihren auf manchen Doppelseiten verwendeten Collagen, für die sie auch Fotos verwendet, den Malereien Merians nicht zu nahe kommt, ist da nur folgerichtig. Die Dynamik ihrer Bilder, die Lust, mit der sie das Ungeziefer die verschreckten Kinder über die Seiten jagen lässt, die starken Farben der Seiten, auf denen sie das Mädchen beim Malen und ganz bei sich zeigt, geben der Geschichte etwas Heutiges, das dem jungen Publikum des Buchs den Kontakt zur Geschichte bestimmt erleichtert. Dass die Künstlerin den Insekten in vielen Illustrationen jedoch wie in einem Comic gezeichnete Augen verpasst hat, ist ein Ärgernis. Es fügt dem Erzählten nichts hinzu und verwischt eine Grenze, die schon die junge Künstlerin fasziniert haben muss: die zwischen Mensch und Tier.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Benita Roth: "Sibylla und der Tulpenraub".

Verlag Seemann Henschel, Leipzig 2017. 24 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 5 J.

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