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Manches ist klar umrissen. Anderes verfolgt uns seit Jahren und hat doch keine rechte Form. Manchmal wundern wir uns, wie sie uns gefunden haben: unsere Ängste (auch die Monster, Ghule, Mitmenschen darin). Die Monster Poems sind ein Besuch im Zelt der Freak Show, in dem sie alle versammelt sind: alte Filmstars, neue Sternchen, die Besucher, manches seltsame Gefühl, einige Verfolger und (beinahe) liebenswerte Wesen.
Das Unbeschreibliche beschreibt Nora Gomringer mit Texten, zu denen Reimar Limmer Illustrationen gestaltet hat. Es sind also zwei am Werk gewesen, die auszogen, das Fürchten zu
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Produktbeschreibung
Manches ist klar umrissen. Anderes verfolgt uns seit Jahren und hat doch keine rechte Form. Manchmal wundern wir uns, wie sie uns gefunden haben: unsere Ängste (auch die Monster, Ghule, Mitmenschen darin). Die Monster Poems sind ein Besuch im Zelt der Freak Show, in dem sie alle versammelt sind: alte Filmstars, neue Sternchen, die Besucher, manches seltsame Gefühl, einige Verfolger und (beinahe) liebenswerte Wesen.

Das Unbeschreibliche beschreibt Nora Gomringer mit Texten, zu denen Reimar Limmer Illustrationen gestaltet hat. Es sind also zwei am Werk gewesen, die auszogen, das Fürchten zu lernen. Das Schweigen bricht Nora Gomringer auf der beigelegten CD.

Für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Stiftung Lyrik Kabinett zählt Nora Gomringers "Monster Poems" zu den Gedichtbüchern des Jahres 2013.
Autorenporträt
Nora Gomringer, geboren 1980, ist Schweizerin und Deutsche. Sie lebte u.a. vier Jahre in den USA, wo sie enge Kontakte zur Performance-Poesie-Szene pflegte, und war Gast zahlreicher Poesiefestivals im In- und Ausland (z.B. Roskilde und San Francisco). Im Jahr 2003 erhielt Nora Gomringer den Hattinger Förderpreis für Literatur, 2006 den Förderpreis der Kulturstiftung Erlangen. 2007 wurde sie mit dem Kunstförderpreis des Freistaates Bayern (Sparte Literatur) und dem Bayerischen Kulturpreis ausgezeichnet. Im Mai 2008 folgte der Nikolaus-Lenau-Lyrikpreis. Nora Gomringer veröffentlichte mehrere Gedichtbände bei Voland & Quist, außerdem erschienen ihre Texte in Anthologien, Schulbüchern und Zeitschriften. Seit 2010 leitet sie das Bamberger Künstlerhaus Villa Concordia. Im Herbst 2011 wurde ihr der Jacob-Grimm-Preis, der Teil des Kulturpreises Deutsche Sprache ist, verliehen, 2012 folgte der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik. Im Frühjahr 2013 erschien ihr illustrierter Lyrikband 'Monste

r Poems', woraufhin sie kurze Zeit später den Poesiepreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. erhielt. REIMAR LIMMER, geboren 1976, studierte 2000 - 2005 Visuelles Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Grafik-Design, Illustration und Typografie an der FH Würzburg. Seitdem ist er als freier Grafiker für diverse Agenturen und Einrichtungen vor allem im Kulturbereich tätig. Reimar Limmer lebt und arbeitet zurzeit in Bamberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nora Gomringers neuer Gedichtband "Monster Poems" ist eine wahre Monsterparade, verrät Rezensent Jan Wiele. Drachen, Riesenameisen, Haie und Mumien, alle sind vertreten. Doch die Ungetüme sind eine Fassade, weiß Wiele, denn Gomringer will vor allem eines offenlegen, meint der Rezensent, das Monster, das der Mensch ist: "Auch Du ein Krallchen / Auch Du ein Zähnchen / Auch Du ein Wolf", zitiert Wiele zur Bekräftigung. Ihr Aufgebot bezieht die Lyrikerin ebenso aus der Realität wie aus der klassischen Literatur und der Popkultur, erklärt der Rezensent, was in den Illustrationen von Reimar Limmer zu gruseligen Bildkompositionen führt, zum Beispiel zu einer Collage aus dem "Todesarzt" Josef Mengele und der Horrorfilmfigur Freddy Krueger, mit blutbeflecktem Kittel und Stahlklauen versehen. Die eigentümliche Kälte von Gomringers Monsterlyrik wird besonders deutlich, wenn man die Autorin selbst ihre Gedichte auf der beigelegten CD vortragen hört, warnt Wiele.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2013

Die Hölle ist leer, und alle Teufel sind hier

Auch Du ein Zähnchen: Die Lyrikerin Nora Gomringer lässt in ihrem neuen Gedichtband allerlei Drachen, Vampire, Riesenameisen, Haie und Mumien zu einer Monsterparade auflaufen.

Wenn Außerirdische uns einst besuchen, "voller Neugier auf den kleinen Geist, / der auch im Weltall ein lautes Tonband von sich reden lässt", dann könnten diese Gäste sehr verwundert sein. Darüber nämlich, dass die Sender der Tonbotschaft, die vor Friedensappellen und guten Absichten geradezu dröhnt, "dort, wo sie denn wohnen, / ganz das Gegenteil betreiben".

Den Blick des staunenden Aliens auf die zerstörerische Menschheit, der zu einem Topos der Science-Fiction-Literatur geworden ist, eignet sich auch die Lyrikerin Nora Gomringer in ihrem Gedicht "Sandmänner" an, welches "die Spezies Mensch als Blender aller Welten" entlarvt. Man kann dieses Gedicht als Schlüssel zu dem Band mit dem Titel "Monster Poems" verstehen, in dem es nur vordergründig um die großen Ungetüme aus Literatur, Film und Populärkultur geht, die unser kollektives Bewusstsein bevölkern: All die Drachen und Vampire, Riesenameisen und Riesenaffen, Haie und Mumien, laufen darin zu einer regelrechten Monsterparade auf.

Ein sehr klug gewähltes Motto aus Shakespeares "Sturm" gibt allerdings schon ein Indiz für das, worauf die Dichterin eigentlich hinaus will: "Hell is empty, and all the devils are here". Nora Gomringer sucht das Monster im Menschen, und sie wird schnell fündig. "Auch Du ein Krallchen / Auch Du ein Zähnchen / Auch Du ein Wolf", heißt es in dem Gedicht "Lycanthropie". Folgerichtig wird dann in einer kühnen Aktualisierung des Rotkäppchen-Stoffes der Wolf zum bösen Mann, der vor jungen Mädchen die Hose öffnet und sagt: "Fass hinein". Zur Überraschung des Lesers erhält aber auch die Großmutter hier eine ganz neue Rolle: Sie bringt dem Rotkäppchen auf einem Schießstand im Wald das Nötige bei, um das Biest abzuknallen.

Gomringers zentrale ästhetische Technik ist die Überblendung von realen und fiktiven Menschenmonstern, etwa des "Todesarztes" Josef Mengele und der Horrorfilmfigur Freddy Krueger. Dazu liefert der Band mit den Illustrationen von Reimar Limmer auch gespenstische Bebilderung, die in diesem Fall Mengele im blutbefleckten Kittel und Kruegers Eisenklaue über eine schlafende Schöne collagiert. Nicht so schnell vergessen wird man auch Limmers Collage zu der so abwegigen wie ulkigen Phantasie des Prosagedichtes mit dem Titel "P", der sowohl für "Psycho" als auch für "Plath" stehen könnte: Darin verwebt Gomringer die traurige Lebensgeschichte der amerikanischen Dichterin Sylvia Plath mit jener des Frauenmörders Norman Bates aus Hitchcocks Horrorfilm und lässt die beiden zusammen wohnen, bis Sylvia die Scheidung einreicht. Das endet wie folgt: "Sylvia weint und schreibt. Norman zieht in ein großes Haus am anderen Ende des Landes."

Während in diesen Gedichten die tierischen Monster mitunter fast mitleidserregend dargestellt werden - der weiße Hai etwa ist ein Sensibelchen, das sich nicht mehr für Menschen auf Luftmatratzen interessiert und es zudem leid ist, für Fotos stets so grimmig dreinzuschauen -, gehen sie mit den Zweibeinern viel schonungsloser ins Gericht. Selbst das vermeintlich noch unschuldigste Menschenkind wird hier, im Geiste des radikalen Empirismus, zum unbekannten Wesen in der Wiege: "Das Baby erhält einen Namen, / wenn es eindeutig blau oder rosa geworden ist. / Dann erst lohnen sich die Verurteilung des Storches, der Griff unters Kohlblatt, / die vollen neun Monate Ungewißheit: / Fisch oder Vogel". Die Kälte solcher Monsterlyrik spürt man umso deutlicher, wenn man ihren Vortrag auf der beigelegten CD aus dem Munde der Dichterin selbst vernimmt.

JAN WIELE.

Nora Gomringer: "Monster Poems".

Mit Illustrationen von Reimar Limmer. Verlag Voland & Quist, Leipzig 2013. 64 S., Abb., br. mit Audio-CD, 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.02.2014

KURZKRITIK
Schlaf & Fluch
Wenn Richard Gere lächelt: Nora
Gomringers „Monster Poems“
Woher rührt das leise Grauen, das einen manchmal mitten im Alltag schaudern lässt, ohne dass irgendein Übel sich hätte blicken lassen? Nur ein Konglomerat aus erlebtem und erzähltem Schrecken, aus Märchen, Horrorfilm und Weltgeschichte, vielleicht. Oder mehr. Die Lyrikerin Nora Gomringer begibt sich in ihren „Monster Poems“, die die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung kürzlich in ihre Liste der besten Lyrikbücher des Jahres 2013 aufgenommen hat, auf Spurensuche nach der Angst, der Unruhe, der dunklen Ahnung und ihren Verursachern. Sie findet Dracula und King Kong, Babys und Eltern, Frankenstein und Josef Mengele, die Mumie und Richard Gere. Über den Filmstar heißt: „An dir möchte ich festmachen, wie grauenvoll die Jahre sind“ – eines der leichten, ironisch melancholischen Gedichte.
  Doch Gomringer gräbt in ihrem sechsten Gedichtband auch tiefer, löst das Monströse vorsichtig aus Popkultur und Schauermärchen heraus und lässt dann die Tür angelehnt, so dass es zurück kommen kann. Auf das Wesentliche reduziert perlt ihre Sprache fast hinterhältig freundlich. Worte werden im Volksmund herum gedreht, bis Machtstrukturen oder Irrsinn hervorblitzen. All die Monster und Ängste spiegeln sich in den ganzseitigen Illustrationen von Reimar Limmer, flächige Fotomontagen mit Pop-Art-Charme, die genüsslich im Horror-Bilderfundus aus den 20er Jahren bis heute wildern. Auf einer beiliegenden CD liest Nora Gomringer sämtliche 25 Gedichte mit Poetry-Slam-geschulter Präzision, die nicht theatral wirkt, eher aus der Wertschätzung für Worte und deren Kraft entsteht, ahnungsvolle Worte wie diese, aus den Tiefen eines Sarkophages: „Ich hatte um Schlaf gebeten und erhielt Fluch.“
CORNELIA FIEDLER
Nora Gomringer: Monster Poems. Buch und Audio-CD. Mit Illustrationen von Reimar Limmer. Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig 2013. 64 S., 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Niemand unter den jungen Dichterinnen schreibt so gewitzt wie Nora Gomringer über menschliche Abgründe und alltägliche Ängste. (...) Es geht ihr um nichts Geringeres als die Schöpfung und den Menschen darin, um seine Körperlichkeit und sein Sprechen über Glück und Unglück, Verlust und Sehnsucht."
Dorothea von Törne, Die Welt

"Nora Gomringers Hör-Gedichtband 'Monster Poems' ist ein Gesamtkunstwerk."
Claudia Cosmo, WDR5

"Die Dichterin verschränkt popkulturelle Meme mit Mythen und Märchen, wobei Hinweise auf menschliche Monster aus den Chroniken der Gewalt rekurrieren."
Christian Zintzen, Neue Zürcher Zeitung

"Ein poetisches Horrorkabinett".
Nürnberger Nachrichten