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Ein Hoteldetektiv wird Zeuge eines Verbrechens. Was hat Bertholdy mit dem Mord auf dem Eisernern Stag zu tun? Warum verschwindet Lydia Haffner so schnell aus der Stadt? Was hat es mit der Kamera auf sich, hinter der plötzlich die halbe Welt her ist? Die Spuren führen von Frankfurt - mit Umwegen über Nizza, Zürich, Davos - zu einer Villa bei Vaduz, in der ein ehrenwerter Herr die Fäden zieht...

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Produktbeschreibung
Ein Hoteldetektiv wird Zeuge eines Verbrechens. Was hat Bertholdy mit dem Mord auf dem Eisernern Stag zu tun? Warum verschwindet Lydia Haffner so schnell aus der Stadt? Was hat es mit der Kamera auf sich, hinter der plötzlich die halbe Welt her ist? Die Spuren führen von Frankfurt - mit Umwegen über Nizza, Zürich, Davos - zu einer Villa bei Vaduz, in der ein ehrenwerter Herr die Fäden zieht...
Autorenporträt
Bauer, Dieter
Dieter Bauer, geboren 1931 in Baden-Baden, war viele Jahre in der internationalen Hotellerie tätig. Gut 40 Jahre lang war er in der Hotelkette Steigenberger beschäftigt, war für Expansion, Architektur und Innenarchitektur verantwortlich und auf der ganzen Welt zu Hause. Er bereiste zahlreiche Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas. Seit 1951 lebt Dieter Bauer in Frankfurt, in dessen "Grand Hotel" sein Protagonist Bertholdy als Hoteldetektiv tätig ist. Mit seinem ersten Roman, im Alter von 82 Jahren, hat er sich nun einen Jugendtraum erfüllt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2013

Von jetzt an anders

Der Frankfurter Autor Dieter Bauer hat seinen ersten Roman geschrieben. Menschen im Hotel spielen darin eine Rolle, gute Küche - und ein tödlicher Schusswechsel auf dem Eisernen Steg. An der Fortsetzung arbeitet Bauer bereits. Darin erlebt sein Held, ein Hoteldetektiv, eine Liebesgeschichte.

Von Florian Balke

Wer nach der Lektüre von Dieter Bauers Roman noch etwas kochen will, ertappt sich beim Wunsch, den Einkauf in anderen Läden zu erledigen als sonst. Die Geschäfte in Sachsenhausen, die Bauer auf den ersten Seiten von "Johannes Bertholdys Weg über den Eisernen Steg" schildert, bieten das, was der Supermarkt an der Ecke abends auf dem Heimweg von der Arbeit vermissen lässt - gute Ware und kenntnisreiche Beratung, Ladeninhaber, die noch selbst an der Kasse stehen, ihre Kunden kennen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Die Bäckerei Hanss in der Brückenstraße, die Metzgerei Bumb in der Textorstraße, die Gärtnerei und der Gemüseladen der Familie Rappelt auf halber Höhe des Sachsenhäuser Bergs - bei ihnen kauft Bertholdy, Bauers eingeschränkt heldischer Held, die Zutaten für ein höchst appetitanregendes Abendessen. Auf nach Sachsenhausen also, wie der ehemalige Polizist, der für die Sicherheit in Frankfurts schönstem Hotel zuständig ist, sich an den Wochenenden aber regelmäßig mit seiner Kollegin und Freundin Lydia trifft, um in aller Ruhe ein großes Menü zu kochen. Mit Scampi in Schnittlauchvinaigette von Marianne Kaltenbach, einer Kartoffelsuppe von Anton Mosimann und einem Gewürznelken-Soufflé von Heinz Winkler.

Ihre Rezepte gibt es wirklich, die Kochbücher aus den achtziger Jahren, in denen Bertholdy sie nachschlägt, gibt es ebenfalls, Bauer besitzt sie. Auch sonst hat einiges in seinem Roman ein Pendant in der Wirklichkeit, Bertholdys "Grand Hotel" zum Beispiel, in dem der "Frankfurter Hof" unschwer zu erkennen ist. Bauer kennt ihn besser als die meisten, schließlich gehörte er bis 1991 dem Vorstand der Steigenberger AG an, ehe er sich mit sechzig Jahren als Berater selbständig machte. Zuvor hatte er die Idee für die Einrichtung der Autorenbar, für die ihm die gesamte, nicht nur deutsche Buchbranche zu danken hat - wo sonst ließen sich während der Buchmesse solche Gespräche führen und solche Geschäfte machen. Aber auch, wer den "Frankfurter Hof" nur als Besucher kennt, zu Messezeiten oder rund um das Jahr, erkennt sie wieder, Bauers Romanfiguren, in denen er einigen Angestellten des Hotels kleine Denkmäler gesetzt hat - Ömer Gezer, den Herrn der Autorenbar, Patrick Bittner, den Chefkoch im Restaurant Français, und Jürgen Carl, der auch hier Concierge ist, aber Herr Carolus heißt. Die Tarnung ist durchsichtig, Bauers Gruß an alte Freunde leicht zu entschlüsseln.

Nur Mario, den alten Oberkellner, der sich im Laufe des Buches zunehmend als zweiter Erzähler einschaltet, um Bertholdys trockene Hoteldetektivsicht mit etwas neapolitanischer Emotion zu korrigieren, hat Bauer hinzuerfunden. Aber auch er hat ein reales Vorbild in einem Oberkellner, den Bauer nach dem Krieg in Düsseldorf kennenlernte. Nun, wo sein Buch erschienen ist, wundert er sich darüber, wie viele Details aus seinem eigenen Leben er in den Roman aufgenommen hat. Er fürchtet, es sei das mangelnde Vertrauen des Debütautors in die eigene Vorstellungskraft. Aber viele erste Romane räumen den Lebensstoff des Verfassers aus dem Weg, ehe es auf ganz neuen Pfaden weitergehen kann. Bauers Roman, vor wenigen Wochen bei Weissbooks erschienen, ist zudem nicht sein erstes Buch. Das war "Hindenburg, die Generalin und ich", eine Sammlung von Erzählungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, die der 1931 in Baden-Baden zur Welt gekommene Autor vor einigen Jahren veröffentlicht hat. Sie war sehr viel deutlicher autobiographisch geprägt, mit Rückblicken auf eine großbürgerliche Kindheit, Verbrechen unter deutscher Besatzung in Osteuropa und den Neubeginn der Hotellerie zwischen Ruinen und dem Versuch der fünfziger Jahre, Weltläufigkeit und Heimeligkeit zugleich auszustrahlen. Als Fingerübungen sieht Bauer diese Erinnerungen heute, aber sie zeigen schon denselben Stil, der nun auch die besten Momente seines Romans auszeichnet, geprägt von einem überaus ruhigen, langsamen, reich entwickelten Satzbau, der sich, als Ausdruck von Bauers stetem, freundlichem Interesse an den Menschen, Zeit nimmt für die Figuren der Handlung. Im "Weg über den Eisernen Steg" kommt etwas anderes hinzu, das diesem Stil entgegensteht - der Krimi.

Gegen seinen Willen wird Bertholdy in ein Verbrechen hineingezogen. Am Januarabend des Jahres 2000, mit dem der Roman beginnt, erhält er den Anruf eines alten Freundes, der ihn bittet, sich mit ihm auf dem Eisernen Steg zu treffen, er benötige seine Hilfe. Als Bertholdy mitten in der Nacht auf der verschneiten Brücke eintrifft, wird er Zeuge eines Schusswechsels, bei dem sein Freund ums Leben kommt und er selbst dessen Mörder erschießt. Von da an zeigt sich, dass sich in seinem Leben nur wenig so verhielt, wie er angenommen hatte. Und aus dem Roman über ein Waffengeschäft, an dem Politiker und Geschäftsleute aus Deutschland, der Schweiz und Afrika beteiligt sind, wird ein Detektivroman mit einem ganz besonderen Dreh.

So wie der Krimi sich als Gattung besonders gut dazu eignet, die Opfer seiner Verbrechenshandlungen mit immer neuen unangenehmen Wendungen zu überraschen, so verweigert sich Bertholdy diesem Genregesetz und überrascht im Laufe des Buches mehrfach sich selbst, seine Freunde und Leser. Zwar will er zusammen mit den Strafverfolgungsbehörden durchaus herausfinden, was auf dem Eisernen Steg passiert ist und hat dabei auch einigen Erfolg. Aber das ist nur das äußere Leben, dem das innere nicht entspricht. Irgendwann hat das schwer durchschaubare Dickicht der Verbrechenshandlung ihn so weit, dass er seinerseits zur Waffe greifen und die Dealer bei einer Versammlung in einem Tessiner Jagdhaus erschießen will. Vor der Lynchjustiz bewahrt ihn nur eine unvorhergesehene Wendung im Umgang der Verbrecher untereinander, was Bertholdy die Gelegenheit zur Erkenntnis gibt, dass er das Leben, das ihn an den Punkt gebracht hat, an dem er sich nun befindet, noch satter hat als gedacht. Der Mann, für den der Weg über den Eisernen Steg zunächst nur den Nachhauseweg von der Arbeit bezeichnete, überschreitet nun auch eine symbolische Grenze, nimmt Abschied von seinen Freunden und lässt sein bisheriges Dasein hinter sich.

Das Überraschende, das Bauer Bertholdy zustoßen lässt, ist für ihn dabei auch die wichtigste Eigenschaft des Schreibens selbst - alles kann immer anders kommen als gedacht, kann jederzeit anders gemacht werden als geplant. Bauer, der Handlung und Charaktere gerne nachts umreißt, sie bis zur Niederschrift im Kopf hat und für seine wichtigsten Figuren Zeittafeln mit den Ereignissen ihres gesamten Lebens angelegt hat, freut sich auf die Augenblicke, in denen die Absicht endet und etwas anderes übernimmt: "Auf einmal tut eine Person Sachen, die man nie eingeplant hatte." Weil er erst so spät zum Schreiben gekommen ist, von dem er lange geträumt hat, nimmt er jeden Moment dieser Art als Bestätigung und Ermutigung, dass das Schreiben es ernst meint mit ihm. "Es macht unglaublich glücklich, drei gute Seiten geschrieben zu haben, die auch nach vierzehn Tagen gut sind."

Was Bauer besonders freut, ist die Tatsache, dass er mit dem Verfassen der Fortsetzung schon begonnen hat. 140 Seiten sind fertig. Und die Ideen für den zweiten Band waren da, bevor es für den ersten einen Verlag gab. Zwar hatte es schon früh danach ausgesehen, als komme der Roman bei Weissbooks heraus. Dann aber geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten und Bauers Verleger Rainer Weiss und Anya Schutzbach gaben ihm den schon unterzeichneten Vertrag zurück. Zwischendurch hatte Piper Interesse, aber als Weiss sich bei Bauer mit der Nachricht meldete, es gehe dem Verlag nach einer Änderung der Gesellschafterstruktur wieder besser, hat er gerne zugesagt. Er fühlt sich bei Weissbooks zu Hause. Und ist den Verlegern dankbar: "Ein 82 Jahre alter Anfänger - da muss man schon sehr risikobereit sein." Aber das Interesse an seinem Roman ist da: Sieben Lesungen hat Bauer in den nächsten Wochen in Frankfurt und Umgebung. "Ich bin der glücklichste Mensch - ich finde Leser."

Und einen neuen Zugang zur Phantasie. "Ich habe schon immer gerne Geschichten erzählt." Jetzt kommt die stete Kunstarbeit an der schriftlichen Form hinzu, die einem alten Drang Bauers nach Veränderungen auch im eigenen Leben entspricht. "Um zu schreiben, muss man die Welt verlassen." Muss sich zurückziehen aus dem Gewohnten, sich auf die Arbeit konzentrieren, auf das, was man mit dem Stoff machen will, auf sich selbst. Da geht es Bauer wie seinem Hoteldetektiv, den er auf Erkundungsreise in ein neues Leben schickt. In der Fortsetzung hält Bertholdy sich an seinen Plan, alles ganz anders zu machen, und taucht in New York wieder auf. Dort soll er sich von den Krimielementen in seinem Leben etwas erholen können, sagt Bauer. "Es wird ein Liebesroman."

Dieter Bauer, "Johannes Bertholdys Weg über den Eisernen Steg", 320 Seiten, Weissbooks, Frankfurt 2013, 19,90 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Dieter Bauer beschreibt in seinem Frankfurt-Krimi die kleinen Läden des Viertels Sachsenhausen so genau und wohlwollend, dass Sylvia Staude ihn ein wenig im Verdacht hat, Schleichwerbung zu betreiben, immerhin, so frankfurterisch war wohl noch kein Krimi, vermutet die Rezensentin. Sein Protagonist Bertholdy ist Hausdetektiv in einem großen Frankfurter Hotel, Hobbykoch und Feinschmecker. Eines Tages kontaktiert in ein ehemaliger Freund, Andreas, weil er sich in Lebensgefahr wähnt, und tatsächlich, als sie sich auf dem Eisernen Steg, der berühmten Fußgängerbrücke über den Main, treffen, wird Andreas erschossen und Bertholdy nimmt auf eigene Faust die Ermittlungen auf, fasst Staude zusammen. Das Buch ist ordentlich, aber unauffällig geschrieben, wer sich für Krimis mit Lokalkolorit begeistern kann, wird auf seine Kosten kommen, verspricht die Rezensentin.

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