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Sie waren schön, exzentrisch und vernarrt in Hitler. Aber als Nancy sie in diesem Roman parodiert hatte, redeten ihre Schwestern kein Wort mehr mit ihr. Nancy Mitfords legendärer Schlüsselroman erstmals auf Deutsch. Chalford, eine idyllische Kleinstadt in den 30er Jahren. Eugenia, hoffnungsvolle Erbin des Malmain-Anwesens, macht ihrer Großmutter Kummer. Seit sie ihren treuen Begleiter "Reichshund" ruft, auf Regentonnen vor gelangweilten Hausfrauen faschistische Parolen skandiert und ihre Freunde mit erhobenem Arm begrüßt, fürchtet die Großmutter um den Frieden in ihrem Haus. Erst als zwei…mehr

Produktbeschreibung
Sie waren schön, exzentrisch und vernarrt in Hitler. Aber als Nancy sie in diesem Roman parodiert hatte, redeten ihre Schwestern kein Wort mehr mit ihr. Nancy Mitfords legendärer Schlüsselroman erstmals auf Deutsch.
Chalford, eine idyllische Kleinstadt in den 30er Jahren. Eugenia, hoffnungsvolle Erbin des Malmain-Anwesens, macht ihrer Großmutter Kummer. Seit sie ihren treuen Begleiter "Reichshund" ruft, auf Regentonnen vor gelangweilten Hausfrauen faschistische Parolen skandiert und ihre Freunde
mit erhobenem Arm begrüßt, fürchtet die Großmutter um den Frieden in ihrem Haus. Erst als zwei junge Männer aus der Stadt mit ausgezeichneten Manieren auftauchen, schöpft sie Hoffnung. Oder sind Jasper und Noel nur auf eine Mitgift aus?
Während der Regen unaufhörlich auf Chalford niederprasselt, erlebt das Städtchen seine glanzvollste Zeit: es wird zum Schauplatz von Liebe und Leidenschaft, Geld und Betrug, Politik und Weltgeschehen. Ein herrliches Theater!
Autorenporträt
Nancy Mitford, die spitzzüngige Chronistin der englischen Adelsgesellschaft, wurde 1904 als älteste Tochter des Barons von Redesdale geboren. Während ihre fünf Schwestern vor allem durch ihren Lebenswandel für Skandale sorgten, (so sagt man Unity Mitford eine Affäre mit Hitler nach, während Jessica als Kommunistin im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte) versetzte Nancy die Upper Class durch ihre boshaften literarischen Portraits in Aufregung. Sie schrieb ihren ersten Roman 1931, während ihrer Verlobungszeit mit dem homosexuellen St.Clair Erskine. Als dieser nicht zu einer Heirat zu bewegen war, trat sie zwei Jahre später mit dem Diplomatensohn Peter Rodd vor den Traualtar. Während des Zweiten Weltkriegs leitete sie ein Buchhandlung in London und lernte so Colonel Gaston Palewski kennen, der sich als Vertrauter Charles de Gaulles im englischen Exil befand. Sie folgte ihm 1946 nach Paris, verbrachte den Rest ihres Lebens in Frankreich und starb 1973 in Versailles an Leukämie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2011

Bitterböses Zitronensoufflé

Eine politisch verirrte Erbin, zwei Mitgiftjäger und großer Familienkrach: Nancy Mitfords "Landpartie mit drei Damen" bietet beste britische Unterhaltung.

Von Felicitas von Lovenberg

Was tut ein hochwohlgeborener Junggeselle, der zu wenig Geld und zu viel Zeit hat? Er macht sich auf die Suche nach einer unbewachten und einigermaßen ansehnlichen Erbin, die er mitsamt ihres Vermögens heiraten kann. Da dieser Plan nicht ganz neu ist, kann es vorkommen, dass der junge Mann Konkurrenz bekommt, nachdem er eine Kandidatin passenden Kalibers ausgeguckt hat. Und so machen sich Noel und Jasper eines schönen Morgens Anfang der dreißiger Jahre gemeinsam im Erster-Klasse-Abteil von London-Paddington ins Dorf Chalford auf, um Eugenia Malmains zu erobern.

Als sie eintreffen, steht die angeblich reichste Erbin Englands gerade auf einem umgedrehten Waschzuber und schwingt vor einer Handvoll matter Bauern fanatische politische Reden. Wie sich herausstellt, ist Eugenia Anhängerin des Union Jack Movement, glühende Bewunderin von Captain Jack, dem Gründer der Sozialunionistischen Bewegung und Führer der Union Jackshirts, grüßt Genossen mit ausgestrecktem Arm, ruft ihre riesige Bulldogge "Reichshund" und kurvt ausschließlich auf einem Pferd namens Vivian Jackson und ohne Sattel und Zaumzeug durch die Gegend. Doch statt angesichts dieser heillosen Ausgangssituation ihre Mitgiftjagd für beendet und Eugenia für plemplem zu erklären, sich im Gasthof "Jolly Roger" noch einen Drink zu genehmigen und sich dann schleunigst zurück nach London zu verdrücken, beschließen Noel und Jasper, eine Weile in Chalford zu bleiben und das Spektakel mitzumachen.

Lesern von "Wigs on the Green" dürfte schon bald nach dem Erscheinen des Romans im Jahr 1935 angesichts der politischen Entwicklung das Lachen im Halse steckengeblieben sein. Einer indes blieb es besonders hartnäckig stecken: Diana Mitford. Zwar war sie als jüngere Schwester der angehenden Schriftstellerin Nancy deren Spott und Scharfzüngigkeit durchaus gewohnt, aber hier wurde nicht nur ihrer beider Schwester, nämlich die Hitler-Anhängerin Unity vorgeführt, sondern vor allem sah Diana ihren Geliebten Oswald Mosley, Führer der britischen Faschisten und "Blackshirts", der Lächerlichkeit preisgegeben. Damit war der Mitford-Code, dass nichts so wichtig sei, als dass man darüber nicht lachen könne, außer Kraft gesetzt. Bis Kriegsende sprach Diana kein Wort mehr mit ihrer Schwester; auch später, verstärkt noch durch Unitys Selbstmordversuch beim Kriegsausbruch zwischen Deutschland und Großbritannien, blieb der Roman zwischen den Schwestern ein wunder Punkt, so dass Nancy Mitford ihr Veto einlegte, als ihr Verlag in den fünfziger Jahren, da die Autorin dank "The Pursuit of Love" (1945, Englische Liebschaften) und "Love in a Cold Climate" (1949, Liebe unter kaltem Himmel) Bestsellerstatus hatte, neben "Highland Flying" und "Christmas Pudding" auch diesen dritten ihrer frühen Romane neu auflegen wollte. Faschismus sei kein Thema, dem man noch mit Humor beikommen könne, ließ sie wissen, und so geriet das Werk in Vergessenheit - bis jetzt. Im vergangenen Jahr wurde "Wigs on the Green" in Großbritannien wiederveröffentlicht, und in "Landpartie mit drei Damen" liegt nun auch eine glänzend aufgelegte deutsche Übersetzung von Matthias Fienbork vor.

Die genüssliche Verhohnepipelung der Jungfaschistin und ihres politischen Idols ist der einzig halbwegs ernsthafte Aspekt dieses köstlichen Zitronensoufflés von einem Buch, das beim ersten prüfenden Gabelstich in sich zusammensackt wie ein Luftballon. Es ist ein aufgekratztes, überdrehtes und bei strenger Betrachtung etwas zu langes Gesellschaftsstück der Zeit, ungefähr so realistisch wie die Werke des Humoristen P. G. Wodehouse und in seinen besten Momenten annähernd so komisch wie diese. Denn bald schon ist Eugenia, mehr Kind als Heiratskandidatin, auf den Seitenstreifen der Handlung verbannt, während Noel und Jasper in Chalford weitere, gänzlich unerwartete und erfreulich ergiebige Damenbekanntschaften schließen. Dazu wird ein großes Theater aufgeführt, in dem Ehemänner betrogen, Hochzeiten abgesagt, kleine und größere Lügen aufgetischt und wieder abgetragen werden. Ein skurriler Nebenschauplatz ist Peersmont, die Irrenanstalt für verrückte Lords, die hier einen Tagesablauf haben wie im Oberhaus und kaum bemerken, dass sie nicht tatsächlich dort sind. Wie Jaspers dort einquartierter Onkel, der Herzog von Driburgh, recht luzide bemerkt: "Gentlemen sollten in die Politik gehen und das Land regieren. Das ist ohnehin das Einzige, was sie können."

Solche Sprüche und Sottisen waren das Element von Nancy, der ältesten der sechs legendären Mitford-Girls, der ihre exzentrische Familie den Stoff für ihre unsterblichen Romane lieferte. Sie selbst war eine Romantikerin, die persönliche Enttäuschungen mit Schlagfertigkeit zu kaschieren wusste. Nach der gescheiterten Ehe mit dem verwöhnten Diplomatensohn Peter Rodd, dem sie hier in Gestalt des Schürzenjägers Jasper ein zweifelhaftes Denkmal gesetzt hat, verfiel sie einem französischen Oberst, der in wechselnder Gestalt durch ihre nicht mehr ganz so bekannten, doch unbedingt lohnenden späteren Romane wie "Don't tell Alfred" und "The Blessing" geistert. Leider ist seit langem keines dieser geistreichen und schmissigen Werke auf Deutsch lieferbar. Hoffentlich ist "Landpartie mit drei Damen" nun der Auftakt zu einer ausführlichen Wiederentdeckung Nancy Mitfords.

Nancy Mitford: "Landpartie mit drei Damen". Roman.

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Nachwort von Charlotte Mosley. Graf Verlag, München 2011. 240 S., geb., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.01.2012

Auf den Reichshund
gekommen
Nancy Mitfords blumige Nazisatire
von 1935 erstmals auf Deutsch
Hat was, dieses Psychiatriekonzept: Hinter hohen Mauern verborgen, von Bäumen umgeben, steht irgendwo in der englischen Provinz ein originalgetreuer Nachbau der Houses of Parliament. Die Lords und Herzöge, die sich hier hitzige Wortgefechte liefern, sind allesamt Insassen einer geschlossenen Anstalt. Mit Begeisterung gehen sie endlich einer standesgemäßen Beschäftigung nach – und ihren Angehörigen nicht weiter auf die Nerven. Manche Debatte dort ist vermutlich von der wirklichen Politik kaum zu unterscheiden.
Diese geschlossene parlamentarische Anstalt stammt aus dem Roman „Landpartie mit drei Damen“ von Nancy Mitford, eine Persiflage im Blümchengewand betulicher Oberschichtunterhaltung. 1935 erschienen, nimmt sie, neben den üblichen Liebesverwicklungen, auch den aufhaltsamen Aufstieg der Nazi-Partei „British Union of Fascists“, kurz BUF, aufs Korn. Mit treffsicherem Humor schildert Mitford, wie das Provinzkaff Chalford einen Sommer lang unverhofft zum Zentrum aristokratischen Society-Geplänkels wird, inklusive großer Gefühle und geplatzter Hochzeiten. An vorderster Front dabei sind Eugenia, die lokale Faschistenführerin und reiche Erbin in spe, sowie ihr Hund, der auf den schönen Namen „Reichshund“ hört.
Die Szene in der Psychiatrie, eigentlich nur ein Seitenstrang der Geschichte spiegelt die ambivalente Haltung der Autorin wider. Dass sie als Spitze gegen das britische Parlament gelesen wird, ist durchaus gewollt, denn hier schreibt keine geradlinige Demokratin. Die Autorin war in deren Frühphase sogar kurzzeitig Mitglied der faschistischen Partei. Das hatte vor allem familiäre Gründe, ihre Schwester Diana war glühende Anhängerin, Geliebte und später Ehefrau des BUF-Anführers Oswald Mosley, schreibt die Journalistin Charlotte Mosley in ihrem Nachwort. Sie ist Dianas Schwiegertochter und Herausgeberin der Briefwechsel zwischen den sechs legendären Mitford-Schwestern. Doch für Nancy Mitford gab es auch durchaus politische Anknüpfungspunkte zur BUF. Auch sie hielt die westlichen Gesellschaften für völlig degeneriert, und ihr Spott ergießt sich im Roman zu fast gleichen Teilen über Faschisten wie Pazifisten.
1951 hatte die Autorin eine Neuauflage des Buches abgelehnt: „Es ist zu viel passiert, als dass man Nazi-Witze komisch oder nicht völlig geschmacklos finden könnte, es geht nicht mehr“, begründete sie damals ihre Entscheidung. So kurz nach der Shoa und dem Zweitem Weltkrieg wäre das schlicht verharmlosend gewesen. Heute empfiehlt es sich, den Roman, der nun erstmals auf Deutsch erschienen ist, in Verbindung mit Charlotte Mosleys gesellschaftshistorischer Einordnung als Zeitdokument zu lesen. Mitfords muntere Plaudereien zeigen in naiver Ehrlichkeit, wie viele offene Flanken das Denken selbst relativ aufgeklärter Zeitgenossen zur Ideologie von Oswald Mosley, beziehungsweise dessen Vorbildern Mussolini und Hitler aufwies.
Mosley heißt im Roman Captain Jack, seine Anhänger, die martialisch in Schwarz gekleideten Blackshirts, werden bei Mitford zu den karnevalesk anmutenden Union Jackshirts. Eugenia gelingt es, diese Union Jackshirts zum Zweck der politischen Agitation in ein Historienspiel über George III. einzubinden, dem Höhepunkt ihrer Gartenparty. Das Spektakel entgleist und endet in einer blutigen Schlägerei zwischen Pazifisten und Faschisten. Das Publikum hält dies jedoch für eine besonders wirklichkeitsnahe Schlachtendarstellung – man vermutet, es gehe um Waterloo – und klatscht begeistert Beifall. Mitford kennt ihre Pappenheimer und die menschliche Fähigkeit, das allzu Verstörende auszublenden.
CORNELIA FIEDLER
NANCY MITFORD: Landpartie mit drei Damen. Roman. Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Mit einem Nachwort von Charlotte Mosley. Graf Verlag, München 2011. 256 Seiten, 16,99 Euro.
Nach dem Krieg lehnte die
Autorin eine Neuauflage ab:
das Buch wirke verharmlosend
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine "blumige Nazisatire" erblickt Rezensentin Cornelia Fiedler in Nancy Mitfords Roman "Landpartie mit drei Damen" von 1935, der jetzt erstmals auf Deutsch vorliegt. Sie attestiert der Autorin, die Ereignisse in einem englischen Provinznest, das von der Faschistentruppe um Captain Jack aufgemischt wird, mit viel Witz zu schildern. Allerdings scheint ihr Mitford keine reine Demokratin, ergießt sie ihren Spott doch auf Faschisten, Demokraten und Pazifisten fast in gleicher Weise. Mit Lob bedenkt die Rezensentin Charlotte Mosleys Nachwort, das den Roman gesellschaftshistorisch eingeordnet und als Zeitdokument verständlich macht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Dieser ungeheuer komische Roman, manchmal ist er ungeheuerlich." Christine Richard Basler Zeitung 20120603