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Eine "Kameradschaft München" unter Führung des Neonazis Martin Wiese plant im Herbst 2003 Sprengstoff-Anschläge gegen jüdische Einrichtungen, die gerade noch rechtzeitig von der Polizei verhindert werden können. In Overath begeht ein ehemaliger Söldner mit Kameradschaftsanbindung einen Dreifachmord. Bei einer Razzia Ende Oktober 2003 werden Mitglieder einer militanten Kameradschaft mit engen Kontakten ins Rocker- und Rotlichtmilieu verhaftet und zahlreiche Waffen sichergestellt.
Nur schlaglichtartig wird in der Öffentlichkeit deutlich, daß sich die rechte Szene in Deutschland nahezu
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Produktbeschreibung
Eine "Kameradschaft München" unter Führung des Neonazis Martin Wiese plant im Herbst 2003 Sprengstoff-Anschläge gegen jüdische Einrichtungen, die gerade noch rechtzeitig von der Polizei verhindert werden können. In Overath begeht ein ehemaliger Söldner mit Kameradschaftsanbindung einen Dreifachmord. Bei einer Razzia Ende Oktober 2003 werden Mitglieder einer militanten Kameradschaft mit engen Kontakten ins Rocker- und Rotlichtmilieu verhaftet und zahlreiche Waffen sichergestellt.

Nur schlaglichtartig wird in der Öffentlichkeit deutlich, daß sich die rechte Szene in Deutschland nahezu unbemerkt umstrukturiert hat. Während die Zahl der NPD-Anhänger erkennbar zurückgeht, erhalten die autonom agierenden "Freien Kameradschaften" beständig Zulauf. Mit ihrer Hilfe sollen "National befreite Zonen" überall in Deutschland entstehen, in denen die Nazis die eigentliche Macht ausüben.

In acht Reportagen aus dem Innern dieser Szene berichten die Autoren über die Funktionsmechanismen dieser unabhängigen Kameradschaften und ihre Vernetzung durch regionale Aktionsbüros, die Ursachen der steigenden Gewaltbereitschaft, die finanzielle Absicherung über eigene Unternehmen, die Stellung der Frauen innerhalb der Gruppen und die internationalen Kontakte. Ein Überblick zu allen Kameradschaften, ihren Mitgliederzahlen und Anführern im Anhang komplettiert diese aktuelle Bestandsaufnahme des militanten Neofaschismus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2004

Lieder der Gewalt

RECHTSEXTREME und neonationalsozialistische Gewalt erschütterte immer wieder die Bundesrepublik: Erst im Sommer 2003 gelang es den Sicherheitsbehörden, ein geplantes Sprengstoffattentat aufzudecken, das die Grundsteinlegung des jüdischen Zentrums in München verhindern sollte. Der geplante Anschlag zeigt, welches Gewaltpotential in der Szene steckt. Nun ermittelt der Generalbundesanwalt gegen die mutmaßlichen Täter, die im Verdacht stehen, eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben. Der Band "Braune Kameradschaften" widmet sich den jüngeren Veränderungen im militanten Rechtsextremismus. Nachdem deutsche Innenminister allein in den neunziger Jahren 18 Verbote gegen rechtsextreme Gruppen verhängten, zerfällt die Szene nun in kleinere Einheiten, die punktuell miteinander kooperieren. Um staatliche Zugriffe zu erschweren, bilden militante Rechtsextremisten verstärkt lockere Zusammenschlüsse - ohne Mitgliedsausweis, ohne Mitgliedsbeiträge, ohne lange Sitzungen. Die Indoktrinierung erfolgt mittlerweile weniger über mühsame Programmarbeit, sondern mehr durch rechtsextreme Rockkonzerte. Durch sogenannte Musik versuchen "Neonazis", Jugendliche anzufüttern und "politisch zu bilden" - Lieder als Mittel, um Haß und Gewalt zu säen, um Angst und Schrecken zu verbreiten, um Mord und Totschlag anzudrohen. Oft bemühen sich Rechtsextremisten inzwischen auch, mit antikapitalistischer, antiamerikanischer, PLO-naher, pazifistischer Agitation in der Friedensbewegung zu punkten und Jugendliche zu ködern. Der Band enthält seriöse Analysen, aber auch viele kühne Thesen. So stützt sich ein Beitrag unkritisch auf Studien, nach denen "mindestens 27 Prozent der Westdeutschen und sogar 41 Prozent der Ostdeutschen fremdenfeindlich eingestellt" sind: "Rechtsrocker sprechen, wenn sie rassistische Texte singen, somit einem großen Teil der deutschen Bevölkerung aus dem Herzen." Bereits die Herausgeber befinden, es existiere eine "gefährliche Verharmlosung militanter rechter Kräfte in unserer Gesellschaft". Mit solchen "Diagnosen" versucht der Band, drastischere Mittel gegen alles zu rechtfertigen, was er "rechts" nennt - ähnlich wie die "Antifa" und ihr Umfeld. Mitherausgeber Speit veröffentlicht auch bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der PDS nahesteht. (Andrea Röpke/Andreas Speit : Braune Kameradschaften. Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis. Ch. Links Verlag, Berlin 2004. 206 Seiten, 14,90 [Euro].)

HARALD BERGSDORF

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieser von Andrea Röpke und Andreas Speit herausgegebene Band enthalte einige "seriöse Analysen", lobt Harald Bergsdorf. So erfahre man etwa, dass sich Rechtsextremisten inzwischen auch bemühen, mit antikapitalistischer, antiamerikanischer, PLO-naher und pazifistischer Agitation in den Reihen der Friedensbewegung zu punkten, und Jugendliche zu ködern. Doch der Band enthalte, so schränkt der Rezensent ein, "auch viele kühne Thesen". So stütze sich ein Beitrag "unkritisch" auf Studien, nach denen mindestens 27 Prozent der Westdeutschen und 41 Prozent der Ostdeutschen fremdenfeindlich eingestellt sind. Vor allem der folgende Schluss daraus geht dem Rezensenten zu weit: "Rechtsrocker sprechen, wenn sie rassistische Texte singen, somit einem großen Teil der deutschen Bevölkerung aus dem Herzen." Bergsdorf argwöhnt, der Band versuche mit solchen Diagnosen, "drastischere Mittel gegen alles zu rechtfertigen, was er 'rechts' nennt - ähnlich wie die 'Antifa' und ihr Umfeld."

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