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Im Sommer 1999 hat der Fall eines an Gelbfieber verstorbenen Kameramannes in Deutschland großes Aufsehen erregt. Im Januar 2000 starb eine Studentin an Lassa-Fieber; ein weiterer derartiger Fall wurde drei Monate später berichtet. Alle diese Menschen hatten sich die tödliche Infektion in Afrika geholt. Dort sterben täglich Hunderte von Menschen an den genannten Krankheiten. Wer glaubt, daß wir in Europa davor sicher sind, der ist im Irrtum - ein Irrtum, der vielleicht tödlich sein kann.Seit Jahren mehren sich die Anzeichen dafür, daß das 21. Jahrhundert weltweit von der Auseinandersetzung mit…mehr

Produktbeschreibung
Im Sommer 1999 hat der Fall eines an Gelbfieber verstorbenen Kameramannes in Deutschland großes Aufsehen erregt. Im Januar 2000 starb eine Studentin an Lassa-Fieber; ein weiterer derartiger Fall wurde drei Monate später berichtet. Alle diese Menschen hatten sich die tödliche Infektion in Afrika geholt. Dort sterben täglich Hunderte von Menschen an den genannten Krankheiten. Wer glaubt, daß wir in Europa davor sicher sind, der ist im Irrtum - ein Irrtum, der vielleicht tödlich sein kann.Seit Jahren mehren sich die Anzeichen dafür, daß das 21. Jahrhundert weltweit von der Auseinandersetzung mit alten und neuen Seuchen geprägt sein wird. Dies ist vor allem eine Folge der massiven Eingriffe des Menschen in die natürliche Umwelt: intensive Landwirtschaft mit Antibiotikaeinsatz, Verstädterung, große Slums und ihre hygienischen Folgeprobleme sowie die weltweite Mobilität, die zur Ausbreitung schon besiegt geglaubter Seuchen beiträgt. Till Bastian beschreibt mit großer Sachkunde die P robleme, die auf uns zukommen, wenn wir weitermachen wie bisher. Er zeigt aber auch Möglichkeiten auf umzusteuern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2002

Keimfrei
Till Bastians Warnung
vor Seuchen und Epidemien
Als die spanischen Konquistadoren 1492 in Amerika Fuß fassten, hatten sie nicht nur Kanonen und Bibeln, sondern auch ihre heimischen Krankheitserreger dabei. Die Folgen für die Bewohner des eroberten Kontinents waren verheerend. Emmanuel Leroy Ladurie sprach von „l’unification microbielle du monde”, von der mikrobiellen Einigung der Welt durch die europäische Expansion der Frühen Neuzeit, und schärfte damit den Blick für die Wechselwirkungen zwischen humaner und Naturgeschichte. Dass Seuchen bald wieder Geschichte machen könnten, davor warnt nun auch der Arzt und Publizist Til Bastian.
„Die lautlosen Gegner” ist weniger eine Studie als ein Pamphlet, das aufrütteln will, indem es bekannte, aber verdrängte Tatsachen zu einem bedrohlichen Panorama zusammenfasst: Auch wenn der Medizin mit Hilfe von Impfstoffen und Antibiotika spektakuläre Erfolge im Kampf gegen die Erreger gelungen sind – wie etwa 1979 die Ausrottung der Pocken –, sind Krankheiten wieder weltweit auf dem Vormarsch. Und zwar nicht nur in der von Armut geprägten „Dritten Welt”, sondern dank zunehmender Mobilität auch in den entwickelten Ländern.
Cholera-Bakterien reisen in den Ballastwassertanks von Frachtschiffen, Malaria-Mücken im Gepäck von Touristen, Gelbfieber- und Lassa-Viren direkt in ihren menschlichen Wirten. Auf eine sich schnell verändernde Umwelt reagieren Mikroben mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit, profitieren sogar von Veränderungen. So ermöglicht die Erderwärmung der Anopheles-Mücke das Überleben in nördlichen Breitengraden.
Bastian stellt in übersichtlichen Kapiteln die Phänomenologie der Epidemien dar, stellt die einzelnen Seuchenporträts in den Zusammenhang eines globalen ökologischen Systems, in dem Klima, Mensch und Krankheitserreger in Wechselwirkung stehen, und zeichnet alarmierende Zukunftsperspektiven. Leider geraten diese allgemeinen Abschnitte bisweilen zum Rundumschlag gegen die Zivilisation und zu litaneiartigen Appellen an die menschliche Vernunft. Mehr Zurückhaltung hätte nicht geschadet.
Wer sich für Geschichte und Zukunft der Seuchen interessiert, sollte daher auch zu Ruffiés und Sournias Klassiker „Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit” greifen. Das Buch ist historisch fundierter und in ruhigerem Ton gehalten. Es stellt die größten Seuchenzüge von Pest bis AIDS in ihrer Geschichtsmächtigkeit vor. Die Diagnosen für Gegenwart und Zukunft fallen weniger pessimistisch aus, die Erfolge von Impfstoffen und hygienischen Maßnahmen des Staates werden kritisch gewürdigt.
Interessant ist ein Abschnitt über die Entwicklung des Krankheitsbegriffs. Zum Arzt, der sich lediglich an Symptomen orientierent, trat im 19. Jahrhundert der Bakteriologe, der jede Krankheit auf einen spezifischen Keim zurückführt. So wichtig dieser Fortschritt für die Bekämpfung der Krankheiten war, dem Wechselspiel zwischen Erreger und individuellen Immunsystemen wird eine solche Reduktion nicht gerecht. Kulturelle und räumliche Faktoren bestimmen ebenso wie die genetische Ausstattung die Resistenz eines Individuums, wobei alle Menschen, obwohl sie derselben biologischen Art angehören, unterschiedliche genetische Profile aufweisen. Dieser „genetische Polymorphismus” kann für das Individuum tödliche Konsequenzen haben – für die Art als ganze ist er ein unschätzbarer Vorteil. Die letzte Schlacht mit den Mikroben ist noch lange nicht geschlagen. CHRISTIAN JOSTMANN
TILL BASTIAN. Die lautlosen Gegner. Seuchen gefährden unsere Zukunft. Pendo, Zürich 2001. 260 Seiten, 19,90 Euro.
JACQUES RUFFIÉ / JEAN-CHARLES SOURNIA. Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit. Klett-Cotta, München Neuauflage 2000. 277 Seiten, 21,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Die letzte Schlacht mit den Mikroben ist noch lange nicht geschlagen", schreibt Rezensent Christian Jostmann, der mit Schrecken und Neugierde zwei Bücher zum Thema Seuchen und Epidemien gelesen hat, deren Autoren betonen, dass trotz der Ausrottung einiger Krankheiten wie der Pocken eine ganze Reihe von Epidemien auf dem Vormarsch sind - nicht zuletzt wegen der höheren Mobilität der Menschen. Jostmann bespricht Till Bastians "Die lautlosen Gegner" und "Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit" von Ruffie/Sournia.
Der Arzt und Publizist Till Bastian zeichnet in seinem Buch ein düsteres Bild, so der Rezensent. Bekannte, aber verdrängte Fakten würden hier zu einem bedrohlichen Panorama verdichtet. Das Buch sei eher ein Pamphlet als eine fundierte Studie, der Autor wolle vor allem eines: warnen. Vor Cholera-Bakterien, die in Ballastwassertanks von Frachtschiffen in die westliche Welt gelangen, vor Malaria-Mücken im Gepäck von Touristen und vor Gelbfieber- und Lassa-Viren in menschlichen Körpern, gruselt es Jostmann. Übersichtlich würden kapitelweise die Phänomenologien der Epidemien veranschaulicht, lobt der Rezensent, aber leider habe es sich Bastian nicht verkneifen können, "litaneiartig" Zivilisationskritik zu üben und an die menschliche Vernunft zu appellieren, kritisiert Jostmann. Da findet er den Band von Ruffie/Sournia wesentlich solider.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr