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Jeder kennt Niccol Machiavelli als Autor des "Il Principe" (1513, dt. Der Fürst), des Werks, das das politische Denken der Neuzeit geprägt hat. Machiavelli hat aber nicht nur den grundlegenden Traktat zur Fürstenerziehung verfasst, er war vor allem ein großer Patriot, der seine Heimat mehr als sein Leben geliebt hat. Er diente der Republik Florenz in den Jahren der Vertreibung der Medici, was diese ihm nie verzie-hen haben. Sein Ziel war die Überwindung der inneren und äußeren Schwächen der italienischen Staaten, um sein Heimatland in neuem Glanz zu sehen. Viroli schildert das bewegte Leben…mehr

Produktbeschreibung
Jeder kennt Niccol Machiavelli als Autor des "Il Principe" (1513, dt. Der Fürst), des Werks, das das politische Denken der Neuzeit geprägt hat. Machiavelli hat aber nicht nur den grundlegenden Traktat zur Fürstenerziehung verfasst, er war vor allem ein großer Patriot, der seine Heimat mehr als sein Leben geliebt hat. Er diente der Republik Florenz in den Jahren der Vertreibung der Medici, was diese ihm nie verzie-hen haben. Sein Ziel war die Überwindung der inneren und äußeren Schwächen der italienischen Staaten, um sein Heimatland in neuem Glanz zu sehen. Viroli schildert das bewegte Leben Machiavellis mit meisterlicher Erzählkunst: die Begegnungen mit den Mächtigen, Freundschaften, Amouren, Reisen, Siege und Niederlagen. Zugleich lernen wir das Florenz der Medici kennen und das Italien des 16. Jahrhunderts, das reich war an Umstürzen und überraschenden Entwicklungen. Eine Biographie, die Privatleben und politische Geschichte miteinander verbindet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.06.2000

Lesetipp zum Wochenende
Der Sekretär
Maurizio Viroli lässt
Machiavelli lächeln
Er war der Antityp seiner Zeit. Während die jeunesse dorée im Florenz des ausgehenden fünfzehnten Jahrhunderts mit ausgefeilter Lebenskunst ihren ererbten Reichtum verzehrte, konnte Machiavelli sagen: „Ich bin arm geboren und lernte früher entbehren als genießen. ” Seine Altersgenossen aus der Ober- und Mittelschicht übten sich gern in den schönen Künsten und schnellen Geldgeschäften. In philosophischen und finanziellen Spekulationen. Combinazione lautete das Zauberwort der Medici-Epoche, alles schien verhandelbar, käuflich. Machiavelli hingegen, den seine Freunde zeitlebens Machia riefen, war mit Straßenkindern aufgewachsen, hatte fluchen und Latrinensprüche entziffern gelernt. Auffallend oft fangen die Namen seiner Universitäten mit B an: Beize, Büro, Bordell.
Nicht selten wollten Autoren, die über Machiavelli schrieben, ihre eigene Zeit treffen. Als Nazis und Faschisten den Verfasser des „Principe” zum Zeugen ihrer verbrecherischen Politik aufriefen, behauptete René König, dass dieses Buch nicht von einem Realisten der Staatsräson, sondern einem wirren Polit-Ästheten verfasst sei und überhaupt nicht für die Politik tauge. Und Valeriu Marcu legte den beklemmende Vergleich zwischen Machiavellis arglosem Florenz und der naiven Weimarer Republik nahe, die es beide versäumt hatten, ihre Freiheit mit Waffen zu sichern. Wen will nun wohl Viroli treffen mit seiner Biografie des florentinischen Machtanalytikers oder zumindest warnen vor der Brüchigkeit zeitgenössischer Verhältnisse? Die von Sieg zu Sieg eilenden Börsianer? Die Freunde des verspielten „Anything goes”? Oder sonst eine Toscana-Fraktion?
Niccolòs Lächeln hat es Viroli besonders angetan. Lange galt es als Maske eines Zynikers und schien sich ganz und gar dem Bild jenes eiskalten Denkers einzupassen, der es mit Tyrannen und Blutsäufern vom Schlage Borgias hielt. Wie ein Leitmotiv erstrahlt sein Lächeln in diesem Buch wieder und wieder, selbst wenn Machiavelli unter der Folter und in einer stinkenden Gefängniszelle gezeigt wird. Noch dem Tod soll er furchtlos dieses fadendünne Lächeln dargeboten haben, „weil er weder den Menschen noch der Göttin Fortuna die Genugtuung gönnte, ihn weinen zu sehen”. Im Lächeln entdeckt Viroli einen anderen als den von seinen Feinden so häufig beschworenen dumpf rationalistischen, phantasielosen, bürokratischen Machiavelli: einen ins Leben verliebten, sinnlichen, genießerischen und vor allem egalitär gesinnten Mann; denn lachen könne man nur unter Freien und Gleichen, weder mit Herren, noch Sklaven.
Maurizio Viroli, Jahrgang 1952 und in Princeton lehrender Politikwissenschaftler, ist der Glücksfall eines Forschers, der seinen Stoff auch zu erzählen weiß. Außerdem dürfte er der einzige neuere Machiavelli-Biograf sein, der so ausdauernd und vergnügt in den Amouren seines Helden schwelgt und diesen seitenweise beim schriftlichen Nachkosten seiner Liebesabenteuer zitiert. So viel kann immerhin verraten werden: Sie sind nicht in der Sprache der „Discorsi” geschildert.
Und ganz nebenbei entwirft Viroli in seinem Buch den Begriff des Politischen, wie Machiavelli ihn als Erster geprägt hat. Politik entspringt für diesen Renaissance-Denker nicht mehr den Herzen und Hirnen weiser, von Gott gelenkter Herrscher, sondern sie ist ein Produkt der Triebe und Leidenschaften. Wer Augen hat, der kann sie geradezu sehen, in den winzigen Details des Staats-Alltags genauso wie in den Täschungsmanövern großer Diplomatie. Im engeren Sinn war Machiavelli Außenpolitiker. Auf seinem Maultier reiste er kreuz und quer durch Italien, um Florenz zu vertreten. In seiner Geburtsstadt fand er im Wechsel der Zeiten Gelegenheit, Demokratie, Oligarchie und Diktatur gleichermaßen zu studieren. Er kannte den kaiserlichen wie den päpstlichen Hof.
Dennoch gelang ihm der Aufstieg nicht. Er blieb in Florenz stets „der Sekretär”, ein kleiner Beamter, der sich im Unterschied zu manchem Vorgesetzte eines jedoch leisten konnte: einen eigenen Kopf.
KURT OESTERLE
MAURIZIO VIROLI: Das Lächeln des Niccolò. Machiavelli und seine Zeit. Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann. Pendo Verlag, Zürich München 2000. 350 Seiten, 48 Mark.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Gleich zwei Autoren sind angetreten, um dem italienischen Theoretiker Niccolò Machiavelli ein menschliches Antlitz zu geben. Für Hans-Martin Lohmann ein überfälliges Anliegen, weswegen er in seiner lesenswerten Doppelrezension den beiden Autoren Viroli und Hoeges recht dankbar ist. Schließlich ist die Machiavelli-Rezeption in hohem Maße zeitgebunden gewesen und hat sich immer eher auf einen `Popanz` bezogen, als auf Machiavelli selbst, wie Lohmann überzeugend darstellt.
1) Maurizio Viroli: `Das Lä