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Produktdetails
  • Verlag: NP Buchverlag
  • Seitenzahl: 36
  • Abmessung: 11mm x 171mm x 247mm
  • Gewicht: 331g
  • ISBN-13: 9783853262825
  • ISBN-10: 3853262821
  • Artikelnr.: 12398527
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.05.2004

Wie also thront es sich bei Königen?
Ein heiter absurdes Bilderbuch
Es gibt Tätigkeiten, die sind ungewohnt und nichts Alltägliches, es sei denn man ist König. Thronen zum Beispiel. Wie also thront es sich? Oder Schreiten. Auf einem langen Teppich so rot. Oder Dinieren, an Tischen so lang, dass sie nur in Schlössern stehen können oder in einem mauerfreien, konturenlosen Reich von freier Dimension. Ist man nicht König, wird man von Königen unterwiesen. Im Krönen zum Beispiel. Gegenseitig, reihum.
Das kleine Mädchen in Thomas Hamanns verschmitztem Band Wir sind keine Mäuse weiß nun zu thronen, zu schreiten, zu dinieren und zu krönen. Das Geziefer, das es ballspielend in einem Loch (Tor?) im Reiche Grenzenlos entdeckt hat, ist wirklich keine Schar Mäuse, sondern gleich drei Könige, von ungefähr und ziemlich klein. Die Kuchen brauchen, um so groß zu werden, dass sie für das kleine Mädchen auch als große Könige gelten können und nicht als verkleidete Mäuse. Nun aber, nachdem sie von ihren Fähigkeiten abgegeben haben, lernen auch die Könige Tätigkeiten, die nichts Alltägliches sind, es sei denn man ist ein kleines Mädchen. Die Vorliebe für das Gemurmel der spannenden Geschichten. Für lange Zöpfe. Für Autoausflüge mit einem Steuerrad für jeden. Für das Schleppenschlafen.
Hamanns mit dem Romulus-Candea-Preis ausgezeichnetes Buch ist eine listige Sammlung weißer Blätter mit schwarzen Strichen darauf. Ist ein ziemlich stummes Buch mit ungemein beredten Gesten. Faszinierend karg. Eine Reihe von Szenen, große, kühle, hoheitliche Szenen oft und manchmal zugewandte, warme, intime. Den Königen, von denen man fast glauben möchte, sie seien echt, ist die Krone angewachsen, sie sind oft Monumente, Denkmale ihrer selbst, auch dann, wenn sie auf dem Kopf stehen. Oder ausgelassen sind, aber immer voller Würde. Auch das Mädchen ist, mit den noch kleinen Nichtmäusekönigen auf der Hand, fast Kolossalstatue, wirkt manchmal befremdend, neugierig, auch mal dösig.
Hamanns Strich von den drei Königen und dem kleinen Mädchen ist nur Kontur und dennoch Szenarium von großer Tiefe. Ein bisschen albern, ein bisschen frech, sehr überraschend. In ihrer minimalistischen Art entwickeln die Blätter ein skulpturhaftes Eigenleben, erzählt jedes für sich eine dichtere Geschichte als die des absurd realen Bogens, zu dem sie gebündelt werden. Hamanns Könige versammeln sich nicht zu einem Lachbuch: Sie beleben ein sehr heiteres „Sichwundernbuch” über die Geheimnisse des Banalen. Der Autor und das Niederösterreichische Pressehaus, in dessen Kinderbuchreihe Wir sind keine Mäuse erschienen ist, haben das Bändchen wohlweislich „für jedes Alter” empfohlen. Es ist ein Kinder-Erwachsenen-Buch, ein kleiner Geniestreich, der am lebendigsten wird, wenn sich die Generationen gemeinsam an die Deutung der so schlichten und so magischen Linien aus Hamanns Feder machen.
MICHAEL FRANK
THOMAS HAMANN: Wir sind keine Mäuse. Niederösterreichisches Pressehaus 2004. 36 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine Größe, den Figuren angemessen: Thomas Hamanns Buch, schreibt Michael Frank, ist eine "listige Sammlung weißer Blätter mit schwarzen Strichen darauf. Ist ein ziemlich stummes Buch mit ungemein beredten Gesten. Faszinierend karg." Und doch viel mehr als die Geschichte um die Striche herum: In der findet ein kleines Mädchen beim Spielen drei Könige, die eben keine Mäuse sind, und lässt sich von ihnen im Thronen, Schreiten und Krönen unterweisen. Die Könige nehmen ihrerseits Lektionen über Phänomene entgegen, die für sie ebenso exotisch sind: "Die Vorliebe für das Gemurmel der spannenden Geschichten. Für lange Zöpfe." Und worüber ein kleines Mädchen noch so Bescheid weiß. "Ein bisschen albern, ein bisschen frech, sehr überraschend", schreibt der begeisterte Rezensent - kein "Lachbuch", sondern ein "sehr heiteres 'Sichwundernbuch' über die Geheimnisse des Banalen". "Für jedes Alter", meint der Verlag? Fürwahr.

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