Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 2,70 €
  • Gebundenes Buch

Ja, die Liebe, gewiß. Wo hätte sie denn auch nicht ihre Finger im Spiel, vor allem, wenn's ernst wird. Was in diesen zwölf Geschichten allerdings eher selten der Fall ist, oder doch? Wie auch immer, die Liebe ist schließlich kein Sonntagsgefühl, eher etwas, was uns im Alltag steuert, auch wenn oft genug offen bleibt, wohin. Das junge Paar in der Sauna, die Eheleute im Ferienhotel, die beiden Alten, die Bordell spielen - seltsame und doch ganz alltägliche Paare sind es allemal. Es kann um Beiläufigkeiten gehen oder um Leben und Tod - Hauptsache, man nimmt die Erde wahr, auf der man unterwegs…mehr

Produktbeschreibung
Ja, die Liebe, gewiß. Wo hätte sie denn auch nicht ihre Finger im Spiel, vor allem, wenn's ernst wird. Was in diesen zwölf Geschichten allerdings eher selten der Fall ist, oder doch? Wie auch immer, die Liebe ist schließlich kein Sonntagsgefühl, eher etwas, was uns im Alltag steuert, auch wenn oft genug offen bleibt, wohin. Das junge Paar in der Sauna, die Eheleute im Ferienhotel, die beiden Alten, die Bordell spielen - seltsame und doch ganz alltägliche Paare sind es allemal. Es kann um Beiläufigkeiten gehen oder um Leben und Tod - Hauptsache, man nimmt die Erde wahr, auf der man unterwegs ist.Ein sehr eigener und ungewohnter Ton ist es, mit dem Jochen Jung seine Leser verunsichert und zugleich amüsiert, so wie er es schon in seinen Märchen in dem Buch "Ein dunkelblauer Schuhkarton" gemacht hat. So schrägt er sich stilistisch brillant durch eine Realität, die, auf phantasievolle Weise anders scheinend, eindeutig als unsere erkennbar ist
Autorenporträt
Jochen Jung, geboren 1942 in Frankfurt am Main, lebt in Salzburg. Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, seit 2000 Verleger des Jung und Jung Verlags. Ständiger Mitarbeiter der ZEIT, des Berliner Tagesspiegels, der Wiener Presse und der Salzburger Nachrichten. Bei Haymon: Ein dunkelblauer Schuhkarton. Hundert Märchen und mehr (2000), Täglich Fieber. Erzählungen (2003), Venezuela. Roman (2005) und Das süße Messer. Eine Novelle (2009). Im Herbst 2012 erschien sein neues Buch Wolkenherz. Eine Geschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2004

Viel zu früh und immer wieder
Liebeslieder: Jochen Jungs Erzählungen gehen restlos auf

Wer die Liebe als literarisches Programm annonciert, spielt mit dem Feuer. Er lockt die Erwartungsphantasie des Lesers. Was aber, wenn die ausgelegten Zündschnüre nirgendwohin führen und der aufgestachelte Leser düpiert zurückbleibt? In den zwölf Geschichten, die der Verleger Jochen Jung vorlegt, wird dieses Risiko bewußt provoziert, auch wenn der Klappentext im letzten Augenblick allzu hoch gespannte Erwartungen wieder dämpfen möchte: Die Liebe, heißt es da schon fast beschwörend, sei eben kein Sonntagsgefühl, sondern etwas, "was uns im Alltag steuert".

"Täglich Fieber", so der sprechende Titel des Erzählbandes, hat es dann aber offensichtlich weniger auf die schlichten Gefühle als auf die Demonstration bewegender Leidenschaften abgesehen. Zumindest theoretisch. Jochen Jung hat sich zwölf verschiedene Szenarien ausgedacht, in denen Paare unterschiedlichen Alters und Milieus von undefinierbaren Empfindungen heimgesucht werden. Einmal beobachten wir ein junges Paar, das sich eben entdeckt hat und in einem gemeinsamen Saunabesuch das Spiel der erotischen Blicke kultivieren will. Dann wieder begegnen wir zwei flanierenden Pensionierten, die ihre Enkel im Kinderwagen ausführen und dabei wider Erwarten aneinander Gefallen finden. Wir verfolgen die ehelichen Scharmützel eines Paares, das die Ferien auf einer griechischen Insel verbringt und den ausgeleierten Beziehungsalltag mit einem kontrollierten Seitensprung aufbricht. Oder wir sehen einem Zufallstreffen zweier Festivalbesucher zu, das im Hotelzimmer endet und mit der Anspielung auf ein Musikstück von Zemlinsky seine Fortsetzung findet.

Am geduldigsten spinnt Jung sein Thema in der Geschichte "Die Frau" aus. Mit dem Codesatz "Kann ich Ihnen helfen?" mischen sich in unterschiedlichen Episoden je andere Männer ins Leben einer einsamen jungen Frau ein und katapultieren diese mehr oder weniger energisch aus dem mädchenhaften Tiefschlaf, in dem sie bis jetzt verharrt hatte.

Gewiß, es sind ebenso spannende wie alltägliche Begebenheiten, die der Autor in "Täglich Fieber" skizziert. Warum lassen sie den Leser trotzdem ernüchtert zurück? Ist es nur die schmucklose, in manchen Passagen gar seltsam schwerfällige Sprache, die irritiert? Ist es die merkwürdige Banalität des Verlangens, die vor den Augen des Lesers zerlegt wird? Ist es die desillusionierende Gewöhnlichkeit des Objektes der Begierde, die sich plötzlich enthüllt?

In Wahrheit zeugen Jochen Jungs Geschichten geradezu exemplarisch von der Schwierigkeit des Redens über die Liebe. Sie demonstrieren die winzige, aber entscheidende Differenz zwischen dem mechanischen Schildern und dem beseelten Erzählen. Sie demonstrieren das geheimnisvolle Spannungsfeld zwischen Erfindung und Wirklichkeit. Und sie reden von den Klippen, die zwischen dem formelhaften Besprechen und dem poetisch aufgeladenen Darstellen liegen. Auch in der geschriebenen Liebe kommt es auf den feinen, undefinierbaren, irrationalen Rest an, der am Ende entscheidet, ob der Funke überspringt.

PIA REINACHER

Jochen Jung: "Täglich Fieber". Erzählungen. Haymon Verlag, Innsbruck 2003. 128 S., geb., 15,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Jochen Jungs Erzählband "Täglich Fieber" hat den "kos" zeichnenden Rezensenten ziemlich gut gefallen. Er würdigt Jung als einen genauen Beobachter, der es versteht, aus den verschiedensten Perspektiven zu schreiben. In eine Kosmetikvertreterin etwa könne sich Jung ebenso gut hineinversetzen wie in einen städtischen Busfahrer. Jungs Erzählungen - meist geht es um kleine Fluchten aus dem Alltag - zeichnen sich nach Ansicht des Rezensenten aus durch Menschenfreundlichkeit, eine "Prise Ironie", einen Blick fürs "vermeintlich Nebensächliche" und nicht zuletzt durch die "pure Lust an der feinen Nuance".

© Perlentaucher Medien GmbH